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Umfang und Grenzen der Bindungswirkung des völkerrechtlichen 1,5-Grad-Ziels

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Valdés Cifuentes, F. (2025). Umfang und Grenzen der Bindungswirkung des völkerrechtlichen 1,5-Grad-Ziels. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59483-2
Valdés Cifuentes, Franziska Fiona. Umfang und Grenzen der Bindungswirkung des völkerrechtlichen 1,5-Grad-Ziels. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59483-2
Valdés Cifuentes, F (2025): Umfang und Grenzen der Bindungswirkung des völkerrechtlichen 1,5-Grad-Ziels, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59483-2

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Umfang und Grenzen der Bindungswirkung des völkerrechtlichen 1,5-Grad-Ziels

Valdés Cifuentes, Franziska Fiona

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1567

(2025)

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About The Author

Franziska Valdés Cifuentes studierte nach ihrem Schulabschluss in San José, Costa Rica von 2013 bis 2018 Rechtswissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und der Universidad de Chile. Ihr Referendariat absolvierte sie 2021 in Frankfurt am Main. Ihre Promotion im Umweltverfassungsrecht schloss sie 2024 an der Philipps-Universität Marburg am Lehrstuhl von Prof. Dr. Monika Böhm ab, gefördert durch ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung. Seit 2024 ist sie am Bundesministerium der Justiz in Berlin tätig.

