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Kontinuitäten in der Judikatur zu den Mordmerkmalen (§ 211 StGB)

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Kristéll, J. (2025). Kontinuitäten in der Judikatur zu den Mordmerkmalen (§ 211 StGB). Hat die bundesdeutsche Strafjustiz nationalsozialistisches Gedankengut weitergetragen?. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59595-2
Kristéll, Julian. Kontinuitäten in der Judikatur zu den Mordmerkmalen (§ 211 StGB): Hat die bundesdeutsche Strafjustiz nationalsozialistisches Gedankengut weitergetragen?. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59595-2
Kristéll, J (2025): Kontinuitäten in der Judikatur zu den Mordmerkmalen (§ 211 StGB): Hat die bundesdeutsche Strafjustiz nationalsozialistisches Gedankengut weitergetragen?, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59595-2

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Kontinuitäten in der Judikatur zu den Mordmerkmalen (§ 211 StGB)

Hat die bundesdeutsche Strafjustiz nationalsozialistisches Gedankengut weitergetragen?

Kristéll, Julian

Schriften zum Strafrecht, Vol. 457

(2025)

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About The Author

Julian Kristéll studierte Rechtswissenschaften mit Schwerpunkt Steuer- und Gesellschaftsrecht an der Universität Potsdam. Nach dem Abschluss des ersten Staatsexamens im September 2022 promovierte er dort unter Betreuung von Prof. Dr. Georg Steinberg. Während und nach der Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Kanzlei Poellath in Berlin. Im November 2024 begann er seinen juristischen Vorbereitungsdienst am Kammergericht Berlin, unter anderem mit Stationen im Bundesministerium der Justiz sowie bei den Sozietäten Hogan Lovells und Milbank in Frankfurt am Main.

Abstract

Die Arbeit skizziert zunächst die Entstehung und Entwicklung des von den Nationalsozialisten 1941 eingeführten, bis heute im Wesentlichen unveränderten Mordtatbestands (§ 211 StGB). Die Kennzeichen nationalsozialistischen Strafrechts werden herausgearbeitet und die NS-Rechtsprechungspraxis zu § 211 StGB dargestellt. Ausgehend von der ideologischen Prägung des NS-Strafrechts (u. a. Führerprinzip, Täterstrafrecht, materielle Gerechtigkeit) analysiert der Hauptteil sämtliche seit Normeinführung in der Bundesrepublik veröffentlichten Mordurteile, geordnet nach Mordmerkmalen.

