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Das Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG

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Hofer-Dinc, C. (2025). Das Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG. Grund und Reichweite eines rechtsstaatlichen Formerfordernisses. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59632-4
Hofer-Dinc, Celine. Das Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG: Grund und Reichweite eines rechtsstaatlichen Formerfordernisses. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59632-4
Hofer-Dinc, C (2025): Das Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG: Grund und Reichweite eines rechtsstaatlichen Formerfordernisses, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59632-4

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Das Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG

Grund und Reichweite eines rechtsstaatlichen Formerfordernisses

Hofer-Dinc, Celine

Schriften zum Öffentlichen Recht, Vol. 1581

(2025)

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About The Author

Celine Hofer-Dinc studierte von 2015 bis 2021 Rechtswissenschaften an den Universitäten Bochum und Köln. Bereits während des Studiums war sie am Institut für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre bei Prof. Dr. Markus Ogorek, LL.M. (Berkeley), tätig, unter dessen Betreuung sie auch promovierte. Seit Februar 2024 absolviert sie den juristischen Vorbereitungsdienst am Landgericht Köln. Zum Wintersemester 2024/2025 nahm sie elternzeitbegleitend ein Masterstudium im Bereich Recht der Digitalisierung an der Universität zu Köln auf.

Abstract

Trotz seiner erheblichen praktischen Relevanz ist das verordnungsrechtliche Zitiergebot des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG bislang kaum eingehend untersucht worden. Die Dissertation nimmt sich der Aufgabe an und unterzieht die Pflicht zur Angabe der Rechtsgrundlage in Rechtsverordnungen einer umfassenden Analyse. Neben der historischen Entwicklung des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG werden insbesondere die systematischen Verknüpfungen zu Satz 1 (Gesetzesvorbehalt) und Satz 2 (Bestimmtheitsgebot) herausgearbeitet. Im Fokus der Untersuchung stehen die Funktionen und der Anwendungsbereich des Zitiergebots, die inhaltlichen Anforderungen an ein ordnungsgemäßes Zitat sowie die Rechtsfolgen bei Zitierverstößen. Die Arbeit zeigt: Das Zitiergebot ist ein zentrales Element der rechtsstaatlich kontrollierten Verordnungsgebung und sichert die demokratische Rückbindung exekutiver Normsetzung an den parlamentarischen Gesetzgeber.»The Citation Clause of Art. 80 Para. 1 Sentence 3 GG. Foundations and Scope of a Constitutional Formal Requirement«: The thesis analyzes the citation requirement in Art. 80 para. 1 sentence 3 GG. It examines the historical foundations, the systematic integration into the legal reservation of Art. 80 para. 1 sentence 1 and the principle of specificity in Art. 80 para. 1 sentence 2, the scope of application, the formal requirements for the citation, the modalities of citation, and the legal consequences of citation violations.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
Einführung und Ziel der Arbeit 13
I. Schattendasein des Zitiergebots trotz hoher Praxisrelevanz 13
