Der Staat der Moderne
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Der Staat der Moderne
Hans Kelsens Pluralismustheorie
Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Vol. 125
(2003)
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Robert Chr. van Ooyen stellt die Rechts- und Staatstheorie von Hans Kelsen in einen neuen Verständniskontext: Hatte die bisherige Rezeption sich mit Kelsen ausschließlich als positivistischem Rechtstheoretiker auseinandergesetzt, begreift der Autor ihn als den politischen Theoretiker, der in den zwanziger Jahren bahnbrechend die Staatstheorie formuliert, die dem Verständnis einer offenen Gesellschaft zugrunde liegt. Von hier aus eröffnet sich erst der ganze Sinn seiner rechtstheoretischen Reduktion des Staates auf das positive Recht, das sich so als bloße »Resultierende« aus dem demokratischen Wettbewerb der gesellschaftlichen Gruppen ergibt. Das zentrale Anliegen, mit dem sein gesamtes Werk zu erschließen ist, wurde demzufolge noch gar nicht »entdeckt«.Die These der vorliegenden Arbeit lautet: Kelsens positivistische Rechts- und Staatstheorie ist eine politische Theorie der pluralistischen Demokratie. In ideengeschichtlicher Perspektive ist sie - über Ernst Fraenkel hinaus, aber zeitlich sogar weit vor ihm - überhaupt die erste voll durchformulierte und theoretisch abgesicherte »deutsche« Pluralismustheorie.Der Nachweis erfolgt in drei Schritten: in der direkten Rekonstruktion der Demokratietheorie Kelsens, in der Kritik Kelsens an den Gegnern des Pluralismus von »links« und von »rechts« (insb. Carl Schmitt) und in der Rezeption von Eric Voegelin und Ernst Fraenkel, deren Theorien zu Totalitarismus bzw. Neo-Pluralismus ohne die ideologiekritische und pluralismustheoretische Arbeit Kelsens gar nicht denkbar wären.Damit zeigt van Ooyen, dass die Geschichte der Pluralismustheorie in Deutschland »neu« geschrieben werden muss und dass Kelsens normative Konzeption des Staats als die modernste gelten kann, die die »deutsche« Staatstheorie bis heute überhaupt hervorgebracht hat.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Einleitung | 13 | ||
Erster Teil: Verfassung und pluralistische Demokratie | 24 | ||
Abschnitt A: Normative Staatstheorie als Pluralismustheorie | 24 | ||
§ 1 Einführung: Die Verfassung des Pluralismus | 24 | ||
§ 2 Staat und Recht | 27 | ||
1. Zwei Seiten einer ursprünglichen Macht? Die Kritik an Jellinek | 28 | ||
2. Magd der Theologie: Die Kritik am Naturrecht | 39 | ||
§ 3 Rechtspositivismus als Verfassungstheorie pluralistischer Demokratie | 45 | ||
1. Die Begründung der Gemeinschaft durch das Gesetz | 45 | ||
2. Gemeinwohl, Wettbewerb und Legitimation durch Verfahren | 51 | ||
3. Das Verhältnis von Verfassung. Macht und Demokratie | 55 | ||
a) Identität von Recht und Macht | 55 | ||
b) Relativismus als radikaler Pluralismus | 63 | ||
Abschnitt Β: Eine realistische Theorie pluralistischer Demokratie | 70 | ||
§ 4 Politisch-anthropologische Prämissen | 70 | ||
1. Machtrealismus und Pluralismus | 71 | ||
2. Primitive Horde und zivilisierte Moderne | 79 | ||
§ 5 Freiheit und Gleichheit | 89 | ||
1. Selbsttäuschung: Die Kritik an Rousseau | 89 | ||
2. Mehrheitsprinzip und oppositionelle Minderheit | 96 | ||
3. Lob des Kompromisses statt Freund-Feind-Entscheidung | 100 | ||
§ 6 Parteienpluralismus und Parlamentarismus | 104 | ||
1. Parlamentarische Parteiendemokratie | 104 | ||
a) Funktion und rechtliche Verankerung der Parteien | 107 | ||
b) Fiktion der Repräsentation und Funktion des Parlamentarismus | 112 | ||
2. Freiheit für die Feinde der Freiheit: Pluralismus und Extremismus | 123 | ||
§ 7 Pluralismus und Verfassungsgerichtsbarkeit | 129 | ||
Zweiter Teil: Kritik der Pluralismuskritiker | 140 | ||
§ 8 Einführung: Antitotalitarismus und Kritik der politischen Theologie | 140 | ||
Abschnitt C: Linke Pluralismuskritik: Klassengemeinschaft und Geschichtstheologie | 146 | ||
§ 9 Eigentum und Herrschaft | 147 | ||
§ 10 Freund-Feind I | 151 | ||
Abschnitt D: Rechte Pluralismuskritik: Volksgemeinschaft und Staatstheologie | 157 | ||
§ 11 Kritik an Triepels Parteienkritik | 157 | ||
§ 12 Freund-Feind II: Die Kritik an Schmitt | 161 | ||
1. Schmitts Pluralismuskritik | 163 | ||
a) Gott und Teufel: Politische Theologie gegen Positivismus | 163 | ||
b) Politische Einheit, Staat und Verfassung | 171 | ||
c) (Totalitäre) Demokratie gegen (pluralistischen) Parlamentarismus | 177 | ||
2. Verfassungsgericht gegen Präsident: Wer hütet was? | 181 | ||
§ 13 Der Staat als Integration? Die Kritik an Smend | 192 | ||
1. Politische Einheit und Verfassung | 193 | ||
2. Antiparlamentarismus und Antipluralismus | 197 | ||
§ 14 Quadratur des Kreises: Die Parteienstaatslehre von Leibholz | 202 | ||
Abschnitt E: Exkurs: Präsidialer Integrator? | 211 | ||
§ 15 Die Rezeption von Smend - z. B. in der Staatslehre von Herzog | 211 | ||
Dritter Teil: Rezeption - Totalitarismustheorie und Neo-Pluralismus | 222 | ||
Abschnitt F: Rechte Rezeption: Von Kelsen zu Voegelin | 223 | ||
§ 16 Voegelin im Kontext der Totalitarismusforschung | 223 | ||
§ 17 Politische Religion als Kritik an Kelsen und Schmitt | 229 | ||
1. Volk als politische Religion: Schmitt | 231 | ||
2. Positivistischer Allmachtswahn: Kelsen | 234 | ||
Abschnitt G: Linke Rezeption: Von Kelsen zu Fraenkel | 243 | ||
§ 18 Klassenkampf nicht Pluralismus: Fraenkels Weimarer Schriften | 245 | ||
§ 19 Neo-Pluralismus als Kritik an Kelsen und Schmitt | 256 | ||
Zusammenfassung | 269 | ||
Literaturverzeichnis | 281 | ||
Sachverzeichnis | 315 |