Abstract

Im Klimabeschluss von 2021 hat das BVerfG das 1,5-Grad-Ziel des KSG herangezogen, um Art. 20a GG zu konkretisieren. Hinter dieser ›Konkretisierung‹ verbirgt sich eine in der Sache neue dogmatische Konstruktion. Diese Untersuchung setzt sich kritisch mit dieser auseinander und prüft mögliche Alternativen zur Anwendung des Art. 20a GG im Kontext des Klimawandels. Neben einer Auslegung mit besonderem Augenmerk auf dessen Entstehungsgeschichte wird auch die normhierarchische Wirkung des Völkervertragsrechts hinterfragt. Eine eigene Antwort auf die Frage, wie das 1,5-Grad-Ziel im deutschen Verfassungsrecht wirken kann, entwickelt diese Arbeit entlang dessen völkerrechtlichen Ursprungs. Sie wertet dabei einschlägige Rechtsprechung des BVerfG aus und zieht die Völkerrechtsfreundlichkeit des Grundgesetzes heran, um für die verfassungsrechtliche Wirkung von Völkervertragsrecht, wie sie heute bereits die EMRK genießt, eine systematisch reproduzierbare Lösung zu finden.»Scope and Limits of the Binding Effect of the International Law’s 1.5 Degree Target«: As part of the KSG, the 1.5 degree target has the status of a federal law. Nevertheless, the German constitutional court recurred to it in the climate decision to concretize Art. 20a GG with some binding force. This study examines the constitutional court’s dogmatic construction and possible alternatives. It develops its own solution, which, guided by the application of the ECHR in German constitutional law, is largely based on the origin of the 1.5 degree target in international law.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 16
Einleitung 19
I. Definitorische Vorfragen 22
II. Untersuchungsgegenstand 23
III. Gang der Untersuchung 23
§ 1 Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts 25
A. Der Klimabeschluss des Bundesverfassungsgerichts 25
I. Hintergrund und Tatsachen 25
II. Entscheidung und rechtliche Begründung 27
1. Zulässigkeit 27
2. Begründetheit 29
a) Schutzpflichten 29
b) Abwehrrechte 31
III. Kernaussagen 34
B. Weitere einschlägige nationale Rechtsprechung 37
I. Nichtannahmebeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 18. Januar 2022 (Klimaschutz in den Ländern) 37
II. Beschluss zur Windenergie in Mecklenburg-Vorpommern vom 23. März 2022 41
III. Nichtannahmebeschluss des Bundesverfassungsgerichts vom 15. Dezember 2022 (Tempolimit) 42
C. Aufnahme der Beschlüsse in der Literatur 43
I. Normenhierarchische Bedenken 45
II. Begründungsmängel 47
III. Sonstige Kritik 47
D. Zwischenergebnis zur Rechtsprechung des BVerfG 48
§ 2 Einordnung in dogmatische Konzepte 49
A. Auslegung 49
I. Wortlaut 49
1. Natürliche Lebensgrundlagen 50
2. Schutz 52
3. In Verantwortung für künftige Generationen 52
4. Zwischenergebnis 53
II. Telos 54
III. Systematik 55
IV. Historie 56
1. Entstehungsgeschichte des Art. 20a GG 57
a) Sachverständigenkommission Staatszielbestimmungen/ Gesetzgebungsaufträge, 1983 57
b) Gesetzesvorschlag der SPD, 10. Wahlperiode, 1984 59
c) Gesetzesvorschlag der SPD, 11. Wahlperiode, 1987 60
d) Gesetzesvorschlag der Fraktion DIE GRÜNEN, 11. Wahlperiode, 1987 60
e) Gesetzesvorschlag des Bundesrates, 11. Wahlperiode BT, 1987 61
f) Gesetzesvorschlag CDU/CSU und FDP, 11. Wahlperiode, 1990 62
g) Gemeinsame Verfassungskommission, 1993 62
h) Vorschläge nach GKV 65
i) Einführung in der 12. Legislaturperiode, 1994 65
j) Einführung des Tierschutzes 67
k) Gesetzgebungsvorschlag der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, 2018 67
2. Zusammenfassende Betrachtung 68
a) Zögerlicher Gestaltungsprozess als Wesensmerkmal der Norm 69
b) Vorrang der Gesetzgebung 71
c) Subjektive Rechte 74
d) Direktgeltung des Völkerrechts über Art. 20a GG 75
e) Historisches Verständnis der Begriffe „Umwelt“ und „natürliche Lebensgrundlagen“ 77
3. Wandel im Verständnis 78
V. Änderungsverfahren 81
VI. Zwischenergebnis 81
B. Berücksichtigung der EMRK bei der Auslegung 81
I. Geltung der EMRK in der BRD 81
II. Art. 2 EMRK 83
III. Art. 8 EMRK 84
