Das Schuldverschreibungsgesetz und die kollektive Bindung von Anleihebedingungen
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Das Schuldverschreibungsgesetz und die kollektive Bindung von Anleihebedingungen
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 104
(2017)
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Abstract
Mit dem neuen Schuldverschreibungsgesetz von 2009 hat der deutsche Gesetzgeber dieses Rechtsgebiet umfassend reformiert und das alte Schuldverschreibungsgesetz von 1899 vollständig ersetzt. Zentrale Fragen hinsichtlich der Änderung von Anleihebedingungen wurden neu geregelt. Neu eingeführt wurde in diesem Zusammenhang insbesondere der sog. Grundsatz der kollektiven Bindung, dem sich diese Arbeit widmet. Es handelt sich um ein Kernelement in diesem Zusammenhang, wonach die Änderung von Anleihebedingungen nur für alle Gläubiger von Schuldverschreibungen einheitlich erfolgen kann, um die Handelbarkeit der Wertpapiere am Kapitalmarkt sicherzustellen.Cristina Freudenberger erläutert zunächst eingehend, was es mit dem Begriff der kollektiven Bindung im neuen Schuldverschreibungsgesetz auf sich hat. Sodann erörtert sie die Frage der Rechtsnatur des Kollektivs der Anleihegläubiger, ehe sie sich auf dieser Basis den Voraussetzungen der kollektiven Bindung im neuen Schuldverschreibungsgesetz zuwendet. Abschließend werden Umfang und Reichweite der kollektiven Bindung unter Berücksichtigung ausgewählter Einzelfagen näher dargelegt. Die Arbeit schließt mit einer abschließenden Würdigung des neuen Rechts und einem Ausblick.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
A. Einführung | 15 | ||
I. Gegenstand der Arbeit | 15 | ||
II. Gang der Darstellung | 16 | ||
B. Entstehungsgeschichte | 17 | ||
I. Das Gesetz betreffend die gemeinsamen Rechte der Besitzer von Schuldverschreibungen vom 4. Dezember 1899 und seine Grenzen | 17 | ||
II. Das Gesetz über Schuldverschreibungen aus Gesamtemissionen vom 5. August 2009 | 19 | ||
C. Der Grundsatz der kollektiven Bindung | 22 | ||
I. Regelungsgehalt und Regelungszweck | 22 | ||
1. § 4 SchVG | 22 | ||
2. Fungibilität als anerkannter Rechtsgrundsatz | 25 | ||
II. Die Entwicklung der kollektiven Bindung | 26 | ||
1. Das SchVG von 1899 | 26 | ||
2. Die Rechtslage vor dem Inkrafttreten des SchVG | 28 | ||
D. Rechtsnatur des Kollektivs der Anleihegläubiger | 31 | ||
I. Relevanz einer dogmatischen Analyse der Gemeinschaft der Anleihegläubiger | 31 | ||
1. Kollektive Bindung als Rechtsgrundlage von Treuepflichten | 31 | ||
2. Kollektive Bindung als Auslegungshilfe | 32 | ||
II. Darstellung des Meinungsstandes und kritische Würdigung | 32 | ||
1. Das Innenverhältnis der Gläubigergemeinschaft | 33 | ||
a) Anleihegläubiger als faktische Risikogemeinschaft und die Lehre von der schlichten Interessengemeinschaft | 33 | ||
aa) Konsequenz der Annahme einer faktischen Risikogemeinschaft | 34 | ||
bb) Rechtliche Analyse der faktischen Risikogemeinschaft | 35 | ||
(1) Faktische Risikogemeinschaft bei Nichtanwendbarkeit des Abschnitts 2 | 36 | ||
(2) Faktische Risikogemeinschaft bei Anwendbarkeit des Abschnitts 2 | 38 | ||
b) Gläubiger eigenkapitalähnlicher Anleihen als Quasi-Gesellschafter | 38 | ||
