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Der unfreiwillig abgeschlossene Prozessvergleich

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Weißberg, R. (2025). Der unfreiwillig abgeschlossene Prozessvergleich. Zum Schutz vor gerichtsseitigem »unangemessenem Vergleichsdruck« im Zivilprozess. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59433-7
Weißberg, Romina. Der unfreiwillig abgeschlossene Prozessvergleich: Zum Schutz vor gerichtsseitigem »unangemessenem Vergleichsdruck« im Zivilprozess. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59433-7
Weißberg, R (2025): Der unfreiwillig abgeschlossene Prozessvergleich: Zum Schutz vor gerichtsseitigem »unangemessenem Vergleichsdruck« im Zivilprozess, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59433-7

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Der unfreiwillig abgeschlossene Prozessvergleich

Zum Schutz vor gerichtsseitigem »unangemessenem Vergleichsdruck« im Zivilprozess

Weißberg, Romina

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 312

(2025)

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About The Author

Romina Weißberg ist in Kiew, Ukraine geboren. Sie beendete das Studium der Rechtswissenschaften an der Juristenfakultät der Universität Leipzig im Jahr 2017 und den Juristischen Vorbereitungsdienst am Landgericht Leipzig im November 2019. Vom 1. Januar 2020 bis 14. September 2024 war die Autorin Promotionsstudentin am Institut für Bank- und Kapitalmarktrecht am Lehrstuhl von Prof. Dr. Lutz Haertlein, wo sie zugleich als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäftigt war. Im Jahr 2024 war sie zudem als Rechtsanwältin bei Petersen Hardraht Pruggmayer tätig. Derzeit ist die Autorin Proberichterin am Amtsgericht Chemnitz.

