Die Schiedsvereinbarung in der Insolvenz
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Die Schiedsvereinbarung in der Insolvenz
Schriften zum Prozessrecht, Vol. 311
(2025)
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Jannik Fink studierte Rechtswissenschaften in Köln und Pittsburgh. Seine Erste Juristische Prüfung legte er im Jahr 2022 vor dem Oberlandesgericht Köln ab. Von 2022 bis 2024 arbeitete er als Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Verfahrensrecht und Insolvenzrecht der Universität zu Köln (Prof. Dr. Thole). Seit April 2024 absolviert er sein Rechtsreferendariat beim Oberlandesgericht Köln.Abstract
Die Arbeit betrachtet verschiedene Facetten des Zusammenspiels von Schiedsvereinbarung und Insolvenzverfahren. Zunächst wird herausgearbeitet, dass der Insolvenzverwalter zwar grundsätzlich an Schiedsvereinbarungen gebunden ist, die der spätere Insolvenzschuldner vor Eröffnung des Insolvenzverfahrens abgeschlossen hatte. Jedoch muss dieser Grundsatz bei nicht wenigen insolvenzrechtlichen Streitigkeiten durchbrochen werden, um das Ausübungsmonopol des Verwalters bezüglich bestimmter Rechte zu sichern. Im weiteren Verlauf der Arbeit wird unter anderem dargelegt, in welchen Konstellationen der Insolvenzverwalter selbst den Abschluss einer Schiedsvereinbarung in Betracht ziehen sollte. In ihrem abschließenden kollisionsrechtlichen Teil gelangt die Arbeit zu dem Ergebnis, dass das auf die Schiedsvereinbarung anwendbare Recht in der Insolvenz anhand der Kollisionsnormen der EuInsVO und der InsO - und nicht anhand des UNÜ - bestimmt werden muss und dass Schiedsgerichte an diese beiden Rechtsakte gebunden sind.»The Arbitration Agreement in Insolvency«: The thesis examines the various aspects of the interplay between arbitration agreements and insolvency proceedings. It demonstrates that exceptions to the principle commitment of the insolvency administrator to arbitration agreements must be made in several insolvency law disputes in order to secure the administrator's monopoly on exercising certain rights and claims. Additionally, the thesis explores arbitration agreements concluded by the insolvency administrator and conflict of laws questions.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 15 | ||
A. Einführung und Gang der Darstellung | 15 | ||
B. Das Zusammentreffen von Schiedsverfahren und Insolvenzverfahren | 18 | ||
I. Die unterschiedlichen Wesenszüge beider Verfahren | 18 | ||
II. Schiedsverfahren und die vis attractiva concursus | 20 | ||
1. InsO | 20 | ||
2. EuInsVO | 22 | ||
a) Art. 6 Abs. 1 EuInsVO statuiert eine internationalzuständigkeitsrechtliche vis attractiva concursus | 22 | ||
b) Die europäische vis attractiva concursus und Schiedsvereinbarungen | 23 | ||
III. Schiedsverfahren und die gemeinschaftliche Befriedigung der Gläubiger | 26 | ||
IV. Schiedsgerichte und Insolvenzgerichte wirken nebeneinander | 27 | ||
C. Die objektive Schiedsfähigkeit insolvenzrechtlicher Streitigkeiten | 28 | ||
1. Kapitel: Die Bindung des Insolvenzverwalters an Schiedsvereinbarungen des Insolvenzschuldners | 30 | ||
A. Die grundsätzliche Schiedsbindung des Insolvenzverwalters | 30 | ||
I. Vorüberlegungen | 31 | ||
1. Rechtsnatur der Schiedsvereinbarung | 31 | ||
2. Verwaltertheorien als Vorfrage der Diskussion | 34 | ||
II. Stand der Diskussion | 36 | ||
1. Die Anerkennung der Schiedsbindung durch die Rechtsprechung | 36 | ||