II. Die Form als geschworene Feindin der Willkür 15
III. Gang der Arbeit 16
Kapitel 1: Art. 80 Abs. 1 GG – Novum in der deutschen Verfassungsgeschichte 17
A. Delegationsschranken in der Reichsverfassung vom 16. April 1871 18
I. Zulässigkeit von Verordnungsermächtigungen und inhaltliche Delegationsschranken 18
II. Angabe der Rechtsgrundlage in der Verordnung 21
B. Delegationsschranken in der Weimarer Reichsverfassung 25
I. Inhaltliche Grenzen der Verordnungsermächtigung 25
II. Das Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten 28
III. Angabe der Rechtsgrundlage in der Verordnung 28
C. Rechtsverordnungen nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 30
D. Die Verordnungsgebung im Grundgesetz – Entstehung des Art. 80 Abs. 1 GG 31
I. Erste Entwürfe 31
II. Änderung des Zitiergebots von der „Soll-Vorschrift“ zur „Ist-Vorschrift“ 32
Kapitel 2: Die Verordnungsermächtigung und ihre staatsstrukturrechtlichen Bezüge 34
A. Inhaltsüberblick zu Art. 80 Abs. 1 GG 34
B. Verordnungsgebung im Lichte der Gewaltenteilung 35
I. Durchbrechung des Gewaltenteilungsgrundsatzes? 35
II. Funktionsgerechte Aufgabenwahrnehmung durch arbeitsteilige Normsetzung 36
III. Ergebnis 38
C. Verordnungsermächtigung und Vorbehalt des Gesetzes 39
I. Grundlagen 40
II. Parlamentsvorbehalt 43
III. Art. 80 Abs. 1 Satz 1 GG als verordnungsspezifischer Gesetzesvorbehalt? 47
IV. Verfassungsunmittelbare Verordnungsermächtigungen 53
D. Inhaltliche Anforderungen an die Verordnungsermächtigung (Art. 80 Abs. 1 Satz 2 GG) 54
I. Inhalt, Zweck und Ausmaß – Bestimmtheit in dreifacher Hinsicht 55
II. Vorhersehbarkeits-‍, Selbstentscheidungs- und Programmformel 56
III. Materieller Bestimmtheitsmaßstab – Modell abgestufter Bestimmtheitsanforderungen 58
IV. Verordnungsermächtigungen im Zusammenhang mit der Umsetzung von Unionsrecht 60
1. Anwendbarkeit des Art. 80 Abs. 1 Satz 2 GG 61
2. Absenkung des Bestimmtheitsmaßstabs? 62
3. Sonderfall: Dynamische Verweisungen auf Unionsrecht 64
E. Demokratische und rechtsstaatliche Bezüge des Art. 80 Abs. 1 Satz 1 und 2 GG 66
F. Nachträgliches Zugriffsrecht des Parlaments 70
I. Aufhebung und Änderung der Verordnungsermächtigung 72
II. Ausdrückliche parlamentsgesetzliche Aufhebung der Verordnung 75
III. Abschließende Regelung durch Parlamentsgesetz 76
IV. Parlamentsgesetzliche Änderung einer Verordnung 77
1. Vollständige Erhebung in Gesetzesrang 78
2. Gesetzesrang der geänderten Normen und sog. Entsteinerungsklauseln 80
3. Verordnungsrecht als „Produkt“ eines parlamentarischen Gesetzgebungsverfahrens 83
a) Wortlaut 84
b) Systematische Bedenken gegen die „Parlamentsverordnung“ 85
c) Notwendigkeit einheitlicher Rangzuordnung aus Gründen der Normen- und Rechtsmittelklarheit 87
aa) Vertrauen auf Überschrift und Präambel 87
bb) Keine Normenwahrheit des Änderungsgesetzes? 88
cc) Kennzeichnung durch Zitat der Entsteinerungsklausel? 89
dd) Unzureichende Rechtsmittelklarheit; Rangzuordnung nur mithilfe der Verkündungsblätter 90
ee) Rangkennzeichnung im Gesamtregelwerk? 92
ff) Prozessrechtlicher Ansatz 93
gg) Zwischenergebnis 95
d) Begrenzung durch enge Zulässigkeitsvoraussetzungen 95
4. Eigenständige Änderung entsprechender Verordnungen durch die Exekutive 96
5. Zusammenfassung und Ergebnis 98
V. Kein erstmaliger Verordnungserlass im parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren 99
G. Zusammenfassung und Zwischenergebnis 100
