Stimmungslagen und mobile Akteure. Ein Konflikt in einer südindischen Kleinstadt 2008 bis 2012
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Stimmungslagen und mobile Akteure. Ein Konflikt in einer südindischen Kleinstadt 2008 bis 2012
Sociologus, Vol. 68 (2018), Iss. 2 : pp. 125–147
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Institut für Ethnologie, Universität München, Oettingenstraße 67, 80538 München
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Die Tageszeitung “The Hindu“ titelte am 21. 8. 2009 ihre Reportage über einen Boykott von Schulen, Geschäften und staatlichen Einrichtungen in der südindischen Kleinstadt Kotagiri mit “Property dispute snowballs into tension“. Die folgende Ethnographie soll den Konfliktverlauf vor und nach diesem Datum zusammenfassen. Dabei geht es auch um die Frage, wie eine allgemeine Konfliktstimmung zu einem Quasi-Objekt wurde, das sich schnell und nachhaltig im Raum verbreitete. Auf Ratsversammlungen und auf öffentlichen Plätzen wurden Reden gehalten und Forderungen gestellt, auf Marktplätzen und an Teeständen debattierten Betroffene, und Nachrichten wurden durch Telefonate und SMS sowie in Tageszeitungen und Fernsehprogrammen verbreitet. Ein nur wenig beachtetes Medium ist jedoch der menschliche Körper als Speicher von Erfahrung, Erinnerung und Emotionen, der bei der Verbreitung der Konfliktstimmung eine wesentliche Rolle gespielt hat. Der gestimmte Umgebungsraum und die leiblich Anwesenden bilden eine interaktive Gesamtheit, die sich durch die Mobilität von Menschen rhizomatisch verbreitet. Stimmungslagen entstehen über lange Zeiträume und wirken auf aktuelle Lebenswelten ein.
On 21 September 2009, the