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Sanierungsgewinne im Einkommensteuerrecht

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Straub, J. (2025). Sanierungsgewinne im Einkommensteuerrecht. Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Leistungsfähigkeitsprinzips und des europäischen Beihilfeverbots. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59028-5
Straub, Joel. Sanierungsgewinne im Einkommensteuerrecht: Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Leistungsfähigkeitsprinzips und des europäischen Beihilfeverbots. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59028-5
Straub, J (2025): Sanierungsgewinne im Einkommensteuerrecht: Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Leistungsfähigkeitsprinzips und des europäischen Beihilfeverbots, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59028-5

Format

Sanierungsgewinne im Einkommensteuerrecht

Eine Untersuchung unter besonderer Berücksichtigung des Leistungsfähigkeitsprinzips und des europäischen Beihilfeverbots

Straub, Joel

Tübinger Schriften zum Staats- und Verwaltungsrecht, Vol. 114

(2025)

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About The Author

Joel Straub studierte von 2010 bis 2015 Rechtswissenschaften an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er war studienbegleitend und später als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Referendar bei einer renommierten Großkanzlei in Stuttgart im Bereich Steuerrecht und Vermögensnachfolge tätig. Das Zweite Staatsexamen legte er im Jahr 2017 ab. Sodann war Joel Straub Doktorand und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Christian Seiler in Tübingen. Seine Promotion wurde durch die Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) gefördert. Von 2020 bis 2023 war er Notarassessor und zuletzt Notariatsverwalter in Baden-Württemberg. Joel Straub wurde 2023 zum Notar bestellt.

Abstract

Die steuerliche Behandlung von Sanierungsgewinnen ist ein Themenkomplex, dem sich Gesetzgebung, Rechtsprechung und Schrifttum bereits seit mehr als hundert Jahren mit unterschiedlichen Ergebnissen und Begründungen widmen. Mit der Entscheidung des Großen Senats des Bundesfinanzhofs zum »Sanierungserlass« im Jahr 2016 und der hierauf antwortenden Einführung gesetzlicher Neuregelungen hat diese Entwicklung zunächst ein Ende gefunden.

