Vorbeugende Verbraucherpolitik im Bereich neuer Technologien: Das Beispiel Nanotechnologien
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Vorbeugende Verbraucherpolitik im Bereich neuer Technologien: Das Beispiel Nanotechnologien
Bietz, Sabine | Reisch, Lucia A | Scholl, Gerd
Vierteljahrshefte zur Wirtschaftsforschung, Vol. 78 (2009), Iss. 3 : pp. 202–223
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1Institut für Konsumverhalten und europäische Verbraucherpolitik, SRH Hochschule Calw, Lederstr. 1, 75365 Calw.
- Sabine Bietz, Dipl. oec. soc., geb. 1977, Studium der Sozialökonomie an der Universität Hohenheim. Seit 2007 Mitarbeiterin am Institut für Konsumverhalten und europäische Verbraucherpolitik an der SRH Hochschule Calw. Arbeitsschwerpunkte: Verbraucherinformation, Nanotechnologie und Verbraucher, innovative Formen der Verbraucherberatung.
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2Copenhagen Business School, Dept. IKL, Porcelaenshaven 16c, DK- 2000 Frederiksberg.
- Lucia A. Reisch, Prof. Dr., ist Wirtschaftswissenschaftlerin und Professorin an der Copenhagen Business School, Kopenhagen, Institut für Interkulturelles Management und Kommunikation. Sie hat außerdem eine Stiftungsprofessur für Konsumentenverhalten und europäische Verbraucherpolitik an der SRH Fachhochschule Calw inne. Sie ist Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Verbraucher- und Ernährungspolitik des Bundesverbraucherministeriums (BMELV) in Berlin und Vorsitzende der Verbraucherkommission Baden-Württemberg. Zudem ist sie seit vielen Jahren als Politikberaterin für die EU-Kommission (DG SANCO) tätig. Aktuell bearbeitet sie Forschungsprojekte zu: Verbraucherpolitische Strategien und Leitbilder, verhaltensökonomische Konsumverhaltensforschung, nachhaltiges Konsumieren und Produzieren, Kinder und Konsum, Übergewicht bei Kindern, Corporate Social Responsibility.
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3Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH (gemeinnützig), Potsdamer Str. 105, 10785 Berlin.
- Gerd Scholl, Dr. rer. pol., geb. 1966, Studium der Volkswirtschaftslehre in Göttingen und Bonn, Promotion an der Universität Oldenburg, Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik, Fachgebiet Marketing und Absatz. Seit 1993 am Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) GmbH, gemeinnützig, in Berlin. Senior Researcher und Leiter des Forschungsfelds “Ökologischer Konsum“. Arbeitsschwerpunkte: Nachhaltiges Konsumverhalten, Nachhaltigkeits-Marketing, produktbezogene Umweltpolitik, Neue Technologien und Verbraucher.
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Abstract
Den neuen Anwendungen von Nanotechnologien und Nanomaterialien, vor allem in Kosmetika, Textilien, Lebensmitteln und Lebensmittelverpackungen, wird ein großes Marktund Problemlösungspotenzial zugeschrieben. Verbraucher- und Umweltorganisationen stehen diesen neuen Anwendungen jedoch durchaus skeptisch gegenüber, handelt es sich doch um neue Technologien, die teilweise körpernah eingesetzt werden, gleichzeitig jedoch in ihren Folgewirkungen weitgehend unerforscht sind und an frühere Risikodiskurse, wie die Grüne Gentechnik, erinnern. Eine frühe Auseinandersetzung der Verbraucherpolitik mit dem Thema Nanotechnologien ist sinnvoll, um einen neutralen Risikodiskurs zu führen, bevor ideologische und politische Positionen verfestigt sind. Der vorliegende Artikel verfolgt drei Ziele: Zum ersten werden in einem Überblick empirische Ergebnisse zur Verbrauchereinstellung und -wahrnehmung in Bezug auf die Nanotechnologien vorgestellt. Dies basiert auf Verbraucherumfragen zum Thema Nanotechnologie, die in den letzten Jahren durchgeführt wurden. Zum zweiten werden Herausforderungen für eine evidenzbasierte Verbraucherpolitik in Form von Forschungslücken und Positionen von Verbraucher- und Umweltverbänden sowie der Industrie aufgezeigt und zum dritten mögliche Handlungsoptionen für die Verbraucherpolitik diskutiert.
New applications of nanotechnologies and nanomaterials are often associated with big market opportunities and high problem solving potential. This perception relates mostly to the segments of cosmetics, textiles, food and food packaging. At the same time, consumer and environmental organisations are critically watching these new technologies, as they imply near-to-body applications while their long-term effects and potential risks are still rather uninvestigated. The current discussion resembles earlier risk discourses, in particular the one on genetically modified food. The present paper pursues three aims: First, to give an overview of the development of consumers' perceptions concerning nanotechnologies in the past years; second, to identify challenges for an evidence-based consumer policy in the realm of nanotechnologies; and third, to propose and discuss possible options for consumer policy.
JEL Classifications: D18, O33, O38