Kapitel 3: Funktionen des verordnungsrechtlichen Zitiergebots 102
A. Qualifikationsfunktion 102
I. Abgrenzung zu Verwaltungsvorschriften 102
II. Das Zitiergebot als formales Abgrenzungskriterium 105
III. Kombination formeller und materieller Kriterien 109
B. Kontrollfunktionen 110
I. Externe Kontrollfunktion 110
1. Offenlegung und Nachprüfbarkeit der Ableitungszusammenhänge 111
2. Formale Ergänzung der materiellen Vorgaben des Art. 80 Abs. 1 Satz 1 und 2 GG 112
3. Festlegungs- und Konzentrationswirkung 114
4. Vergleich zur Hinweis- und Informationsfunktion des grundrechtlichen Zitiergebots 116
II. Interne Kontrollfunktion? 117
1. Dokumentation des Offensichtlichen 118
2. Parallelität von grundrechtlichem und verordnungsrechtlichem Zitiergebot? 120
a) Besinnungsfunktion des grundrechtlichen Zitiergebots 120
b) Abweichende Zwecksetzung des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG 121
3. Ergebnis zur internen Kontrollfunktion 122
Kapitel 4: Anwendbarkeit des Zitiergebots 123
A. Rechtsverordnung im Sinne von Art. 80 Abs. 1 GG 123
I. Nachkonstitutionelle Verordnungsermächtigung 123
II. Bundesgesetzliche Verordnungsermächtigung 124
B. Zitiergebot bei Subdelegation nach Art. 80 Abs. 1 Satz 4 GG 126
I. Subdelegierende Verordnung 127
II. Subdelegierte Verordnung 128
III. Kettendelegation: Die subdelegierende subdelegierte Verordnung 132
C. Zitiergebot bei verordnungsvertretenden Gesetzen nach Art. 80 Abs. 4 GG 135
I. Nachweis der landesgesetzgeberischen Regelungsbefugnis 136
II. Keine vergleichbare Interessenlage 138
III. Wertungswiderspruch zum Parallelregime des Art. 71 Hs. 2 GG 139
IV. Freiwillige Angabe der Verordnungsermächtigung zur Erhöhung der kompetenziellen Rechtsklarheit 142
D. Zitiergebot für andere untergesetzliche Rechtsquellen 142
I. Dogmatische Herleitung 143
II. Zitiergebot für Satzungen 143
1. Satzungen im Bereich von Selbstverwaltungsangelegenheiten 144
2. Satzungen im übertragenen Wirkungskreis 147
3. Satzungen im Geltungsbereich des Gesetzesvorbehalts 151
4. Einfachgesetzliche Zitiergebote 152
III. Zitiergebot für Verwaltungsvorschriften 153
1. Ermächtigung zum Erlass von Verwaltungsvorschriften 153
2. Schwächung der Qualifikationsfunktion des Zitiergebots? 154
3. Vergleichbarkeit der Rechtsgrundlagen für Verwaltungsvorschriften und Verordnungsermächtigungen? 156
a) Intersubjektive Verwaltungsvorschriften 156
b) Normkonkretisierende Verwaltungsvorschriften 158
IV. Bindung an rechtsformspezifische Anforderungen 162
E. Zitiergebot bei nachträglichem Zugriff des Parlaments 162
F. Zusammenfassung 165
Kapitel 5: Modalitäten des Zitats 167
A. Rechtsgrundlage im Sinne des Art. 80 Abs. 1 Satz 3 GG 167
I. Angabe der konkreten Ermächtigungsvorschrift 167
1. Gesetzesangabe nicht ausreichend 167
2. Zusammenspiel mehrerer Vorschriften 168
3. Nennung von Regelbeispielen 169
II. Anforderungen an die Zitierdichte 171
III. Angabe der amtlichen Fundstelle 173
IV. Angabe der Fassung 175
V. „Die Rechtsgrundlage“ bei mehreren Ermächtigungsvorschriften 176
1. Sammelverordnungen 177
2. Mehrere potenzielle Ermächtigungsgrundlagen 177
a) Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Hennenhaltungsverordnung 178
b) (Fehl‑)‌Interpretation des Urteils in Teilen der Literatur 179
c) Das Zitat als maßgebliches Kriterium Bestimmung der Rechtsgrundlage 180
d) Ergebnis 183
