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Andeutungstheorie und Versterbensklausel

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Janetzki, A. (2025). Andeutungstheorie und Versterbensklausel. Auslegung eines gemeinschaftlichen Ehegattentestaments für den Fall eines »gleichzeitigen Versterbens«. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59587-7
Janetzki, Anika. Andeutungstheorie und Versterbensklausel: Auslegung eines gemeinschaftlichen Ehegattentestaments für den Fall eines »gleichzeitigen Versterbens«. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59587-7
Janetzki, A (2025): Andeutungstheorie und Versterbensklausel: Auslegung eines gemeinschaftlichen Ehegattentestaments für den Fall eines »gleichzeitigen Versterbens«, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59587-7

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Andeutungstheorie und Versterbensklausel

Auslegung eines gemeinschaftlichen Ehegattentestaments für den Fall eines »gleichzeitigen Versterbens«

Janetzki, Anika

Schriften zum Bürgerlichen Recht, Vol. 599

(2025)

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About The Author

Anika Janetzki nahm zum Sommersemester 2016 an der Ruhr-Universität Bochum ihr Studium der Rechtswissenschaften auf, das sie 2021 mit dem Ersten Juristischen Staatsexamen abschloss. Im Anschluss war sie bis 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der fakultätseigenen Examensvorbereitung der Ruhr-Universität Bochum tätig. Im Jahr 2022 erhielt sie ein einjähriges Promotionsstipendium der Kanzlei Loschelder Rechtsanwälte. Von 2023 bis 2024 arbeitete sie sodann als wissenschaftliche Mitarbeiterin in derselben Kanzlei. Seit September 2024 absolviert sie ihr Rechtsreferendariat am Landgericht Düsseldorf.

