Körperverletzung und Pandemie

Alessandra Simmer

doi:10.3790/978-3-428-59327-9

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Simmer, A. (2025). Körperverletzung und Pandemie. Die Strafbarkeit der Infektion mit SARS-CoV-2 nach den §§ 223 ff. StGB. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59327-9

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Körperverletzung und Pandemie

Die Strafbarkeit der Infektion mit SARS-CoV-2 nach den §§ 223 ff. StGB

Simmer, Alessandra

Schriften zum Strafrecht, Vol. 443

(2025)

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Book Details

Publisher Name: Duncker & Humblot
ISBN: 978-3-428-59327-9
978-3-428-19327-1 (print edition)
DOI: https://doi.org/10.3790/978-3-428-59327-9
Edition: 1
Language: German
Pages: 330
Collections: D&H 2025
NBE D&H
NBE RECHT
RECHT 2025
Subjects: Criminal law: offences against the person
Infectious & contagious diseases

Pricing

Institution: € 136.00 (incl. local VAT if applicable)
Individual: € 89.90 (incl. local VAT if applicable)

Abstract

Die Untersuchung behandelt die strafrechtliche Verantwortlichkeit bei einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Infektion mit SARS-CoV-2 nach den §§ 223 ff. StGB. Der häufig milde oder symptomlose Verlauf der Infektion macht eine solche Strafbarkeit - anders als bei HIV - kompliziert. Bei fahrlässigen Delikten könnte zwar eine Verletzung von Sorgfaltspflichten - wie das Nichterkennen der Infektion - eine Strafbarkeit begründen. Das übergeordnete Kausalitätsproblem der naturwissenschaftlich kaum nachweisbaren Infektion bleibt aber bestehen. Eine Strafbarkeit ist deshalb nur im Ausnahmefall denkbar. Im Fokus steht auch die sog. »Querdenker-Bewegung«. Rechtfertigungsgründe kommen ihr nicht zugute. Im Einzelfall ist aber ein Verbotsirrtum möglich. Diese scheinbare Lücke im deutschen Strafrecht könnte durch die Schaffung eines abstrakten Gefährdungsdelikts geschlossen werden. Dem steht allerdings das Ultima-Ratio-Prinzip entgegen.»Bodily Harm in Light of the COVID-19 Pandemic. The Criminal Liability Due to the Infection with SARS-CoV-2 of another Person According to the §§ 223 ff. of the German Criminal Code«: The thesis examines the criminal liability for the infection with SARS-CoV-2 of another person according to the §§ 223 ff. of the German Criminal Code. Especially the possibility of an asymptomatic course and the burden of proving causality, only make attempted simple bodily harm a conceivable scenario. This »gap« in German criminal law can nevertheless not be filled by creating a new abstract endangerment offense due to the principle of last resort.

