Rechtsfragen der Frankfurter Auschwitz-Prozesse

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Rechtsfragen der Frankfurter Auschwitz-Prozesse
Schriften zum Strafrecht, Vol. 454
(2025)
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Patrick Krampitz studierte Rechtswissenschaften an der Universität zu Köln und schloss sein Studium im Jahr 2016 mit dem Schwerpunktbereich Kriminologie, Jugendkriminalrecht, Strafvollzug ab. Während seiner Promotionsphase arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer führenden deutschen Wirtschaftskanzlei in Köln sowie als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität zu Köln, bevor er nach dem Referendariat seine Tätigkeit als Rechtsanwalt in einer renommierten Kölner Umweltrechtsboutique aufnahm.Abstract
Die Frankfurter Auschwitz-Prozesse sollten die deutsche Gesellschaft mit der Realität des Holocaust konfrontieren. Doch die Urteile des Landgerichts Frankfurt wirkten jahrzehntelang hemmend auf die Strafverfolgung von NS-Verbrechen, obschon es bereits damals abweichende Rechtsprechung deutscher Gerichte gab. Der enge Tatbegriff und strenge Anforderungen an die tatbestandliche Beihilfe führten dazu, dass viele Täter straflos blieben - etwa einfache Lagerbedienstete. Diese restriktive Rechtsprechung war wohl auch Ausdruck einer gesellschaftlichen Schlussstrichmentalität. Erst das späte Umdenken, etwa im Fall Demjanjuk, ermöglichte neue Verfahren - wenn auch nur gegen nachrangige Beteiligte. Die Untersuchung zeigt: Eine klare juristische Fassung staatlich organisierter Verbrechen ist unerlässlich - nicht nur für die Aufarbeitung der NS-Zeit, sondern auch für die strafrechtliche Bewertung moderner Staatskriminalität.»Legal Issues of the Frankfurt Auschwitz Trials«: The Frankfurt Auschwitz trials shaped the German prosecution of Nazi crimes - and at the same time hampered it. The dissertation sheds light on the legal foundations and consequences of the verdicts and shows why many perpetrators went unpunished. At the same time, it establishes links to today's reappraisal of state crimes and calls for the consistent legal recording of organized violence.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
Einleitung | 15 | ||
Kapitel 1: Das Konzentrationslager Auschwitz | 17 | ||
A. Die Entwicklung der nationalsozialistischen Konzentrationslager | 17 | ||
B. Auschwitz | 19 | ||
I. Errichtung des Lagers und Inhaftierung politischer Gegner | 19 | ||
II. Zwangsarbeit | 20 | ||
1. Monowitz | 20 | ||
2. Birkenau | 22 | ||
III. Vernichtung | 24 | ||
C. Formen der Vernichtung | 26 | ||
I. Lagerbedingungen | 26 | ||
II. Massenvernichtung | 27 | ||
1. Die Selektionen | 28 | ||
a) Selektionen auf der Rampe | 28 | ||
b) Lagerselektionen | 29 | ||
2. Der Vorgang der Vernichtung in den Gaskammern | 30 | ||
III. Andere Formen der Exekution | 32 | ||
D. Die Organisation des Lagers | 33 | ||
Kapitel 2: Die Verfolgung von NS-Verbrechen bis zum ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess | 34 | ||
Kapitel 3: Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess als Grundstein für die Verfolgung der Verbrechen im KL Auschwitz? | 44 | ||
A. Die Verfahrensentstehung | 44 | ||
B. Die Ermittlungen | 45 | ||
Kapitel 4: Die Rechtsfragen der Frankfurter Auschwitz-Prozesse | 49 | ||
A. Abgrenzung von Tateinheit und Tatmehrheit (Tatbegriff) | 50 | ||
I. Einheitliche Handlung im natürlichen Sinne | 51 | ||
II. Tatbestandliche Handlungseinheit | 51 | ||
III. Die natürliche Handlungseinheit | 52 | ||
1. Historie und Voraussetzungen | 52 | ||
2. Die natürliche Handlungseinheit bei Verletzung höchstpersönlicher Rechtsgüter verschiedener Rechtsträger | 53 | ||