IV. Die EMRK und das Pariser Klimaabkommen 85
V. Zwischenergebnis 88
C. Konkretisierungsfunktion des einfachen Rechts 88
I. Der Begriff der Konkretisierung 88
II. Konkretisierungsauftrag des Art. 20a GG 92
1. Vorrang der Gesetzgebung 93
2. Auflösung von Spannungsverhältnissen durch die Gesetzgebung 95
3. Öffentlichkeitsfunktion des Gesetzgebungsverfahrens 96
4. Weitere Argumente 96
III. Konkretisierung gerade durch § 1 S. 3 KSG 97
IV. Zwischenergebnis 100
D. Anwendungsvorrang 100
I. Pariser Klimaabkommen 101
II. EU-Grundrechte 103
1. Anwendungsbereich und Prüfungsinhalt der EUGRCh 104
2. Art. 37 EUGRCh 106
3. Art. 2 EUGRCh 108
4. Art. 3 EUGRCh 108
III. Weitere Normen 110
IV. Unionsrechtskonforme Auslegung 110
V. Zwischenergebnis 110
E. Übergesetzlicher Rang aufgrund völkerrechtlichen Ursprungs 111
I. Normenhierarchie 111
II. Geltung des Völkerrechts 112
1. Allgemeine Regeln des Völkerrechts 112
2. Völkervertragsrecht 112
a) Wortlaut 113
b) Historie 114
c) Systematik 114
d) Sinn und Zweck 115
III. Zwischenergebnis 117
F. Übergesetzliche Wirkung unter dem Gesichtspunkt der Völkerrechtsfreundlichkeit des GG 118
I. Einschlägige Rechtsprechung des BVerfG 118
1. Saar-Statut 118
2. Reichskonkordat 119
3. Todesstrafe 119
4. Unschuldsvermutung und Auslieferung 120
5. Görgülü 121
a) Sachverhalt 121
b) Rechtliche Argumentation 122
6. Alteigentümer 124
7. Wiener Konsularrechtsübereinkommen 126
8. Rechtshilfe bei Strafvollstreckung 126
9. Lissabon-Urteil 127
10. Sicherungsverwahrung 127
11. UN-Behindertenrechtskonvention 128
12. Treaty Override 129
a) Entscheidung 129
b) Sondervotum der Richterin König 132
13. Zusammenfassende Bewertung 133
a) Menschenrechtliches Völkerrecht 134
b) Ius cogens und der Ewigkeitsgarantie unterliegendes Verfassungsrecht 136
c) Völkervertragsrechtsverletzungen 138
d) Zwischenergebnis 140
II. These – Auslegungslösung 140
III. Die Auslegungslösung im Gefüge des GG 143
1. Formelle Dimension 143
a) Grundsatz der Völkerrechtsfreundlichkeit 143
aa) Herleitung 144
bb) Auswirkungen 145
cc) Zwischenergebnis 148
b) Rechtsstaatsprinzip 148
c) Demokratieprinzip 150
aa) (Nachträgliche) Einflussmöglichkeiten des Gesetzgebers 152
(1) Innerstaatlich 152
(2) International 155
bb) Demokratische Legitimation 157
d) Pacta sunt servanda 158
e) Gewaltenteilung 159
f) Art. 79 Abs. 1 S. 1 GG 161
g) Verstoß gegen Souveränität 162
h) Systematischer Widerspruch zu Art. 25 GG 162
i) Zwischenergebnis 163
2. Materielle Dimension 163
a) Bekenntnis des GG zum Umweltschutz 163
aa) Internationale Dimension des Art. 20a GG 163
bb) Menschenrechtsnähe des Art. 20 GG 165
cc) Grundrechtlicher Schutz vor Umwelteinwirkungen 167
(1) Art. 2 GG 167
(2) Recht auf ein ökologisches Existenzminimum 168
(3) Art. 12 GG 168
(4) Art. 14 GG 169
(5) Überprüfungsmaßstab 169
dd) Zwischenergebnis 171
b) 1,5-Grad-Ziel als Auslegungsmaßstab 172
aa) Inhalt des Pariser Klimaabkommens 172
(1) Deckungsgleichheit der Schutzrichtung 172
(2) Übertragungsfähiger Inhalt 172
bb) Grenzen des 1,5-Grad-Ziels als Auslegungshilfe 174
c) Zwischenergebnis 174
3. Anwendung der Auslegungslösung auf das 1,5-Grad-Ziel und Zusammenfassung 175
G. Blick über den Tellerrand 176
I. Nationale Gerichte 177
1. Urgenda 177
2. Friends of the Irish Environment 177
3. Mathur et. al. v. Ontario 178
4. Brasiliens Supremo Tribunal Federal 179
5. Corte Suprema de Colombia 179
6. Montana 180
7. Commune de Grande-Synthe v. France 181
II. Internationale Gerichte und Gremien 182
1. UN-Menschenrechtsausschuss 182
2. People's Climate Case 182
3. Duarte Agostinho et al., Klimaseniorinnen und Carême vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte 183
III. Fazit 185
§ 3 Fazit 186
A. Zusammenfassung 186
B. Ergebnisvergleich: Konkretisierungslösung vs. Auslegungslösung 189
I. Flexibilität bei gleichzeitiger Vorhersehbarkeit 190
II. Rolle der Gewalten 191
III. Veränderbarkeit 191
IV. Gemeinsamkeiten 192
C. Ausblick 193
Literaturverzeichnis 194
Entscheidungsverzeichnis 206
Materialienverzeichnis 209
Stichwortverzeichnis 212