2. Meinungsstand in der Literatur | 37 | ||
3. Die Notwendigkeit einer dogmatischen Herleitung der Schiedsbindung | 38 | ||
III. Dogmatische Herleitung der Schiedsbindung | 39 | ||
1. Ausgangspunkt: Die Schiedsvereinbarung bindet nur die vertragsschließenden Parteien | 39 | ||
2. Insolvenzbedingte Veränderung der Schiedsvereinbarung | 40 | ||
a) Kein Erlöschen nach §§ 115, 116 InsO | 40 | ||
b) Kein Wahlrecht nach § 103 InsO | 41 | ||
c) Anfechtbarkeit der Schiedsvereinbarung | 44 | ||
d) § 91 InsO findet auf Schiedsvereinbarungen keine Anwendung | 46 | ||
e) Die Schiedsvereinbarung als haftungsrechtlich neutrale Verlagerung von Rechtsstreitigkeiten | 47 | ||
3. Insolvenzrechtliche Anerkennung der Schiedsvereinbarung | 47 | ||
a) Umkehrschluss aus §§ 103ff. InsO und Ziel des Insolvenzverfahrens sprechen nicht für die Schiedsbindung | 48 | ||
b) Schiedsbindung bei zur Zeit der Insolvenzeröffnung anhängigen Schiedsverfahren | 50 | ||
c) Schiedsbindung bei zur Zeit der Insolvenzeröffnung nicht anhängigen Schiedsverfahren | 53 | ||
aa) Materiell-rechtliche Seite des § 80 Abs. 1 InsO | 53 | ||
bb) Schiedsbindung beruht auf Zusammenschau der §§ 80, 129ff. InsO | 55 | ||
IV. Der Grundsatz der Schiedsbindung ist mit dem Ziel des Insolvenzverfahrens vereinbar | 57 | ||
V. Zusammenfassung | 57 | ||
B. Die Grenzen der Schiedsbindung des Insolvenzverwalters | 59 | ||
I. Die besondere zivilrechtliche Stellung des Insolvenzverwalters führt zu Friktionen | 60 | ||
II. Fehlende Dispositionsbefugnis des Schuldners als Grenze der Schiedsbindung | 61 | ||
1. Das Grundsatzurteil des BGH aus dem Jahr 1956 | 61 | ||
2. Verfügungsbefugnis versus Dispositionsbefugnis | 62 | ||
3. Seitenblick auf das Erbrecht | 63 | ||
4. Die Dispositionsbefugnis der Parteien als Wirksamkeitsvoraussetzung der Schiedsvereinbarung | 64 | ||
5. Die insolvenzspezifischen Rechte des Verwalters | 64 | ||
a) „Entdeckung“ der insolvenzspezifischen Rechte | 64 | ||
b) Konturenlosigkeit des Begriffs | 65 | ||
c) Konkretisierung des Begriffs | 66 | ||
6. Fehlende Dispositionsbefugnis als allein maßgebliches Kriterium | 67 | ||
7. Zwischenergebnis | 68 | ||
III. Die Zuständigkeit für die Entscheidung über insolvenzspezifische Rechte | 68 | ||
1. Der Grundsatz der umfassenden Kognitionsbefugnis des Schiedsgerichts | 69 | ||
2. Rechtsprechung des BGH: Einschränkung der Kognitionsbefugnis bei Streitigkeiten mit Bezug zu insolvenzspezifischen Rechten erforderlich | 70 | ||
3. Kritik an der Rechtsprechung des BGH | 72 | ||
4. Argumente für eine Einschränkung der Kognitionsbefugnis | 73 | ||
a) Die Argumente des BGH | 74 | ||
aa) Justizgewährungsanspruch | 74 | ||
bb) Vergleichbarkeit mit der Situation der Aufrechnung mit einer schiedsunbefangenen Forderung | 75 | ||
b) Eigene Argumente | 76 | ||
aa) Die Schiedsvereinbarung als Legitimationsgrundlage der Rechtskraftwirkungen | 76 | ||
bb) Rechtskraftwirkungen bei der Aufrechnung mit einer schiedsunbefangenen Forderung | 78 | ||
cc) Rechtskraftwirkungen bei der Entscheidung über insolvenzspezifische Rechte | 79 | ||
dd) Einschränkung der Kognitionsbefugnis als notwendige Konsequenz der fehlenden Dispositionsbefugnis des Schuldners | 83 | ||
5. Das (Nicht-)Bestehen der insolvenzspezifischen Rechte ist unstreitig oder wurde rechtskräftig festgestellt | 84 | ||
6. Umfassende Kognitionsbefugnis mit der Möglichkeit einer Feststellungsklage | 84 | ||
7. Das insolvenzspezifische Recht bildet die Anspruchsgrundlage | 85 | ||
