Die Reichweite konzernbezogener Compliance-Pflichten des Mutter-Vorstands des AG-Konzerns
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Die Reichweite konzernbezogener Compliance-Pflichten des Mutter-Vorstands des AG-Konzerns
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 63
(2013)
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Nikolaus Huber, geboren 1981, studierte von 2002 bis 2007 Rechtswissenschaften an der Universität Augsburg. Das Referendariat leistete er von 2007 bis 2009 am Oberlandesgericht München ab. Seit 2009 ist er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Michael Kort für Bürgerliches Recht, Wirtschaftsrecht, Gewerblichen Rechtsschutz und Arbeitsrecht an der Universität Augsburg tätig.Abstract
Nach § 76 Abs. 1 AktG ist der Vorstand der deutschen Aktiengesellschaft zur Leitung der Gesellschaft verpflichtet. Neben der Einhaltung geltender Regeln durch den Vorstand selbst muss letzterer hierbei auch sicherstellen, dass nachgeordnete Instanzen in der Gesellschaft die jeweils einschlägigen Regeln befolgen.Inwieweit der Mutter-Vorstand auch in Tochter-Gesellschaften für Compliance sorgen muss, hängt von den Wechselwirkungen zwischen seinen Informations- und Lenkungsmöglichkeiten in Bezug auf die Tochter-Gesellschaft bei faktischer oder vertraglicher Konzernierung und seinen konzernbezogenen Leitungspflichten ab. Dass der Mutter-Vorstand auch in Tochter-Gesellschaften im Rahmen seiner Möglichkeiten Compliance-Vorkehrungen treffen muss, folgt aus der ihm obliegenden Schadensabwendungspflicht gegenüber seiner Gesellschaft, denn solche Schäden entstehen aus Sicht der Konzern-Mutter u.a. dann, wenn sie für in Tochter-Gesellschaften begangene Compliance-Verstöße als Bußgeldschuldnerin herangezogen wird.Bei der Ausgestaltung der Konzern-Compliance kommt dem Mutter-Vorstand gleichwohl ein unternehmerischer Ermessensspielraum zu. Deshalb lassen sich losgelöst vom Einzelfall keine konkreten konzernbezogenen Compliance-Vorgaben an den Mutter-Vorstand begründen.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 3 | ||
Inhaltsverzeichnis | 5 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 11 | ||
§ 1 Einleitung | 15 | ||
§ 2 Compliance – Einführung und Abgrenzung | 17 | ||
A. Compliance – Begriffsbestimmung | 17 | ||
B. Compliance – Entstehungsgeschichte und Implementierung in Deutschland | 19 | ||
C. Compliance – Funktionen | 22 | ||
D. Compliance – Einbettung in die Corporate Governance | 23 | ||
E. Compliance – Abgrenzung zu anderen Führungsinstrumenten im unverbundenen Unternehmen | 26 | ||
I. Compliance – umfassendes Risikomanagementsystem und Überwachungssystem nach § 91 Abs. 2 AktG | 26 | ||
1. Gegenstand des betriebswirtschaftlichen Risikomanagementsystems | 27 | ||
2. Mögliche Rechtsfolgen aus § 91 Abs. 2 AktG | 28 | ||
3. Keine Pflicht zu umfassendem Risikomanagement aus § 91 Abs. 2 AktG | 30 | ||
4. Einfluss des BilMoG auf den Pflichtenumfang von § 91 Abs. 2 AktG | 34 | ||
5. Konkurrenzverhältnis des Pflichteninhalts von § 91 Abs. 2 AktG zur Compliance | 39 | ||
II. Compliance – internes Kontrollsystem | 41 | ||
1. Gegenstand des internen Kontrollsystems | 41 | ||
2. Aktienrechtliche Pflicht zur Implementierung eines internen Kontrollsystems | 44 | ||
III. Compliance – interne Revision | 46 | ||
1. Gegenstand der internen Revision | 46 | ||