Abstract

Die Untersuchung widmet sich der Konstellation des richterlicherseits ausgeübten Vergleichsdrucks. Bei dem »unangemessenen Vergleichsdruck« handelt es sich um ein in der Dogmatik hochumstrittenes, aber sehr praxisrelevantes Phänomen des deutschen Zivilprozesses. Der Prozessvergleich ist ein risikoreiches Institut. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass der Abschluss des Prozessvergleichs strukturell von der Mitwirkung des Gerichts abhängig ist. Anhand eines umfassendes Rechtsprechungsüberblicks wurde eine bestmögliche Definition des Vergleichsdrucks entwickelt. In jedem Fall ist die Ausübung von Vergleichsdruck rechtswidrig, da sie insbesondere gegen § 278 Abs. 1 ZPO verstößt. Dagegen ist die Partei weder de lege lata noch de lege ferenda ausreichend geschützt. Vorzugswürdig ist daher die Einführung des ausnahmslos geltenden Verbots der Druckausübung in einem § 278 Abs. 1 Satz 2 ZPO n.F., um einen präventiven Schutz der Partei zu gewährleisten.»The Involuntarily Concluded Court Settlement. Protection Against ›Inappropriate Settlement Pressure‹ from the Court in Civil Proceedings«: The study is dedicated to the phenomenon of »inappropriate settlement pressure«. The court settlement itself is already risky. The exercise of settlement pressure by the judge is unlawful as it affects section 278 (1) ZPO. The party is not sufficiently protected against this either de lege lata or lege ferenda. It is preferable to have a ban on the exercise of pressure in a new version of section 278 (1) sentence 2 ZPO that applies without exception in order to ensure preventive protection of the party.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
Einleitung 17
A. Problemaufriss 17
B. Zu untersuchende Prozesssituation 21
C. Gang der Untersuchung 22
§ 1 Grundlagen 24
A. Konkretisierung der zu untersuchenden prozessrechtlichen Situation 24
I. Parteien 24
1. Konfliktsituation zwischen Kläger und Beklagtem 24
2. Belastungssituation 25
3. Bedeutung der rechtsanwaltlichen Vertretung 27
4. Zusammenfassung 28
II. Gericht 29
III. Persönliche Anwesenheit in der mündlichen Verhandlung 30
IV. Ergebnis 31
B. Betrachtung der Prozesszwecke 32
I. Vorüberlegungen 32
II. Argumente für die herrschende Ansicht: „Durchsetzung subjektiver Rechte“ 34
1. Bezug zum „Sinn des Zivilprozesses“ 34
2. Gesetzliche Ausgestaltung des Zivilprozessrechts 34
III. „Wiederherstellung des gestörten Rechtsfriedens“ und „Lösung privater Konflikte“ 35
1. Wiederherstellung des gestörten Rechtsfriedens 35
2. Lösung privater Konflikte 37
3. Beziehung zu der „Durchsetzung subjektiver Rechte“ 38
IV. Materialisierung und Prozesszweck 38
1. Begriffe 39
2. Hinwendung zum „policy-implementing type” des Zivilprozessrechts 40
3. Sonstige Entformalisierung 41
4. Zwischenergebnis 41
V. Endergebnis 42
§ 2 Der Prozessvergleich 43
A. Vorüberlegungen 43
I. Einfachgesetzliches Normgerüst 43
II. Begriffsbezeichnung und Subsumtion unter § 794 Abs. 1 Nr. 1 ZPO 45
B. Analyse 46
I. Aufbau 46
II. Rechtsnatur 46
1. Bedeutung 47
2. Begriffe 47
a) Materielles Rechtsgeschäft und dessen Bestandteile 47
b) (Partei-)Prozesshandlung 48
3. Meinungsstand 49
a) Ausschließlichkeitslehren 50
aa) Materielle Theorien und Stellungnahme 50
bb) Prozessuale Theorie und Stellungnahme 51
cc) Ergebnis: Ausschließlichkeitslehren 52
b) Kombinatorische Auffassungen 52
aa) Lehre vom Doppeltatbestand bzw. „Trennungstheorie“ 52
bb) Lehre von der Doppelnatur 52
cc) Stellungnahme und Ergebnis 53
4. Fazit 54
III. Voraussetzungen 54
1. Eingrenzung 54
2. Kritik am vertretenen Aufbau von Voraussetzungen 54
3. Vorschlag zum Aufbau der Grundvoraussetzungen 55
