Dialektik der Würde
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Dialektik der Würde
Zur Prinzipialität der Selbstbeschränkung für eine soziale Freiheitsordnung
Schriften zur Rechtstheorie, Vol. 313
(2026)
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Isa Bilgen studierte 2017 Rechtswissenschaften an der Universität Göttingen. Es folgte 2019 das Rechtsreferendariat am OLG Braunschweig mit einer Station beim Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages im Bereich Verfassung und Verwaltung. Nach einer Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei in Berlin arbeitet er seit 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Potsdam am Lehrstuhl für Öffentliches Recht von Prof. Dr. Thorsten Ingo Schmidt. Nachdem er 2024 in Göttingen mit einer rechtsphilosophischen Arbeit unter dem Titel »Dialektik der Würde« promoviert wurde, befasst er sich derzeit in Potsdam in seinem Habilitationsprojekt mit Nachhaltigkeitsaspekten im Sozialrecht.Abstract
Die Würde gilt als der höchste Wert, nach dem sich die Ordnung des Zusammenlebens auszurichten hat. Wie Freiheit geordnet wird, hängt also davon ab, was man unter Würde versteht. Mit Kant hat sich in der modernen Gesellschaft ein autonomiegestütztes Würdeverständnis etabliert. Um die ökologischen und sozialen Defizite des daraus folgenden formalen und individualistischen Freiheitsbegriffs zu korrigieren, wird hier ein vulnerabilitätstheoretisches Verständnis als Grundlage für eine ökologisch-soziale Freiheitsordnung entwickelt. Der Mensch besitzt demnach Würde, nicht, weil er als Vernunftwesen autonomiefähig, sondern weil er als Naturwesen samt seiner Freiheit vulnerabel ist und vom objektiven Gewissen als solches Subjekt anerkannt wird. Das Gewissen ist also der Grund der Würde, nicht die Autonomie. Der dialektische Freiheitsfortschritt wird anstatt in der Selbstermächtigung des Menschen in der gewissensgeleiteten, empathischen Selbstbeschränkung gegenüber der leidenden Natur gesehen.»Dialectic of Dignity. On the Principiality of Self-Restriction for a Social Order of Freedom«: In contrast to autonomy-centered conceptions of dignity, this study develops a vulnerability-theoretical understanding as the basis for a social concept of freedom. Human dignity is grounded in being a vulnerable natural being, not in the capacity for autonomy as a rational being. Subjectivity is constituted through recognition by the conscience, which drives the realization of freedom not through self-empowerment, but through conscience-guided self-restriction in relation to suffering nature.