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Der andere Ökonom

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Huhnholz, S. (2025). Der andere Ökonom. Max Webers Spätwerk und die fiskalische Verfassung einer neuen deutschen Demokratie. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59415-3
Huhnholz, Sebastian. Der andere Ökonom: Max Webers Spätwerk und die fiskalische Verfassung einer neuen deutschen Demokratie. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59415-3
Huhnholz, S (2025): Der andere Ökonom: Max Webers Spätwerk und die fiskalische Verfassung einer neuen deutschen Demokratie, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59415-3

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Der andere Ökonom

Max Webers Spätwerk und die fiskalische Verfassung einer neuen deutschen Demokratie

Huhnholz, Sebastian

(2025)

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About The Author

Sebastian Huhnholz ist Politischer Theoretiker und Ideenhistoriker. Er studierte Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin und wurde politikwissenschaftlich an der LMU München promoviert. Sein Forschungsschwerpunkt sind Politische Theorien und Praktiken demokratischer Staatsfinanzierung. Huhnholz ist Privatdozent an der LMU München, im Team von www.theorieblog.de, Mitglied des Arbeitskreises Steuergeschichte und derzeit Gastwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung.

Abstract

Rasante Jahre liegen hinter ihm und der Welt, als Max Weber 1920 plötzlich stirbt. Im Krieg war er als politischer Publizist bekannt geworden, der sich liberaldemokratischen Staatsreformen verschrieb. Nach Kräften kämpfte Weber dabei für eine Zentralisierung parlamentarisch kontrollierter Staatsfinanzen - für ein System, das später als »steuerstaatlicher« Standard galt. Dafür halfen Webers tiefe Kenntnisse einer im Wortsinn »politischen« Ökonomie. Denn wie die reichhaltige Literatur meist übersieht: Weber war auch Finanzökonom und Politischer Fiskalsoziologe. Angesichts der Doppelgefahr von revolutionärem Sozialismus auf der einen und reaktionärer Feudalkraft des Hegemonialstaats Preußen auf der anderen Seite standen jedoch 1918/19 die Chancen für eine steuerstaatliche Bundes-Republik schlecht. Umso radikaler stellte sich Weber gegen neuen Raubbau und alten Reichtum. Dieser Aktivismus färbte auf alle Spätschriften ab, wie diese fiskaldemokratische Neuinterpretation aufzeigt.»The Other Economist. Max Weber's Late Work and the Fiscal Constitution of a New German Democracy«: In the midst of the Great War, Max Weber began to campaign vigorously for the centralization of parliamentary control over state finances. His profound knowledge of »political« economics and fiscal sociology served him well in this endeavor. In 1918/19, he condemned both, new forms of exploitation and old wealth, socialist revolutionaries and the reactionary feudal powers, advocating instead for a tax-based republic. His activism shaped all of his late writings, as this reinterpretation shows.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Cover U1
Titel 3
Impressum 4
Inhaltsverzeichnis 7
Erster Teil 11
I. Parlamentarismus, Kapitalismus, Fiskalismus – oder: Kriegsniederlage als steuerstaatliche Demokratisierungschance 15
Zahltag 15
Wer war Weber? 17
Fiskaldesign als Regimefrage 20
These 24
Fiskus und Gesellschaft 28
Konkurrenz oder Kollaps 32
Doppelte Frontstellung: Prussia & Russia 37
Das „entscheidende parlamentarische Machtmittel“ 45
Kämpfende Soziologie 50
Steuerstaat oder Sozialismus 54
No taxation without interpretation 63
No representation without taxation 72
„Nüchterne Finanzprobleme“? 79
Das Diskursumfeld 85
Max Weber und der Dornröschenschlaf des politischen Finanzverfassungsdenkens 94
It’s the Economy, stupid? 101
Vorschau auf den weiteren Untersuchungsgang 108
II. Der andere Ökonom. Politologische Rechtfertigung des Themas, Einwände und Methode 121
Der andere Ökonom 121
Einwände I: Wissenschaft versus politische Intervention 125
Einwände II: Sonderwege überall – oder: Kredit und Krise 131
Einwände III: Nur ein deutscher „Federalist“? 138
Einwände IV: Begriffspolitische Skrupel 146
Einwände V: Politische Rationalisierung oder Zukunftsmusik? 151
Einwände VI: Werkstatt, Werk oder Wirkung? 160
Einwände VII: „Noch’n Diskurs. Max Weber war er schnuppe“ 167
Einwände VIII: Die fehlende ‚Überlieferung‘ 172
Einwände IX: Demokratie oder Monarchie? 180
Einwände X: „Apotheose“ der Finanzdemokratie? 188
Politologische Konsequenz: Politische Betriebsmittel 193
Methodische Synthese: Kohärenz und Kontext 197
Normativitätsoffener Kontextualismus 200
III. Panoramen und Probleme – die politisch-ökonomische Lage Deutschlands in Max Webers letzten Jahren 205
Revolutionspanorama I: Nervosität und Gesellschaft 205
Revolutionspanorama II: Der Schatten des Kriegssozialismus 208