2. Aktienrechtliche Vorstandspflicht zur internen Revision | 47 | ||
a) Herleitung und Reichweite der Pflicht zur internen Revision | 47 | ||
b) Allgemeine Voraussetzungen der Verrechtlichung betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse | 51 | ||
c) Verrechtlichung der internen Revision | 53 | ||
3. Konkurrenzverhältnis zwischen möglicher Compliance-Pflicht und Pflicht zur internen Revision | 54 | ||
IV. Compliance – Controlling | 58 | ||
1. Gegenstand des Controlling | 58 | ||
2. Aktienrechtliche Vorstandspflicht zum Controlling | 59 | ||
a) Herleitung der Pflicht | 59 | ||
b) Verrechtlichung des Controlling | 61 | ||
3. Konkurrenzverhältnis zu etwaiger Compliance-Pflicht | 62 | ||
F. Zusammenfassung | 63 | ||
§ 3 Rechtsgrundlage und Reichweite der Vorstandspflicht zur Compliance im unverbundenen Unternehmen | 64 | ||
A. „Offenlassen“ der Frage nach einer Rechtspflicht zur Corporate Compliance | 64 | ||
B. Herleitung von Compliance-Pflichten aus dem DCGK | 65 | ||
I. Charakter der genannten Passagen des DCGK | 66 | ||
II. Rechtsverbindlichkeit des DCGK | 66 | ||
C. Herleitung von Compliance-Pflichten aus aktienrechtlichen Vorschriften | 67 | ||
I. Compliance-Pflicht aus § 91 Abs. 2 AktG | 68 | ||
II. Compliance-Pflicht aus §§ 76 Abs. 1, 93 Abs. 1 S. 1 AktG | 68 | ||
1. Rechtspflicht an sich | 68 | ||
2. Reichweite jener Rechtspflicht | 71 | ||
a) Einzelfallunabhängige Mindeststandards | 71 | ||
b) Unternehmerisches Organisationsermessen: Auswahlermessen | 73 | ||
c) Ermessensgrenzen im Einzelfall | 78 | ||
d) Keine Ermessensreduzierung durch sektorspezifische Spezialregelungen | 79 | ||
e) Compliance-Dokumentation | 80 | ||
D. Umfassende Compliance-Pflichten aus Organisationspflichten im Außenverhältnis | 81 | ||
I. Herleitung von Compliance-Pflichten aus §§ 130, 9, 30 OWiG | 81 | ||
1. Wirkung von § 130 OWiG im Außenverhältnis | 82 | ||
2. Unmittelbarer Einfluss auf Pflichten im Innenverhältnis | 84 | ||
3. Mittelbare Auswirkungen auf das Innenverhältnis durch Schadensabwendungspflicht | 88 | ||
II. Herleitung von umfassenden Compliance-Pflichten aus Rechtsanalogien | 89 | ||
1. Mögliche Ansätze für die Herleitung umfassender Compliance-Pflichten aus Rechtsanalogien | 89 | ||
2. Stellungnahme | 90 | ||
E. Zusammenfassung | 91 | ||
§ 4 Allgemeine Auswirkungen einer Konzernierung auf die Leitungspflichten des Mutter-Vorstands | 93 | ||
A. Ablehnung einer umfassenden Konzernleitungspflicht | 93 | ||
I. Begriffliche Klarstellung | 94 | ||
II. Annahme einer umfassenden Konzernleitungspflicht | 95 | ||
III. Kritik an der Annahme einer umfassenden Konzernleitungspflicht | 96 | ||
1. Keine umfassende Konzernleitungspflicht bei faktischer Konzernierung | 96 | ||
2. Keine umfassende Konzernleitungspflicht bei beherrschungsvertraglicher Konzernierung | 100 | ||
B. Pflicht zur Konzernleitung | 103 | ||
I. Vorfrage jeder konzernbezogenen Leitungspflicht: Möglichkeiten des Mutter-Vorstands zur Information über die Tochter-Gesellschaft | 103 | ||
1. Informationsmöglichkeiten des Mutter-Vorstands zur Erfüllung der eigenen Berichtspflicht nach § 90 Abs. 1 S. 2 Hs. 2, Abs. 1 S. 3 Hs. 1, Abs. 3 AktG | 104 | ||
2. Informationsmöglichkeiten der Konzern-Mutter gegenüber der Tochter-Gesellschaft nach § 294 Abs. 3 HGB | 105 | ||
3. Informationsanspruch der Konzern-Mutter als Aktionärin der Tochter, § 131 Abs. 1 S. 1 AktG | 106 | ||
