Menu Expand

Automatisierte Fahrzeuge und strafrechtliche Produkthaftung

Cite BOOK

Style

Özcan, M. (2025). Automatisierte Fahrzeuge und strafrechtliche Produkthaftung. Zugleich ein Beitrag zum unregulierten erlaubten Risiko. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59401-6
Özcan, Mustafa Enes. Automatisierte Fahrzeuge und strafrechtliche Produkthaftung: Zugleich ein Beitrag zum unregulierten erlaubten Risiko. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59401-6
Özcan, M (2025): Automatisierte Fahrzeuge und strafrechtliche Produkthaftung: Zugleich ein Beitrag zum unregulierten erlaubten Risiko, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59401-6

Format

Automatisierte Fahrzeuge und strafrechtliche Produkthaftung

Zugleich ein Beitrag zum unregulierten erlaubten Risiko

Özcan, Mustafa Enes

Strafrechtliche Abhandlungen. Neue Folge, Vol. 329

(2025)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

Mustafa Enes Özcan studierte Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg. Nachdem er 2018 das erste Staatsexamen mit Schwerpunkt im Handels- und Gesellschaftsrecht abschloss, promovierte er bei Prof. Dr. Janique Brüning an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In dieser Zeit war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Thomas Rönnau an der Bucerius Law School beschäftigt. Anschließend absolvierte er sein Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg.