8. Vermeidung der Streitgegenstandsspaltung liegt in der Hand der Parteien | 86 | ||
IV. Zusammenfassung | 86 | ||
C. Die Schiedsbindung des Insolvenzverwalters bei ausgewählten insolvenzrechtlichen Streitigkeiten | 87 | ||
I. Auslegung als allgemeine Vorfrage | 88 | ||
II. Insolvenzanfechtung | 89 | ||
1. Rückgewähranspruch nach § 143 Abs. 1 S. 1 InsO | 89 | ||
a) Anfechtungsanspruch als insolvenzspezifisches Recht | 89 | ||
b) Prüfungsmaßstab im Rahmen der Zuständigkeitsprüfung | 93 | ||
c) Die Entscheidung des staatlichen Gerichts | 97 | ||
2. Einrede der Insolvenzanfechtung | 97 | ||
a) Keine Schiedsbindung des Insolvenzverwalters | 97 | ||
b) Prozessuale Folgefragen | 100 | ||
aa) Aussetzung des Schiedsverfahrens nicht erforderlich | 100 | ||
bb) Geltendmachung der Einrede im Vollstreckbarerklärungsverfahren | 102 | ||
III. Wahlrecht nach § 103 InsO | 104 | ||
1. Erfüllungsablehnung | 105 | ||
2. Erfüllungswahl | 107 | ||
a) Erfüllungswahl als insolvenzspezifisches Recht | 107 | ||
b) Prozessuale Folgefragen | 108 | ||
IV. Streitigkeiten mit Bezug zu den §§ 104ff. InsO | 109 | ||
1. Sonderkündigungsrechte des Insolvenzverwalters | 110 | ||
2. Vertragsabwicklung nach den §§ 115, 116 InsO | 111 | ||
V. Tabellenfeststellungsklagen | 113 | ||
1. Struktur des Feststellungsverfahrens und Meinungsstand | 114 | ||
2. Schiedsfähigkeit | 115 | ||
3. Schiedsbindung des Insolvenzverwalters | 118 | ||
a) Streitgegenstand der Tabellenfeststellungsklage | 118 | ||
b) Dispositionsbefugnis des Schuldners | 119 | ||
4. Die Rechtskrafterstreckung als Hindernis für Schiedsverfahren | 120 | ||
5. Zwischenergebnis | 124 | ||
VI. Aussonderung | 125 | ||
VII. Absonderung | 126 | ||
1. Absonderungsrechte sind keine insolvenzspezifischen Rechte | 127 | ||
2. Die Verwertungsrechte des § 166 Abs. 1 und 2 InsO | 127 | ||
a) Die Entscheidung des BGH zu § 166 Abs. 2 InsO | 127 | ||
b) Ansichten in der Literatur | 129 | ||
c) Verwertungsrechte sind insolvenzspezifische Rechte des Verwalters | 129 | ||
d) Prozessuale Folgefragen | 131 | ||
3. Der Anspruch nach § 170 Abs. 1 S. 2 InsO und das Anrecht auf einen Kostenbeitrag | 132 | ||
VIII. Masseverbindlichkeiten | 133 | ||
IX. Zusammenfassung | 135 | ||
D. Loslösung von der Schiedsvereinbarung | 136 | ||
2. Kapitel: Der Abschluss von Schiedsvereinbarungen durch den Insolvenzverwalter | 139 | ||
A. Der Vertragsschluss | 141 | ||
I. Die dogmatische Konstruktion | 141 | ||
II. Das Zustimmungserfordernis nach § 160 Abs. 2 Nr. 3 InsO | 142 | ||
B. Arten innerinsolvenzlicher Schiedsvereinbarungen | 143 | ||
I. Ausdrückliche Schiedsvereinbarungen | 144 | ||
II. Rügelose Einlassung | 144 | ||
C. Schiedsfähigkeit insolvenzrechtlicher Annexstreitigkeiten | 146 | ||
D. Art. 6 Abs. 1 EuInsVO und innerinsolvenzliche Schiedsvereinbarungen | 146 | ||
E. Die Wahl des passenden Streitbeilegungsforums | 148 | ||
I. Vollstreckbarkeit | 149 | ||
II. Internationalität | 152 | ||
III. Expertise der Streitentscheider | 153 | ||
IV. Nichtöffentlichkeit und Vertraulichkeit | 154 | ||
V. Flexibilität | 157 | ||
VI. Dauer | 158 | ||
VII. Kosten | 159 | ||
F. Haftung des Insolvenzverwalters | 161 | ||
I. Die Pflicht zur Geltendmachung von Ansprüchen der Masse gegen Dritte | 161 | ||
II. Die Abwägungsentscheidung zwischen staatlicher Gerichtsbarkeit und Schiedsgerichtsbarkeit als insolvenzspezifische Pflicht des Verwalters | 162 | ||
