Ein Publizitätskonzept
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Ein Publizitätskonzept
Marktteilnehmer- und Marktfunktionsschutz als Parameter einer konzeptionellen Integration von Publizitätspflichten börsennotierter Unternehmen
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 45
(2011)
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About The Author
Kai Werner, geboren 1983 in Frankfurt am Main, studierte 2003-2007 in Heidelberg und Freiburg i. Brsg. Rechtswissenschaften mit dem Schwerpunkt "Handel und Wirtschaft" sowie einer Zusatzausbildung für Europäisches, Internationales und Ausländisches Recht. Neben Gründung der studentischen Fachzeitschrift "Freilaw e.V." beschäftigte er sich vertieft mit russischem Recht. 2008 LL.M.-Studium an der Duke University, USA, und Anwaltszulassung in New York. Promotion bei Professor Dr. Hanno Merkt in Freiburg. Seit 2010 juristischer Vorbereitungsdienst in Hamburg. Leidenschaft für Literatur, Kunst und Musik.Abstract
Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten? Publizitätspflichten werden ihrem Regelungsauftrag - dem Schutz des wirtschaftlich und fachlich unterlegenen Privatanlegers und der Funktionsfähigkeit effizienter und gerechter Kapitalmärkte - oft nicht gerecht. Kai Werner führt dies vor allem auf Abstimmungsdefizite zwischen den umfangreichen Pflichten zurück.Durch eine Integration der Pflichtpublizität zu einem adressatenorientierten Gesamtkonzept, das die Interessen aller Marktteilnehmer in Ausgleich bringt, gelingt es, unnötige Belastungen eines absolut verstandenen Informationsmodells zu vermeiden und die Unternehmenspublizität als dogmatische Grundlage eines zukunftsorientierten europäischen Unternehmensrechts herauszuarbeiten. Dieses "Publizitätskonzept" wird aus US-amerikanischer und EU-binnenmarktorientierter Sicht historisch, ökonomisch und verfassungsrechtlich begründet und anhand der Publizität der Rechnungslegung, der Hauptversammlung und der Corporate Governance exemplarisch vertieft.Damit wird dem Anleger ein Leitfaden für seine begründete Investitionsentscheidung gegeben; der Gesetzgeber erhält konkrete Handlungsvorschläge für die rechtspolitische Debatte.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
A. Einführung und Abgrenzung des Untersuchungsbereichs | 21 | ||
I. Einführende Gedanken zur Pflichtpublizität | 21 | ||
1. Bisherige Systematisierungsansätze | 22 | ||
2. Hier gewählter Systematisierungsansatz | 23 | ||
3. Aufbau der Arbeit | 28 | ||
II. Abgrenzung des Untersuchungsbereichs | 30 | ||
1. Unternehmensrecht: Das Unternehmen am Markt als Regelungsgegenstand | 30 | ||
2. Bezugspunkt Pflichtpublizität | 32 | ||
a) Definition Publizität | 32 | ||
b) Begrenzung auf Pflichtpublizität | 33 | ||
c) Begrenzung auf inhaltliche Ausgestaltung der Informationsordnung | 34 | ||
3. Bezugspunkt organisierter Börsenhandel | 35 | ||
a) Systematisierungsansätze des Kapitalmarktrechts | 35 | ||
b) Gesellschaftsrechtliches Leitbild der börsennotierten Aktiengesellschaft | 35 | ||
III. Der Marktbezug als wesentliches Kriterium jeder Publizitätspflicht | 36 | ||
1. Historische Entwicklung marktbezogener Publizität | 36 | ||
2. Gründe für die kapitalmarktrechtliche Perspektive | 39 | ||
3. Entwicklungslinien des Kapitalmarktrechts in Europa | 40 | ||
4. Definition Kapitalmarktrecht | 42 | ||
5. Ziele des Kapitalmarktrechts | 48 | ||
a) Funktionsschutz | 48 | ||
aa) Institutionelle Funktionsfähigkeit | 49 | ||
bb) Operationale Funktionsfähigkeit | 50 | ||
