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Richterliche Folgenberücksichtigung

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Joecker, G. (2025). Richterliche Folgenberücksichtigung. Eine Untersuchung der praktischen Entscheidungsfindung und -begründung unter Berücksichtigung von Folgen im Zivilprozess. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59208-1
Joecker, Georg. Richterliche Folgenberücksichtigung: Eine Untersuchung der praktischen Entscheidungsfindung und -begründung unter Berücksichtigung von Folgen im Zivilprozess. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59208-1
Joecker, G (2025): Richterliche Folgenberücksichtigung: Eine Untersuchung der praktischen Entscheidungsfindung und -begründung unter Berücksichtigung von Folgen im Zivilprozess, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59208-1

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Richterliche Folgenberücksichtigung

Eine Untersuchung der praktischen Entscheidungsfindung und -begründung unter Berücksichtigung von Folgen im Zivilprozess

Joecker, Georg

Schriften zum Prozessrecht, Vol. 318

(2025)

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About The Author

Georg Joecker studierte von 2012 bis 2017 Rechtswissenschaften an der Universität Passau. Von 2015 bis 2017 war er studentische Hilfskraft am Lehrstuhl von Prof. Dr. Sebastian Martens. Nach dem juristischen Vorbereitungsdienst beim Hanseatischen Oberlandesgericht in Hamburg (2017–2020) mit Stationen in Berlin und Madrid war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Prof. Dr. Armin Hatje an der Universität Hamburg promotionsbegleitend tätig (2020–2023). Seit 2023 Tätigkeit als Rechtsanwalt in Hamburg.

