Menu Expand

Die gerichtliche Kontrolle ärztlicher Behandlungsentscheidungen

Cite BOOK

Style

Rezbach, G. (2026). Die gerichtliche Kontrolle ärztlicher Behandlungsentscheidungen. Heranziehung der Grundsätze zur Business Judgment Rule als Vorbild für eine Reform des Arzthaftungsrechts?. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59668-3
Rezbach, Georg. Die gerichtliche Kontrolle ärztlicher Behandlungsentscheidungen: Heranziehung der Grundsätze zur Business Judgment Rule als Vorbild für eine Reform des Arzthaftungsrechts?. Duncker & Humblot, 2026. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59668-3
Rezbach, G (2026): Die gerichtliche Kontrolle ärztlicher Behandlungsentscheidungen: Heranziehung der Grundsätze zur Business Judgment Rule als Vorbild für eine Reform des Arzthaftungsrechts?, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59668-3

Format

Die gerichtliche Kontrolle ärztlicher Behandlungsentscheidungen

Heranziehung der Grundsätze zur Business Judgment Rule als Vorbild für eine Reform des Arzthaftungsrechts?

Rezbach, Georg

Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 87

(2026)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

Georg Rezbach studierte Rechtswissenschaften an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg i. Br. sowie an der Universidad Austral in Buenos Aires. Er war als studentische und wissenschaftliche Hilfskraft am von Prof. Dr. Hanno Merkt, LL.M. (University of Chicago), geleiteten Institut für Ausländisches und Internationales Privatrecht, Abt. II, tätig. Sein Promotionsvorhaben im Medizin- und Gesellschaftsrecht wurde durch ein Stipendium der Bischöflichen Studienförderung Cusanuswerk gefördert. Sein Rechtsreferendariat absolviert er am Landgericht Konstanz.