3. Zusammenfassung | 54 | ||
B. Die Voraussetzungen einer tatbestandsmäßigen Beihilfe | 55 | ||
Kapitel 5: Die Beurteilung der Rechtsfragen durch das LG Frankfurt im ersten und zweiten Auschwitz-Prozess | 58 | ||
A. Der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess | 58 | ||
I. Die Sichtweise von Staatsanwaltschaft und Schwurgericht zum Tatbegriff | 58 | ||
1. Der Angeklagte Mulka | 58 | ||
a) Die Funktion des Angeklagten Mulka in Auschwitz | 59 | ||
b) Tatvorwurf und Würdigung der Staatsanwaltschaft | 60 | ||
c) Tatsächliche Feststellungen und rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 63 | ||
aa) Die tatsächlichen Feststellungen | 63 | ||
bb) Die Berechnung der Opfer durch das Gericht | 65 | ||
cc) Ergebnis | 65 | ||
d) Zusammenfassung | 66 | ||
2. Der Angeklagte Baretzki | 66 | ||
a) Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft | 67 | ||
b) Tatsächliche Feststellungen und rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 67 | ||
c) Ergebnis | 70 | ||
3. Der Angeklagte Klehr | 70 | ||
a) Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft | 71 | ||
b) Tatsächliche Feststellungen und rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 71 | ||
II. Zusammenfassende Analyse der Rechtsansichten von Staatsanwaltschaft und Schwurgericht zum Tatbegriff | 72 | ||
1. Das Schwurgericht | 72 | ||
2. Die Staatsanwaltschaft | 76 | ||
III. Zu den Voraussetzungen einer tatbestandlichen Beihilfe | 77 | ||
1. Der Angeklagte Dr. Schatz | 78 | ||
a) Der Tatvorwurf | 78 | ||
b) Die Feststellungen des Gerichts aufgrund der Beweisaufnahme | 78 | ||
c) Die rechtliche Würdigung des Gerichts | 79 | ||
2. Die abweichende Ansicht der Staatsanwaltschaft | 79 | ||
IV. Die Rechtsprechung des Schwurgerichts zur Beihilfe | 81 | ||
V. Die Revision vor dem BGH | 82 | ||
B. Der zweite Frankfurter Auschwitz-Prozess | 84 | ||
I. Die Angeklagten | 84 | ||
1. Der Angeklagte Burger | 85 | ||
2. Der Angeklagte Erber | 85 | ||
3. Der Angeklagte Neubert | 85 | ||
II. Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft | 86 | ||
1. Der Angeklagte Burger | 86 | ||
2. Der Angeklagte Erber | 86 | ||
3. Der Angeklagte Neubert | 86 | ||
III. Tatsächliche Feststellungen und rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 87 | ||
1. Der Angeklagte Burger | 87 | ||
2. Der Angeklagte Erber | 88 | ||
3. Der Angeklagte Neubert | 89 | ||
IV. Die abweichende Ansicht der Staatsanwaltschaft | 90 | ||
1. Der Angeklagte Burger | 90 | ||
2. Der Angeklagte Erber | 91 | ||
3. Der Angeklagte Neubert | 91 | ||
V. Die Rechtsprechung des Schwurgerichts zum Tatbegriff | 92 | ||
VI. Die Rechtsprechung des Schwurgerichts zur Beihilfe | 92 | ||
C. Zusammenfassung der Rechtsprechung im ersten und zweiten Auschwitz-Prozess | 95 | ||
Kapitel 6: Die Rechtsprechung anderer deutscher Gerichte zu den Taten in den Vernichtungslagern | 99 | ||
A. Der Ulmer Einsatzgruppen-Prozess | 99 | ||
B. Sobibor | 103 | ||
C. Belzec | 106 | ||
D. Chelmno | 108 | ||
I. LG Hannover 1963 | 108 | ||
II. LG Bonn 1963 | 110 | ||
III. LG Kiel 1965 | 111 | ||
E. Treblinka | 112 | ||
F. Das Verfahren Hunsche/Krumey | 115 | ||
I. Das Urteil des LG Frankfurt a. M. gegen Hunsche 1962 | 116 | ||
II. Die Aufhebung des Urteils durch den BGH 1963 | 116 | ||
III. Das Urteil des LG Frankfurt a. M. gegen Hunsche und Krumey 1965 | 117 | ||
1. Der Angeklagte Hunsche | 117 | ||
2. Der Angeklagte Krumey | 117 | ||
IV. Die Aufhebung des Urteils durch den BGH 1967 | 118 | ||
V. Das rechtskräftige Urteil des LG Frankfurt a. M. 1969 | 119 | ||
G. Zwischenergebnis | 120 | ||
Kapitel 7: Die weiteren Frankfurter Auschwitz-Prozesse wegen Beteiligung an der Massenvernichtung | 122 | ||