Abstract

Dass gesellschaftliche, ökonomische oder ökologische Folgen einer juristischen Entscheidung für die Findung und Begründung solcher Entscheidungen relevant sind, hat die Rechtswissenschaft erkannt. Dies gilt gerade vor dem Hintergrund, dass solche Folgen bereits seit geraumer Zeit bei der (gerichtlichen) Entscheidungsfindung verwendet werden. Dennoch ist innerhalb der Rechtswissenschaft keine praktische Methode für die Berücksichtigung von Folgen bei der Rechtsanwendung entwickelt worden. Diese Lücke wird mit der Untersuchung geschlossen, indem ein Begriffssystem entwickelt wird, das die Möglichkeit für die Berücksichtigung von Folgen im gesamten Prozess der Rechtsanwendung und in Zusammenhang mit mehreren Argumentationsformen aufzeigt. In der Arbeit werden eigene Arbeitsschritte für die Folgenberücksichtigung entwickelt, anhand derer die Berücksichtigung von Folgen innerhalb des Zivilprozesses untersucht und die dabei entstehenden Herausforderungen beleuchtet werden.»Consequential Reasoning by the Courts. An Investigation of Consequential Decision-Making and Reasoning Within the Civil Process«: Although the social, economic, and environmental consequences of legal decisions are practically relevant for the courts, legal scholars have (so far) not developed a method for addressing them. This work aims to bridge the gap with a conceptual framework that shows how consequential reasoning can fit into the application of German law and the challenges that arise within the context of the rules of civil procedure.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsverzeichnis 9
A. Einleitung 17
B. Theoretischer Teil 20
I. Begriffsbildung und Begriffssystem 20
1. Begriffsbestimmung und -festsetzung des Begriffs der Folge als ersten Bestandteils des zu untersuchenden Kompositums 22
a) Begriffsanalyse 23
aa) Etymologie und Umgangssprachliche Bedeutung des Begriffs der Folge 26
bb) Der Folgebegriff in der rechtlichen Fachsprache 28
(1) Folge in Normtexten 30
(2) Folge in Rechtswissenschaft und Rechtsprechung 35
b) Festsetzung der Bedeutung 37
c) Untergliederung der Folgenarten 40
aa) Rechtliche und tatsächliche Auswirkungen einer juristischen Entscheidung 40
bb) Rechtsfolgen 42
cc) Realisierte Rechtsfolgen 42
dd) Logisch-rechtliche Folgen und rechtliche Handlungsfolgen 43
ee) Auswirkungen für andere Fälle der Gesetzesanwendung 44
ff) Tatsächliche Aspekte des Rechtssystems 46
gg) Personale Reichweite der Folgen 47
(1) Personale, rechtliche Reichweite der Folgen 47
(2) Personale, tatsächliche Reichweite der Folgen 50
hh) Art der Verursachung 51
ii) Zeitlicher Bezug der Folgen zu der Entscheidung 54
jj) Räumlicher Bezug der Folgen zu der Entscheidung 54
kk) Vorhersehbarkeit 55
ll) Haupt- oder Nebenfolgen 58
mm) Intendierte Folgen 59
nn) Justiznahe Folgen 60
d) Funktion des Folgebegriffs in einer Theorie der Folgenberücksichtigung 60
e) Adäquatheit der festgesetzten Bedeutung 61
f) Zwischenergebnis 64
2. Begriffsbestimmung und -festsetzung des Begriffs der Berücksichtigung als zweiten Bestandteils des zu untersuchenden Kompositums 64
a) Begriffsanalyse 64
aa) Der zweite Bestandteil des Kompositums in der Umgangssprache 65
bb) Der zweite Bestandteil des Kompositums in der rechtlichen Fachsprache 68
cc) Der zweite Bestandteil des Kompositums in der rechtsmethodischen Auseinandersetzung mit Folgen in der Rechtsanwendung 70
b) Bedeutungsfestsetzung 74
c) Funktion innerhalb der Theorie 75
d) Adäquatheit 76
e) Zwischenergebnis 77
II. Folgenberücksichtigung und richterliche Rechtsanwendung 77
1. Die Berücksichtigung von Folgen innerhalb des Prozesses der Rechtsanwendung 77
a) Syllogismus und Folgenberücksichtigung 79
aa) Auffindung und Auslegung der anwendbaren Rechtsnorm 83
(1) Auffindung der anwendbaren Rechtsnorm 83
(2) Auslegung der anwendbaren Rechtsnorm 85
(a) Folgenberücksichtigung aufgrund eines Anwendungsbefehls 86
(b) Folgenberücksichtigung bei der Auslegung von Rechtsnormen 87
bb) Bildung des Sachverhalts 88
cc) Bildung der Rechtsfolge 93
dd) Zwischenergebnis 94
b) Abwägung und Folgenberücksichtigung 95