Die Untersuchung zeigt: Zentrales NS-Gedankengut, etwa die Verbindung von Recht und Moral oder die konturenlose Auslegung zur Wahrung einer materiellen Gerechtigkeit, prägt die Rechtsprechung bei der Anwendung der Mordmerkmale der sonstigen niedrigen Beweggründe, Habgier, Heimtücke, Grausamkeit und Verdeckungsabsicht auch nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges und in Teilen bis heute.
»Murder Law and Nazi Legal Legacy: An Examination of the Murder Criteria in German Case Law (§ 211 German Criminal Code)«: This study examines the case law on the murder provision (§ 211 StGB/German Criminal Code), introduced in 1941 and mainly unchanged to this day. It presents the origin and development of § 211 StGB and analyzes all Federal German rulings. The study shows that judicial decisions after 1945 and partly to this day remain influenced by Nazi ideology-characterized by linking law and morality and vague interpretations aimed at upholding material justice-through the application of the murder criteria.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
A. Einführung 13
B. Der Mordparagraph 19
I. Historie 19
II. Der nationalsozialistische Mordparagraph von 1941 22
1. Recht im Nationalsozialismus 25
a) Die Volksgemeinschaft 25
b) Das Führerprinzip 27
2. Nationalsozialistisches Strafrecht 28
a) Zweck von Strafe 28
b) Das Gebot materieller Gerechtigkeit nach dem Volksempfinden 31
c) Die Ethisierung des Rechts 33
d) Täterstrafrecht 36
3. Theorie der Tätertypenlehre 37
a) Ursprung der Tätertypenlehre 38
b) Kriminologische Tätertypologie 40
c) Nationalsozialistische Tätertypenlehre 42
aa) Der echte Tätertyp 44
bb) Der normative Tätertyp 45
cc) Umsetzung der Tätertypen 47
dd) Zusammenfassung 49
4. Entstehung des Mordparagraphen 51
a) Vorschlag Freisler 52
b) Abschließender Entwurf 54
c) Zusammenfassung 55
5. Die Bedeutung der Mordmerkmale 57
III. Judikatur der NS-Zeit 1941–1945 59
1. RGSt 76, Nr. 104, S. 297 60
2. RGSt 77, Nr. 15, S. 41 61
3. RGSt 77, Nr. 83, S. 246 63
4. Zusammenfassung 63
IV. Nationalsozialistische Prägung des Mordparagraphen – Fazit 65
1. Der Mordparagraph in der Entwicklung 66
2. Der Mordparagraph zum Zeitpunkt seiner Einführung 68
3. Das nationalsozialistische Gedankengut – Zusammenfassung 69
C. Analyse der Judikatur nach 1945 72
I. Gang der Untersuchung 72
II. Allgemeine Feststellungen 73
1. Rückwirkungsverbot: Welcher Mordparagraph ist anzuwenden? 74
2. Lex specialis: Mord oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit? 75
III. Die Mordmerkmale in der Rechtsprechung 77
1. Beweggründe – Gruppe 1 77
a) Mordlust 77
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 78
(1) Lust als sexuelles Streben 78
(2) Mordlust als anlasslose Tötung 78
(3) Mordlust als unnatürliche Freude 79
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 80
(1) Unnatürliche Freude als pathologischer Defekt 81
(2) Mordlust als anlasslose Tötung 81
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 82
dd) Ein der kriminologischen Tätertypenlehre verpflichtetes Mordmerkmal – Fazit 83
b) Befriedigung des Geschlechtstriebs 84
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 85
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 86
(1) Abgestufte Verwerflichkeit bei bedingtem Vorsatz 86
(2) Begehung durch Sittlichkeitsverbrecher 88
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 89
dd) Ein Merkmal frei von nationalsozialistischem Gedankengut – Fazit 91
c) Habgier 92
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 93
(1) Rücksichtslose Bereicherungsabsicht um jeden Preis 93
(2) Tötung mit anschließender Bereicherung 95
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 96
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 99
(1) Restriktion des Merkmals durch Bewusstseinsdominanz 100
(2) Der innere Zusammenhang von Tötung und Bereicherung 101
dd) Habgier ist ein echter niedriger Beweggrund – Fazit 102
d) Sonst niedrige Beweggründe 103
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 105
(1) Die Bedeutung der Persönlichkeit des Täters 105
(2) Der Bewertungsmaßstab 109
(a) Kontextualisierung der Verfolgung von NS-Gewaltverbrechen 109
(b) Die Beurteilung überzeugter Nationalsozialisten 112
(aa) Dogmatische Herleitung der Ablehnung niedriger Beweggründe 114
(bb) Mordverurteilungen von Überzeugungstätern 115
(c) Eigenmächtige Tötungen 117
(d) Tötung des Feindes in den eigenen Reihen 118
(e) Tötungen aus Eigensucht 119
(f) Tötungen aus Eifersucht 120
(3) Zusammenfassung 121
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 122
(1) Die Bedeutung der Persönlichkeit des Täters 122
(2) Nationalsozialistische Verbrechen 125
(a) Mitwirkung innerhalb des Systems 125
(b) Eigenverantwortliche Tötungen 128
(3) Der Bewertungsmaßstab 130
(a) Eifersucht 130
(b) Die Wahrung allgemeiner Interessen 131
(c) Eigensüchtige Taten 132
(4) Zusammenfassung 134
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 135
(1) Die Bedeutung der Persönlichkeit des Täters 135
(2) Taten aus rassistischem Hass 137
(3) Eigensüchtige Taten als Maßstab niedriger Beweggründe 139
(4) Nachvollziehbare Tatantriebe 142
(5) Zusammenfassung am Beispiel von Eifersuchtstaten 143
dd) Sonst niedrige Beweggründe, die freie Rechtsfindung durch den Richter – Fazit 145
2. Ausführungsarten – Gruppe 2 149
a) Heimtücke 150
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 151
(1) Eine besonders verwerfliche Gesinnung 151
(2) Ablehnung der Gesinnung als Tatbestandsmerkmal durch den BGH 152
(3) Die Enttäuschung berechtigten Vertrauens 154
(4) Das Ausnutzen von Arg- und Wehrlosigkeit 156
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 159
(1) Heimtücke setzt kein Vertrauen voraus – Ein neues Verständnis 160
(2) Feindliche Willensrichtung und besondere Verwerflichkeit 162
(3) Die Bedeutung des Ausnutzungsbewusstseins 164
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 166
(1) Anforderungen an Arglosigkeit 167
(2) Normativierung der feindlichen Willensrichtung 168
(3) Die Bedeutung des Ausnutzungsbewusstseins 170
dd) Heimtücke als Tathandlung mit Gesinnungsbewertung – Fazit 173
b) Grausam 177
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 179
(1) Die grausame Gesinnung 179
(2) Grausamkeit als Wertbegriff 180
(3) Das Zufügen übermäßiger Qualen 183
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 185
(1) Die grausame Gesinnung 185
(2) Grausamkeit als Wertbegriff 187
(3) Das Zufügen übermäßiger Qualen 189
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 190
(1) Die grausame Gesinnung 190
(2) Das erforderliche einheitliche Tatgeschehen 191
(3) Grausamkeit als Wertbegriff 193
dd) Grausamkeit verkörpert NS-Gedankengut – Fazit 194
c) Gemeingefährliche Mittel 196
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 197
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 197
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 199
dd) Gemeingefährliche Mittel sind frei von NS-Gedankengut – Fazit 200
3. Zielsetzung – Gruppe 3 201
a) Ermöglichung einer anderen Straftat 201
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 202
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 204
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 205
dd) Ermöglichung anderer Mordmerkmale ohne NS-Gedankengut – Fazit 207
b) Verdeckung einer anderen Straftat 208
aa) Judikatur der Nachkriegszeit 1945–1960 209
bb) Judikatur der BRD 1960–1990 211
(1) Der 2. Strafsenat und die Verhältnismäßigkeit 212
(2) Verdeckungsabsicht als niedriger Beweggrund 215
cc) Judikatur der gesamtdeutschen Bundesrepublik 1990–2023 217
(1) Keine Prüfung der Verhältnismäßigkeit 218
(2) Weite Merkmalsauslegung 220
dd) Verdeckungsabsicht setzt eine gesonderte Verwerflichkeit voraus – Fazit 222
IV. Zusammenfassung 224
D. Schlussbetrachtung 230
Literaturverzeichnis 233
Rechtsprechungsverzeichnis 247
Stichwortverzeichnis 397