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Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des § 271 StGB

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Adamaszek, D. (2025). Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des § 271 StGB. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59386-6
Adamaszek, David. Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des § 271 StGB. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59386-6
Adamaszek, D (2025): Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des § 271 StGB, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59386-6

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Bestimmtheit und Bestimmbarkeit des § 271 StGB

Adamaszek, David

Schriften zum Strafrecht, Vol. 444

(2025)

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About The Author

David Adamaszek studierte Rechtswissenschaften an der Bucerius Law School in Hamburg und der Waseda University in Tokio mit Schwerpunkt im (Wirtschafts-)Strafrecht. Anschließend absolvierte er einen Masterstudiengang in Kriminologie an der University of Cambridge. Die Promotion erfolgte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Für sein Referendariat am Hanseatischen Oberlandesgericht Hamburg war er u.a. der Staatsanwaltschaft Hamburg, einer internationalen Wirtschaftskanzlei in Frankfurt (White Collar), dem Bundesministerium der Finanzen (Referat zur Bekämpfung von Geldwäsche) und dem Bundesverfassungsgericht zugewiesen. Ab April 2025 ist er als Richter am Landgericht Hamburg tätig.

Abstract

Der Straftatbestand der mittelbaren Falschbeurkundung (§ 271 StGB) ist in der Rechtswissenschaft bislang kaum untersucht und begegnet insbesondere in Bezug auf den strafrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatz (Art. 103 Abs. 2 GG) erheblichen Bedenken. Dass dies auch zu Schwierigkeiten in der Praxis führt, hat das »Dieselgate« um die Manipulation von Kfz-Abgaswerten gezeigt. Die Arbeit greift diese Bedenken auf und unterzieht § 271 StGB insofern erstmals einer grundlegenden rechtlichen Prüfung. Der Fokus liegt auf der besonderen Beweiskraft für und gegen jedermann. Die Anwendbarkeit des Art. 103 Abs. 2 GG auf dieses Merkmal wird bejaht und die Vorschrift als Blankett-Straftatbestand eingeordnet. Die Arbeit kommt zu dem Ergebnis, dass Art. 103 Abs. 2 GG verfassungsrechtliche Grenzen setzt, innerhalb derer § 271 StGB aber (noch) bestimmt ist. Zugleich stellt die Arbeit Kriterien auf, die § 271 StGB bestimmbar machen und einen rechtssicheren und verfassungskonformen Umgang mit der Vorschrift in der Praxis ermöglichen.»Section 271 of the German Criminal Code and the Principle of Legal Certainty«: The rarely examined offense of Section 271 of the German Criminal Code (StGB) raises considerable legal concerns, particularly with regard to Article 103 (2) of the German Constitution. This dissertation examines Section 271 StGB and identifies the constitutional limits within which Section 271 StGB is (still) determinate. Moreover, criteria are developed that allow to apply the provision in practice in accordance with the constitution.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
A. Einleitung 15
I. Anlass der Untersuchung 16
