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Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts

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Ooyen, R. (2005). Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51635-3
Ooyen, Robert Chr. van. Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts. Duncker & Humblot, 2005. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-51635-3
Ooyen, R (2005): Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-51635-3

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Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts

Ooyen, Robert Chr. van

Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 136

(2005)

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About The Author

Robert Christian van Ooyen, Prof. Dr. phil., Studium der Politikwissenschaft und Philosophie sowie des Staats-, Europa- und Völkerrechts in Wien, Duisburg, Bonn und Basel; 1988–89 Postgraduate des Europarats am Institut für internationales Recht der Universität Basel bei Luzius Wildhaber; 1991 Promotion zum Dr. phil. bei Hans-Peter Schwarz; 1992–1995 Hochschullehrer für Staatsrecht und Politik an der Hochschule des Bundes, Köln und Brühl; 1998–2001 Professor für Politikwissenschaft (Vertretung) an der Universität Duisburg; seit 2001 Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften an der Hochschule des Bundes, Lübeck; regelmäßig Lehrbeauftragter an der FU Berlin und TU Dresden; seit 2017 Honorarprofessor für Politikwissenschaft an der TU Dresden; Co-Herausgeber des »Jahrbuch Öffentliche Sicherheit« (JBÖS) und Mitglied der Redaktion von »Recht und Politik« (RuP); Forschungsschwerpunkte: Staatstheorie, Verfassungspolitologie, Öffentliche Sicherheit.

Abstract

Das im deutschen Regierungssystem mächtige Bundesverfassungsgericht wird von der Politikwissenschaft eher selten thematisiert. Verfassungsfragen und -gerichtsentscheidungen gelten hierzulande nahezu ausschließlich als Juristensache. Gegen diese vorherrschende Sicht unterzieht Robert Chr. van Ooyen die verfassungsgerichtliche Rechtsprechung einer politologischen Analyse, die das hierbei zugrunde liegende Politikverständnis herausarbeitet.

Die zentrale These der Arbeit lautet: Der Begriff des Politischen des Bundesverfassungsgerichts ist der Begriff des Staates, der bis heute in einer demokratietheoretisch problematischen - weil obrigkeitsstaatlichen - Tradition der deutschen Staats- und Verfassungslehre steht.