4. Informationsanspruch des Mutter-Vorstands gegenüber der Tochter-Gesellschaft zur Erfüllung der eigenen Auskunftspflicht nach § 131 Abs. 1 S. 2 AktG | 107 | ||
5. Informationsmöglichkeiten durch konzernrechtliche Einflussnahme im Vertragskonzern | 109 | ||
6. Informationsmöglichkeiten durch konzernrechtliche Einflussnahme im faktischen Konzern | 111 | ||
7. Umfassender Auskunftsanspruch der Konzern-Mutter im faktischen Konzern | 111 | ||
a) Konzernrechtliche Erwägungen zum umfassenden Auskunftsanspruch im faktischen Konzern | 112 | ||
b) Allgemeiner Rechtsgedanke aus §§ 294 Abs. 3 HGB, 320 Abs. 3 HGB, 145 AktG | 113 | ||
c) Auskunftsanspruch zur Erfüllung eigener Rechtspflichten, §§ 294 Abs. 3 HGB, 10a Abs. 13 KWG | 114 | ||
d) Konzerndimensionale Treuepflichten | 114 | ||
e) Informationsanspruch der Konzern-Mutter aufgrund Sonderrechtsverhältnisses | 115 | ||
8. Informationserlangung durch personelle Verflechtung im faktischen Konzern | 117 | ||
a) Doppelmandate Vorstand-Aufsichtsrat | 117 | ||
b) Vorstands-Doppelmandate | 118 | ||
II. Einschränkung der Pflicht zur Konzernleitung durch die Reichweite verfügbarer Informationen über die Tochter | 121 | ||
1. Einschränkung der Pflicht zur Konzernleitung im faktischen Konzern | 121 | ||
2. Einschränkung der Pflicht zur Konzernleitung im Vertragskonzern | 122 | ||
III. Reichweite der allgemeinen Pflicht zur Konzernleitung | 122 | ||
1. Streitstand | 122 | ||
2. Stellungnahme | 124 | ||
C. Zusammenfassung | 125 | ||
§ 5 Konkretisierung der konzernbezogenen Leitungspflichten des Mutter-Vorstands | 126 | ||
A. Grundlage: Konkretisierung der Leitungspflichten des Vorstands der unverbundenen Aktiengesellschaft | 126 | ||
I. Bedeutung von Leitung in der unverbundenen Aktiengesellschaft | 126 | ||
II. Typologische Abgrenzung der Führungsfunktionen | 127 | ||
1. Unternehmensplanung | 128 | ||
2. Unternehmenskoordinierung | 129 | ||
3. Unternehmenskontrolle | 130 | ||
4. Besetzung von Führungspositionen | 131 | ||
B. Übertragung der Erkenntnisse auf die Konzernebene – Konkretisierung der Pflicht zur Konzernleitung | 132 | ||
I. Reichweite der Pflicht zur Konzernplanung | 133 | ||
1. Reichweite der Pflicht zur Konzernplanung bei faktischer Konzernierung | 134 | ||
2. Reichweite der Pflicht zur Konzernplanung im Vertragskonzern | 135 | ||
II. Konzernkoordinierung | 137 | ||
1. Pflicht zur zentralistischen Konzernführung bei Beherrschungsvertrag | 138 | ||
2. Umfang der Pflicht zur Konzernkoordinierung | 140 | ||
III. Konzernkontrolle | 142 | ||
1. Gegenstand der Konzernkontrolle | 142 | ||
2. Rechtspflicht zur allgemeinen Konzernkontrolle | 143 | ||
3. Begründung der Rechtspflicht zur allgemeinen Konzernkontrolle bei faktischer Konzernierung | 144 | ||
4. Begründung der Rechtspflicht zur allgemeinen Konzernkontrolle bei Konzernierung durch Beherrschungsvertrag | 145 | ||
a) Unverbundene AG: Sicherung von Bestand und dauerhafter Rentabilität | 146 | ||
b) Modifikation des Unternehmensinteresses durch das Konzerninteresse | 147 | ||
c) Modifikation des Unternehmensinteresses durch Gefahren für die Konzern-Mutter aus §§ 302 ff. AktG | 148 | ||
5. Konkretisierung der Pflicht zur Konzernkontrolle durch § 91 Abs. 2 AktG | 150 | ||
6. Konkretisierung der Pflicht zur Konzernkontrolle durch konzerndimensionale Zustimmungsvorbehalte | 155 | ||
a) Zustimmungsvorbehalt nach § 111 Abs. 4 S. 2 AktG | 155 | ||