aa) Normstruktur und Normarten 95
(1) Prinzipien und Regeln 95
(2) Finale und konditionale Normen 96
(3) Ziel- und Zwecknormen 99
(4) Unbestimmte Rechtsbegriffe und Generalklauseln 102
bb) Relevanz der Folgenberücksichtigung für den Abwägungsvorgang 107
(1) Begriff und Struktur der Abwägung 107
(2) Relevanz von Folgen innerhalb der Abwägungsstruktur 109
(a) Auswahl des Abwägungsmaterials 109
(b) Gewichtung der Abwägungsgesichtspunkte 111
(aa) Abstrakte Gewichtung der Gesichtspunkte 111
(bb) Konkrete Gewichtung der Abwägungsgesichtspunkte 112
(c) Der eigentliche Abwägungsvorgang 117
cc) Zwischenergebnis 118
2. Verhältnis der Folgenberücksichtigung zu den Auslegungsmethoden 119
a) Wortlautauslegung 119
b) Systematische Auslegung einer Norm 121
c) Historische Auslegung 124
d) Teleologische Auslegung 126
aa) Struktur der teleologischen Auslegung einer Vorschrift 126
bb) Teleologische Auslegung und Folgenberücksichtigung 128
(1) Bisherige Diskussion 128
(2) Eigener Ansatz 130
e) Sonderformen der Auslegung 132
aa) Verfassungskonforme und verfassungsorientierte Auslegung 133
(1) Verfassungskonforme Auslegung 133
(2) Verfassungsorientierte Auslegung 134
bb) Ökonomische Analyse des Rechts 135
f) Zwischenergebnis 137
3. Rechtsfortbildung 137
a) Begriff der Rechtsfortbildung 138
aa) Gesetzesimmanente Rechtsfortbildung 139
bb) Gesetzesübersteigende Rechtsfortbildung 140
b) Rechtsfortbildung und Folgenberücksichtigung 141
c) Teleologische Reduktion und Folgenberücksichtigung 142
d) Analogie und Folgenberücksichtigung 144
aa) Erster Schritt: Feststellung, dass der zur Entscheidung stehende Sachverhalt nicht unter eine anwendbare Norm subsumiert werden kann 146
bb) Zweiter Schritt: Erforschung und Darlegung des Zwecks und Begründung der Anwendbarkeit des Zwecks auf den zur Entscheidung stehenden Sachverhalt 146
cc) Dritter Schritt: Begründung der Ähnlichkeit von Normtatbestand und ungeregeltem Sachverhalt 148
dd) Vierter Schritt: Lückenschließung 150
e) Zwischenergebnis 150
4. Schlussfolgerung: Rechtsanwendung und Reflexion der Folgen 151
III. Grenzen der richterlichen Rechtsanwendung 152
1. Verfassungsrechtliche Grenzen 153
2. Normgefüge als Grenze 156
3. Methodik als Grenze 158
4. Dogmatik als Grenze 159
a) Begriff, Aufgabe und Verbindlichkeit der Rechtsdogmatik 160
b) Verhältnis der Rechtsdogmatik zu der Folgenberücksichtigung 162
5. Präjudizien als Grenze 164
6. Grenzen aus den Arbeitsbedingungen der Justiz 167
IV. Arbeitsschritte der Folgenberücksichtigung 171
1. Normen mit Anwendungsbefehl 172
a) Einstweiliger Rechtsschutz 172
aa) § 32 BVerfGG 172
bb) § 940 ZPO 175
cc) § 123 I VwGO 177
dd) § 80 V 1 VwGO 178
b) § 46 I StGB 179
c) § 60 und §§ 11 II, 18 StGB 180
d) Bauplanerische Abwägung, §§ 1 VII, 2 III BauGB 181
e) Billigkeits- und Härtevorschriften des bürgerlichen Rechts 183
2. Gesetzesfolgenabschätzung 185
a) Gesetzesfolgenabschätzung auf nationaler Ebene 186
aa) Prospektive Gesetzesfolgenabschätzung 186
bb) Begleitende Gesetzesfolgenabschätzung 188
b) Gesetzesfolgenabschätzung auf europäischer Ebene 189
3. Eigenes Modell 191
a) Anwendbarkeit 191
b) Bildung der Entscheidungsmöglichkeiten 192
c) Auswahl der zu berücksichtigenden Folgen 193
aa) Berücksichtigung rechtlicher Folgen 196
bb) Berücksichtigung von Individualfolgen 197
d) Folgenprognose 199
e) Folgenbewertung 203
aa) Anwendungsbereich außerrechtlicher Kriterien 205
bb) Eignung außerrechtlicher Kriterien zur Folgenbewertung 206
4. Zwischenergebnis 209
V. Begründung für die Folgenberücksichtigung 209
1. Akzeptanz 209
2. Rationalität rechtlicher Entscheidungen 214
a) Zweckrationalität und Wertrationalität 215
b) Rationalität durch Diskurs 217
c) Falsifikation 218
d) Zwischenergebnis 220
3. Überbrückung der Kluft zwischen Recht und Gesellschaft 221
4. Umgang mit Ungewissheiten im Recht 222
C. Praktischer Teil 224
I. Terminologie und dogmatische Einordnung 224
1. Normtatsachen und Subsumtionstatsachen 224
a) Rechtsdogmatische Urteilsgrundlagen 226
b) Dogmatische Einordnung der Normtatsachen im Zivilprozess 227
2. Erfahrungssätze 229