aa) Rechtsfolgen einer gesellschafterähnlichen Stellung der Obligationäre | 38 | ||
bb) Kritische Würdigung | 39 | ||
c) Exkurs: Der Ordnungsrahmen des Schuldverschreibungsgesetzes und die Analogie zum Aktiengesetz | 40 | ||
aa) Abgrenzung anhand der ökonomischen Funktion | 40 | ||
bb) Abgrenzung anhand des verbrieften Rechts | 42 | ||
cc) Abgrenzung unter dem Aspekt des Kapitalanlegerschutzes | 43 | ||
dd) Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 45 | ||
ee) Exkurs: Genussrechte und Treuepflichten | 45 | ||
d) Personengesellschaft i.S.d. §§ 705 ff. BGB | 47 | ||
aa) Praktische Gründe für die Qualifikation als Personengesellschaft | 47 | ||
bb) Gesellschaftsgründung mit Erwerb der Schuldverschreibungen | 48 | ||
cc) Gesellschaftsgründung mit Durchführung einer Gläubigerversammlung | 49 | ||
e) Rechtsgemeinschaft i.S.v. § 741 BGB | 51 | ||
2. Das Außenverhältnis der Gläubigergemeinschaft | 52 | ||
a) Teilgläubigerschaft i.S.d. § 420 Alt. 2 BGB | 52 | ||
b) Gesamtgläubiger- oder Mitgläubigerschaft i.S.d. §§ 428, 432 BGB | 54 | ||
3. Die Anleihegläubigergemeinschaft als Kollektiv sui generis | 55 | ||
III. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 55 | ||
E. Die Voraussetzungen der kollektiven Bindung im System des SchVG | 57 | ||
I. Räumlicher, sachlicher und zeitlicher Anwendungsbereich des SchVG | 57 | ||
1. Räumlicher Anwendungsbereich | 58 | ||
2. Sachlicher Anwendungsbereich | 61 | ||
a) Begriff der Schuldverschreibung i.S.d. § 1 Abs. 1 SchVG | 61 | ||
aa) Verbriefung | 62 | ||
bb) Inhaltsgleichheit und Austauschbarkeit | 62 | ||
(1) Sonderfall: Namensschuldverschreibungen | 63 | ||
(2) Schuldscheindarlehen | 65 | ||
cc) Sonstige Voraussetzungen des Schuldverschreibungsbegriffs | 65 | ||
b) Begriff der Gesamtemission | 66 | ||
c) Ausnahmen vom Anwendungsbereich – Pfandbriefe und Sovereign Bonds | 67 | ||
3. Zeitlicher Anwendungsbereich des SchVG | 68 | ||
II. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 69 | ||
III. Die Änderung von Anleihebedingungen als Grundlage der kollektiven Bindung | 69 | ||
1. Änderung der Anleihebedingungen durch gleichlautenden Vertrag mit sämtlichen Gläubigern | 70 | ||
2. Die Änderung der Anleihebedingungen durch Mehrheitsbeschluss – das Verfahren nach Abschnitt 2 SchVG | 71 | ||
a) Ermächtigungslösung | 72 | ||
b) Beschlussgegenstände | 73 | ||
aa) Verbot der Begründung von Leistungspflichten | 74 | ||
bb) Exkurs: Die Grenzen der Wirksamkeit von Gläubigerbeschlüssen | 76 | ||
(1) Nichtigerklärung eines Gläubigerbeschlusses durch Gestaltungsurteil als Ergebnis einer erfolgreichen Anfechtungsklage | 76 | ||
(2) Abgrenzung nichtiger Gläubigerbeschlüsse von anfechtbaren Gläubigerbeschlüssen | 78 | ||
(3) Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 81 | ||
c) Mehrheitserfordernisse, Stimmrechtsausübung und Stimmrechtsbindung | 81 | ||
d) Beschlussverfahren | 84 | ||
aa) Gläubigerversammlung | 84 | ||
bb) Abstimmung ohne Versammlung | 85 | ||
e) Gemeinsamer Vertreter der Gläubiger | 86 | ||
f) Vollziehung der Beschlüsse | 86 | ||
3. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 87 | ||
F. Umfang und Reichweite der kollektiven Bindung | 88 | ||
I. Reichweite der kollektiven Bindung bei rechtsgeschäftlichen Änderungen von Anleihebedingungen | 88 | ||
