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Antisemitismus in Polen 1968

Cite BOOK

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Dahlmann, H. (2013). Antisemitismus in Polen 1968. Interaktionen zwischen Partei und Gesellschaft. fibre. https://doi.org/10.3790/978-3-88640-425-4
Dahlmann, Hans-Christian. Antisemitismus in Polen 1968: Interaktionen zwischen Partei und Gesellschaft. fibre, 2013. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-88640-425-4
Dahlmann, H (2013): Antisemitismus in Polen 1968: Interaktionen zwischen Partei und Gesellschaft, fibre, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-88640-425-4

Format

Antisemitismus in Polen 1968

Interaktionen zwischen Partei und Gesellschaft

Dahlmann, Hans-Christian

Einzelveröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts Warschau, Vol. 30

(2013)

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Book Details

Abstract

Im März 1968 inszenierten die Medien der Volksrepublik Polen eine Hetzkampagne gegen jüdische Polen, denen sie vorwarfen, die Drahtzieher der Studentendemonstrationen zu sein. Im Zuge einer allgemeinen antisemitischen Hysterie wurden Juden und Polen jüdischer Herkunft diskriminiert, aus der Partei ausgeschlossen oder von ihren Arbeitsstellen entlassen. Etwa 15.000 Personen sahen infolgedessen keine andere Möglichkeit als zu emigrieren.

In bisherigen Darstellungen der Ereignisse heißt es, die antisemitische Kampagne sei von der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei ausgegangen und eine zentrale Rolle dabei habe der nach mehr Macht strebende Innenminister Mieczysław Moczar eingenommen. Der Autor widerlegt diese Interpretation und zeigt, wie die Kampagne von unteren und mittleren Funktionären entscheidend vorangetrieben wurde, während die oberste Parteiführung - so seine These - die Kampagne ablehnte.

Anhand von Materialien zu zwei wissenschaftlichen Instituten, dem Kernforschungsinstitut und dem Institut für Experimentalphysik in Warschau, untersucht Hans-Christian Dahlmann den unterschiedlichen Verlauf der Kampagne detailliert auf der Mikroebene. Er leuchtet die Handlungsspielräume der lokalen Akteure aus und weist nach, dass sie entscheidenden Einfluss auf die Geschehnisse hatten. Der Autor, der zahlreiche Zeitzeugen interviewt, eine Fülle von Erinnerungsliteratur und umfangreiche Bestände in polnischen Archiven ausgewertet hat, fragt auch danach, wie die jüdischen Polen die Kampagne erlebten, wobei er insbesondere die wiederkehrenden Erinnerungen an den Holocaust thematisiert. Ferner untersucht er die Einstellung der nichtjüdischen Polen zu den Ereignissen und analysiert ihre Verhaltensweisen.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhalt 7
Vorwort 11
Einführung 13
Fragestellungen 18
Verwendete Quellen 19
Überblick über die Arbeit 23
Begriffsverwendung 23
1. Die Volksrepublik und die jüdischen Polen (1945–1967) 27
1.1. Das Jahr 1956 27
1.2. Das politische System der Volksrepublik Polen 31
1.3. Die Parteiflügel und der Antisemitismus im Jahre 1956 34
1.4. Die 60er Jahre 38
1.5. Der Exodus der Überlebenden nach dem Holocaust 47
1.6. Die soziale Zusammensetzung jüdischer Polen 50
1.7. Der „jüdische Sektor“ 57
1.8. Das Streben nach Sicherheit 61
1.9. Die Einstellung der jüdischen Polen zum Kommunismus 69
2. Auftakt zur Hetze gegen Juden – das Jahr 1967 75
2.1. Der Sechstagekrieg und die Reaktionen des Ostblocks 75
2.2. Der Nahostkonflikt und die polnische Gesellschaft 78
2.3. Von der antiisraelischen Politik zum Antisemitismus 83
2.4. Gomułkas Rede vom 19. Juni 86
2.5. Eruption des Antisemitismus und Reaktionen jüdischer Polen 91
2.6. Die Angriffe auf die TSKŻ 94
2.7. Der Schatten der Vergangenheit und die polnische Enzyklopädie 97
2.8. Die Entlassungen in der Presse 99
2.9. 1967 – ein Jahr des Einschnitts für die jüdischen Polen 102
3. März 1968: Studentenproteste und antisemitische Kampagne 107
3.1. Das Theaterstück „Dziady“ und die Kritik der Schriftsteller 107
3.2. Studentenproteste und Beginn der aggressiven antisemitischen Kampagne 110
3.3. Gomułkas Rede vom 19. März 118
3.4. Säuberungen und Parteiversammlungen 126
3.5. Die Säuberungen in den Medien und im Außenministerium 132
3.6. Alte Feindbilder im neuen Gewand 138
3.7. Die Auseinandersetzung um die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg 145
4. Der Antisemitismus und die Arbeiterpartei 149
4.1. Die Position der Parteiführung 149
4.2. Die Kampagne als Folge eines Konflikts in der Parteiführung? 156
4.3. Der Konflikt zwischen Parteiführung und unteren Funktionsträgern 159
4.4. Innenministerium und Sicherheitsapparat in der Kampagne 172
4.5. Die Propagandisten der Kampagne 180
4.6. Die Beteiligung der radikalen Rechten 187
4.7. Die parteiinternen Gegner der Kampagne 191
4.8. Das Ende der Kampagne 198
4.9. Zusammenfassung 203
5. Fallstudien: Kernforschungsinstitut und Institut für Physik 205
5.1. Das Kernforschungsinstitut und der Regierungsbeauftragte für Kernenergie 207
5.2. Die Ereignisse des Jahres 1967 214
5.3. Der März 1968 und die Ereignisse im Reaktorbetrieb 218
5.4. Die Parteiversammlung vom 3. April und die Entlassung Billigs 226
5.5. Weitere Entlassungen und die Parteiversammlung vom 12. April 232
5.6. Die Entlassung des Physikers Bronisław B. 236
5.7. Emigration und Karrieren 242
5.8. Schlussbetrachtungen zum Kernforschungsinstitut 248
5.9. Der März 1968 am Institut für Experimentalphysik 256
5.10. Solidarität mit Bronisław B. an der Universität Warschau 265
5.11. Kernforschungsinstitut und physikalisches Institut im Vergleich 270
6. Der Antisemitismus und die jüdischen Polen 275
6.1. Diskriminierungen und Entlassungen 275
6.2. Der Verlauf der Kampagne im Zentrum und in der Provinz 283
6.3. Das Scheitern des Strebens nach Sicherheit 286
6.4. Die Wiederkehr der Erinnerungen an den Holocaust 291
6.5. Die jüdischen Institutionen in der Kampagne 298
6.6. Studenten jüdischer Herkunft in der Protestbewegung 309
6.7. Emigration 317
7. Der Antisemitismus und die nichtjüdischen Polen 331
7.1. Feindseliges Verhalten 332
7.2. Widerspruch und Solidarität 339
7.3. Die gesellschaftliche Einstellung zur Kampagne 345
7.4. Studentenbewegung und Antisemitismus 361
7.5. Nichtjüdische Polen und die Erinnerung an den Holocaust 367
7.6. Nichtjüdische Opfer 371
8. Zusammenfassung und Schlussbetrachtungen 375
Abkürzungsverzeichnis 389
Quellen- und Literaturverzeichnis 391
Streszczenie 419
Personenregister 423