Die praxisrelevante, vor allem wirtschaftspolitisch motivierte Steuerbefreiung sanierungsbedingter Gewinne durch § 3a EStG wirft gleichwohl zahlreiche europa-, verfassungs- und einfachrechtliche Fragen auf, mit denen sich die vorliegende Arbeit eingehend beschäftigt. Aufgrund seiner Ausgestaltung kehrt § 3a EStG als Sozialzwecknorm trotz der Steuerbefreiung in erheblichem Umfang zum Regelmaß einer leistungsfähigkeitsgerechten Besteuerung zurück und kann im Ergebnis durch außersteuerliche Gemeinwohlzwecke gerechtfertigt werden. Die Arbeit zeigt auf, dass europa- und beihilferechtlich eine Rechtfertigung indes nicht gelingen kann.
»Restructuring Gains in Income Tax Law. An Investigation with Special Consideration of the Ability-to-Pay Principle and the European ban on State Aid«: The tax implications of restructuring gains have been a topic of debate in legislation, jurisprudence and literature for more than a hundred years, with varying results and justifications. The Federal Fiscal Court's decision on the »reorganisation decree« in 2016 and the subsequent introduction of new legal regulations, this development has come to an end so far. The tax exemption of restructuring-related profits under Section 3a of the German Income Tax Act (EStG), which is relevant in practice and primarily motivated by economic policy, nevertheless raises numerous questions under European, constitutional and ordinary law.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einleitung 13
1. Kapitel: Sanierung von Unternehmen und Sanierungsgewinne 19
A. Die Unternehmenskrise als tatsächlicher Ausgangspunkt 19
B. Das Verhältnis von Steuer- und Insolvenzrecht 20
C. Sanierungsmaßnahmen, -konstellationen und -gewinne 23
I. Forderungserlass als typisches Sanierungsinstrument 24
1. Bilanzierende Gewinnermittlung (§§ 4 Abs. 1, 5 EStG) 24
2. Einnahmen-Überschuss-Rechnung (§ 4 Abs. 3 EStG) 25
3. Forderungsverzicht durch Gesellschafter als Einlage 26
II. Besondere Formen des Forderungserlasses 27
1. Forderungserlass mit Besserungsabrede 27
2. Insolvenzplanverfahren (§§ 217 ff. InsO) und Restschuldbefreiung (§§ 286 ff. InsO) 28
III. Rangrücktritt als Alternative zum Forderungsverzicht 29
IV. Weitere wichtige Sanierungsmaßnahmen 31
1. Debt-Equity-Swap 31
2. Debt-Buy-Back 32
3. Befreiende Schuldübernahme 33
D. Zwischenergebnis 33
2. Kapitel: Entwicklung der Besteuerung von Sanierungsgewinnen und der Verlustberücksichtigung 34
A. Die Rechtslage vor dem Zweiten Weltkrieg 34
I. Die Verrechnung steuerfreier Gewinne mit steuerlichen Verlusten 34
II. Alternativer Ansatz auf dem Gebiet der Körperschaftsteuer 36
III. Zwei konkurrierende Ansätze und die legislative Reaktion 37
B. Die Nachkriegszeit und die Rechtsprechung des BFH 39
I. Trennung der Bindung zwischen Sanierungsgewinn und Verlusten 40
II. Erstmalige Kodifizierung im Einkommensteuergesetz 41
III. Aufhebung der Steuerbefreiung 43
C. Der „Sanierungserlass“ und die Mindestbesteuerung 44
D. Die Entscheidung des Großen Senats des BFH vom 28. 11. 2016 46
E. Die Einführung von § 3a EStG durch Gesetze vom 27. 06. 2017 und vom 11. 12. 2018 sowie spätere Änderungen 47
F. Exkurs: Geltung der Neuregelung und formelle Verfassungswidrigkeit? 48
I. Beihilferechtliche Genehmigung als Voraussetzung des Inkrafttretens 48
II. Keine „Heilung“ durch Bekanntmachung des Bedingungseintritts 51
III. Fehlerfolge der unwirksamen Bestimmung des Inkrafttretens 51
IV. Ergebnis des Exkurses 52