Abstract

Ärztliche Behandlungsfehler können schwerwiegende Folgen für Patienten haben. Ihre Aufklärung ist daher für den Schutz von Patientenrechten zentral. In Arzthaftungsprozessen ist es jedoch oft schwierig, im Nachhinein objektiv zu beurteilen, ob ein Arzt zum Zeitpunkt der Behandlung pflichtgemäß gehandelt hat. Zudem verursachen solche Verfahren sowie Maßnahmen zur Vorbeugung von Haftungsrisiken erheblichen Aufwand. Dieser belastet das deutsche Gesundheitssystem zusätzlich - insbesondere vor dem Hintergrund personeller Engpässe sowie knapper finanzieller und zeitlicher Ressourcen. Die Arbeit widmet sich dieser Problematik, indem sie die gerichtliche Überprüfung ärztlicher Behandlungsentscheidungen im Lichte aktueller Herausforderungen im Gesundheitswesen analysiert. Aufbauend darauf wird untersucht, ob sich der haftungsrechtliche Schutzmechanismus der Business Judgment Rule auf ärztliche Entscheidungen übertragen lässt - mit dem Ziel, mögliche Reformansätze für das Arzthaftungsrecht aufzuzeigen.»Judicial Review of Medical Treatment Decisions. Evaluating the Business Judgment Rule as a Model for Reform in Medical Malpractice Law«: The thesis analyses the judicial review of decisions on medical treatment in the context of the current challenges facing the German healthcare system - in particular, personnel, time, and financial constraints. It examines whether the business judgment rule can be applied to medical practice as a liability protection mechanism in order to identify possible reforms in medical malpractice law.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhaltsübersicht 9
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 18
A. Einführung, Forschungsanlass 21
B. Ziel der Arbeit 23
C. Gang der Untersuchung 24
D. Eingrenzung des Untersuchungsgegenstandes 25
E. Erster Teil: Reformbedarf im Arzthaftungsrecht nach geltendem Recht? 26
I. Entwicklung des Arzthaftungsrechts de lege lata 26
1. Rechtsquellen 26
a) Europarecht 26
b) Bundesrecht 28
c) Verfassungsrecht 29
d) Der gemeinsame Bundesausschuss 29
e) Richtlinien der Bundesärztekammer 30
f) Landesrecht 30
2. Entwicklung und Inhalt des Bundesrechts 31
II. Haftungsgrundlagen 33
1. Übersicht 33
2. Vertragliche Haftungsgrundlagen 33
a) Der Behandlungsvertrag, Abgrenzung zu hoheitlichem Handeln 33
b) Vertragsparteien 34
aa) Behandlungsseite und Passivlegitimation 34
(1)Ambulante Behandlung außerhalb des Krankenhauses 35
(2)Ambulante Behandlung im Krankenhaus 36
(3)Stationäre Behandlungsverhältnisse, Krankenhausvertrag 37
(a)Totaler Krankenhausvertrag 38
(b)Krankenhausvertrag mit Arztzusatzvertrag 38
(c)Gespaltener Krankenhausvertrag, Belegarztwesen 38
(4)Zwischenfazit 41
bb) Patientenseite, Aktivlegitimation 41
(1)Gesetzlicher Regelfall 41
(2)Kassenpatienten 41
(3)Behandlung Minderjähriger 43
cc) Geschäftsführung ohne Auftrag, Notfallbehandlung 44
c) Vertragsgegenstand 47
d) Sonstige Verpflichtungen 49
3. Rechtsbeziehungen in der Notfallmedizin 50
4. Deliktische Haftungsgrundlagen 51
a) Anknüpfungspunkt 51
b) Eigenhaftung 51
c) Haftung für Organisationspflichtverletzungen 52
d) Amtshaftung 53
e) Haftung für Dritte 53
aa) Organhaftung 53
bb) Haftung für Verrichtungsgehilfen 55
f) Fazit 56
III. Pflichtverletzung und Verschulden im Arzthaftungsrecht 57
1. Abgrenzung zwischen Pflichtverletzung und Vertretenmüssen in der vertraglichen Arzthaftung 57
2. Aufklärungsfehler 61
a) Inhalt 61
b) Umfang 62
c) Abgrenzung 64
d) Einordnung und Stellungnahme 64
3. Organisationsfehler 65
4. Behandlungsfehler und der Facharztstandard 66
a) Allgemeiner Haftungsmaßstab in der Behandlungsfehlerhaftung 66
b) Der Facharztstandard 67
aa) Inhalt 67
bb) Objektiver Standard 68
cc) Richt- und Leitlinien 69
(1)Richtlinien der Bundesärztekammer 69
(2)Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses GBA 70
(3)Leitlinien 71
(4)Empfehlungen 71
(5)Zwischenfazit und Stellungnahme 72