Abstract

Das gemeinschaftliche Testament ist ein verbreitetes, aber fehleranfälliges Instrument des Erbrechts - besonders, wenn es ohne juristische Beratung errichtet wird. Auslegungsschwierigkeiten treten in der Praxis vor allem bei sogenannten »Versterbensklauseln« auf, die den Fall eines gleichzeitigen Versterbens der Eheleute regeln sollen. Die Frage, wie weit die Todesfälle zeitlich auseinanderfallen dürfen, um noch von einer »Gleichzeitigkeit« ausgehen zu können, steht im Spannungsverhältnis zwischen gesetzlich geforderter Formstrenge und der Ermittlung des wirklichen Erblasserwillens gemäß § 133 BGB. In diesem Zusammenhang ist insbesondere die Andeutungstheorie kritisch zu hinterfragen. »Gleichzeitiges Versterben« meint nicht zwingend einen Tod in gleicher Sekunde. Maßgeblich ist vielmehr, ob der länger lebende Ehegatte noch testierfähig war. Um Unsicherheiten bei der Auslegung künftig zu vermeiden, erscheint eine gesetzliche Regelung für solche Klauseln sinnvoll.»Theory of Intimation and Death Clause. Interpretation of a Joint Spousal Will in the Event of ›Simultaneous Death‹«: The joint will is a widespread but error-prone instrument of inheritance law, particularly in the case of »death clauses« in the event of the simultaneous death of the spouses. The question of »simultaneity« is in tension between the legal formal requirements and the determination of the testator's will (§ 133 BGB). A statutory regulation for the interpretation of such clauses appears to make sense in order to avoid uncertainties.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Erster Teil: Einführung 15
A. Einleitung 15
B. Gegenstand der Untersuchung 17
I. Problemaufriss und Anlass der Untersuchung 17
II. Kontextualisierung der „Versterbensklausel“ im Rahmen des gemeinschaftlichen Ehegattentestaments 19
1. Konstellation des sog. Berliner Testaments 19
2. Einordnung der Fälle der sog. Versterbensklausel 20
3. Konsequenzen unterschiedlicher Auslegung für die Wirksamkeit 22
III. Forschungsstand und Grenzen der Untersuchung 22
1. Stand der Forschung 22
2. Ausgeklammerte Fragestellungen und Begrenzung der Untersuchung 23
C. Methode und Gang der Untersuchung 24
Zweiter Teil: Grundlagen der Untersuchung 26
A. Formvorschriften im Zivilrecht 26
I. Bedeutung des Grundsatzes der Privatautonomie 26
II. Formzwang 27
III. Formzwecke als Rechtfertigung 28
1. Formzwecke beim gemeinschaftlichen Testament, §§ 2247, 2267 BGB 29
a) Echtheit, Klarstellung und Beweis 30
b) Eigener Wille 31
c) Warnfunktion 32
d) Konfliktvermeidung 33
e) Beratungs- und Abschlussfunktion 34
2. Zusammenfassende Schlussfolgerung 34
B. Auslegungsgrundsätze 35
I. Terminologische Klärung: Auslegungsbegriff 35
II. Auslegungsfähigkeit und -bedürftigkeit als Grundvoraussetzung? 36
1. Eindeutigkeitsregel nach Paulus 36
2. „Eindeutigkeit“ im Auslegungskontext 37
3. Auswirkungen der Auslegungsfähigkeit und Auslegungsbedürftigkeit 39
4. Konsequenz für die Charakterisierung der Eindeutigkeitstheorie 41
III. Auslegungsmethode 42
1. § 133 BGB als Auslegungsmaxime 43
2. Tatsächliche Vermutungen 45
3. Erläuternde und ergänzende (Testaments-)‌Auslegung 47
a) Erläuternde Auslegung und Konzept der Erklärungsermittlung 47
aa) Wortlaut der letztwilligen Verfügung 48
bb) Umstände außerhalb der letztwilligen Verfügung 48
(1) Differenzierung zwischen Auslegungsmittel und Auslegungsgegenstand 50
(2) Differenzierungsprämisse und Versterbensklausel 51
b) Ergänzende Auslegung: Methodik und Voraussetzungen 52
aa) „Lücke“ im Testament und lückenbegründende Defizite 55
(1) (Un-)‌Vollständigkeit des Tatbestandes 55
(2) Defizite auf Rechtsfolgenseite 56
bb) Planwidrigkeit 57
cc) Lückenschließung 58
c) Zusammenfassende Abgrenzung 58
4. Schlussfolgerung 59
IV. Besonderheiten der Auslegung gemeinschaftlicher Testamente 59
C. Wechselwirkung zwischen Auslegung und Form: Andeutungstheorie im Erbrecht 61
I. Zum Hintergrund 61
II. Relevanz der Andeutungstheorie 63
1. Formgebundenheit der zugrundeliegenden Erklärung? 63
