Der andere Ökonom

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Der andere Ökonom
Max Webers Spätwerk und die fiskalische Verfassung einer neuen deutschen Demokratie
(2025)
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Sebastian Huhnholz ist Politischer Theoretiker und Ideenhistoriker. Er studierte Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität Berlin und wurde politikwissenschaftlich an der LMU München promoviert. Sein Forschungsschwerpunkt sind Politische Theorien und Praktiken demokratischer Staatsfinanzierung. Huhnholz ist Privatdozent an der LMU München, im Team von www.theorieblog.de, Mitglied des Arbeitskreises Steuergeschichte und derzeit Gastwissenschaftler am Hamburger Institut für Sozialforschung.Abstract
Rasante Jahre liegen hinter ihm und der Welt, als Max Weber 1920 plötzlich stirbt. Im Krieg war er als politischer Publizist bekannt geworden, der sich liberaldemokratischen Staatsreformen verschrieb. Nach Kräften kämpfte Weber dabei für eine Zentralisierung parlamentarisch kontrollierter Staatsfinanzen - für ein System, das später als »steuerstaatlicher« Standard galt. Dafür halfen Webers tiefe Kenntnisse einer im Wortsinn »politischen« Ökonomie. Denn wie die reichhaltige Literatur meist übersieht: Weber war auch Finanzökonom und Politischer Fiskalsoziologe. Angesichts der Doppelgefahr von revolutionärem Sozialismus auf der einen und reaktionärer Feudalkraft des Hegemonialstaats Preußen auf der anderen Seite standen jedoch 1918/19 die Chancen für eine steuerstaatliche Bundes-Republik schlecht. Umso radikaler stellte sich Weber gegen neuen Raubbau und alten Reichtum. Dieser Aktivismus färbte auf alle Spätschriften ab, wie diese fiskaldemokratische Neuinterpretation aufzeigt.»The Other Economist. Max Weber's Late Work and the Fiscal Constitution of a New German Democracy«: In the midst of the Great War, Max Weber began to campaign vigorously for the centralization of parliamentary control over state finances. His profound knowledge of »political« economics and fiscal sociology served him well in this endeavor. In 1918/19, he condemned both, new forms of exploitation and old wealth, socialist revolutionaries and the reactionary feudal powers, advocating instead for a tax-based republic. His activism shaped all of his late writings, as this reinterpretation shows.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Cover | U1 | ||
Titel | 3 | ||
Impressum | 4 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Erster Teil | 11 | ||
I. Parlamentarismus, Kapitalismus, Fiskalismus – oder: Kriegsniederlage als steuerstaatliche Demokratisierungschance | 15 | ||
Zahltag | 15 | ||
Wer war Weber? | 17 | ||
Fiskaldesign als Regimefrage | 20 | ||
These | 24 | ||
Fiskus und Gesellschaft | 28 | ||
Konkurrenz oder Kollaps | 32 | ||
Doppelte Frontstellung: Prussia & Russia | 37 | ||
Das „entscheidende parlamentarische Machtmittel“ | 45 | ||
Kämpfende Soziologie | 50 | ||
Steuerstaat oder Sozialismus | 54 | ||
No taxation without interpretation | 63 | ||
No representation without taxation | 72 | ||
„Nüchterne Finanzprobleme“? | 79 | ||
Das Diskursumfeld | 85 | ||
Max Weber und der Dornröschenschlaf des politischen Finanzverfassungsdenkens | 94 | ||
It’s the Economy, stupid? | 101 | ||
Vorschau auf den weiteren Untersuchungsgang | 108 | ||