A. Der vierte Frankfurter Auschwitz-Prozess | 122 | ||
I. Der Verfahrensgegenstand | 122 | ||
II. Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft | 123 | ||
III. Tatsächliche Feststellungen des Schwurgerichts | 124 | ||
1. Der Angeklagte Dr. Beg. | 124 | ||
2. Der Angeklagte Wol. | 125 | ||
IV. Die rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 126 | ||
V. Die Rechtsprechung des Schwurgerichts zum Tatbegriff | 129 | ||
VI. Die Rechtsprechung des Schwurgerichts zur Beihilfe | 131 | ||
B. Der fünfte Frankfurter Auschwitz-Prozess | 131 | ||
I. Der Tatvorwurf der Staatsanwaltschaft | 131 | ||
II. Tatsächliche Feststellungen des Schwurgerichts | 132 | ||
III. Die rechtliche Würdigung des Schwurgerichts | 132 | ||
Kaptel 8: Kritik und Folgen der Rechtsprechung der ersten zwei Frankfurter Auschwitz-Verfahren | 134 | ||
A. Kritik an der Rechtsprechung | 134 | ||
B. Die Folgen der Rechtsprechung des Frankfurter Auschwitz-Prozesses | 139 | ||
I. Einstellungsverfügung der StA Frankfurt a. M. gegen Angehörige der sog. Fahrbereitschaft | 141 | ||
II. Einstellungsverfügung gegen die Kompanien des Wachsturmbanns 1982 | 142 | ||
III. Einstellungsverfügung gegen Angehörige der Gefangeneneigentumsverwaltung | 143 | ||
IV. Die Anklage der Staatsanwaltschaft Köln gegen einen Aufseher des Effektenkommandos | 145 | ||
V. Nichtwiederaufnahme des Strafverfahrens gegen Oskar Gröning 2005 | 146 | ||
VI. Fazit zu den Folgen der Rechtsprechung | 147 | ||
Kapitel 9: Die Bewertung der Rechtsprechung der ersten beiden Auschwitz-Verfahren | 153 | ||
A. Falsche und wechselnde Voraussetzungen bei der tatbestandlichen Beihilfe | 153 | ||
B. Jeden Tag ein neuer Willensentschluss? | 155 | ||
C. Handhabung der Kriterien einer natürlichen Handlungseinheit | 156 | ||
D. Thesen | 157 | ||
Kapitel 10: Alternativer Ansatz für die Abgrenzung von Real- und Idealkonkurrenz im nationalsozialistischen Vernichtungssystem | 159 | ||
A. Die Notwendigkeit eines alternativen Ansatzes | 159 | ||
I. LG München II – Demjanjuk | 159 | ||
II. Das Verfahren gegen Oskar Gröning | 161 | ||
1. LG Lüneburg | 161 | ||
2. BGH | 162 | ||
III. Das Verfahren gegen Reinhold Hanning | 164 | ||
IV. Bedarf zur Bestimmung der Haupttat(en)? | 166 | ||
B. Die Taten der Haupttäter | 169 | ||
I. Ein Befehl zum Genozid? | 170 | ||
II. Auschwitz als Vernichtungslager | 170 | ||
III. Rechtliche Einordnung | 171 | ||
1. Verschiedene Arten der Ermordung | 171 | ||
2. Auslösung der Aktionen in unterschiedlichen Ländern | 172 | ||
IV. Ergebnis | 175 | ||
C. Das nationalsozialistische Vernichtungssystem als organisierter Machtapparat? | 175 | ||
I. Der organisierte Machtapparat in der Literatur | 176 | ||
1. Die Organisationsherrschaft der Hintermänner | 176 | ||
2. Die Fungibilität des Einzelnen | 176 | ||
3. Die Rechtsgelöstheit des Machtapparates | 178 | ||
4. Die erhöhte Tatgeneigtheit der Vordermänner | 178 | ||
5. Zwischenergebnis | 179 | ||
II. Der organisierte Machtapparat in der Rechtsprechung | 179 | ||
III. Ergebnis | 180 | ||
D. Akzessorietät der Handlungen des Vordermanns beim organisierten Machtapparat | 181 | ||
I. Die konkurrenzrechtliche Betrachtung mehrerer Tatbeteiligter in der Rechtsprechung | 181 | ||
II. Sonderfall organisierter Machtapparat? | 182 | ||
1. Die Fungibilität der Vordermänner als maßgebliches Kriterium | 183 | ||
2. Zwischenergebnis | 184 | ||
III. Der Vorteil der vorgestellten Lösung | 184 | ||
IV. Ausblick | 185 | ||
Kapitel 11: Die Legitimität von NS-Verfahren über 75 Jahre nach Kriegsende | 187 | ||
Fazit | 190 | ||
Literaturverzeichnis | 195 | ||
Stichwortverzeichnis | 207 |