Revolutionspanorama III: „Mitteleuropa“ als Leistungsraum deutscher Wirtschaftskonfession 214
Revolutionspanorama IV: Neue „Wahlverwandtschaften“ 221
Revolutionspanorama V: Wo stehen die Beamten? 231
Revolutionspanorama VI: Das Rationalisierungsdilemma: „Wie wird Demokratie überhaupt […] möglich sei 246
Revolutionspanorama VII: Sozialpolitische Planungsrisiken und „Frauenfrage“ 253
Ein Ende der Revolution mit Recht: Die „Lückentheorie“ schließen 260
Zweiter Teil 265
IV. Begriffe, Brüche und Widersprüche – Was heißt bei Weber „fiskalisch“? 269
Der Fiskus als Kassierer, nicht als Kasse 269
„Unpolitische“ Wirtschaft? 272
Privat vor Staat? Weber und der Methodologische Individualismus 276
Am Anfang: Politik 284
Die fiskalische Kategorienlehre 288
Entpolitisierung der Fiskalkategorie 293
Chancen auf Echtstaatlichkeit: eine kleine Repolitisierung der Fiskallehre Webers 298
V. Kein „‚parlamentarisches System‘ im eigentlichen Sinne“ – die finanzverfasste Demokratisierungsblockade des Kaiserreichs 304
Keine Marktgesellschaft 304
Agrarverfasst 308
Fiscal Capacity 312
Der Alte Staat ohne Revolution 318
Verfassungslücken 324
Schlecht gerechnet und gerüstet 330
Fiskalische Destruktion ab 1916 337
„Nach dem Frieden – das Gegenteil“ 340
VI. Die Rezeptionslücke der freiheitlichen Herrschaftsfinanzierung in der Weber-Forschung 344
Zwischenstand 344
Der Schatten der Führungsauslese 345
„Minimisierung ihrer Herrschaftsgewalt“ oder … 348
…Präsidialpopulismus? 351
Die „Gesammelten Politischen Schriften“ 354
Frankfurter Vorgriffe 358
Jenseits von Stand und Kasse: Webers ‚Klassenkampf‘ 362
Die kategoriendifferenzierende Forschungslage zum „letzten Jedi“ 368
Die ‚neue‘ Lesart 382
Zwischenfazit 388
Dritter Teil 391
VII. „… schließlich Herrschaft der Führer des proletarischen Heeres: Kaiserreich“ – die frühen Arbeiten Webers 395
Erste Prägungen 395
Finanzwissenschaft und Finanzwirtschaft 397
Land und Herrschaft 405
VIII. Liberaldemokratische Systemtransformation gegen agrarierfreundliches Domänenreich – „Donner der Weltgeschichte“ und Finanzreform um 1918 412
Schumpeter & Co 412
Revolution gegen Sozialisierung 418
Finanzpolitik 423
IX. Against the grain – Weber und das Zensuswahlrecht 430
Besteuerungsgewalt vor Steuergerechtigkeit 430
‚Massenkrieger‘ und „Arbeitsarmeen“ versus „Talmi-Adel“: Ostpreußische Wahlrechtsarithmetik 434
Zensus versus Zentralisierung 445
Eine „Lebensfrage des Reichs“ 449
X. Föderalismus, Finanzhierarchie und die Führungsalternative 452
„Umstürzende Neuerungen“ der Finanzbeziehungen im Reich 452
Drei Pole: Bundesrat, Reichstag, Reichspräsident 459
„Führerdemokratie“, revisited 465
XI. Kriegs- und Friedenssozialismus – die Frage der ökonomischen Bürokratie 469
Die Pandorabüchse der Kriegswirtschaft 469
Trennung auch der Beamten von den Produktionsmitteln 472
Verwaltung als abhängiger Dienst 476
XII. Charisma als ‚demokratisches‘ Korrektiv fiskalischer Herrschaft und politisierter Wirtschaft? Zur stillen Politischen Ökonomie der späten Herrschaftssoziologie 479
Die Revolution als Experimentierlabor der Herrschaftstypologie 479
Die Steuerstadt als historische Voraussetzung der Demokratie 483
Repräsentation kontra Legitimation 489
Anti-Autoritarismus und Legitimierung ‚von unten‘ 492
Charisma, Verschwendung, Räterepublik: Der Eisner-Komplex als Kontext 497
Die „Wirtschaftsfremdheit“ des Charisma versus politisches „Wahl-Beamtentum“ 501
Fazit: Charisma als Korrektiv und Treibstoff rationalisierter Politik 508
Exkurs: Politiker- und Parteienfinanzierung 514
Noch kein Staat der Parteien 516
Parteien in der Demokratie 520
Von der Politik, für die Politik, an die Politik: Demokratisierte Parteien(finanz)soziologie 525
Demokratisch rationalisierte Berufspolitik 532
Traditionslos moderne Parteifinanz 537
Webers Amerika als Vorbild oder Karikatur? Präsidiale spoils, Ersatzkaisertum und Gehorsamssimulation 541
Vorläufiges Fazit 547
Vierter Teil 549
XIII. Politische Weber-Rezeption zwischen Weimar und Bonn 553
Cold War-Weber: Die späte Verwandlung in einen autoritären Neoliberalen 553
Verfassungmäßige Finanzdiktatur? Mommsens Weber 561
Clash of Confessions? Carl Schmitts Antikapitalismus und Katholizismus 566
Ein „Grabmal für Max Weber“: „Gangster“-Legitimität und „Weber-Renaissance“ 579
Weberianismus-Probleme im Spätkapitalismus 588
Wert-Bezug und Wert-Schöpfung: Carl Schmitt, ökonomisiert 595
Freiheit oder Kapitalismus? 603
Bonner Neo-Labandismus? Ernst Forsthoff schließt die Verteilungslücke 608
XIV. Schlussbetrachtungen 616
Kein Herzensdemokrat 616
Keine Allgemeine Demokratietheorie 622
Keine Experimente 628
Kontextkohärenz 632
Drei finanzsoziologische Konsequenzen 637
Politischer Zentralismus und ökonomische Streuung 650
Historische Grenzen der Demokratisierung 657
Kapitalismus und Demokratie 671
Andauernde Herausforderungen: Weber und wir 674
Nachwort und Danksagung 681
Literaturverzeichnis 688
Personenregister 774