Einhegung des Rechts auf freie Arztwahl anhand des Wirtschaftlichkeitsgebotes

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Einhegung des Rechts auf freie Arztwahl anhand des Wirtschaftlichkeitsgebotes
Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 81
(2025)
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Nadja Dussel studierte von 2014 bis 2020 Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sowie der Universidad de Oviedo (Spanien) mit dem Schwerpunkt Arbeits- und Sozialrecht. Nach Abschluss des ersten Staatsexamens promovierte sie bei Prof. Dr. Katharina von Koppenfels-Spies und war als akademische Mitarbeiterin am Institut für Wirtschaftsrecht, Arbeits- und Sozialrecht, Abt. III: Sozialrecht der Universität Freiburg tätig. Seit Juni 2024 ist sie Rechtsreferendarin am Hanseatischen Oberlandesgericht.Abstract
Gesetzlich Versicherten steht gemäß § 76 Abs. 1 S. 1 SGB V das Recht auf freie Arztwahl zu, welches verfassungsrechtlich durch die allgemeine Handlungsfreiheit und das allgemeine Persönlichkeitsrecht abgesichert wird. Die weitreichende Wahlfreiheit der Versicherten steht in einem Spannungsverhältnis zum Wirtschaftlichkeitsgebot, welches als Grundprinzip für das gesamte Krankenversicherungsrecht gilt. Dieses lässt sich insbesondere darauf zurückführen, dass Versicherte den haus- und den fachärztlichen Versorgungsbereich gleichermaßen direkt in Anspruch nehmen und behandelnde Leistungserbringer zudem jederzeit wechseln können. Im Rahmen der Regelversorgung hat der Gesetzgeber bislang keinen Weg gefunden, das bestehende Spannungsverhältnis aufzulösen. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Arbeit mit Reformoptionen, insbesondere einer Steuerung des Zugangs gesetzlich Versicherter durch die Etablierung von (umfassenden) Überweisungsvorbehalten.»Containment of the Right to Choose a Doctor on the Basis of the Principle of Economic Efficiency«: The right to free choice of doctor is in tension with the economic efficiency requirement of SGB V. This can be attributed in particular to the fact that general practitioners and specialists can predominantly be consulted directly and treating service providers can always be changed. Against this background, the study examines reform options, in particular the introduction of (comprehensive) referral reservations to control access to care.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsübersicht | 9 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 17 | ||
Einleitung | 21 | ||
A. Gegenstand der Arbeit | 21 | ||
B. Gang der Untersuchung | 23 | ||
Kapitel 1: Grundlagen | 25 | ||
A. Historischer Ursprung | 25 | ||
I. Das Gesetz betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter vom 15. 6. 1883 | 26 | ||
II. Bedeutungszuwachs der gesetzlichen Krankenversicherung | 26 | ||
III. Die Forderung nach „freier Arztwahl“ | 29 | ||
IV. Gründung des Leipziger Verbandes | 30 | ||
V. Reichsversicherungsordnung (RVO) vom 31. 5. 1911 und Berliner Abkommen | 32 | ||
VI. Notverordnungen vom 30. 10. 1923 und 8. 12. 1931 | 34 | ||
VII. Gesetz über Kassenarztrecht vom 17. 8. 1955 | 37 | ||
VIII. Inkrafttreten des SGB V zum 1. 1. 1989 | 37 | ||
IX. Zwischenergebnis | 38 | ||
B. Legitimation des Rechts auf freie Arztwahl | 38 | ||
I. Zweck der freien Arztwahl | 39 | ||
II. Verfassungsrechtliche Verankerung der freien Arztwahl | 40 | ||
1. Grundrechte der Versicherten | 40 | ||
2. Berufsfreiheit der Leistungserbringer | 43 | ||
III. Zwischenergebnis | 45 | ||
C. Die freie Arztwahl im System | 46 | ||
I. Einordnung in das System des SGB V | 46 | ||
1. Organisation der Leistungserbringung | 47 | ||
2. Honorierung der Leistungserbringer | 48 | ||
II. Rechtsgrundlagen | 49 | ||
III. Zwischenergebnis | 51 | ||
D. Fazit zu Kapitel 1 | 51 | ||
Kapitel 2: Die freie Arztwahl im SGB V | 52 | ||
A. Umfang des Rechts auf freie Arztwahl | 52 | ||
I. Personelle Reichweite | 52 | ||