a) „Parteien eines Rechtsstreits […] vor einem deutschen Gericht“ 56
b) Wirksame Prozesshandlung 56
aa) „Zur Beilegung des Rechtsstreits“ 56
bb) Abschlussbefugnis 57
cc) Allgemeine Prozesshandlungsvoraussetzungen 57
dd) Form 57
c) Wirksames materielles Rechtsgeschäft 58
aa) Materiellrechtlicher Vertrag 58
bb) Vertragstypische Voraussetzungen des § 779 Abs. 1 BGB 58
(1) Beseitigung von Streit oder Ungewissheit über ein Rechtsverhältnis 58
(2) Gegenseitiges Nachgeben 59
4. Zusammenfassung 60
IV. Wirkungen des Prozessvergleiches 60
V. Grundzüge zu der Unwirksamkeit 61
VI. Kostenfolgen 61
VII. Innewohnende Rechtsprinzipien 62
1. Privatautonomie 62
a) Grundzüge 62
b) Prozessvergleich als Ausprägung der Privatautonomie 64
2. Parteiherrschaft 64
VIII. Verfassungsrechtlicher Gehalt 65
C. Zusammenfassende Würdigung 66
I. Anwendungsprobleme 66
II. Beendigung des Rechtsstreits und deren Folgen 67
III. Weite der gerichtlichen Mitwirkung 70
IV. Fazit 71
D. Endergebnis 71
§ 3 Die Ausübung „unangemessenen Vergleichsdruckes“ 72
A. Grundlagen 72
I. Rückbesinnung auf die zu untersuchende Prozesssituation 72
II. Zur Rechtsprechung über den „unangemessenen Vergleichsdruck“ 73
III. Zur Untersuchung in der Literatur 74
IV. Definition des „unangemessenen Vergleichsdruckes“ 77
1. Vertretene Definitionen 77
a) Tolani 77
b) Steinberg 77
c) Ergebnis 78
2. Ursachen der unzureichenden Definitionen 78
V. Ziele und Untersuchungsvorgehen 79
B. „Unangemessener Vergleichsdruck“ in der Rechtsprechung 79
I. Normative Einkleidung 80
1. „Besorgnis der Befangenheit“ nach § 42 Abs. 2 ZPO 80
2. „Zur Abgabe der Willenserklärung […] durch widerrechtliche Drohung bestimmt“ nach §§ 123 Abs. 1 Alt. 2, 142 Abs. 1 BGB 82
3. Vergleich; Fazit 84
II. Rechtsprechungsüberblick 85
1. Vorüberlegungen 85
2. Nichtvorliegen von Vergleichsdruck 86
a) Konstellationen des Befangenheitsantrages 86
aa) OLG München, Beschl. v. 28.03.2011 – 1 W 240/11 86
bb) OLG München, Beschl. v. 06.04.2018 – 15 W 442/18 87
cc) Zusammenfassung 88
b) Konstellationen der Anfechtung 89
aa) OVG Berlin-Brandenburg, Beschl. v. 24.06.2015 – OVG 5 N 7/14 89
bb) OLG Nürnberg, Beschl. v. 09.08.2017 – 7 UF 1276/16 89
cc) OLG Hamm, Beschl. v. 07.05.2021 – 9 U 62/18 90
dd) Zusammenfassung 90
3. Vorliegen von Vergleichsdruck 91
a) Konstellationen des Befangenheitsantrages 91
aa) OLG Jena, Beschl. v. 14.11.2005 – 1 W 631/05 91
bb) OLG Köln, Beschl. v. 06.03.2019 – 20 W 1/19 92
cc) BFH, Beschl. v. 09.05.2018 – X B 143/17 93
dd) Zusammenfassung 94
b) Konstellationen der Anfechtung 95
aa) BGH, Urt. v. 06.07.1966 – I b ZR 83/64 95
bb) BAG, Urt. v. 12.05.2010 – 2 AZR 544/08 97
C. Zentrale Thematiken in der Rechtsprechung 100
I. Geschehensablauf 100
II. Objektive und subjektive Kriterien 101
III. „Richtermacht“ und „Parteiherrschaft“ 101
IV. Einordnung von „Schutzinstrumenten“ 102
D. Detailanalyse des „unangemessenen Vergleichsdruckes“ 103
I. Begriffsauslegung und Aufbau der Analyse 103
II. Richterliche Druckausübung 104
1. Definition der richterlichen Druckausübung 104
a) Objektiver Tatbestand 105
aa) Merkmale 105
bb) Darlegung im Einzelfall 107
b) Subjektiver Tatbestand 108
aa) Merkmale 108
(1) „Ob“ der Hinwirkung 108
(2) „Wie“ der Hinwirkung 109
bb) Darlegung im Einzelfall 109
c) Ergebnis 110
2. Verstoß gegen Gesetz 111
a) Verstoß gegen die ZPO 111
aa) § 128 Abs. 1 ZPO 112
(1) Gesetzeswortlaut 112
(2) Systematik 113
(3) Historie 114
(4) Sinn und Zweck 114
(5) Ergebnis 114
bb) §§ 139 Abs. 1 Satz 1 i.V.m. Abs. 2 ZPO 115
(1) Gesetzeswortlaut 115
(2) Systematik 117
(3) Historie 118
(4) Sinn und Zweck 119
(5) Ergebnis 120
cc) § 278 Abs. 1 ZPO 120