c) Vertretbare Entscheidungen unter Einsatz medizinischer Kenntnisse und Erfahrungen 73
d) Abweichende Vereinbarungen 77
aa) Rechtslage 77
bb) Bewertung 77
cc) Rechtliche Absicherung durch verweigerte Einwilligung 79
dd) Legal Judgment Rule in der Medizin? 79
e) Einfluss des Wirtschaftlichkeitsgebotes auf den Facharztstandard 81
aa) Bestehen von Inkongruenzen 82
(1)Gegen das Bestehen von Inkongruenzen 82
(2)Für das Bestehen von Inkongruenzen 83
(3)Fazit 85
bb) Lösungsansätze 85
(1)Harmonisierende Auslegung 86
(2)Absenken des medizinischen Standards 87
(3)Erhöhte finanzielle Aufklärungspflicht 88
(4)Fazit 88
f) Informationsfehler 90
g) Maßstab bei der Überprüfung von Diagnoseirrtümern/-fehlern 90
aa) Definitionen Diagnose und Befunderhebung 90
bb) Definition und Maßstab des Diagnosefehlers 91
cc) Abgrenzung zum Befunderhebungsfehler 92
(1)Entwicklung der Abgrenzung in der Rechtsprechung 93
(2)Abgrenzung durch den BGH 94
(3)Abgrenzung nach dem Schwerpunkt der ärztlichen Pflichtverletzung 95
(4)Keine Differenzierung 96
(5)Abgrenzung nach der Bewusstheit der Entscheidung 97
(6)Weite Auslegung des Befunderhebungstatbestandes 98
(7)Fehler bei der Befundauswertung 99
(8)Stellungnahme bzw. eigener Lösungsvorschlag 102
h) Maßstab im ärztlichen Berufsrecht 104
aa) Verstoß gegen Berufspflichten 105
bb) Standesrecht: Widerruf und Rücknahme der Approbation 106
(1)Unwürdigkeit 106
(2)Unzuverlässigkeit 107
(3)Verhältnismäßigkeit 108
i) Disziplinarrecht in der gesetzlichen Krankenversicherung 108
j) Strafrechtliche Untersagung der Berufsausübung 108
k) Zwischenfazit, Stellungnahme 109
IV. Schaden und Kausalität 109
V. Besonderheiten in der deliktischen Haftung 112
1. Rechtsgutsverletzung 112
2. Kausale Verletzungshandlung 113
3. Verschulden 113
4. Widerrechtlichkeit 113
5. Schaden und haftungsausfüllende Kausalität 114
6. Zwischenfazit 114
VI. Weitere Besonderheiten des Arzthaftungsprozesses 114
1. Die Darlegungs- und Beweislast 115
2. §630h BGB 116
3. Nicht gesetzlich normierte Sonderregeln 118
4. Gerichtliche Weiterentwicklung der Beweislast im Arzthaftungsrecht nach 2013 118
VII. Bewertung des Status quo der Arzthaftungsprozesse 119
1. Defensivmedizin 121
2. Keine Berücksichtigung von finanziellem und zeitlichem Druck 121
3. Rückschaufehler („Hindsight Bias“) 122
4. Bürokratie 122
5. Folgen eines unsicheren Prozessausganges 123
6. Versorgungs- und Nachwuchsprobleme in haftungsträchtigen Fachgebieten 125
7. Fazit 126
8. Leitfragen für die weitere Untersuchung 127
F. Zweiter Teil: Grundlagen und Forschungsstand zur Business Judgment Rule und ähnlichen Instituten 128
I. Business Judgment Rule 128
1. Warum die Grundsätze zur Business Judgment Rule als Reformansatz? 128
2. Inhalt und Wesen 130
a) US-amerikanisches Recht 130
b) Deutsches Recht 131
3. Begründung 131
a) Begründung für die Einführung der Business Judgment Rule 131
b) Vergleich der Begründung mit dem Arzthaftungsrecht 133
4. Voraussetzungen der Business Judgment Rule in Deutschland 134
a) Unternehmerische Entscheidung 134
aa) Verbreiteter Abgrenzungsansatz: Zukunftsbezug bzw. von Unsicherheit geprägte Prognoseentscheidungen in Kombination mit negativer Abgrenzung 135
bb) Fokus auf die negative Abgrenzung 136
cc) Abgrenzung auf Basis von Zweckmäßigkeitserwägungen 137
dd) Abgrenzung nach wirtschaftlicher Tragweite auf Basis der Betriebswirtschaftslehre 138
ee) Stellungnahme 138
ff) Negative Abgrenzung zu Pflichtaufgaben des Vorstands7979Vgl. zum Ganzen auch die Ausführungen in: Ott, ZGR 2017, 149, 159ff. 139
gg) Handhabung von Organisations- und Compliance-Pflichten 140
b) Weitere Voraussetzungen 141
aa) Handeln zum Wohle der Gesellschaft 141
bb) Handeln auf Grundlage angemessener Information 142
cc) Gutgläubigkeit und Handeln ohne sachfremde Erwägungen und Sonderinteressen 143
5. Fazit und Stellungnahme 144
II. Legal Judgment Rule 145
1. Ansätze auf der Tatbestandsebene 146
2. Ansatz auf der Verschuldensebene 147