VI. Zulässigkeit von sog. Sammelzitaten 184
1. Sammelverordnungen 184
a) Funktionsorientierte Auslegung 185
b) Widerspruch zum Umgang mit Sammelzitaten im Rahmen von Art. 19 Abs. 1 Satz 2 GG? 189
aa) Schutzinteresse des Bürgers als Unterscheidungsmerkmal? 190
bb) Unterschiedliche Informationsfunktionen der Zitiergebote 192
2. Artikelverordnungen 193
3. Mischverordnungen 196
VII. „Die Rechtsgrundlage“ von Rechtsverordnungen zur Umsetzung von Unionsrecht 197
1. Nationale Verordnungsermächtigung 197
2. Angabe des umzusetzenden Unionsrechts 198
a) Offenlegung der Rechtssetzungsmacht des nationalen Gesetzgebers 198
b) Die Position des Bundesverwaltungsgerichts zur Erstreckung des Zitats auf das umzusetzende Unionsrecht 199
c) Unionsrechtliches Zitiergebot 201
d) Verordnungsermächtigungen mit inhaltsbezogenem Verweis auf Unionsrecht 201
e) Zwischenergebnis 205
B. Zitierungsüberschüsse 205
C. Systematische Stellung des Zitats – Die Angabe „in“ der Verordnung 208
I. Die Nennung in der Präambel als gängige Verordnungspraxis 208
II. Mit der Platzierung in der Präambel einhergehende Probleme 209
III. Transparenzgewinn durch Angabe der Rechtsgrundlage im Verordnungstext 211
IV. Transparenzgewinn durch Erlass einer Ablösungsverordnung 213
V. Notwendigkeit der Einzelfallbeurteilung 213
Kapitel 6: Fehler bei der Angabe der Rechtsgrundlage und ihre Rechtsfolgen 215
A. Das Zitat als formelles Rechtmäßigkeitserfordernis der Verordnung 215
B. Fehlertypen 216
I. Vollständig fehlendes Zitat 216
II. Unpräzises Zitat, fehlende Zuordnung und Zitierungsüberschuss 217
III. Unvollständige Zitate in den Fällen der Subdelegation 218
IV. Unvollständiges Zitat bei Inbezugnahme anderer Normen, insb. bei Verordnungsermächtigung zur Umsetzung von Unionsrecht 218
V. Falschzitat und unvollständiges Sammelzitat 218
VI. „Offenbare Unrichtigkeiten“ als verfassungsrechtlich folgenlose Zitierfehler? 221
C. Rechtsfolge eines Verstoßes gegen das Zitiergebot 224
I. Die Nichtigkeit verfassungswidriger Rechtsverordnungen 225
1. Das Nichtigkeitsdogma 225
2. Die Angabe der Rechtsgrundlage als formelle Wirksamkeitsvoraussetzung 227
3. Abweichungen von der Nichtigkeit in der Rechtsprechung 228
a) Unvereinbarerklärung durch das Bundesverfassungsgericht 228
aa) Gleichheitsverstöße 229
bb) Die Unvereinbarerklärung zur Herbeiführung eines der Verfassung näherliegenden Rechtszustandes: Das Chaos-Argument 230
cc) Herstellung eines verfassungskonformen Zustands durch kleinere Einzelkorrekturen 231
b) Abweichungen von der Erklärung der Unwirksamkeit durch das Oberverwaltungsgericht 231
c) Nichtigkeitsfolge bei Verfahrens- oder Formverstößen nur im Falle der Evidenz oder Wesentlichkeit? 233
II. Rechtsfolge bei fehlendem Zitat in normkonkretisierenden Verwaltungsvorschriften 234
III. Teil- oder Gesamtnichtigkeit 235
1. Unergiebiger Wortlaut 236
2. Systematik und Telos: Kein Grund zur Abweichung von den allgemeinen Grundsätzen zur Teilnichtigkeit von Rechtsnormen 237
3. Kein Widerspruch zur bundesverfassungsgerichtlichen Entscheidung zur Hennenhaltungsverordnung 239
4. Beispiel zur Teilnichtigkeit: StVO-Reform-2020 239
5. Zusammenfassung 241
IV. Die Geltung der vorherigen Rechtslage als Rechtsfolge der Nichtigkeit 242
V. Neuverkündung zur Fehlerbeseitigung 243
Zusammenfassung in Thesen 244
Literaturverzeichnis 249
Stichwortverzeichnis 275