II. Der andere Ökonom. Politologische Rechtfertigung des Themas, Einwände und Methode | 121 | ||
Der andere Ökonom | 121 | ||
Einwände I: Wissenschaft versus politische Intervention | 125 | ||
Einwände II: Sonderwege überall – oder: Kredit und Krise | 131 | ||
Einwände III: Nur ein deutscher „Federalist“? | 138 | ||
Einwände IV: Begriffspolitische Skrupel | 146 | ||
Einwände V: Politische Rationalisierung oder Zukunftsmusik? | 151 | ||
Einwände VI: Werkstatt, Werk oder Wirkung? | 160 | ||
Einwände VII: „Noch’n Diskurs. Max Weber war er schnuppe“ | 167 | ||
Einwände VIII: Die fehlende ‚Überlieferung‘ | 172 | ||
Einwände IX: Demokratie oder Monarchie? | 180 | ||
Einwände X: „Apotheose“ der Finanzdemokratie? | 188 | ||
Politologische Konsequenz: Politische Betriebsmittel | 193 | ||
Methodische Synthese: Kohärenz und Kontext | 197 | ||
Normativitätsoffener Kontextualismus | 200 | ||
III. Panoramen und Probleme – die politisch-ökonomische Lage Deutschlands in Max Webers letzten Jahren | 205 | ||
Revolutionspanorama I: Nervosität und Gesellschaft | 205 | ||
Revolutionspanorama II: Der Schatten des Kriegssozialismus | 208 | ||
Revolutionspanorama III: „Mitteleuropa“ als Leistungsraum deutscher Wirtschaftskonfession | 214 | ||
Revolutionspanorama IV: Neue „Wahlverwandtschaften“ | 221 | ||
Revolutionspanorama V: Wo stehen die Beamten? | 231 | ||
Revolutionspanorama VI: Das Rationalisierungsdilemma: „Wie wird Demokratie überhaupt […] möglich sei | 246 | ||
Revolutionspanorama VII: Sozialpolitische Planungsrisiken und „Frauenfrage“ | 253 | ||
Ein Ende der Revolution mit Recht: Die „Lückentheorie“ schließen | 260 | ||
Zweiter Teil | 265 | ||
IV. Begriffe, Brüche und Widersprüche – Was heißt bei Weber „fiskalisch“? | 269 | ||
Der Fiskus als Kassierer, nicht als Kasse | 269 | ||
„Unpolitische“ Wirtschaft? | 272 | ||
Privat vor Staat? Weber und der Methodologische Individualismus | 276 | ||
Am Anfang: Politik | 284 | ||
Die fiskalische Kategorienlehre | 288 | ||
Entpolitisierung der Fiskalkategorie | 293 | ||
Chancen auf Echtstaatlichkeit: eine kleine Repolitisierung der Fiskallehre Webers | 298 | ||
V. Kein „‚parlamentarisches System‘ im eigentlichen Sinne“ – die finanzverfasste Demokratisierungsblockade des Kaiserreichs | 304 | ||
Keine Marktgesellschaft | 304 | ||
Agrarverfasst | 308 | ||
Fiscal Capacity | 312 | ||
Der Alte Staat ohne Revolution | 318 | ||
Verfassungslücken | 324 | ||
Schlecht gerechnet und gerüstet | 330 | ||
Fiskalische Destruktion ab 1916 | 337 | ||
„Nach dem Frieden – das Gegenteil“ | 340 | ||
VI. Die Rezeptionslücke der freiheitlichen Herrschaftsfinanzierung in der Weber-Forschung | 344 | ||
Zwischenstand | 344 | ||
Der Schatten der Führungsauslese | 345 | ||
„Minimisierung ihrer Herrschaftsgewalt“ oder … | 348 | ||
…Präsidialpopulismus? | 351 | ||
Die „Gesammelten Politischen Schriften“ | 354 | ||
Frankfurter Vorgriffe | 358 | ||
Jenseits von Stand und Kasse: Webers ‚Klassenkampf‘ | 362 | ||
Die kategoriendifferenzierende Forschungslage zum „letzten Jedi“ | 368 | ||
Die ‚neue‘ Lesart | 382 | ||
Zwischenfazit | 388 | ||
Dritter Teil | 391 | ||
VII. „… schließlich Herrschaft der Führer des proletarischen Heeres: Kaiserreich“ – die frühen Arbeiten Webers | 395 | ||
Erste Prägungen | 395 | ||
Finanzwissenschaft und Finanzwirtschaft | 397 | ||
Land und Herrschaft | 405 | ||