1. Kreis der Leistungserbringer | 52 | ||
a) Systematische Stellung der Norm | 53 | ||
aa) Sachleistungsprinzip | 53 | ||
bb) Sicherstellungsauftrag | 54 | ||
cc) Zwischenergebnis | 55 | ||
b) Gruppen | 55 | ||
aa) Zulassung | 56 | ||
(1) Zugelassene Ärzte | 56 | ||
(2) Medizinische Versorgungszentren | 57 | ||
bb) Ermächtigung | 57 | ||
(1) Ermächtigte Ärzte | 58 | ||
(2) Ermächtigte Einrichtungen | 58 | ||
(3) Eigeneinrichtungen der Krankenkassen nach § 140 SGB V | 58 | ||
cc) Sonstige Teilnahmeberechtigte | 59 | ||
(1) Einrichtungen nach § 75 Abs. 9 SGB V | 59 | ||
(2) Verpflichtete nach § 72a Abs. 3 SGB V | 60 | ||
(3) Einrichtungen der ambulanten spezialfachärztlichen Versorgung | 60 | ||
(4) Zum ambulanten Operieren zugelassene Krankenhäuser | 61 | ||
(5) Zwischenergebnis | 62 | ||
dd) Zwischenergebnis | 62 | ||
c) Erstreckung des Wahlrechts auf sonstige Teilnahmeberechtigte | 62 | ||
d) Zwischenergebnis | 64 | ||
2. Erweiterungen | 64 | ||
a) Behandlung im Notfall | 64 | ||
b) Vermittlung durch Terminservicestellen | 65 | ||
c) Kostenerstattung | 66 | ||
d) Grenzüberschreitendes Recht auf freie Arztwahl auf europäischer Ebene | 67 | ||
e) Einholung einer Zweitmeinung | 68 | ||
aa) Zweitmeinungsverfahren | 68 | ||
bb) Auswirkungen auf die Arztwahlfreiheit | 69 | ||
f) Zwischenergebnis | 69 | ||
II. Einschränkungen der Arztwahlfreiheit | 70 | ||
1. Räumliche Einschränkung | 70 | ||
a) Fahrkosten zum Vertragsarzt | 71 | ||
b) Honorare für Hausbesuche | 71 | ||
c) Überbezirkliche Inanspruchnahme von Leistungserbringern | 72 | ||
2. Zeitliche Einschränkung | 72 | ||
3. Einrichtungen | 74 | ||
4. Faktische Einschränkungen | 76 | ||
a) Fehlende Auswahl | 76 | ||
b) Fehlende Barrierefreiheit | 77 | ||
c) Ablehnung der Behandlung durch den gewählten Arzt | 78 | ||
5. Selektivvertragliche Versorgung | 79 | ||
a) Modellvorhaben, §§ 63, 64 Abs. 4 SGB V | 79 | ||
b) Hausarztzentrierte Versorgung, § 73b SGB V | 80 | ||
c) Besondere Versorgung, § 140a SGB V | 81 | ||
d) Zwischenergebnis | 82 | ||
III. Zwischenergebnis | 82 | ||
B. Verfassungsrechtliche Beurteilung der Arztwahlfreiheit | 83 | ||
I. Grundrechte der Versicherten | 84 | ||
1. Personelle Reichweite | 84 | ||
2. Weitere Einschränkungen | 87 | ||
II. Berufsfreiheit der Leistungserbringer | 89 | ||
1. Personelle Reichweite | 90 | ||
2. Weitere Einschränkungen | 91 | ||
III. Zwischenergebnis | 91 | ||
C. Ausübung der freien Arztwahl | 92 | ||
I. Nachweis durch die elektronische Gesundheitskarte | 92 | ||
II. Überweisungen | 93 | ||
III. Auswahlkriterien | 94 | ||
D. Fazit zu Kapitel 2 | 95 | ||
Kapitel 3: Überprüfung der Arztwahlfreiheit am Maßstab des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 96 | ||
A. Maßstabsbildung | 96 | ||
I. Grundprinzipien als Maßstab für die Leistungserbringung | 96 | ||
II. Das Wirtschaftlichkeitsgebot nach § 12 SGB V | 98 | ||
1. Funktion und Bedeutung des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 99 | ||
2. Komponenten des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 100 | ||
a) Zweckmäßig | 101 | ||
b) Ausreichend | 102 | ||
c) Nicht mehr als notwendig | 103 | ||
d) Wirtschaftlichkeit im engeren Sinne | 104 | ||
3. Adressaten des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 105 | ||
III. Ausprägungen des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 106 | ||
IV. Zwischenergebnis | 108 | ||
B. Unwirtschaftlichkeit der Leistungserbringung | 109 | ||
I. Thematische Eingrenzung | 110 | ||
II. Anwendbarkeit des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 111 | ||
III. Einflussfaktoren auf die wirtschaftliche Ausgestaltung der Arztwahlfreiheit | 112 | ||
1. Fehlende Zugangssteuerung | 112 | ||
a) Direktinanspruchnahme des fachärztlichen Versorgungsbereiches | 112 | ||
b) Informationsaustausch | 114 | ||
aa) Im Rahmen einer Behandlung | 115 | ||
bb) Hausärztliche Koordinierung | 116 | ||