3. Kapitel: Die gesetzliche Steuerbefreiung von Sanierungsgewinnen nach § 3a EStG 53
A. Steuerfreiheit des „Sanierungsertrags“ 53
B. Tatbestand: Unternehmensbezogene Sanierung 54
I. Sanierungsbedürftigkeit des Unternehmens 54
II. Sanierungsfähigkeit des Unternehmens und Sanierungseignung des Schuldenerlasses 55
III. Sanierungsabsicht der Gläubiger 56
IV. Betrieblich begründeter Schuldenerlass 57
1. Betriebliche Begründung 57
2. Der steuerrechtliche Begriff des Schuldenerlasses 59
V. Nachweispflicht: „faktisches“ Wahlrecht des Steuerpflichtigen? 60
C. Rechtsfolgen: Steuerfreiheit, verpflichtende Ausübung steuerlicher Wahlrechte, Abzugsverbot und Verlustverrechnung 63
D. Sonderfall: Unternehmerbezogene Sanierung (§ 3a Abs. 5 EStG) 64
4. Kapitel: Besteuerung oder Steuerfreiheit von Sanierungsgewinnen? Verfassungsrechtliche Vorgaben und Grenzen 66
A. Sanierungsgewinne im Lichte des Gleichheitssatzes, Art. 3 Abs. 1 GG 68
I. Allgemeiner Gleichheitssatz als Ausgangspunkt 68
II. Leistungsfähigkeitsprinzip als konkretisierungsbedürftiges Fundamentalprinzip 69
1. Leistungsfähigkeit und Belastungsgegenstand der Einkommensteuer 72
2. Folgerichtigkeit als flankierendes Gebot 73
3. Prinzipienbedingte Aussagenschwäche des Leistungsfähigkeitsprinzips und Konkretisierungsauftrag des Gesetzgebers 74
4. Zwischenergebnis: Zweifache Dimension des Leistungsfähigkeitsprinzips 75
III. Bereichsspezifische Konkretisierung: Gewinn und Leistungsfähigkeit 76
1. Reinvermögenszugang als materielles Gewinnkonzept 76
2. Freiwerden von einer Verbindlichkeit als systembedingte Vermögensmehrung 79
3. Keine Maßgeblichkeit von Zahlungsfähigkeit im engeren Sinne oder Liquidität 81
4. Bestätigender Blick auf die Gewinnermittlungstechnik 84
5. Keine interpersonelle Leistungsfähigkeit im Sinne einer Korrespondenz 87
IV. Zwischenergebnis und Schlussfolgerung 88
B. Freiheitsrechtliche Grenzen der Sanierungsgewinnbesteuerung 89
I. Von erdrosselnder Steuer zur Verhältnismäßigkeit 90
II. Erdrosselnde Wirkung der Sanierungsgewinnbesteuerung? 93
1. Gesetzliche Wirkung und typisierende Betrachtung 94
a) Typische Sanierungskonstellation 95
b) Disponibilität der Steuerbelastung und Ausweichoptionen 96
c) Steuerbelastung als lediglich (weiterer) wirtschaftlicher Umstand 98
d) Zwischenergebnis: Keine generell erdrosselnde Wirkung 99
2. Erdrosselnde Wirkung in atypischen Einzelfällen? 100
a) Atypische Sanierungskonstellationen 100
b) Billigkeitsrecht zur Vermeidung der erdrosselnden Wirkung 101
c) Keine sachliche, allenfalls persönliche Unbilligkeit 102
3. Zwischenergebnis 103
C. Zusammenfassung der verfassungsrechtlichen Vorgaben und Grenzen 103
5. Kapitel: Rechtfertigung einer Steuerbefreiung von Sanierungsgewinnen 105
A. Die Steuerbefreiung nach § 3a EStG als Sozialzwecknorm 105
I. Steuerbefreiende Fiskal- und Sozialzwecknormen 105
II. Sanierungsprivilegierung des § 3a EStG als Sozialzweck 106
III. Bestätigender Blick auf die Vorgängerregelung des § 3 Nr. 66 EStG a. F. 107
B. Verringerte Rechtfertigungslast durch teilweise Rückkehr zur Gleichbehandlung 108
I. Verbrauch von Verlustverrechnungspotenzialen (§ 3a Abs. 3 S. 2 Nr. 1–13 EStG) 109
1. Wirtschaftlich zweifelsfrei mit dem Unternehmen zusammenhängende Verluste 110
2. Verluste mit möglicher und ohne Bindung zum sanierenden Unternehmen 111
3. Schlussfolgerung: nur scheinbar „überschießende“ Verlustberücksichtigung 115
4. Sonderfall: Zugriff auf Verluste des Ehegatten? 116