1. Begriff und Inhalt von Anleihebedingungen | 88 | ||
a) Erscheinungsformen von Anleihen | 90 | ||
b) Die Ausgestaltung von Anleihebedingungen | 91 | ||
2. Fungibilität als Ausgangspunkt und Schranke der kollektiven Bindung | 93 | ||
3. Kollektive Bindung bei verschiedenen Tranchen derselben Anleihe | 95 | ||
a) Aufteilung einer Anleihe in verschiedene Tranchen | 95 | ||
aa) Aufstockungen (Tap) | 95 | ||
bb) Tranchen mit unterschiedlichen Bedingungen (Asset-Backed-Securities) | 96 | ||
b) Asset-Backed-Securities Tranchen als Teile einer Gesamtemission | 97 | ||
c) Änderung der Anleihebedingungen von Asset-Backed-Securities | 98 | ||
4. Vereinbarkeit von einseitigen Leistungsbestimmungsrechten mit § 4 SchVG | 100 | ||
a) Zertifikate als Anlageprodukt | 101 | ||
aa) Zertifikatebedingungen und Leistungsbestimmungsrechte | 102 | ||
bb) Bestimmungsvorbehalte und Gleitklauseln | 103 | ||
cc) Änderungs- und Berichtigungsvorbehalte | 105 | ||
b) Änderungs- und Berichtigungsvorbehalte und die Auslegung des § 4 SchVG | 106 | ||
c) Ausgestaltung einseitiger Änderungsvorbehalte | 109 | ||
5. Exkurs: AGB-rechtliche Inhaltskontrolle von Schuldverschreibungen und Transparenzgebot | 110 | ||
a) Anleihebedingungen als Allgemeine Geschäftsbedingungen | 111 | ||
aa) Die AGB-Qualität von Anleihebedingungen bei Eigenemissionen | 111 | ||
bb) Die AGB-Qualität von Anleihebedingungen bei Fremdemissionen | 113 | ||
b) Die Einbeziehung von Anleihebedingungen gemäß § 305 Abs. 2 BGB | 114 | ||
c) Inhaltskontrolle von Anleihebedingungen | 115 | ||
d) Das Transparenzgebot im SchVG und die Weitergeltung des AGB-Rechts | 118 | ||
aa) Das Transparenzgebot des § 3 SchVG | 118 | ||
bb) Das Verhältnis des Transparenzgebots zum AGB-Recht | 119 | ||
6. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 121 | ||
II. Die Erstreckung der kollektiven Bindung auf Sicherungsabreden | 122 | ||
1. Die Besicherung von Schuldverschreibungen | 123 | ||
a) Realsicherheiten | 124 | ||
b) Personalsicherheiten | 124 | ||
aa) Patronatserklärungen | 125 | ||
bb) Garantie | 126 | ||
2. Garantie als Teil der Anleihebedingungen | 128 | ||
a) Änderung durch gleichlautenden Vertrag | 128 | ||
b) Änderung im Verfahren nach Abschnitt 2 SchVG | 129 | ||
aa) Das Erfordernis der Einwilligung durch den Mitverpflichteten | 129 | ||
bb) § 5 Abs. 3 S. 1 Nr. 6 SchVG als Grenze der Änderungsmöglichkeiten? | 130 | ||
3. Die Garantie als isolierte Sicherungsabrede | 131 | ||
a) Garantieerklärung unterliegt deutschem Recht | 132 | ||
aa) Erstreckung der kollektiven Bindung bei ausdrücklicher Inbezugnahme – Die Voraussetzungen des § 22 SchVG und das Verfahren nach Abschnitt 2 SchVG | 133 | ||
bb) Änderung durch gleichlautenden Vertrag | 134 | ||
cc) Kollektive Bindung ohne ausdrückliche In-Bezugnahme | 134 | ||
b) Garantieerklärung unterliegt ausländischem Recht | 135 | ||
4. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 136 | ||
III. Kollektive Bindung und gerichtlich herbeigeführte Änderungen | 137 | ||
1. Gesetzgeberischer Wille und RiLi 93/13/EWG und 98/27/EG | 138 | ||
a) Fortbestehen der Möglichkeit zur Erhebung von Einzelklagen | 140 | ||
b) Eingeschränkter Prüfungsmaßstab im Rahmen der Verbandsklage | 141 | ||