Abstract

Die Arbeit untersucht, unter welchen Voraussetzungen der Unfall eines selbständig fahrenden Autos (Automatisierungsstufen 3 bis 5) dem Hersteller zuzurechnen ist. Den Anknüpfungspunkt stellt dabei die in den Fahrzeugen verbaute Künstliche Intelligenz dar, die die Umgebung wahrnimmt und das Fahrzeug steuert. Da gesetzliche und technische Sorgfaltsnormen hier kaum regulieren, wird in unregulierten Bereichen das hochumstrittene erlaubte Risiko als Rechtsinstitut untersucht, um so anhand einer gestuften Risiko- und Nutzenanalyse konkrete Produktfehler herauszuarbeiten. Die Black-Box-Eigenschaft der Fahrzeug-KI hat dagegen zur Folge, dass die Feststellung des Pflichtwidrigkeitszusammenhangs kaum gelingen kann. Die Arbeit beschäftigt sich zudem mit Herstellerpflichten nach Inverkehrgabe und kommt insoweit zu dem Ergebnis, dass sich u.U. strafrechtliche Updatepflichten für Hersteller ergeben können.»Automated Vehicles and Criminal Product Liability. A Contribution to the Unregulated Permitted Risk«: This thesis examines the conditions under which an accident involving an autonomous vehicle can be attributed to the manufacturer. In order to determine product defects without normative connecting factors, the permissible risk is examined and systematized. In addition, it is discussed how the black box property of the vehicle's AI affects the context of breach of duty and possible criminal update obligations.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
1. Kapitel: Einleitung 15
A. Einführung in die Problematik 15
B. Gang der Arbeit 20
2. Kapitel: Grundlagen 23
A. Begriffliche Grundlagen 24
I. „Automatisierung“ und „autonom“ 24
II. Automatisierungsstufen von Kfz 25
B. Zulassungsrecht 29
I. Straßenverkehrszulassung allgemein 29
II. Automatisierungsrelevante Zulassungsvorschriften 30
1. Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr 30
2. UN/ECE-Regeln 32
3. § 1a ff. StVG 34
4. Das Gesetz zum autonomen Fahren 35
a) Überblick über die Vorschriften des Gesetzes zum autonomen Fahren 35
b) Vereinbarkeit mit dem WÜ 39
III. Zusammenfassung zum Zulassungsrecht 40
C. Technische Grundlagen 41
I. Umgebungswahrnehmung 41
1. Ultraschallsensoren 42
2. Lidar- und Radarsensoren 42
3. Digitale Kamerasysteme 43
4. Raddrehzahlsensoren 45
5. Inertialsensoren 45
6. GPS 45
7. Fahrzeugkommunikationssysteme 46
8. Sensordatenfusion 47
II. Fahrzeug-KI 50
1. Definitionsversuche zur Künstlichen Intelligenz 51
a) Ursachen für die Definitionsprobleme 52
b) Definitionsversuche der Europäischen Kommission 53
c) Starke und schwache KI 54
d) Ergebnis 55
2. Merkmale von KI 55
3. Herstellung von Künstlicher Intelligenz 57
a) Technische Bereiche von Künstlicher Intelligenz 57
b) Maschinelles Lernen 59
aa) Überwachtes Lernen („supervised learning“) 61
bb) Unüberwachtes Lernen („unsupervised learning“) 62
cc) Bestärkendes Lernen („reinforcement learning“) 63
c) Künstliche Neuronale Netze/Deep Learning 64
aa) Aufbau 65
bb) Training 67
d) Einsatz in automatisierten Fahrzeugen 70
aa) Perzeption 70
bb) Prädiktion 71
cc) Bewegungsplanung 72
4. Kritische Eigenschaften 72
a) Opazität und Black Box 72
b) Korrelation ohne Kausalität 75
c) Maschinelles Lernen „on the edge“ – Flottenlernen 77
III. Fehlerquellen in der Datenaufbereitung 79
1. Ausreichende Datenmenge 80
2. Vollständigkeit der Daten 81
3. Inhaltlich richtige Daten 82
4. Konzeption der Lernmodelle 83
5. Zwischenfazit 83
D. Dogmatik der strafrechtlichen Produkthaftung 84
I. Vorschriften der strafrechtlichen Produkthaftung 84
II. Voraussetzungen der fahrlässigen Produkthaftung 85
1. Fahrlässigkeitsvoraussetzungen im Überblick 85
2. Einzelfragen der §§ 222 und 229 StGB in der Produkthaftung 88
a) Produktfehler/Sorgfaltsanforderungen 89
b) Ermittlung der Verantwortlichen im Unternehmen 90
c) Abgrenzung von Tun und Unterlassen 90
d) Garantenpflichten bei der Produkthaftung 91
e) Kausalitätsprobleme 91
III. Fahrlässigkeit als objektive Zurechnung 93
1. Grundzüge der objektiven Zurechnung 94
a) Unerlaubte Gefahrschaffung 95
b) Gefahrrealisierung 97
2. Sorgfaltswidrigkeit als unerlaubte Gefahrschaffung und das Verhältnis von Vorsatz zu Fahrlässigkeit 98
a) Die Sorgfaltswidrigkeit mit Vorsatz 100
b) Die Sorgfaltswidrigkeit in der Vorsatztat 101
c) Die „sorgfaltskonforme“ Vorsatztat 102
d) Fazit 105
3. Relevanz 105
3. Kapitel: Strafrechtliche Produkthaftung bei automatisierten Fahrzeugen 107
A. Sorgfaltswidrigkeit 108
I. Sorgfaltswidrigkeit als unerlaubtes Risiko 109
II. Produktfehler 111
1. Überblick über die Fehlerarten 112
a) Konstruktionsfehler 112
b) Fabrikationsfehler 113
c) Instruktionsfehler 113
d) Produktbeobachtungspflicht 114
2. Produktfehler als Sorgfaltswidrigkeiten 115