cc) Zwischenergebnis | 116 | ||
2. Fehlende Verbindlichkeit in der Arzt-Patienten-Beziehung | 117 | ||
3. Zwischenergebnis | 118 | ||
IV. Einhaltung des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 118 | ||
1. Rechtliche Spielräume | 119 | ||
2. Tatsächliche Auswirkungen | 120 | ||
3. Zwischenergebnis | 124 | ||
V. Zwischenergebnis | 125 | ||
C. Ansätze zur Einhegung der arztwahlbedingten Unwirtschaftlichkeit | 125 | ||
I. Ausgestaltung der Leistungserbringung | 126 | ||
1. Regelversorgung | 126 | ||
a) Einschränkungen durch § 76 Abs. 2, 3 SGB V | 126 | ||
b) Regelungsauftrag nach § 76 Abs. 3a SGB V | 127 | ||
aa) Unkoordinierte Mehrfachinanspruchnahmen | 127 | ||
(1) Auslegung der Norm | 127 | ||
(2) Umsetzung des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 130 | ||
(3) Ergriffene Maßnahmen auf der Grundlage von § 76 Abs. 3a SGB V | 131 | ||
bb) Verbesserung des Informationsaustausches | 133 | ||
2. Selektivverträge | 133 | ||
a) Modellvorhaben nach §§ 63, 64 Abs. 4 SGB V | 134 | ||
b) Hausarztzentrierte Versorgung (HzV) nach § 73b SGB V | 134 | ||
c) Besondere Versorgung nach § 140a SGB V | 136 | ||
3. Zwischenergebnis | 139 | ||
II. Ausgestaltung der Honorierung | 140 | ||
1. Versichertenbezogene Abrechnungsprüfung, § 106d Abs. 3 SGB V | 140 | ||
2. Vorgaben zur Ausgestaltung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabes (EBM) | 143 | ||
3. Vergütung von Koordinationsleistungen | 145 | ||
4. Zwischenergebnis | 147 | ||
III. Zwischenergebnis | 147 | ||
D. Konsequenzen der weitreichenden Arztwahlfreiheit | 148 | ||
I. Finanzielle Ressourcen | 149 | ||
1. Morbiditätsbedingte Gesamtvergütung | 149 | ||
2. Extrabudgetäre Gesamtvergütung | 152 | ||
II. Personelle Ressourcen | 152 | ||
III. Qualität der Versorgung | 155 | ||
1. Definition und Bedeutung der hausärztlichen Versorgung | 155 | ||
2. Versorgungskontinuität | 156 | ||
3. Versorgungskoordination | 158 | ||
IV. Zwischenergebnis | 159 | ||
E. Fazit zu Kapitel 3 | 160 | ||
Kapitel 4: Entwicklungsperspektiven der Arztwahlfreiheit zur verbesserten Umsetzung des Wirtschaftlichkeitsgebotes | 162 | ||
A. Vergleich zu weiteren leistungserbringerbezogenen Wahlrechten im SGB V | 162 | ||
I. Darstellung weiterer Wahlrechte | 163 | ||
1. Krankenhauswahlrecht | 163 | ||
2. Wahlrecht zwischen Heilmittelerbringern | 164 | ||
3. Wahlrecht zwischen Hilfsmittelerbringern | 165 | ||
II. Erkenntnisse bezogen auf die Arztwahlfreiheit | 165 | ||
B. Entwicklungsperspektiven im Rahmen von § 76 SGB V | 168 | ||
I. Maßnahmen der Zugangssteuerung | 168 | ||
1. Verbotsweise Einschränkung der Direktinanspruchnahme | 169 | ||
2. Sanktionierung der Direktinanspruchnahme | 170 | ||
II. Bonuszahlungen | 171 | ||
C. Verfassungsrechtliche Bewertung der Entwicklungsperspektiven | 172 | ||
I. Maßnahmen der Zugangssteuerung | 173 | ||
1. Grundrechte der Versicherten | 173 | ||
a) Allgemeines Persönlichkeitsrecht | 173 | ||
b) Allgemeine Handlungsfreiheit | 174 | ||
2. Grundrechte der Leistungserbringer | 176 | ||
a) Berufsfreiheit | 177 | ||
aa) Eingriff | 177 | ||
bb) Verfassungsrechtliche Rechtfertigung | 178 | ||
(1) Gesetzgebungskompetenz | 178 | ||
(2) Verhältnismäßigkeit | 181 | ||
(a) Legitimer Zweck | 181 | ||
(b) Geeignetheit | 182 | ||
(c) Erforderlichkeit | 183 | ||
(d) Angemessenheit | 185 | ||
b) Allgemeiner Gleichheitssatz | 187 | ||
aa) Differenzierung nach der Facharztgruppenzugehörigkeit | 188 | ||
bb) Verhältnismäßigkeit der Ungleichbehandlung | 188 | ||
II. Bonuszahlungen | 190 | ||
III. Zwischenergebnis | 190 | ||
D. Ausblick | 190 | ||
I. Elektronische Patientenakte mit Opt-Out | 191 | ||
II. Informierte Arztwahl | 192 | ||
III. Ausweitung des Zweitmeinungsanspruchs | 193 | ||
IV. Maßnahmen gegen hausärztliche Unterversorgung | 194 | ||
E. Fazit zu Kapitel 4 | 194 | ||
Zusammenfassung der Ergebnisse | 196 | ||
Literaturverzeichnis | 200 | ||
Sachverzeichnis | 219 |