c) Unzulässigkeit der Erhebung der Verbandsklage zum Schutz von Unternehmern | 142 | ||
2. Technische Umsetzung der Änderung von Anleihebedingungen durch Individualklagen | 143 | ||
a) Umsetzung von Änderungen bei kollektiver Bindung der Gerichtsentscheidung | 143 | ||
b) Umsetzung von Gerichtsentscheidungen mit inter partes Wirkung | 146 | ||
3. Kollektive Bindung bei Individualklagen | 147 | ||
a) Zulässigkeit der Erhebung von Individualklagen | 147 | ||
b) Wirkung individuell erhobener Leistungs- und Gestaltungsklagen | 148 | ||
aa) Lösungsansatz 1 und kritische Würdigung: Änderung der Anleihebedingungen in Prozessstandschaft | 149 | ||
bb) Lösungsansatz 2 und kritische Würdigung: Kollektive Wirkung der gerichtlichen Entscheidung durch Anwendung seitens des Emittenten | 150 | ||
(1) Gleichbehandlungspflicht des Emittenten aus § 4 S. 2 SchVG | 151 | ||
(2) Gleichbehandlungspflicht des Emittenten gemäß § 30a WpHG | 151 | ||
(3) Gleichbehandlungspflicht des Emittenten als Ausfluss von Treuepflichten | 152 | ||
(a) Gleichbehandlungsgebot der Gesellschaft als Ausfluss verbandsrechtlicher Treuepflichten | 153 | ||
(b) Gleichbehandlungspflicht des Emittenten gemäß § 242 BGB | 155 | ||
(aa) Anwendbarkeit des allgemeinen Schuldrechts auf Schuldverschreibungen | 155 | ||
(bb) Regelungsgehalt des § 242 BGB und Subsumtion | 155 | ||
cc) Lösungsansatz 3: Anwendung des Urteils kraft materiell-rechtlichen Vertrags | 158 | ||
dd) Lösungsansatz 4: Durchbrechungen der Wirkung inter partes (Rechtskrafterstreckung auf Dritte) | 159 | ||
(1) Zumutbarkeit der Rechtskrafterstreckung für den Dritten | 160 | ||
(2) Prozessuale Begründung der Rechtskrafterstreckung | 163 | ||
(3) Rechtskrafterstreckung infolge Abhängigkeit | 163 | ||
4. Kollektive Bindung gerichtlicher Entscheidungen de lege ferenda | 164 | ||
5. Rechtsfolgen und kollektive Rechtsverfolgung | 165 | ||
6. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 165 | ||
IV. Grenzen der kollektiven Bindung | 166 | ||
1. Die Grenze der kollektiven Bindung im Referentenentwurf zum SchVG | 167 | ||
2. Die Grenzen der kollektiven Bindung unter dem SchVG | 168 | ||
a) Das Gleichbehandlungsgebot und seine Durchbrechungen | 168 | ||
aa) Gleichbehandlungsgebot und kollektive Bindung | 169 | ||
bb) Exkurs: Abgrenzung zur pari-passu Klausel | 171 | ||
cc) Durchbrechungen des Gleichbehandlungsgebots | 172 | ||
(1) Benachteiligung einzelner Gläubiger im Rahmen der Änderung von Anleihebedingungen | 172 | ||
(a) Benachteiligung einzelner Gläubiger kraft Zustimmung der benachteiligten Gläubiger | 172 | ||
(b) Benachteiligung einzelner Gläubiger durch gleichlautenden Vertrag mit sämtlichen Gläubigern | 174 | ||
(2) Bilateraler Handlungsspielraum | 174 | ||
(a) Quasi-Änderung von Anleihebedingungen | 175 | ||
(b) Rückkauf von Schuldverschreibungen | 177 | ||
b) AGB-Recht und kollektive Bindung | 180 | ||
3. Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse | 183 | ||
G. Zusammenfassung und abschließende Würdigung | 185 | ||
I. Zusammenfassung in Thesen | 185 | ||
II. Abschließende Würdigung und Ausblick | 187 | ||
Literaturverzeichnis | 189 | ||
Materialienverzeichnis | 202 | ||
Sachwortregister | 204 |