1. § 271 StGB im Rahmen des Dieselgate 16
2. § 271 StGB und die Vereinbarkeit mit Art. 103 Abs. 2 GG 17
II. Fokus und Gang der Untersuchung 18
B. Mittelbare Falschbeurkundung (§ 271 StGB) 20
I. Überblick über die Vorschrift und ihren Kontext 20
1. Rechtsgut 21
a) Wahrheit als Schutzgut? 22
b) Wahrheit und Vertrauen des Rechtsverkehrs 23
c) Vergleich zum Schutz des Rechtsverkehrs bei § 267 StGB 24
2. Zusammenspiel mit § 348 StGB 25
II. Öffentliche Urkunde bei § 271 StGB 27
1. Akzessorietät zur ZPO 27
2. Beweiskraft verschiedener Urkunden nach der ZPO 28
a) Zeugnisurkunden (§§ 415, 418 Abs. 1, 3 ZPO) 28
b) Dispositivurkunden (§ 417 ZPO) 29
c) Abgrenzung zwischen Dispositiv- und Zeugnisurkunden 30
3. Inhalt der öffentlichen Urkunde bei § 271 StGB 31
a) Inhalt der Beurkundung durch den Beamten 31
aa) Regelfall der ZPO ist nur die formelle Beweiskraft 31
bb) Das Strafrecht verlangt einen eigenen Schutzgegenstand 32
b) Umgang mit konkludenten Tatsachen 33
aa) Die Ansicht des Reichsgerichts 33
bb) Zur Sichtweise des BGH 34
cc) Eigene Stellungnahme 35
(1) Zivilprozessuale Wertungen 35
(2) Verwaltungsrecht und Vertrauensschutz 37
(3) Konsequenzen für den strafrechtlichen Schutz 37
dd) Fazit und Auswirkungen auf den Schutz von Dispositivurkunden 38
c) Besonderheiten bei Beweiszeichen 39
aa) Die Entscheidung des BGH zur HU-Prüfplakette 40
bb) Besonderheit der Entscheidung 41
(1) Modifikation bei Beweiszeichen 41
(2) Kein Widerspruch zu den bisherigen Feststellungen 42
d) Auslandsurkunden 43
aa) Zur Problemstellung 43
bb) Aktueller Stand der Diskussion 43
cc) Weitere Erwägungen hinsichtlich Art. 103 Abs. 2 GG notwendig 46
III. Besondere Beweiskraft für und gegen jedermann 46
1. Allgemeines zur Terminologie 47
a) Kritik hinsichtlich des Adressatenkreises 47
b) Kritik an der Formel per se 48
2. Ratio der zusätzlichen Einschränkung 48
a) Verzicht auf das Merkmal der besonderen Beweiskraft? 49
b) Stellungnahme 49
3. Dogmatische Einordnung des Merkmals 50
a) Bestandteil des Wortlauts des § 271 StGB? 51
b) Ursprung des Merkmals in den Regelungen der ZPO? 51
c) Strafrechtsspezifische Einschränkung der Rechtsprechung 52
aa) Rechtshistorischer Hintergrund der fehlenden Normierung 52
bb) Dogmatische Einordnung 54
(1) Teleologische Reduktion? 54
(2) Sonderstatus des Merkmals der besonderen Beweiskraft 54
cc) Zwischenfazit und weiterer Umgang mit dem Merkmal 55
4. Inhalt der Einschränkung 55
a) Nur öffentliche Urkunden mit Außenwirkung 56
b) Schutz nur bestimmter Inhalte der öffentlichen Urkunde 57
5. Herangehensweise der Rechtsprechung 57
a) Gesetzlich zwingender Urkundenbestandteil? 58
b) Auslegung der zugrundeliegenden Vorschriften 59
c) Berücksichtigung der Verkehrsanschauung 59
6. Unklarheiten in der Herangehensweise 60
a) Anforderungen an die Beurkundungsvorschriften 61
b) Soll-Vorschriften 62
aa) Standpunkt in Literatur und Rechtsprechung 62
bb) Stellungnahme 63
c) Ermessensspielraum der Behörde bei der Prüfung 64
aa) Unterlassene Prüfung war ermessensfehlerfrei 64
bb) Unterlassene Prüfung war ermessensfehlerhaft 64
cc) Ermessen bleibt Ermessen 65
IV. Fazit und Vorgabe für das weitere Vorgehen 66
1. Gewonnene Erkenntnisse 67
2. Offene Fragen und Vorgehensweise für die weitere Prüfung 67