2. Im Kontext der Auslegungsarten 66
III. Eindeutigkeits- vs. Andeutungstheorie 70
1. Der „funktionale Zusammenhang“ und die historische Entwicklung der verschiedenen Ansätze 71
a) „Alte“ Andeutungstheorie (Urkundstext) 73
b) Andeutungstheorie in jüngerer Rechtsprechung 74
2. Die unterschiedlichen Ansätze zum Verhältnis von Auslegung und Form 76
a) Die Bedeutung der unterschiedlichen Ansichten 76
b) Maßgeblichkeit der Formzwecke 77
aa) Zum Hintergrund 77
bb) Vorüberlegung 79
cc) Die relevanten Formzwecke 81
(1) Echtheit 81
(2) Eigener Wille 82
(a) Abgrenzung zum Testamentsentwurf 82
(b) Anforderungen an den Inhalt 82
(3) Klarstellungsfunktion 83
(4) Warnfunktion 83
(5) Beweisfunktion 84
dd) Zusammenfassung 87
3. Stellungnahme: Andeutungstheorie als Formproblem? 88
a) Notwendigkeit der Stellungnahme 88
aa) § 2078 Abs. 1 BGB 88
bb) Praxisrelevanz 90
b) Die Bewertung des Verhältnisses von Form und Auslegung unter Berücksichtigung des funktionalen Zusammenhangs 91
aa) Im Kontext der Auslegungsmethodik 91
bb) Im Kontext der Beweisfunktion 95
cc) Im Kontext der Prozessökonomie 98
dd) Resümee des funktionalen Zusammenhangs 99
c) Stellungnahme 102
4. Fazit 106
IV. Kritik an der Andeutungstheorie unter Berücksichtigung ihrer Funktion 107
1. Die Rechtsregel der falsa demonstratio non nocet 108
a) Anwendbarkeit der falsa demonstratio-Regel auf das Testament 108
b) Konsequenzen für die Andeutungstheorie 109
2. Ernsthaftigkeit des Regelungsgehalts 111
a) Begründungsehrlichkeit 113
b) Andeutungsmaßstab 114
V. Abschließende Zusammenfassung 117
Dritter Teil: Auslegung der Formulierung des „gleichzeitigen“ Ablebens 119
A. Auslegungsfähiger und auslegungsbedürftiger Auslegungsgegenstand im konkreten Fall der Versterbensklausel 119
I. Auslegungsgegenstand 119
1. Versterbensklausel 119
2. Erscheinungsformen der Klausel 119
II. Auslegungsfähigkeit 120
III. Auslegungsbedürftigkeit 120
B. Klärung der einschlägigen Auslegungsart 121
I. Vorliegen eines Tatbestandsdefizits 123
II. Vorliegen eines Rechtsfolgendefizits 124
III. Ergebnis 124
C. Die Behandlung der Versterbensklausel in der Rechtsprechung 126
I. Die Bedeutung der Ausgestaltung der Klausel 126
1. „Gemeinsam“ 127
2. „Beiderseitig“ 129
3. „Im Falle“ 129
4. Fazit 129
II. Rechtsprechungsanalyse 130
1. Extensives Verständnis 131
a) OLG Hamm, Beschluss vom 6.1.2011 – 15 Wx 484/10 131
b) OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 9.4.1996 – 20 W 265/95 135
c) Zusammenfassung und Bewertung 135
2. Erweiterndes Verständnis bei vorliegendem Ausnahmecharakter 136
a) BayObLG, Beschluss vom 17.12.1979 – BReg. 1 Z 76/79 136
b) OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 3.3.1998 – 20 W 143/95 137
c) OLG Hamm, Beschluss vom 1.7.2011 – 15 W 327/10 138
d) OLG Düsseldorf, Beschluss vom 12.7.2017 – 3 Wx 91/16 139
e) OLG München, Beschluss vom 16.7.2007 – 31 Wx 35/07 140
f) OLG München, Beschluss vom 14.10.2010 – 31 Wx 84/10 141
g) OLG Stuttgart, Beschluss vom 29.12.1993 – 8 W 583/92 142
h) KG, Beschluss vom 9.11.2018 – 6 W 48/18 143
i) OLG München, Beschluss vom 24.10.2013 – 31 Wx 139/13 144
j) Zusammenfassung und Bewertung 145
3. Die Entscheidung des BGH 147
a) OLG Frankfurt a.M., Beschluss vom 23.12.2018 – 21 W 38/18 147
b) BGH, Beschluss vom 19.6.2019 – IV ZB 30/18 148
4. Restriktives Verständnis 150
a) KG 150
b) Oberlandesgerichte 151
c) Bewertung 152
III. Abschließende Einschätzung 153
D. Vereinbarkeit der Rechtsprechung mit (erbrechtlichen) Auslegungsmethoden und Versuch der Konkretisierung des Andeutungsmaßstabes 154
I. Wortlautauslegung 154
1. Wortsinn nach allgemeinem Verständnis 154
2. Wortsinn aus erbrechtlicher Sicht 155
3. Allgemeiner Sprachgebrauch 156
4. Relevanz der verschiedenen Ausgestaltungsmöglichkeiten 157
II. Auslegung unter Berücksichtigung des Zwecks der Versterbens- bzw. Katastrophenklausel 157
1. Zum Hintergrund 157
2. Sinn und Zweck 158
a) Erbschaftsteuerliche Erwägungen 158
aa) Berücksichtigung des Verwandtschaftsverhältnisses 159
(1) Unterschiedliches Verwandtschaftsverhältnis 159