3. Einordnung und Konkretisierung der Legal Judgment Rule 148
4. Umgehen der Präventionswirkung der persönlichen Straf- und Bußgeldandrohung? 150
5. Fazit 151
III. Insolvency Judgment Rule 151
1. Inhaltliche Begründung 152
2. Fazit und Stellungnahme 155
IV. Haftungsprivilegierung in der Rechnungslegung und Accounting Judgment Rule 157
1. Diskussion 157
2. Bilanzierungswahlrechte 158
3. Stellungnahme und Fazit 159
V. Audit Judgment Rule 160
1. Ermessensentscheidungen 161
2. Allgemeine Haftungsgrundsätze der Abschlussprüfer 161
3. Haftungshöhe und Sorgfaltsmaßstab 162
4. Berufsrecht der Abschlussprüfer 164
5. Rechtliche und dogmatische Legitimation 165
6. Voraussetzungen 166
a) Prüferische Entscheidung 166
b) Handeln auf der Grundlage angemessener Information, in gutem Glauben, ohne Sonderinteressen und sachfremde Einflüsse. 167
7. Fazit 167
VI. Gesamtfazit und Erkenntnisse aus der Übertragung der Business Judgment Rule in andere Bereiche 168
G. Dritter Teil: Gegenüberstellung von Business Judgment Rule und dem Haftungsmaßstab im Arzthaftungsrecht 169
I. Vergleich der Maßstäbe 169
II. Gründe für und gegen die Übertragung 171
1. Unterschiede zwischen unternehmerischen und ärztlichen Entscheidungen 171
a) Die Bedeutung von Risiken und Fehlern 171
b) Die Sorge vor Haftung 172
c) Mangel an Leitlinien und Entscheidungskonsens 173
d) Die wissenschaftliche Aura 173
e) Berufszugangsschranken 173
f) Selbstkontrolle durch Marktmechanismen 174
g) Freiwillig eingegangene Risiken 175
2. Gemeinsamkeiten zwischen unternehmerischen und ärztlichen Entscheidungen 175
3. Fazit 176
H. Vierter Teil: Reformansatz einer Medical Judgment Rule 177
I. Anwendbarkeit der Business Judgment Rule auf das Arzthaftungsrecht 177
1. Analoge Anwendung 177
a) Planwidrige Regelungslücke 177
b) Fazit 178
2. Fazit 178
II. Reformvorschläge 178
1. Arkes und Schipani 179
a) Reformvorschlag 179
b) Begründung 179
c) Fazit 180
2. O’Connell und Boutros 181
a) Reformvorschlag 181
b) Begründung und Einordnung 181
c) Zusammenfassung und Folgen 186
d) Fazit 187
3. Lindemann/Hehr 187
a) Reformvorschlag 187
b) Begründung und Einordnung 188
c) Fazit 189
4. Fazit 190
III. Die Medical Judgment Rule 190
1. Formulierungsvorschlag – de lege ferenda 190
2. Voraussetzungen 191
a) Behandlungsentscheidung 191
b) Handeln zum Wohle des Patienten 192
c) Auf Grundlage angemessener Information 194
d) Gutgläubigkeit und Handeln ohne sachfremde Erwägungen und Sonderinteressen 195
3. Auswirkungen auf den Prüfungsmaßstab 196
a) Prozeduralisierung76 der Arzthaftung 197
b) Annäherung der zivilrechtlichen Arzthaftung an das Berufsrecht 197
c) Subjektivierung des Haftungsmaßstabes 198
d) Rechtsklarheit 199
4. Praktische Auswirkungen und Bewertung 199
a) Therapiefreiheit 200
b) Defensivmedizin und Belastungen durch Gerichtsprozesse 200
c) Bürokratielast 200
d) Angemessene Berücksichtigung der Patientenrechte? 201
aa) Modifikation von Behandlungsentscheidungen, Missbrauchsgefahr vs. Therapiefreiheit 201
bb) Kontrollmechanismen und Lösungsansätze 202
(1)Prävention und Kontrolle durch andere Rechtsgebiete 202
(2)Auswirkungen auf Ruf und Frequentierung 203
(3)Aufklärungspflicht 203
(4)Zwischenfazit 204
cc) Ökonomische Auswirkungen und Nachwuchsmangel 204
dd) Unangemessene Beschneidung von Patientenrechten und „ungerechte“ Auswirkungen? 205
ee) Zwischenfazit 206
ff) Materielle Verfassungsmäßigkeit 206
(1)Reduktion der Präventionswirkung 207
(2)Wirtschaftliche Belastung 208
gg) Vereinbarkeit mit EU-Recht 208
5. Fazit und Stellungnahme 208
I. Fünfter Teil: Ergänzender Reformansatz, Zusammenfassung in Thesen und Ausblick 210
I. Patientenentschädigungsfonds oder No-Fault-Compensation 210
1. Funktionsweise und Handhabung in anderen Staaten 210
2. Übertragung auf Deutschland 212
3. Fazit und Stellungnahme 214
II. Zusammenfassung in Thesen 215
III. Ausblick 216
Literaturverzeichnis 218
Stichwortverzeichnis 230