1. Die Abwägungsentscheidung als unternehmerische Entscheidung | 163 | ||
2. Anforderungen an die Abwägungsentscheidung | 164 | ||
III. Die Bedeutung der Zustimmung des Gläubigerausschusses für die Haftung | 166 | ||
1. Gesetzlich geforderte Zustimmung | 167 | ||
2. Gesetzlich nicht geforderte Zustimmung | 168 | ||
IV. Kausalität und Schaden in der Praxis schwer nachzuweisen | 169 | ||
G. Anwendungsfelder einer innerinsolvenzlichen Schiedsvereinbarung | 171 | ||
I. Streitigkeit bereits entstanden | 172 | ||
1. Insolvenzanfechtungsstreitigkeiten | 172 | ||
2. Vermeidung einer Streitgegenstandsspaltung | 172 | ||
3. Tabellenfeststellungsstreitigkeiten | 173 | ||
4. Sonstige Streitigkeiten | 174 | ||
II. Künftige Streitigkeiten | 174 | ||
H. Zusammenfassung | 175 | ||
3. Kapitel: Das Kollisionsrecht der Schiedsvereinbarung in der Insolvenz | 178 | ||
A. Einführung | 178 | ||
I. Das Kollisionsrecht der Schiedsvereinbarung | 179 | ||
1. Die Statute der Schiedsvereinbarung | 179 | ||
2. Die Kollisionsnormen | 180 | ||
II. Gang der Darstellung | 181 | ||
B. Die Bedeutung der kollisionsrechtlichen Frage | 182 | ||
I. Divergenz der sachrechtlichen Lösungen | 182 | ||
II. Die Elektrim-Verfahren | 184 | ||
C. Die verschiedenen Perspektiven bei der Ermittlung der Statute der Schiedsvereinbarung | 186 | ||
D. Die Statute der Schiedsvereinbarung außerhalb der Insolvenz | 187 | ||
I. Schiedsvereinbarungsstatut (Wirksamkeitsstatut) | 188 | ||
1. Die Rechtsnatur der Schiedsvereinbarung und das anwendbare Recht | 188 | ||
2. Die maßgeblichen Kollisionsnormen | 189 | ||
3. Anknüpfungspunkte | 190 | ||
a) Rechtswahl | 190 | ||
b) Schiedsort | 192 | ||
II. Statut der objektiven Schiedsfähigkeit | 193 | ||
E. Die Statute der Schiedsvereinbarung in der Insolvenz | 194 | ||
I. Einwirkung der Insolvenz auf Verträge | 195 | ||
II. Das nach der EuInsVO anwendbare Recht | 196 | ||
1. Bindung der Schiedsgerichte an die EuInsVO | 197 | ||
a) Lokalisation der Schiedsgerichtsbarkeit | 197 | ||
b) Die vorgebrachten Argumente | 198 | ||
c) EuInsVO entfaltet Bindungswirkung gegenüber Schiedsgerichten | 200 | ||
2. Anwendbarkeit und Anerkennung | 202 | ||
3. Schiedsvereinbarungsstatut (Wirksamkeitsstatut) | 204 | ||
a) Die EuInsVO und das UNÜ | 205 | ||
b) Schiedsverfahren zur Zeit der Insolvenzeröffnung nicht anhängig | 207 | ||
c) Schiedsverfahren zur Zeit der Insolvenzeröffnung anhängig | 208 | ||
aa) Die Auslegung des Begriffs „anhängig“ | 209 | ||
bb) Restriktive Auslegung des Art. 18 EuInsVO | 209 | ||
cc) Extensive Auslegung des Art. 18 EuInsVO | 210 | ||
dd) Der Ansatz von Mankowski | 211 | ||
ee) Stellungnahme und Verweisungsziel des Art. 18 EuInsVO | 212 | ||
4. Statut der objektiven Schiedsfähigkeit | 213 | ||
5. Statut der Bindung des Insolvenzverwalters | 216 | ||
6. Statut der Abschlusskompetenz | 217 | ||
III. Das nach der InsO anwendbare Recht | 217 | ||
1. Bindung der Schiedsgerichte und Anerkennung | 218 | ||
2. Schiedsvereinbarungsstatut (Wirksamkeitsstatut) | 219 | ||
a) Wirksamkeit der Schiedsvereinbarung richtet sich nach der lex fori concursus | 220 | ||
b) § 335 InsO als Gesamtverweisung | 221 | ||
c) De lege lata keine zeitliche Aufspaltung des Statuts | 222 | ||
d) Parallelnorm zu Art. 18 EuInsVO de lege ferenda wünschenswert | 223 | ||
3. Die weiteren Statute der Schiedsvereinbarung | 223 | ||
F. Zusammenfassung | 224 | ||
Literaturverzeichnis | 226 | ||
Sachwortverzeichnis | 241 |