cc) Allokative Funktionsfähigkeit | 50 | ||
dd) Informationelle Funktionsfähigkeit als Grundvoraussetzung | 50 | ||
ee) Liquidität und Stabilität als Folgen der Markteffizienz | 51 | ||
b) Anlegerschutz | 51 | ||
aa) Anlegerschutz als individueller oder institutioneller Schutz | 52 | ||
bb) Folgerungen für die Funktionsdogmatik der Publizität | 55 | ||
cc) Inhaltliche Ausprägung des Anlegerschutzes | 57 | ||
c) Weitere Regelungsziele | 59 | ||
d) Corporate Governance mittels Kapitalmarktrechts | 59 | ||
6. Systematisierung der Kapitalmärkte als Ausgangspunkt des Konzepts | 61 | ||
a) Primär- und Sekundärmärkte | 61 | ||
b) Marktorganisation | 62 | ||
aa) Organisierte und nicht organisierte Märkte | 62 | ||
bb) Geregelte Märkte i.S.d. Art. 4 Nr. 14 MiFID | 63 | ||
cc) Terminologie aus deutscher Sicht | 64 | ||
dd) Auswirkungen auf das „Prinzip konzentrischer Marktkreise“ | 65 | ||
ee) Erstreckung der „Marktkreise“ auf marktbezogenes Unternehmensrecht | 66 | ||
B. Publizitätspflichten aus ökonomischer Sicht und die Rolle des Rechts | 68 | ||
I. Die Bedeutung der US-amerikanischen Entwicklung | 68 | ||
II. Definitionen und einführende Grundgedanken zur Markteffizienz | 72 | ||
1. Informationelles Marktversagen | 72 | ||
2. Informationelle Effizienz des Marktes: Die Efficient Capital Market Hypothesis | 75 | ||
III. Zur Kritik am Konzept hoheitlicher Publizitätspflichten | 78 | ||
1. Empirische Untersuchungen | 79 | ||
a) Event-/case-studies nach Einführung der Securities Laws | 79 | ||
b) Empirische Messung der Informationseffizienz: Performance Studies | 82 | ||
c) Empirische Ereignisforschung in Deutschland | 83 | ||
d) Umfragestudien | 84 | ||
aa) Umfragen zu den Auswirkungen von Publizität und zur Corporate Governance | 84 | ||
bb) Umfragen zur Wettbewerbssensitivität von Publizität | 88 | ||
cc) Folgerungen aus den Umfragestudien | 91 | ||
2. Ökonomische Theorie | 92 | ||
a) Wirtschaftstheoretische Grundgedanken | 92 | ||
aa) Von der neoklassischen Mikroökonomie zum Neuen Institutionalismus | 92 | ||
bb) Transaktionskostenökonomik | 94 | ||
cc) Informationsökonomik | 95 | ||
dd) Beispiele verschiedener Stufen der Marktentwicklung | 98 | ||
ee) Notwendigkeit der Bestimmung des „richtigen Maßes“ an Publizität | 102 | ||
b) Marktendogene Transparenz | 102 | ||
aa) Agency Cost-Ansatz | 102 | ||
bb) Signal-Theorie und unravelling | 103 | ||
cc) Screening und individualvertragliche Absicherung | 105 | ||
dd) Die Efficient Capital Market Hypothesis | 105 | ||
c) Notwendigkeit unterstützender staatlicher Regulierung | 107 | ||
aa) Widerlegung der Annahme marktendogener Publizität | 107 | ||
bb) Gegenmodelle | 113 | ||
d) Konzeptionell-theoretische Bedenken gegen Pflichtpublizität | 115 | ||
aa) Mandatory Disclosure and Path Dependency | 115 | ||
bb) Mandatory Disclosure and Issuer Choice | 116 | ||
cc) Mandatory Disclosure in a World of Complexity | 118 | ||
dd) Behavioral Law and Economics | 120 | ||
e) Die neue Rechtfertigungsebene: Betonung der Governance-Funktionen und Abkehr von der kapitalmarktrechtlichen investor protection | 129 | ||
f) Abkehr vom Effizienzgedanken | 133 | ||
g) Die Auswirkungen der Finanzkrise | 134 | ||
3. Zusammenfassung der Ergebnisse | 138 | ||
IV. Folgen für die rechtliche Systematisierung hoheitlicher Publizitätspflichten | 148 | ||
1. Funktionen der Publizität | 148 | ||
a) Individualschutz | 149 | ||
b) Marktfunktionsschutz | 150 | ||
c) Corporate Governance | 150 | ||
2. Kriterien für die Ausgestaltung der Publizität | 151 | ||