Der Nachweis erfolgt anhand aktueller Entscheidungen und der Staatslehren ausgewählter Verfassungsrichter. Dabei wird gezeigt, dass der Politikbegriff des Bundesverfassungsgerichts sich auf die direkte Rezeption der höchst einflussreichen Lehren von Schmitt, Smend, Triepel und Leibholz zurückführen lässt. Diese aber haben ihrerseits allesamt antipluralistische »politische Theologie« der »Souveränität« des »Staates« bzw. des »Volkes« betrieben, so dass selbst nach über 50 Jahren das Gericht nicht vollständig zu einem dem Grundgesetz angemessenen politischen Verständnis von Bürger, Verfassung und Gesellschaft durchdringt.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhaltsverzeichnis 7
Abkürzungen 10
Einleitung 11
A. Staat und Grundrechte 22
1. Lapidares Ende eines Menschenrechts 23
a) Asylkompromiss-Beschluss (1996) 23
b) Staatsräsonistische Funktion des „Menschenbild-Konzepts“ 27
2. Politische Verfolgung als bloß staatliche Verfolgung 30
a) Tamilen-Beschluss (1989) 31
b) Theoretischer Bezug 33
aa) Staatstheologie bei Hegel und Hobbes 33
bb) Staat als „ursprüngliche Herrschermacht“ bei Jellinek 37
c) „Quasi-staatliche Verfolgung“? – Afghanistan-Kammerbeschluss (2000) 39
B. Staat und Parteien 44
1. Verstaatlichung 44
a) Theoretischer Bezug: Parteienstaatslehre von Leibholz 44
b) Rezeption in der Rechtsprechung zur Parteienfinanzierung 52
aa) Parteienfinanzierung I (1958) 54
bb) Parteienfinanzierung II (1966) 56
cc) „Quasi-Staatsorgane“: Parteienfinanzierung VI (1992) 57
2. Parteien – immer noch nicht ganz geheuer 59
a) Theoretischer Bezug: „extrakonstitutionell“ – Parteienkritik bei Triepel 59
b) Begriff der Partei 61
aa) „Scheinpartei“: FAP-Beschluss (1994) 61
bb) Staatsfreiheitsgebot und Parteiqualität im NPD-Beschluss (2003) 69
c) Sachentscheidung statt Parteipolitik: Finanzausgleich III (1999) 71
d) Politikfreie Herrschaft der Experten: 8. Rundfunkentscheidung (1994) 75
C. Staat und Beamte 78
1. Staatsdienst als Gottesdienst – problematische hegelianische Tradition 78
2. Beamte – etwas ganz Besonderes 82
a) Herr und Diener: Beamtenkinder-Beschluss (1998) 82
b) Beamtenbaby- und Ostbesoldung-Beschluss (1990; 2003) 87
D. Staat, Demokratie und gesellschaftliche Gruppen 90
1. Theoretischer Bezug: Schmitt 91
a) Politische Theologie 91
b) Politische Einheit „Volk“ – Antipluralismus und Antiparlamentarismus 97
2. Rezeption I: Böckenfördes „staatliche Volksdemokratie“ 106
3. Konsequenzen des Demokratiebegriffs von Böckenförde 113
a) Bürger, Deutscher und Ausländer 114
b) Staat, Europa und Moderne 115
c) Demokratie, Verwaltung und Mitbestimmung 117
4. Rezeption II: Rechtsprechung zur Mitbestimmung 121
a) Alle Demokratie kommt von oben: Schleswig-Holstein – Beschluss (1995) 121
b) Pluralismus nur außerhalb des Staates: NRW-Beschluss (2002) 125
5. Wir müssen draußen bleiben: Sinti und Roma – Kammerbeschluss (1998) 128
E. Staatliche Einheit und Integration 133
1. Theoretischer Bezug: Integrationslehre von Smend 134
2. Rezeption I 140
a) Statusbericht und Integrationsfunktion 140
b) Bundestreue und die Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse 144
3. Rezeption II: Staatslehre von Herzog 147
a) Präsidialer Integrator 147
b) Integrationsfunktion des Bundesverfassungsgerichts 156
aa) „Rationale Überparteilichkeit“ 156
bb) Exkurs: Limbach 160
F. Staat, Volk und Europäische Integration 163
1. Keine Aufgabe der Souveränität: Solange-Beschlüsse 164
a) Solange I (1974) 164
b) Nicht wieder erreichte Modernität: die abweichende Meinung 167
c) Kontinuität: Solange II (1986) 169
2. Herr des Vertrags: Maastricht-Beschluss (1993) 170
a) Souveräner Staat aus eigenem Recht 171
b) Staatsvolk als homogene politische Einheit: wiederum Schmitt 174
c) Kein moderner Begriff des Bürgers: Beschluss zum Ausländerwahlrecht (1990) 176
G. Staatsrecht, Politik und richterliche Selbstbeschränkung 180
1. Theoretischer Bezug: Kelsen und Schmitt – zwei Modelle des Hüters der Verfassung 180
a) Verfassungsgerichtsbarkeit als Element pluralistischer Demokratie: Kelsen 181
b) Verfassungsgericht oder Präsident: Kelsen gegen Schmitts souveräne Einheit 189
2. Mythos: judicial self-restraint 196
a) Recht sprechen, nicht Politik treiben: Grundlagenvertrag-Beschluss (1973) 196
b) Politische Dezision: Out-of-Area – Beschluss (1994) 203
H. Nachtrag: Staat, Beamte und Religion – zum Kopftuchstreit 212
Zusammenfassung: Rechtsprechung, politische Dezision und die Macht der Tradition 216
Literaturverzeichnis 225
Sachwortverzeichnis 253