3. Dogmatischer Hintergrund der Produktfehler im Zivilrecht 116
4. Produktfehler bei automatisierten Fahrzeugen 118
5. Fazit zu Produktfehlern 119
III. Sondernormen 120
1. Rechtsvorschriften 121
a) Relevanz für das erlaubte Risiko 121
aa) Die Indizwirkung in der Rechtsprechung 122
(1) BGHSt 4, 182 122
(2) BGHSt 12, 75 122
(3) BGHSt 20, 315 und BGHSt 37, 184 123
(4) BGHSt 49, 1 123
(5) Zusammenfassung der Rechtsprechung 124
bb) Das Schrifttum zur Indizwirkung 124
cc) Stellungnahme 125
dd) Ergebnis zur Indizwirkung von Rechtsvorschriften 128
b) Rechtsvorschriften für automatisiertes Fahren 129
aa) §§ 1a ff. StVG 130
bb) Autonome-Fahrzeuge-Genehmigungs- und Betriebs-Verordnung 130
(1) ISO 26262 131
(2) ISO/PAS 21448 132
(3) Relevanz für das erlaubte Risiko 133
cc) UN/ECE-R 157 134
c) Ergebnis zu Rechtsvorschriften 135
2. Verkehrsnormen 136
a) Deutsches Institut für Normung e. V. 137
b) Normungsprozess 138
c) Rechtliche Relevanz 139
d) Ergebnis zu Verkehrsnormen 142
3. Fazit zu Sondernormen 142
IV. Sorgfaltsmaßstäbe für unregulierte Risiken 142
1. Stand von Wissenschaft und Technik 143
2. Die differenzierte Maßfigur 145
3. Das erlaubte Risiko in unregulierten Bereichen 148
a) Der Grundgedanke des erlaubten Risikos 149
aa) Der Forschungsstand im Schrifttum 149
bb) § 34 StGB als Abwägungsmaßstab 151
cc) Grundrechte als Abwägungsmaßstab 153
dd) Sozialmoral als Abwägungsmaßstab 156
(1) Die Entwicklung von erlaubten Risiken über die Zeit 157
(2) Erlaubte Risiken als historische Legitimation 158
(3) Risikoakzeptanz und Risikoakzeptabilität 160
ee) Fazit zum Grundgedanken des erlaubten Risikos 163
b) Bestimmung des unregulierten erlaubten Risikos 164
aa) Kriterien für die Abwägung 165
bb) Gestufte Risikobewertung 167
cc) Fazit zur Bestimmung des erlaubten Risikos 169
c) Abwägungskriterien bei der Herstellung automatisierter Fahrzeuge 170
aa) Sicherheitsanspruch und -versprechen des automatisierten Fahrens 171
bb) Sicherheitsrisiko des automatisierten Fahrens 172
cc) Andersartigkeit der Risiken 173
dd) Systembezogene und anthropozentrische Betrachtungsweise 175
ee) Vergleich zu anderen erlaubten Risiken 177
ff) Produkthaftung als Gefahrsteuerung 179
gg) Innovationsförderung als Ziel 181
hh) Regelungsdichte der einschlägigen Sondernormen 183
d) Abwägungsergebnisse 184
aa) Unfallquote 184
(1) Absolute Sicherheit – Nullquote 185
(2) Ermittlung einer konkreten Unfallquote 186
(3) Ergebnis zur Unfallquote 188
bb) Repräsentanz 188
cc) Richtigkeit der Daten 190
dd) Offenheit des Systems 191
4. Ergebnis zum Sorgfaltsmaßstab von unregulierten Risiken 192
V. Zusammenfassung zur Sorgfaltswidrigkeit 192
B. Vergleichbarkeit von zivilrechtlicher und strafrechtlicher Sorgfaltswidrigkeit 195
I. Grundsätzliche Vergleichbarkeit 195
II. Zivilrecht als Grenze strafrechtlicher Produkthaftung 197
III. Inhaltlicher Gleichlauf von straf- und zivilrechtlichen Sorgfaltsnormen? 199
IV. Stellungnahme zum Gleichlauf 202
1. Einheit der Rechtsordnung 202
2. Unterschiedliche Schutzrichtungen 203
3. Ergebnis 206
V. Divergenzvorlagepflicht 206
1. § 132 Abs. 1 GVG 207
2. § 121 Abs. 2 GVG 210
VI. Ergebnis zur Vergleichbarkeit 211
C. (Objektive) Vorhersehbarkeit 212
I. Dogmatische Einordnung 212
II. Unvorhersehbarkeit als atypischer Kausalverlauf 214
III. Vorhersehbarkeit von Unfällen automatisierter Fahrzeuge 214
IV. Ergebnis zur Vorhersehbarkeit 217
D. Vertrauensgrundsatz 218
I. Verkehrsteilnehmer 219
II. Fahrer 220
III. Zulassungsbehörde 221
IV. Ergebnis zum Vertrauensgrundsatz 223
E. Pflichtwidrigkeitszusammenhang 224
I. Vermeidbarkeitstheorie und Risikoerhöhungslehre 224
II. Produktfehler von automatisierten Fahrzeugen und Pflichtwidrigkeitszusammenhang 227
1. Die Probleme der Unfallquote 227
2. Die Probleme der Opazität 227
3. Lösungsansätze 228
a) Rechtliche Lösungsvorschläge 228
b) Technische Lösungsansätze 229
III. Ergebnis zum Pflichtwidrigkeitszusammenhang 230
F. Pflichten nach Inverkehrgabe 231
I. Produktbeobachtungspflicht 232
II. Warn- und Rückrufpflichten 233
III. Updatepflicht 234
IV. Hypothetische Kausalität 238
V. Rechtfertigungsprobleme einer Updatepflicht 239
VI. Fazit 240
G. Haftungssubjekt 241
I. Das Unternehmen 241
II. Verantwortliche im Unternehmen 242
III. Anwendung auf automatisierte Fahrzeuge 243
1. Unternehmensleitung 243
2. Die technisch Verantwortlichen 244
IV. Fazit 245
H. Fazit zur strafrechtlichen Produkthaftung 246
4. Kapitel: Ausblick 248
A. Fahrlässigkeitsdelikte 249
B. Gefährdungsdelikt und objektive Bedingung der Strafbarkeit 249
C. Roboterstrafrecht 250
D. Verbandsstrafbarkeit 251
E. Zivilrechtliche Gefährdungshaftung 252
Zusammenfassung der wesentlichen Erkenntnisse 254
Literaturverzeichnis 256
Stichwortverzeichnis 284