a) Der Primärgrundsatz der Wesentlichkeit | 153 | ||
b) Werthaltigkeit und Nutzbarkeit | 156 | ||
c) Einheitlichkeit | 160 | ||
d) Zusammenfassung im Grundsatz der Adressatenorientierung | 161 | ||
e) Gemeinsamer Grundsatz der Gleichbehandlung | 163 | ||
f) Die Rolle des Staates | 167 | ||
3. Informationspflichtige und Adressaten hoheitlicher Publizitätspflichten | 169 | ||
a) Unternehmen am Markt als Verpflichtete der Offenlegung | 169 | ||
b) Adressaten der Publizitätspflichten | 169 | ||
aa) Verständnishorizont der Anleger als primäre Adressaten | 171 | ||
bb) Weitere Adressatengruppen | 180 | ||
cc) Die Entwicklung informationellen Anlegerschutzes aus dem verbandsrechtlichen Informationssystem | 186 | ||
dd) Folgerungen für den Fortgang der Untersuchung | 190 | ||
C. Das Informationsmodell im Unternehmensrecht | 192 | ||
I. Das Informationsmodell und seine Vorzüge gegenüber materieller Regulierung | 192 | ||
1. Bedeutung des Begriffs „Informationsmodell“ | 192 | ||
2. Weiterer Gang der Untersuchung | 193 | ||
II. Vordringen des Informationsmodells im Europäischen Wirtschaftsrecht | 194 | ||
1. Ausgangspunkt Kapitalmarktrecht | 194 | ||
a) Konzeptionelle Grundlagen des Europäischen Kapitalmarktrechts | 195 | ||
b) Informationsmodell und „Wettbewerb der Rechtsordnungen“ | 198 | ||
c) Mittelbare Wirkung des Informationsmodells im interessenpluralen Ansatz | 199 | ||
d) Voranschreitendes systematisch-konzeptionelles Verständnis der Publizität | 201 | ||
2. Primärrechtliche Betrachtung | 203 | ||
a) Wirtschaftsverfassungsrechtliche Grundgedanken | 203 | ||
b) Die primärrechtliche Liberalisierung des Kapitalverkehrs | 206 | ||
aa) Europäisches Unternehmensrecht | 206 | ||
bb) Ermächtigungsgrundlagen – Verankerung der Publizität in den Grundfreiheiten | 208 | ||
cc) Grundsätzliche Bedeutung des Art. 5 EUV für das Informationsmodell | 211 | ||
c) Verbandsrechtlicher und marktbezogener Ansatz | 212 | ||
d) Ergänzungs- und Ersetzungsmodell | 214 | ||
aa) Gegenüberstellung der Auffassungen | 214 | ||
bb) Streitpunkt: Verhaltenssteuerung durch Publizität | 215 | ||
cc) Nutzung der Kritik für die Ausgestaltung des Publizitätskonzepts | 216 | ||
dd) Schwächen des Informationsmodells | 217 | ||
ee) Vorzüge bei integriertem Verständnis eines ganzheitlichen Publizitätskonzepts | 220 | ||
e) Informationsnormen als integrierter Bestandteil des Regelungsregimes | 221 | ||
3. Der EuGH als „Motor des Informationsmodells“ – exemplarische Würdigung des primärrechtlichen Spannungsverhältnisses ausgewählter Publizitätspflichten | 222 | ||
a) Cassis de Dijon – Begründung des Transparenzgebots im Übermaßverbot | 223 | ||
b) Centros und Überseering – Übertragung von Cassis auf das Gesellschaftsrecht | 223 | ||
c) Inspire Art – Das informationelle Schutzkonzept des europäischen Rechts | 224 | ||
d) Daihatsu und Axel Springer – Berücksichtigung des grundfreiheitlichen Spannungsverhältnisses und Bedürfnis nach Ausgleich der beteiligten Interessen | 227 | ||
aa) Marktpublizität und das weite Verständnis des „Dritten“ | 228 | ||
bb) Bestätigung allgemeiner, unbegrenzter Publizität im Axel Springer-Urteil | 230 | ||
cc) Verhältnismäßigkeit der Regelung | 232 | ||
e) Festigung des differenzierten Offenlegungssystems | 234 | ||
f) Publizität und Wettbewerb | 235 | ||
g) Systematische Zusammenfassung der bisherigen Ergebnisse | 240 | ||
aa) Das primärrechtliche Informationsmodell | 240 | ||
bb) Entgegenstehende Grundrechte | 242 | ||