VIII. Liberaldemokratische Systemtransformation gegen agrarierfreundliches Domänenreich – „Donner der Weltgeschichte“ und Finanzreform um 1918 | 412 | ||
Schumpeter & Co | 412 | ||
Revolution gegen Sozialisierung | 418 | ||
Finanzpolitik | 423 | ||
IX. Against the grain – Weber und das Zensuswahlrecht | 430 | ||
Besteuerungsgewalt vor Steuergerechtigkeit | 430 | ||
‚Massenkrieger‘ und „Arbeitsarmeen“ versus „Talmi-Adel“: Ostpreußische Wahlrechtsarithmetik | 434 | ||
Zensus versus Zentralisierung | 445 | ||
Eine „Lebensfrage des Reichs“ | 449 | ||
X. Föderalismus, Finanzhierarchie und die Führungsalternative | 452 | ||
„Umstürzende Neuerungen“ der Finanzbeziehungen im Reich | 452 | ||
Drei Pole: Bundesrat, Reichstag, Reichspräsident | 459 | ||
„Führerdemokratie“, revisited | 465 | ||
XI. Kriegs- und Friedenssozialismus – die Frage der ökonomischen Bürokratie | 469 | ||
Die Pandorabüchse der Kriegswirtschaft | 469 | ||
Trennung auch der Beamten von den Produktionsmitteln | 472 | ||
Verwaltung als abhängiger Dienst | 476 | ||
XII. Charisma als ‚demokratisches‘ Korrektiv fiskalischer Herrschaft und politisierter Wirtschaft? Zur stillen Politischen Ökonomie der späten Herrschaftssoziologie | 479 | ||
Die Revolution als Experimentierlabor der Herrschaftstypologie | 479 | ||
Die Steuerstadt als historische Voraussetzung der Demokratie | 483 | ||
Repräsentation kontra Legitimation | 489 | ||
Anti-Autoritarismus und Legitimierung ‚von unten‘ | 492 | ||
Charisma, Verschwendung, Räterepublik: Der Eisner-Komplex als Kontext | 497 | ||
Die „Wirtschaftsfremdheit“ des Charisma versus politisches „Wahl-Beamtentum“ | 501 | ||
Fazit: Charisma als Korrektiv und Treibstoff rationalisierter Politik | 508 | ||
Exkurs: Politiker- und Parteienfinanzierung | 514 | ||
Noch kein Staat der Parteien | 516 | ||
Parteien in der Demokratie | 520 | ||
Von der Politik, für die Politik, an die Politik: Demokratisierte Parteien(finanz)soziologie | 525 | ||
Demokratisch rationalisierte Berufspolitik | 532 | ||
Traditionslos moderne Parteifinanz | 537 | ||
Webers Amerika als Vorbild oder Karikatur? Präsidiale spoils, Ersatzkaisertum und Gehorsamssimulation | 541 | ||
Vorläufiges Fazit | 547 | ||
Vierter Teil | 549 | ||
XIII. Politische Weber-Rezeption zwischen Weimar und Bonn | 553 | ||
Cold War-Weber: Die späte Verwandlung in einen autoritären Neoliberalen | 553 | ||
Verfassungmäßige Finanzdiktatur? Mommsens Weber | 561 | ||
Clash of Confessions? Carl Schmitts Antikapitalismus und Katholizismus | 566 | ||
Ein „Grabmal für Max Weber“: „Gangster“-Legitimität und „Weber-Renaissance“ | 579 | ||
Weberianismus-Probleme im Spätkapitalismus | 588 | ||
Wert-Bezug und Wert-Schöpfung: Carl Schmitt, ökonomisiert | 595 | ||
Freiheit oder Kapitalismus? | 603 | ||
Bonner Neo-Labandismus? Ernst Forsthoff schließt die Verteilungslücke | 608 | ||
XIV. Schlussbetrachtungen | 616 | ||
Kein Herzensdemokrat | 616 | ||
Keine Allgemeine Demokratietheorie | 622 | ||
Keine Experimente | 628 | ||
Kontextkohärenz | 632 | ||
Drei finanzsoziologische Konsequenzen | 637 | ||
Politischer Zentralismus und ökonomische Streuung | 650 | ||
Historische Grenzen der Demokratisierung | 657 | ||
Kapitalismus und Demokratie | 671 | ||
Andauernde Herausforderungen: Weber und wir | 674 | ||
Nachwort und Danksagung | 681 | ||
Literaturverzeichnis | 688 | ||
Personenregister | 774 |