Section Title	Page	Action	Price
Vorwort	7
Inhaltsübersicht	9
Inhaltsverzeichnis	11
Abkürzungsverzeichnis	18
Kapitel 1: Einleitung	25
A. Zur Aktualität und Bedeutung der Thematik	25
B. Gang der Untersuchung	29
Kapitel 2: Medizinischer Hintergrund	30
A. SARS-CoV-2 und COVID-19	30
I. Erreger und Varianten	30
II. Kontagiosität, Infektiosität und Übertragungswege	33
1. Übertragungswege	33
2. Infektionsgeschehen	35
a) Allgemein	35
b) „Superspreading“ und Pandemiewellen	38
III. Klinische Symptomatik	39
1. Typischer Verlauf	39
2. Komplikationen und Hospitalisierungsrate	41
3. Phänomen „Long-COVID“ und „Post-COVID“-Syndrom	45
IV. Letalitätsrate und Untererfassung	47
V. Risikogruppen und -faktoren	50
VI. Diagnostik	52
VII. Therapie	56
B. Prophylaxe	58
I. Schutzimpfung	59
1. Schutz vor Infektion und schwerem Verlauf	60
2. Priorisierung, Zulassung und Auffrischimpfung	63
3. Impfreaktionen und Nebenwirkungen	65
4. „Herdenimmunität“	69
II. Weitere Maßnahmen zur Infektionsvermeidung	70
1. Infektionsschutzrechtliche Maßnahmen nach dem IfSG	71
2. Allgemeine und besondere Prophylaxemaßnahmen	72
C. Fazit zu Kapitel 2	74
Kapitel 3: Körperverletzungsdelikte	76
A. Vorsätzliche Körperverletzung, §§ 223, 224 StGB	76
I. Körperliche Misshandlung und Gesundheitsschädigung gem. § 223 Abs. 1 StGB	76
1. Tathandlungen – Aktives Tun oder Unterlassen	76
a) Aktives Tun	77
b) Unterlassen	77
2. Gesundheitsschädigung, § 223 Abs. 1 Alt. 2 StGB	83
a) Definition	83
b) Die Infektion mit SARS-CoV-2 als Gesundheitsschädigung	84
aa) Infektion mit leichter bis kritischer Symptomatik	84
bb) „Long-COVID“ und „Post-COVID“-Syndrom	84
cc) Infektion ohne Symptomatik	85
(1) Ausgangspunkt Aids-I und Aids-II	86
(a) Unsicherheiten im Hinblick auf den Vollendungszeitpunkt	87
(aa) Vollendungslösung nach Herzberg	88
(bb) Psychische und soziale Situation	89
(cc) Lebenslange Infektiosität	93
(dd) Tiefgreifende Veränderung des körperlichen Normalzustands	94
(b) Übertragung des Ergebnisses auf SARS-CoV-2	95
(2) Anderes Ergebnis durch die Berücksichtigung der Gefahr von Langzeitfolgen und den Begriff des Heilungsprozesses	97
c) Fazit zur Gesundheitsschädigung	101
3. Körperliche Misshandlung, § 223 Abs. 1 Alt. 1 StGB	102
a) Definition	102
b) Körperliche Misshandlung durch die Infektion mit Krankheitserregern	103
4. Fazit zur körperlichen Misshandlung und Gesundheitsschädigung	105
II. Die Qualifikationstatbestände des § 224 StGB	105
1. SARS-CoV-2 und § 224 Abs. 1 Nr. 1 StGB	106
a) Erfordernis der konkreten Gefahr einer erheblichen Gesundheitsschädigung	107
aa) Erfordernis der Erheblichkeit	107
bb) Bedeutung des Begriffs der Erheblichkeit	108
cc) Von der Schädlichkeit des Stoffes verursachter Gesundheitsschaden	111
dd) Abstraktes oder konkretes Gefährdungsdelikt?	113
b) Krankheitserreger als Gift oder anderer gesundheitsschädlicher Stoff	117
c) SARS-CoV-2 als Gift oder gesundheitsschädlicher Stoff	119
d) Beibringen i. S. d. § 224 Abs. 1 Nr. 1 StGB	123
e) Verhältnis von § 224 Abs. 1 Nr. 1 Alt. 2 und Abs. 1 Nr. 2 Alt. 2 StGB	124
f) Übertragung auf SARS-CoV-2	125
2. SARS-CoV-2 und § 224 Abs. 1 Nr. 5 StGB	128
a) Ausgangspunkt Aids-I und Aids-II	128
b) Deliktscharakter	129
c) Erfordernis eines Gefährdungserfolgs und die Gefährlichkeit der Handlung	133
d) Übertragung dieser Ergebnisse aus SARS-CoV-2	136
3. Fazit zu § 224 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 5 StGB	140