(1) Verbot des Vergleichsdruckes nach § 278 Abs. 1 ZPO 120
(a) Gesetzeswortlaut 120
(b) Systematik 122
(c) Historie 123
(d) Sinn und Zweck 125
(e) Zwischenergebnis 128
(2) Ausnahmen vom Verbot des Vergleichsdruckes 128
(a) Vertretene Ausnahmen und deren Würdigung 128
(b) (Un-)‌Zulässigkeit von Ausnahmen gem. § 278 Abs. 1 ZPO 130
(3) Endergebnis 131
dd) (Versuchte) Umgehung der §§ 300 Abs. 1, 311 ZPO 131
b) Strafbarkeit 132
c) Beeinträchtigung des Grundgesetzes 133
d) Fazit 134
3. Zweckwidrigkeit 134
a) Begriffe 135
b) Überblick über „sachfremde Erwägungen“ 135
c) Darlegung und Bedeutung 136
d) Zusammenfassung und Ergebnis 137
4. Zusammenfassung: Gerichtliche Seite 137
III. Beeinträchtigung der Parteien 138
1. Folgenbetrachtung 138
a) Phaseneinteilung 139
b) „Erste Phase“ 139
aa) Eindruck und Verdacht 140
bb) Tatsächliche Auswirkungen 140
cc) Ursächlicher Zusammenhang und Beweis 141
dd) Rechtsverletzungen 142
(1) Recht auf Menschenwürde, Art. 1 Abs. 1 Satz 1 GG 142
(2) Rechtsstaatsprinzip, Art. 2 Abs. 1 GG i.V.m. Art. 20 GG 144
(a) Vertrauensverlust 144
(b) (Allgemeiner) Justizgewähranspruch 144
(c) Grundsatz des fairen Verfahrens 145
(3) Willkürverbot, Art. 3 Abs. 1 GG 146
(4) Anspruch auf rechtliches Gehör, Art. 103 Abs. 1 GG 147
ee) Zusammenfassung: „Erste Phase“ 147
c) „Zweite Phase“ 148
aa) „Furcht“ 148
bb) Abgabe der Erklärung und Abschluss des Prozessvergleiches 148
cc) Ursächlicher Zusammenhang und Beweis 149
dd) Rechtsverletzungen 150
(1) Intensivierung einzelner Rechtsverletzungen gegenüber der „Ersten Phase“ 150
(2) Allgemeine Handlungsfreiheit, Art. 2 Abs. 1 GG 151
ee) Zusammenfassung: „Zweite Phase“ 152
d) Fazit: „Folgenbetrachtung“ 153
2. Ausreichender Schutz der Partei 153
a) Schutzintensität und Risiken des Befangenheitsantrages 153
aa) Glaubhaftmachung objektiver Umstände 154
bb) Die Gefahr des § 43 ZPO 155
cc) Verfahren 156
dd) Ergebnis 157
b) Schutzintensität und Risiken des Antrages auf Fortsetzung des Verfahrens 157
aa) Beweis von Anknüpfungstatsachen 157
bb) Gefahr der Bestätigung 158
cc) Bedürfnis nach zusätzlichem Befangenheitsantrag 159
dd) Ergebnis 160
c) Schutzintensität und Risiken der anwaltlichen Vertretung 160
aa) Grundsatz 160
bb) Handeln vor der mündlichen Verhandlung 161
cc) Handeln während der mündlichen Verhandlung 162
dd) Handeln nach der mündlichen Verhandlung 163
ee) Ergebnis 164
d) Schutzintensität und Risiken einer Schadensersatzpflicht des Staates 164
e) Zwischenergebnis 165
3. Endergebnis 165
E. Ergebnisse der Analyse 166
§ 4 Schutz vor „unangemessenem Vergleichsdruck“ 168
A. Ursachen von Vergleichsdruck 168
I. Begünstigende verfahrensrechtliche Faktoren 168
II. Begünstigende tatsächliche Faktoren 169
III. Ergebnis: Abstraktes Missbrauchsrisiko 170
B. Reformvorschläge 171
I. Den Prozessvergleich unmittelbar betreffende Lösungen 172
1. Verbot oder Einschränkungen der Zulässigkeit des Prozessvergleiches 172
a) Inhalt 172
b) Stellungnahme 172
2. Festlegungen von Vergleichsquoten 173
a) Inhalt 173
b) Stellungnahme 173
II. Den Pflichtenumfang des Richters betreffende Lösungen 174
1. Einführung des Begründungszwanges 174
a) Inhalt 174
b) Stellungnahme 175
2. Einführung einer Vergleichsinstanz 176
a) Inhalt 176
b) Stellungnahme 176
3. Pflichtanwesenheit der Parteien 177
a) Inhalt 177
b) Stellungnahme 177
4. Verfahrensgrundsätze für Prozessvergleiche 178
a) Inhalt 178
b) Stellungnahme 178
5. Übergang zur fakultativen Güteverhandlung 180
a) Inhalt 180
b) Stellungnahme 180
III. Loslösung von weiteren Anreizen zur Hinwirkung auf den Vergleich 181
1. Abschaffung der Einigungsgebühr 181
Ergebnisse 196
Literaturverzeichnis 200
Sachwortverzeichnis 211