(2) Identisches Verwandtschaftsverhältnis 160
bb) Konsequenz für die Zweckbestimmung der Versterbensklausel in erbschaftsteuerlicher Hinsicht 162
cc) Vereinbarkeit mit dem Zivilrecht 162
dd) Konsequenzen/Rückschlüsse für die Auslegung der „problematischen“ Versterbensklausel 163
b) Maßgeblicher Auslegungsanknüpfungspunkt 165
aa) Möglichkeit des erbrechtlichen Erwerbes im Anschluss an Nagel 165
bb) Verfügungsmöglichkeit des länger Lebenden 166
(1) Als Auslegungsanknüpfungspunkt 166
(2) Konsequenz für die rechtliche Qualifikation der Einsetzung des Begünstigten 168
cc) Anforderungen an die Unfähigkeit, ein neues Testament zu errichten 169
(1) Handlungs- vs. Testierfähigkeit 169
(2) Abgrenzung und Stellungnahme 170
(3) Anforderungen an die zum Tod und zur Unfähigkeit führende Ursache 171
(4) Bestehende Testierfähigkeit 172
(a) Testierfähigkeit im Wirksamkeitssinne 172
(b) Testierfähigkeit im tatsächlichen Sinne 173
(5) Konkretisierung der Zeitspanne 173
c) Freistellungsklausel 175
III. Systematische Auslegung 176
1. Rückgriff auf andere Regelungen 176
a) § 2084 BGB und Umdeutung nach § 140 BGB 176
b) Kommorientenvermutung, § 11 VerschG 177
aa) Normzweck 178
bb) Analoge Anwendung? 178
(1) Einfaches zeitliches Auseinanderfallen der Todesfälle 178
(2) Zeitliches Auseinanderfallen der Todesfälle bei gleicher Todesursache 178
cc) Ergebnis 179
c) Analogie zu § 2097 BGB 180
2. Einfluss der „Wechselbezüglichkeit“ auf die Auslegung 181
IV. Resümee 181
Vierter Teil: Vergleich mit dem anglo-amerikanischen Recht 183
A. Anstoß der Vergleichung 183
B. Vergleich unter dem Blickwinkel des Spannungsverhältnisses zwischen Auslegung und Form 183
I. Begriffsbestimmung „anglo-amerikanisch“ 183
II. Gemeinschaftliches Ehegattentestament im anglo-amerikanischen Raum 184
III. Formanforderungen und -funktionen 185
IV. Testamentsauslegung 187
1. Die sog. no extrinsic evidence rule oder plain meaning rule 187
2. Begünstigter im Erbfall und Auswirkung seiner Bestimmung auf die problematischen Konstellationen 188
a) Bestimmung des Begünstigten 188
b) Konsequenz für die Konstellation „Versterbensklausel“ 190
c) In re Estate of Duke: Reformation und error in expression 190
aa) Reformation of wills 190
bb) Error in expression 191
cc) Vergleich mit dem deutschen Recht 191
dd) Vor- und Nachteile eines zwischengeschalteten Treuhänders (personal representative) und des probate-Verfahrens 193
V. Reformation in Versterbensklauselkonstellationen nach deutschem Recht? 194
VI. Fazit 196
Fünfter Teil: Praxisauswirkungen 198
A. Im streitigen Verfahren 198
I. Beweiserhebung, Beweiswürdigung und Verteilung der Beweis- und Behauptungslast 198
1. Non liquet-Situation 198
2. Keine zweistufige (Form-)‌Prüfung und Relevanz des funktionalen Zusammenhangs 199
3. Kriterium der Verfügungsmöglichkeit als gesetzliche oder tatsächliche Vermutung? 200
a) Gesetzliche Vermutung 201
b) Tatsächliche Vermutung 202
II. Erfüllung 204
B. Im Rahmen der Testamentsgestaltung 204
I. Anordnung der Testamentsvollstreckung als Gestaltungsempfehlung bei einfacher Versterbensklausel 204
II. Gestaltung der letztwilligen Verfügung unter vorheriger Berücksichtigung zeitlich versetzten Versterbens 205
1. Gemeinschaftliches Testament ohne Schlusserbeneinsetzung 205
2. Gemeinschaftliches Testament mit (gleicher) Schlusserbeneinsetzung 206
3. Gestaltungsmöglichkeiten bei unterschiedlicher Einsetzung durch die Erblasser 207
a) Anordnung einer Vor- und Nacherbschaft 208
b) Anordnung eines Vermächtnisses 208
c) Pflichtteilsanspruch durch Enterbung des Ehegatten? 209
4. „Erweiterte Katastrophenklausel“ 210
5. Alternative Versterbensklausel 211
6. Erreichung steuerlicher Vorteile durch die Testamentsgestaltung 212
7. Überflüssigkeit der Versterbensklausel? 214
Sechster Teil: Schlussbetrachtung 216
A. Ausblick und Lösungsansatz 216
I. De lege lata 216
II. De lege ferenda 218
B. Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse in Thesen 220
Literaturverzeichnis 222
I. Onlinequellen 222
II. Printquellen 223
Stichwortverzeichnis 240