4. Tendenz der Gesetzgebung: Suche nach Alternativen zu materiell zwingendem Recht – Übersicht am Beispiel des Kapitalschutzes für GmbH und AG | 247 | ||
a) MoMiG und SPE/SE – Der Kapitalschutz gerät zunehmend unter Druck | 248 | ||
b) Der Kapitalschutz als Bestandteil eines integrierten Informationsmodells | 252 | ||
c) Folgerungen für die Systematisierung | 255 | ||
D. Das Publizitätskonzept am organisierten Kapitalmarkt | 259 | ||
I. Überblick über den sekundärrechtlichen Rahmen | 259 | ||
1. Ermächtigungsgrundlagen | 260 | ||
2. Ursprünge des Publizitätskonzepts in den gesellschaftsrechtlichen Richtlinien | 260 | ||
3. Besondere Ausprägung in den kapitalmarktrechtlichen Richtlinien | 262 | ||
4. Die Richtlinienvorgaben als „Mindestschutzniveau“ | 264 | ||
II. Publizitätspflichten im geltenden nationalen Recht | 265 | ||
1. Adressatenkreis von Publizitätspflichten | 267 | ||
2. Publizität am Primärmarkt | 269 | ||
3. Publizitätspflichten der laufenden Marktteilnahme | 275 | ||
a) Die handelsrechtliche Rechnungslegungspublizität/Jahresabschlusspublizität | 276 | ||
aa) Das traditionelle Bilanzrecht des HGB | 278 | ||
bb) Die Öffnung zur kapitalmarktorientierten Informationsbilanz: Zunehmende Transparenz und Vergleichbarkeit durch Annäherung der Rechnungslegung an IFRS | 282 | ||
cc) Das Nebeneinander von HGB und IAS/IFRS-Bilanz in Deutschland | 292 | ||
dd) Folgerungen für den Fortgang der Untersuchung, Ausblick | 295 | ||
b) Die kapitalmarktrechtliche periodische Publizität | 299 | ||
aa) Sinn und Zweck periodischer Publizität, europarechtliche Grundlagen | 299 | ||
bb) Bestätigung eines „abgestuften Konzepts“ der Publizität | 302 | ||
cc) Ausgestaltung der kapitalmarktrechtlichen Regelpublizität | 303 | ||
c) Die kapitalmarktrechtliche anlassbezogene Publizität | 308 | ||
aa) Ad hoc-Publizität nach § 15 WpHG | 308 | ||
bb) Directors’ Dealings nach § 15a WpHG | 316 | ||
cc) Die kapitalmarktrechtliche Beteiligungspublizität | 316 | ||
d) Unterrichtungspflichten nach §§ 30a, 30b, 30e WpHG | 327 | ||
e) Publizität der Hauptversammlung, insb. Auskunftsrecht nach § 131 AktG | 330 | ||
aa) Hauptversammlungsbezogene Informationen und Publizität | 330 | ||
bb) Herkömmliches Verständnis des § 131 AktG | 331 | ||
cc) Konzeptionelles Verständnis des § 131 AktG | 333 | ||
dd) Abstimmungsbedarf | 336 | ||
f) Zusätzliche branchenspezifische Publizitätsvorschriften | 337 | ||
g) Die Erklärung zum Deutschen Corporate Governance Kodex nach § 161 AktG | 338 | ||
aa) Gegenstand der Erklärung | 341 | ||
bb) Adressaten der Erklärung | 343 | ||
cc) Beispiel: Die Debatte zur Angemessenheit der Vorstandsbezüge | 344 | ||
dd) Probleme bei der rechtssystematischen Einordnung des DCGK | 349 | ||
ee) Zusammenfassung und Ausblick | 353 | ||
4. Das formelle Konzept der Unternehmenspublizität nach EHUG und TUG | 354 | ||
a) Bedeutung eines formell einheitlichen Publizitätsregimes | 354 | ||
b) Europarechtliche Grundlagen formeller Unternehmenspublizität | 356 | ||
c) Die Ausgestaltung des formellen Offenlegungsregimes in Deutschland | 357 | ||
aa) Art und Weise der Offenlegung | 358 | ||
bb) Exkurs: Internetseiten der Unternehmen | 362 | ||
cc) Speicherung und zentrale Abrufbarkeit im Unternehmensregister | 365 | ||
dd) Zusammenschau, Fazit und Ausblick | 367 | ||
ee) Übermittlung und Hinterlegung bei der Bundesanstalt | 369 | ||
5. § 10 WpPG: Abrundung des Konzepts und Ausblick | 370 | ||
E. Thesen | 376 | ||
Verzeichnis der zitierten EU-Rechtsvorschriften | 383 | ||
Literaturverzeichnis | 388 | ||
Sachverzeichnis | 431 |