a) Dogmatische Einordnung der Erfahrungssätze 229
b) Verhältnis der Erfahrungssätze zu Normtatsachen 231
3. Legislative Facts 232
4. Prognosen als Tatsachen im Sinne der ZPO 234
5. Subsumtionstatsachen, Normtatsachen, Erfahrungssätze, legislative facts, Prognosen und Folgenberücksichtigung 235
6. Zwischenergebnis 239
II. Folgenprognose im Zivilprozess 239
1. Ermittlungsbedürftigkeit 239
2. Richterliche Überzeugung hinsichtlich der Folgen 242
3. Zivilprozessuale Erkenntnismöglichkeiten zur Prognose erwarteter Folgen 243
a) Ermittlungsmöglichkeiten bei Erfahrungssätzen auf der Ebene des Ob‍ersatzes und Normtatsachen nach der Rechtsprechung 244
b) Ermittlungsmöglichkeiten bei Erfahrungssätzen und Normtatsachen nach der Diskussion in der Literatur 246
c) Erkenntnismöglichkeiten des Gerichts bei gleichzeitiger Qualifikation eines Umstandes als Norm- und Subsumtionstatsache 249
d) Denkbare Erkenntnismittel für die Folgenprognose 250
aa) Parteianhörung, Parteivernehmung, Beweis durch Urkunden, Zeugenbeweis 251
bb) Verwendung von Sachverständigen 252
(1) Beweis und Ermittlung durch Sachverständige 252
(2) Zusammenarbeit des Gerichts mit Sachverständigen 255
(a) Problemstellung 255
(b) Prozessuale Reaktionsmöglichkeiten 257
(aa) Auswahl des Sachverständigen 258
(bb) Beweisfrage 259
(cc) Weisungs- und Leitungsbefugnis des Gerichts, Befragung des Sachverständigen durch die Parteien und Erläuterung des Gutachtens 261
(dd) Überprüfung des Sachverständigengutachtens 261
(c) Zwischenergebnis 264
cc) Behördliche Auskünfte 264
dd) Kenntnis der Parteien 265
4. Ermittlungslast bei Folgen 267
5. Folgenprognose im Revisionsverfahren 269
a) Ermittlung von Normtatsachen und Erfahrungssätzen zur Bildung des Ob‍ersatzes durch Revisionsgerichte 269
b) Zweckmäßigkeit einer Folgenprognose durch Revisionsgerichte 271
III. Begründungsanforderungen an zivilprozessuale Urteile bei der Folgenberücksichtigung 274
IV. Rechtliches Gehör der Parteien bei der Folgenberücksichtigung 278
V. Kosten des Verfahrens 280
1. Grundgedanke der Kostenerstattungspflicht im Zivilprozess 281
2. Anwendbarkeit auf die Berücksichtigung von Folgen im Zivilprozess 282
a) Folgenberücksichtigung aufgrund eines Anwendungsbefehls 282
b) Folgenberücksichtigung zur Bildung des Obersatzes 282
aa) Kosten der Ermittlung von Amts wegen 283
bb) Kosten der Ermittlung nach § 293 ZPO 283
cc) Kostentragungspflicht der unterlegenen Partei bei Normtatsachen und Erfahrungssätzen zur Bildung des rechtlichen Entscheidungsmaßstabes 284
3. Folgerungen für die Kostenverteilung bei der Folgenprognose zur Bildung eines Ob‍ersatzes 286
D. Kritik an der Berücksichtigung von Folgen in der Rechtsanwendung 290
I. Fehlende verfassungsrechtliche Berechtigung von Gerichten zur Berücksichtigung von Folgen 290
1. Verstoß gegen den Grundsatz der Gewaltenteilung und fehlende Bindung an Gesetz und Recht bei Rechtsanwendung mit Hilfe von Folgenberücksichtigung 290
2. Gefährdung der Rechtssicherheit durch Folgenberücksichtigung 292
3. Verletzung des Gleichheitsgebots 293
II. Legitimationsverlust der Rechtsprechung durch Berücksichtigung von Folgen 293
III. Fehlende Funktionalität der Rechtsprechung 294
IV. Praktische Undurchführbarkeit der Folgenberücksichtigung 295
E. Schluss 299
I. Begriffsbildung 299
II. Folgen im Prozess der Rechtsanwendung 299
III. Verhältnis der Folgenberücksichtigung zu den tradierten Auslegungsmethoden 300
IV. Verhältnis der Folgenberücksichtigung zu der Rechtsfortbildung 300
V. Schlussfolgerung: Rechtsanwendung und Reflexion der Folgen 301
VI. Grenzen der richterlichen Rechtsanwendung 301
VII. Arbeitsschritte der Folgenberücksichtigung 301
VIII. Begründung für die Folgenberücksichtigung 302
IX. Terminologie und dogmatische Einordnung der Folgenprognose im Zivilprozess 302
X. Prozessuale Ermittlung der Tatsachengrundlage von Folgenprognosen 303
XI. Folgenprognose im Revisionsverfahren 303
XII. Begründungsanforderungen an zivilprozessuale Urteile bei der Berücksichtigung von Folgen 303
XIII. Anhörung der Parteien 304
XIV. Kosten des Verfahrens 304
Literaturverzeichnis 305
Sachwortverzeichnis 328