b) Zustimmungsvorbehalt in der Konzern-Mutter mit Konzernbezug nach § 111 Abs. 4 S. 2 AktG | 156 | ||
c) Zustimmungsvorbehalt bei der Tochter im Fall faktischer Konzernierung | 156 | ||
d) Konzerndimensionaler Zustimmungsvorbehalt des Mutter-Vorstands für Handlungen des Tochter-Vorstands | 158 | ||
7. Konkretisierung der Pflicht zur Konzernkontrolle durch Anleihen aus der Betriebswirtschaft | 161 | ||
a) Voraussetzungen der Verrechtlichung betriebswirtschaftlicher Errungenschaften im Konzernkontext | 162 | ||
b) Konzernrisikomanagement | 162 | ||
c) Interne Konzernrevision | 163 | ||
aa) Gegenstand der internen Konzernrevision | 164 | ||
bb) Verrechtlichung der internen Konzernrevision | 165 | ||
d) Konzerncontrolling | 168 | ||
aa) Gegenstand des Konzerncontrolling | 168 | ||
bb) Verrechtlichung des Konzerncontrolling | 170 | ||
IV. Besetzung der Führungspositionen im Konzern | 173 | ||
V. Pflicht zur Implementierung eines konzernweiten Informations- und Kontrollsystems | 175 | ||
C. Zusammenfassung | 176 | ||
§ 6 Auswirkungen einer Konzernierung auf die Compliance-Pflichten des Mutter-Vorstands | 178 | ||
A. Pflicht zur Compliance-Organisation in der herrschenden Gesellschaft | 178 | ||
B. Pflicht des Mutter-Vorstands zur konzernweiten Compliance – allgemeine Mindeststandards | 178 | ||
I. Begrenzung konzernweiter Compliance-Pflichten durch die Beschränktheit konzernbezogener Informationsmöglichkeiten | 180 | ||
II. Rechtfertigung der allgemeinen Pflicht zur Konzern-Compliance | 181 | ||
III. Konzernweite Compliance-Pflichten bzgl. Konzernkoordinierung und -kontrolle | 182 | ||
1. Organisationsermessen hinsichtlich der Koordinierung der Konzern-Compliance | 184 | ||
2. Klärung der Compliance-Zuständigkeiten und Compliance-Überwachung | 185 | ||
3. Konzernweiter Compliance-Informationsfluss | 188 | ||
4. Weitere Mindeststandards der konzernweiten Compliance-Koordinierung und -Kontrolle | 190 | ||
5. Auswirkungen von § 91 Abs. 2 AktG und des BilMoG | 193 | ||
6. Verhältnis der Konzern-Compliance zur internen Konzernrevision, Konzerncontrolling und Konzernrisikomanagement | 194 | ||
IV. Konzernweite Compliance-Pflichten bzgl. Führungsposten-Besetzung | 197 | ||
C. Weitergehende konzernweite Compliance-Pflichten im Einzelfall | 198 | ||
I. Weitergehende Compliance-Pflichten des Mutter-Vorstands bei Compliance-Verstößen in der Tochter-Gesellschaft | 199 | ||
II. Pflicht zum Hinwirken auf die Implementierung einer Compliance-Organisation durch die Tochter-Gesellschaft | 201 | ||
III. Weitergehende konzernweite Compliance-Pflichten je nach Ausmaß einheitlicher Leitung oder Bedeutung der Konzernierung | 203 | ||
IV. Weitergehende konzernweite Compliance-Pflichten durch Ausstrahlung von Konzernorganisationspflichten? | 205 | ||
1. § 130 Abs. 1 OWiG | 205 | ||
a) Konzernübergreifende Bußgeldpraxis | 206 | ||
b) Rechtliche Bewertung der Bußgeldpraxis im Außenverhältnis | 207 | ||
c) Folgen für das Innenverhältnis | 208 | ||
aa) Einschränkende Auslegung der Legalitätspflicht | 209 | ||
bb) Ermessen hinsichtlich dezentraler Konzernleitung | 211 | ||
cc) Ermessensreduzierung durch mittelbare Auswirkungen der Bußgeldpraxis | 212 | ||
2. Umfassende Compliance-Pflichten durch Gesamtanalogie zu Einzelvorschriften | 213 | ||
D. Zusammenfassung | 214 | ||
§ 7 Zusammenfassung | 217 | ||
Literaturverzeichnis | 221 | ||
Sachregister | 242 |