C. Art. 103 Abs. 2 GG 69
I. Nullum crimen, nulla poena sine lege (Gesetzlichkeitsprinzip) 69
1. Bedeutung 69
2. Inhalt 70
II. Ratio legis des Art. 103 Abs. 2 GG 70
1. Staatstheoretische ratio 71
a) Gesetzlichkeitsprinzip als historischer Freiheitsgarant 71
b) Zweischneidiger Freiheitsschutz 72
aa) Freiheitsgewährleistende Funktion 72
bb) Kompetenzsichernde Funktion 73
2. Strafrechtsspezifische ratio 74
a) Generalprävention 74
b) Schuldgrundsatz 77
3. Zwischenfazit 78
III. Nullum crimen sine lege certa: Bestimmtheitsgebot 78
1. Art. 103 Abs. 2 GG in der verfassungsgerichtlichen Judikatur 79
a) Allgemeiner Prüfungsmaßstab des Gerichts 80
b) Inhaltliche Kriterien der Prüfung 81
c) Art. 103 Abs. 2 GG und die Rechtsprechung 82
aa) Präzisierungsmöglichkeit 83
bb) Präzisierungspflicht 83
cc) Die Grenzen richterlichen „Nachbesserns“ 84
(1) Das Analogieverbot als Grenze der Auslegung 84
(2) Erhöhte verfassungsgerichtliche Kontrolldichte 85
d) Zwischenfazit 87
2. Kritik an der Rechtsprechung 88
a) „Je-desto“-Herangehensweise bei der Bestimmtheitsprüfung 89
b) Abhängigkeit vom Adressaten („Expertenstrafrecht“) 89
c) Erweiterung der Bestimmtheit durch das Präzisierungsgebot 91
3. Herangehensweise der Literatur 93
a) Bestimmtheit und Gesetzestechnik 93
aa) Bestimmtheitsgebot als Optimierungsgebot 93
bb) Schünemanns quantitativer Ansatz 96
b) Bestimmtheit durch Auslegung des Inhalts der Strafnorm 98
aa) Verfassungskonforme Auslegung und Intersubjektivität 98
(1) Kritik am Kriterium der Intersubjektivität 99
(2) Kritik an diesem Verständnis verfassungskonformer Auslegung 100
bb) Das sog. hermeneutische Modell 101
4. Zwischenfazit unter Berücksichtigung eigener Überlegungen 103
a) Bestimmtheit und „Lückenfüllung“ 103
b) Bestimmtheitsgebot versus Normenklarheit 105
5. Maßstab für die Prüfung der Bestimmtheit und Bestimmbarkeit 106
D. Bestimmtheit des § 271 StGB 109
I. § 271 StGB und die besondere Beweiskraft – (noch) lex certa? 109
1. Notwendigkeit einer Prüfung 109
2. Weiteres Vorgehen 110
II. Anwendbarkeit des strafrechtlichen Bestimmtheitsgrundsatzes 110
1. Streitstand 110
2. Teil 1: Vergleich mit § 20a Abs. 5 S. 1 Nr. 4 WpHG a.F. 112
3. Teil 2: Übertragbarkeit auf die besondere Beweiskraft 113
a) Keine „klassische“ teleologische Reduktion 114
b) BVerfG: Art. 103 Abs. 2 GG bindet auch den Richter 115
4. Bestimmtheit trotz vermeidbarer teleologischer Reduktion? 115
III. Normstruktur des § 271 StGB 117
1. Allgemein zu ergänzungsbedürftigen Normen 117
a) Normative Tatbestandsmerkmale 117
b) Blankett-Strafgesetze 118
2. Auswirkungen der Abgrenzung auf Art. 103 Abs. 2 GG 119
3. Aktueller Stand der Diskussion bei § 271 StGB 120
4. Theorien zur Abgrenzung/Einordnung der Normstruktur 121
a) Überhaupt keine Abgrenzung 122
b) Abgrenzung anhand formeller Kriterien 124
aa) Abstellen auf die Art der Verweisung 124
bb) Ausschließlich Blankett-Strafnormen im engeren Sinne 125
c) Abgrenzung anhand materiell-inhaltlicher Kriterien 126
aa) Abgrenzung anhand des Schutzobjekts des Tatbestands 126
bb) Abstellen auf die gleiche Schutzrichtung 127
cc) Abgrenzung anhand der Ergänzungsbedürftigkeit der Norm 128
dd) Fokus auf die zur Ausfüllung berufene Instanz 131
d) Stellungnahme 132