III. Naturwissenschaftlicher Nachweis im Rahmen der Kausalität	141
1. Aktives Tun	141
2. Unterlassen	144
IV. Unterlassen einer geeigneten und erforderlichen Verhinderungshandlung trotz physisch-realer und individueller Handlungsmöglichkeit und Garantenstellung	146
1. Ärzte und medizinisches Assistenzpersonal	147
a) Leiter medizinischer Einrichtungen und vergleichbare Organisationszuständigkeit	147
b) Der behandelnde Arzt bzw. die medizinische Assistenz	148
2. Arbeitgeber gegenüber Arbeitnehmern	149
a) Der Arbeitgeber als Beschützergarant	149
b) Der Arbeitgeber als Überwachergarant	150
c) Inhalt der Pflichten	150
3. Sonderverantwortlichkeit für den eigenen Körper	152
a) Ausgangspunkt	153
b) Zumutbarkeit nach Fallgruppen	155
aa) Verdachtsfall	155
(1) Krankheitsverdächtiger	155
(a) Eigenheiten der Krankheit selbst und die verfügbaren epidemiologischen Erkenntnisse bzw. Wertungen	157
(b) Art, Umfang und Zeitpunkt der Exposition	158
(c) Empfänglichkeit	160
(d) Folge	161
(2) Ansteckungsverdächtiger	161
bb) Nachgewiesene Infektion	163
4. Fazit zum Unterlassen	163
V. Objektive Zurechnung	164
1. Sozialadäquanz bzw. erlaubtes Risiko für SARS-CoV-2	165
a) Krankheit, die geradezu „in der Luft“ liegt	166
b) SARS-CoV-2 – kein Erkältungsvirus	168
c) Straffreier Raum	169
d) Fazit zur Sozialadäquanz bzw. dem erlaubten Risiko für SARS-CoV-2	170
2. Eigenverantwortliche Selbstgefährdung	171
a) Terminologie: Selbstschädigung oder -gefährdung	172
b) Selbst- oder Fremdgefährdung	173
c) Abgrenzung bei gemeinschaftlichem Handeln	174
aa) Abgrenzung bei kongruentem Wissensstand der beteiligten Personen für SARS-CoV-2	175
bb) Abgrenzung bei inkongruentem Wissensstand der beteiligten Personen für SARS-CoV-2	178
d) Eigenverantwortlichkeit der Selbstgefährdung	181
aa) Exkulpationslösung	182
bb) Einwilligungslösung	183
e) Fazit zur eigenverantwortlichen Selbstgefährdung	186
3. Fazit zur objektiven Zurechnung	187
VI. Subjektiver Tatbestand	187
1. Absicht und sicheres Wissen	188
2. Abgrenzung bedingter Vorsatz und bewusste Fahrlässigkeit	189
a) Jedes Beibringen als Erfüllung des § 224 Abs. 1 Nr. 1 StGB	189
b) Überlegungen zur Abgrenzung	190
aa) Kognitive Theorien	191
bb) Voluntative Theorien	192
cc) Lösungsansatz des BGH	194
c) Abgrenzung für § 223 Abs. 1 StGB	195
aa) Bezugspunkt des Vorsatzes bei § 223 Abs. 1 StGB	195
bb) Abgrenzung für SARS-CoV-2	196
d) Abgrenzung bzgl. § 224 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 5 StGB	200
aa) Bezugspunkt des Vorsatzes bei § 224 Abs. 1 Nr. 1 und Nr. 5 StGB	200
bb) Abgrenzung bzgl. § 224 Abs. 1 Nr. 1 StGB	201
cc) Abgrenzung bzgl. § 224 Abs. 1 Nr. 5 StGB	203
3. Tötungsvorsatz und Vorsatz bzgl. einer das Leben gefährdenden Behandlung	204
4. Fazit zum subjektiven Tatbestand	206
VII. Fazit zur vorsätzlichen Körperverletzung gem. §§ 223, 224 StGB	207
B. Fahrlässige Körperverletzung, § 229 StGB	209
I. Sorgfaltspflichtverletzung i. S. d. § 18 StGB	210
1. Objektive Sorgfaltspflicht: Erkennen der eigenen Infektion	211
a) Verpflichtungen aus Sondernormen, die eigene Infektion zu erkennen	211
aa) Testpflicht bei Rückreise nach Deutschland	212
bb) Testpflicht im Zusammenhang mit Zugangsbeschränkungen zum präventiven Infektionsschutz	213
b) Sorgfaltspflicht zum Erkennen der eigenen Infektion ohne spezialgesetzliche Normierung	214
2. Objektive Sorgfaltspflicht: Erkennen des Infizierungsrisikos bei bestehendem Wissen um die eigene Infektion	217
