Gebauter Lebenssinn. Häuser in transnationalen mexikanischen Familien
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Gebauter Lebenssinn. Häuser in transnationalen mexikanischen Familien
Sociologus, Vol. 65 (2015), Iss. 2 : pp. 153–175
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Prof. Dr. Julia Pauli, Institut für Ethnologie, Universität Hamburg, Edmund-Siemers-Allee 1, Flügelbau West (ESA W), D-20146 Hamburg
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Weltweit ist zu beobachten, dass Migrant/-innen in ihren Herkunftsregionen kostspielige und aufwendige Häuser bauen. Da es in vielen Herkunftsregionen aber nur wenige Arbeitsmöglichkeiten gibt, leben Migrant/-innen oft kaum oder nur für kurze Zeit in ihren neuen Häusern. Vorherige Studien haben gezeigt, welche Ambivalenzen dieses globale Phänomen für lokale und transnationale Gemeinschaften mit sich bringt. Die Auswirkungen des neuen, migrationsbedingten Hausbaus auf Haushaltsdynamiken und insbesondere die darin inkorporierten Geschlechter- und Generationenbeziehungen sind bisher jedoch nur wenig untersucht worden. Anhand einer ethnographischen Langzeitstudie analysiert der Beitrag den Wandel des Hausbaus in der Gemeinde Pueblo Nuevo im zentralmexikanischen Bundesstaat Estado de México innerhalb der letzten zwanzig Jahre. Vor allem die patrilokale Residenz und die Praxis der Ultimogenitur haben sich verändert. Wie gezeigt wird, ist ein wesentlicher Grund für den Wandel die starke Zunahme der Arbeitsmigration in die USA seit den 1990er Jahren. Diese Entwicklungen haben paradoxer Weise dazu geführt, dass Häuser als gebauter Lebenssinn sowohl an Bedeutung gewonnen als auch verloren haben.
Worldwide, migrants are building expensive and conspicuous houses in their countries of origin. Without local income opportunities, however, many migrants hardly occupy these new houses. When migrants return, it is often for only short periods of time. Previous studies have highlighted the ambivalences these global dynamics imply for local and transnational communities. So far, little research has been published that develops an understanding of the consequences for households, and especially for relations within them based on gender and generation. This article, based on long-term ethnographic fieldwork, scrutinizes changes in house construction in the Mexican community of Pueblo Nuevo (Estado de México) within the last twenty years. The previously common practices of patrilocal residence and ultimogeniture are gradually changing. These transformations are linked to a strong increase in US-based labour migration since the 1990s. As a consequence, houses as constructed meanings of life have become simultaneously more and less important.