a) Technisch-systematischer Ansatz 118
b) Vollständige Einbeziehung der Ehegattenverluste 120
5. Interpersoneller Verlustuntergang als Missbrauchsbekämpfung (§ 3a Abs. 3 S. 3 EStG) 121
II. Verpflichtende Ausübung steuermindernder Wahlrechte (§ 3a Abs. 1 S. 2–3 EStG) 122
1. Sachliche Reichweite 123
2. Betragsmäßige Reichweite: Beschränkung der Höhe nach? 124
3. Folgen einer unterlassenen Wahlrechtsausübung 125
4. Als Folge lediglich zeitliche Verschiebung 126
III. Abzugsverbot für und Berücksichtigung von Sanierungsaufwendungen 127
1. Abzugsverbot von Sanierungsaufwendungen (§ 3c Abs. 4 EStG) 127
2. Berücksichtigung der nicht abziehbaren Sanierungsaufwendungen (§ 3a Abs. 3 S. 1 EStG) 129
IV. Zwischenergebnis: Partielle Rechtfertigungsbedürftigkeit 130
C. Verfassungsrechtliche Rechtfertigung der verbleibenden Ungleichbehandlung der Steuervergünstigung 130
I. Schutzgüter des Gemeinwohls als Rechtfertigungsgründe 131
II. Verhältnismäßigkeit der Steuerbefreiung? 132
1. Bloße Willkürkontrolle nach dem BVerfG 132
2. Verhältnismäßigkeit 133
a) Geeignetheit 134
b) Erforderlichkeit 135
c) Angemessenheit 136
III. Ergebnis der verfassungsrechtlichen Rechtfertigung 137
6. Kapitel: Beihilferechtliche Aspekte der (gesetzlichen) Steuerbefreiung von Sanierungsgewinnen 138
A. Die Steuerbefreiung von Sanierungsgewinnen als mögliche Beihilfe 141
I. Beihilferechtliche Einordnung durch die Kommission 141
II. Beihilfebegriff des Art. 107 Abs. 1 AEUV 143
1. Vorteil und Selektivität: Die selektive Begünstigung als Schlüsselmerkmal 143
a) Gewährung eines Vorteils 144
b) Fremdvergleich mit privaten Akteuren: „Kriterium des privaten Gläubigers“ 145
c) Selektivität 147
aa) Dreistufige Prüfung 149
bb) Bestimmung des Referenzrahmens: Die Suche nach der „normalen“ Besteuerung 150
cc) Abweichung vom definierten Referenzrahmen durch Ungleichbehandlung bei Vergleichbarkeit von begünstigten und nicht begünstigten Unternehmen 152
(1) Steuerfreiheit nach § 3a EStG als Abweichung vom Referenzsystem 153
(2) Fraglicher Bezugspunkt der Vergleichbarkeitsprüfung 154
(3) Das Referenzsystem als zutreffender Bezugspunkt 155
(4) Minderung des beihilferechtlichen Vorteils durch die Verlustverrechnung 156
dd) Rechtfertigung der selektiven Begünstigung 156
(1) Rechtfertigung nur durch steuersystemimmanente Gründe 157
(2) Rechtfertigungsschwierigkeiten als Sozialzwecknorm? 158
(3) Leistungsfähigkeitsprinzip und Übermaßverbot 158
(4) Steuerstaatsprinzip 159
ee) Zwischenergebnis 159
2. Staatliche oder staatlich finanzierte Maßnahme 160
3. Wettbewerbsverfälschende Wirkung und Gefahr der Beeinträchtigung des Binnenhandels 160
III. Zwischenergebnis 162
B. Keine Genehmigungsfähigkeit nach Art. 107 Abs. 3 AEUV 163
C. Folgen der materiellen Beihilfeneigenschaft 165
I. Keine unmittelbaren Rechtsfolgen materiell rechtswidriger Beihilfen 166
II. Schwebezustand bis zum Tätigwerden der Kommission oder des EuGH 167
III. Die Steuerfreiheit von Sanierungsgewinnen als Altbeihilfe? 168
1. Mangelnde gesetzliche Identität und maßgebliche Wirkung 171
2. Zeitliche Unterbrechungen der Anwendbarkeit 171
3. Umgestaltung der Verlustberücksichtigung als Änderung des materiellen Kerngehalts 172
IV. Folgen einer abweichenden EuGH-Entscheidung 172
1. Verhältnismäßigkeit auch bei drohender Insolvenz 173
2. Vertrauensschutz durch „Comfort Letter“ 173
Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der Arbeit 176
Literaturverzeichnis 185
Sachverzeichnis 210