Modernität, Mangelwirtschaft und Postsozialismus. Probleme ethnologischer und soziologischer Theoriebildung angesichts gesellschaftlicher Veränderung
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Modernität, Mangelwirtschaft und Postsozialismus. Probleme ethnologischer und soziologischer Theoriebildung angesichts gesellschaftlicher Veränderung
Sociologus, Vol. 60 (2010), Iss. 1 : pp. 15–40
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1Dr. Tatjana Thelen, Ethnologisches Seminar, Universität Zürich, Andreasstr. 15, 8050 Zürich.
Abstract
Der Beitrag stellt die Frage, warum sich trotz beinah idealer Möglichkeiten aus der Postsozialismusforschung wenig neue Theoriebildung zu gesellschaftlicher Veränderung entwickelt hat. Anstelle dessen, so wird argumentiert, dominierte eine neo-institutionelle Interpretation die ethnologische Forschung, während die soziologische Forschung durch ein Wiederaufleben der Modernisierungstheorie geprägt war. Anhand einer Darstellung von charakteristischen Argumentationslinien der Sozialismus- und Postsozialismusforschung zeigt der Beitrag, dass die theoretischen Annnäherungen von Soziologie und Ethnologie zu einer Konzentration auf die Ökonomie und damit zu Defizitäranalysen sozialistischer und postsozialistischer Gesellschaften führen. Darauf aufbauend wird anhand einer Analyse von Studien zu Arbeits- und Genderbeziehungen beispielhaft dargestellt, dass erst eine Überwindung der grundlegenden normativen Annahmen zum Verhältnis der Bereiche privat und öffentlich zu neuer Theoriebildung führen könnte.
The central question posed in this article is, why despite of almost ideal conditions no genuine theory building of social change took place. Instead, a neoinstitutional interpretation dominated Anthropology, and Sociology saw the revival of modernisation theory. The article traces these characteristic lines of argumentation and shows that both strands necessarily led to analyses of both socialist and postsocialist societies as in deficit. The following reflections on studies concerned with work and gender relations show that only if normative assumptions, especially concerning the distinction between public and private sphere, are abandoned the prospect for new theoretical reflections emerge.