3. Sorgfaltspflichtverletzung ohne Testpflicht oder Symptomatik	218
a) Nachweispflicht gem. § 20a IfSG	219
b) Weitere Pflichten zum Impf- bzw. Genesenennachweis	222
c) Weitere Sorgfaltspflichten	222
II. Objektive Zurechnung – Pflichtwidrigkeitszusammenhang	224
III. Fazit zur fahrlässigen Körperverletzung	227
C. Schwere Körperverletzung und Körperverletzung mit Todesfolge, §§ 226, 227 StGB	227
D. Fazit zu Kapitel 3	229
Kapitel 4: Spezifische Aspekte des Allgemeinen Teils	231
A. Rechtswidrigkeit	231
I. Mögliche Rechtsfertigungsgründe bezüglich „Querdenkern“	231
1. Problemaufriss	231
2. Überzeugungstäter, Gewissenstäter oder Täter aus „zivilem Ungehorsam“	233
3. Begriff „Querdenker“ und Verbreitung von Verschwörungsnarrativen	235
4. „Querdenker“ als Gewissens- oder Überzeugungstäter bzw. Täter aus „zivilem Ungehorsam“	238
5. Behandlung auf Ebene der Rechtfertigung	240
a) Rechtfertigung über Art. 20 Abs. 4 GG	240
b) Rechtfertigung über § 34 StGB	241
c) Rechtfertigung über Art. 5, 8 GG	242
d) „Ziviler Ungehorsam“ als eigener Rechtfertigungsgrund	243
6. Fazit zu den möglichen Rechtfertigungsgründen bezüglich „Querdenkern“	244
II. Die einverständliche Fremdgefährdung	244
1. Zusammentreffen trotz Verstoßes gegen infektionsschutzrechtliche Maßnahmen bei bestehendem Testerfordernis	244
2. Zusammentreffen trotz Verstoßes gegen infektionsschutzrechtliche Maßnahmen ohne Testerfordernis	245
a) Einwilligung des Teilnehmenden in eine Fremdschädigung	246
aa) Der Maßstab der guten Sitten – Rechtsgutlösung	247
bb) Sittenwidrigkeit bei der Infektion mit SARS-CoV-2	248
cc) Berücksichtigung der Mitverwirklichung der §§ 73 ff. IfSG	249
b) Einwilligung des Teilnehmenden in eine Fremdgefährdung	251
aa) Vorsätzliche Körperverletzung – Einwilligung in eine Fremdgefährdung	251
bb) Fahrlässige Körperverletzung – Einwilligung in eine Fremdgefährdung	252
3. Zusammentreffen trotz Verstoßes gegen infektionsschutzrechtliche Maßnahmen ohne Krankheitsanzeichen oder Testerfordernis seitens des Täters	256
4. Fazit zur einverständlichen Fremdgefährdung	257
III. Fazit zur Rechtswidrigkeit	257
B. Schuld	258
I. Verbotsirrtum, § 17 StGB	258
1. Fehlendes Unrechtsbewusstsein	259
a) Gegenstand des Unrechtsbewusstseins	259
b) Unrechtsbewusstsein bei der Infektion mit SARS-CoV-2	261
c) Fazit	263
2. Vermeidbarkeit	263
a) Maßstab der Vermeidbarkeit	264
b) Vermeidbarkeit bei einer Infektion mit SARS-CoV-2	265
c) Fazit	267
II. Fazit zur Schuld	267
C. Fazit zu Kapitel 4	267
Kapitel 5: Möglichkeit einer Strafbarkeit neben den §§ 223 ff. StGB	269
A. Strafbarkeit de lege lata	269
I. Allgemeindelikte	269
II. Strafbarkeit nach den §§ 314 Abs. 1 Nr. 2, 330a StGB	270
III. Straftaten und Ordnungswidrigkeiten nach dem Infektionsschutzgesetz	273
1. Allgemeine Erörterungen	274
2. Verbotsirrtum im Falle eines an die Verfassungswidrigkeit der Normen glaubenden „Querdenkers“	277
a) Fehlendes Unrechtsbewusstsein	277
b) Vermeidbarkeit	280
3. Fazit	282
IV. Fazit zur Strafbarkeit de lege lata	282
B. Strafbarkeit de lege ferenda	283
I. Strafbarkeit der Verbreitung von Krankheitserregern in Österreich	283
II. Notwendigkeit eines vergleichbaren Straftatbestands in Deutschland	285
C. Fazit zu Kapitel 5	287
Kapitel 6: Zusammenfassung der Ergebnisse	289
Literaturverzeichnis	293
Internetquellenverzeichnis	316
Stichwortverzeichnis	328

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