5. Abgrenzung/Einordnung im konkreten Fall des § 271 StGB 133
a) Vorüberlegungen 133
b) Ergänzungsbedürftigkeit der besonderen Beweiskraft 134
c) Zur Ausfüllung des Merkmals berufene Instanz 135
d) Zusätzlich: Aus der Perspektive des Art. 103 Abs. 2 GG 137
aa) Normstruktur und Bestimmtheit 137
bb) Verfassungskonforme Auslegung der Normstruktur 138
cc) Anwendung auf § 271 StGB 139
6. (Zwischen-)Fazit 141
IV. Bestimmtheit des § 271 StGB im Einzelnen 141
1. Bestimmtheit des Tatbestands der Verweisungsnorm 141
a) Kommt eine alternative Gesetzestechnik in Betracht? 143
b) Genereller Verzicht auf die besondere Beweiskraft? 143
2. Klarheit und Bestimmtheit der Verweisung 144
a) Berücksichtigung der Verweisungsart 146
aa) Ausdrückliche und konkludente Verweisungen 146
bb) Statische und dynamische Verweisungen 147
b) § 271 StGB und das Gebot eindeutiger Verweisungen 150
aa) Einordnung der Verweisung 150
bb) Bewertung der Verweisung 151
(1) Formel der besonderen Beweiskraft (im Allgemeinen) 151
(2) Vorhersehbarkeit bei dynamischer Verweisung auf ausländ. Recht 152
(3) Vorhersehbarkeit bei der „allgemeinen Verkehrsanschauung“ 153
c) Exkurs: Die Problematik sog. Pauschalverweisungen 153
aa) Die Entscheidung des BVerfG zum RiFlEtikettG 154
(1) Inhalt der Entscheidung 154
(2) Einordnung der Entscheidung 156
bb) Auch § 271 StGB als unzulässige Pauschalverweisung? 157
3. Bestimmtheit der Ausfüllungsnormen 158
a) Parlamentsvorbehalt bei echten Blankett-Strafgesetzen 159
b) „Spezifizierung“ der Strafbarkeit und das BVerfG 160
aa) Der verfassungsgerichtliche Ansatz 161
bb) Kritik und Alternativvorschlag der Literatur 161
c) Genügt § 271 StGB dem Parlamentsvorbehalt? 162
aa) Beurkundungsvorschriften als zulässige Konkretisierung 163
bb) Entscheidung über das „Ob“ der Strafbarkeit? 164
cc) Gesamtbewertung 165
d) Berücksichtigung der Art der Ausfüllungsvorschrift 166
aa) Inländische Beurkundungsvorschriften 167
(1) Rechtsverordnungen und Satzungen 167
(2) Verwaltungsakte und Verwaltungsvorschriften 169
bb) Ausländische Vorschriften 171
(1) Beurkundungsvorschriften aus (Nicht-EU) Drittstaaten 171
(2) EU-Beurkundungsvorschriften 173
(3) Einbezug ausländischer Beurkundungsnormen? 175
4. Fazit zur Bestimmtheit des § 271 StGB 176
E. Bestimmbarkeit des § 271 StGB 178
I. Tatmittel der öffentlichen Urkunde 178
1. Akzessorietät zu den §§ 415ff. ZPO 178
2. Ausländische Urkunden 180
II. Ausfüllung der besonderen Beweiskraft bei § 271 StGB 181
1. Mindestanforderungen an die Beurkundungsvorschriften 181
2. Vorgehen bei der Bestimmung der besonderen Beweiskraft 182
a) Ausschließlich gesetzlich zwingende Urkundeninhalte? 182
b) Umgang mit Soll-Vorschriften 183
c) Beurkundung konkludenter Tatsachen 184
d) Abstellen auf die bloße Verkehrsanschauung? 185
III. Annex: § 271 StGB und das Verwaltungsrecht 186
1. Umgang mit behördlichem Ermessen 187
2. Folgen bei Nichtigkeit des Verwaltungshandelns 189
a) Problemdarstellung und aktueller Stand der Diskussion 189
b) Eigene Stellungnahme 190
F. Fazit 191
I. Zusammenfassung in Thesen 191
1. Bestimmtheit des § 271 StGB 191
2. Bestimmbarkeit des § 271 StGB 192
II. Rückblick auf den Anlass dieser Untersuchung 193
III. Ausblick 194
Literaturverzeichnis 197
Stichwortverzeichnis 213