Faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung
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Faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung
Der Schutz von Gesellschafter- und Gläubigerinteressen durch die Geschäftsführung ohne Auftrag
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 113
(2018)
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About The Author
Ferdinand Dreher studierte ab 2007 Rechtswissenschaften in Freiburg i.Br. und Glasgow. Die Erste Juristische Prüfung legte er im Januar 2013 ab. Im Anschluss war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für ausländisches und internationales Privatrecht der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg unter Leitung von Professor Dr. Hanno Merkt, LL.M., tätig. Im Herbst 2014 folgte ein einjähriges LL.M.-Studium am University College London und im Februar 2017 die Promotion zum Dr. jur. durch die rechtswissenschaftliche Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Seit Februar 2016 absolviert er den juristischen Vorbereitungsdienst am Kammergericht Berlin.Abstract
Das Problem der faktischen Geschäftsführung und die mit dieser Rechtsfigur verknüpften Rechtsfolgen beschäftigen Rechtsprechung und Literatur seit geraumer Zeit, ohne dass bisher eine gänzlich überzeugende Lösung gefunden wurde. Aufbauend auf einer eingehenden Analyse des bisherigen Forschungsstands und einem rechtsvergleichenden Blick nach England schlägt die Arbeit daher einen vollständigen Neuansatz zur Lösung der Problematik vor. Hierzu wird ein Verantwortlichkeitsregime für faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung aus den Regeln über die Geschäftsführung ohne Auftrag hergeleitet. Diese Lösung wird den Besonderheiten der faktischen Geschäftsführerstellung besser gerecht als die bisher überwiegend vorgeschlagene entsprechende Anwendung der Pflichten des bestellten Geschäftsführers und kann daher auch den notwendigen Schutz der Gesellschafter und Gläubiger der betroffenen Gesellschaft vor Schädigungen durch den faktischen Geschäftsführer besser gewährleisten.»De Facto and Shadow Directors of Limited Liability Companies«This book deals with the problem of de facto directors and shadow directors under German and English law. It closely examines and criticises the solution advocated by the German courts and most German scholars who apply the de jure director's duties analogously where necessary. Instead the book proposes to use the rules on negotiorum gestio to establish the liability of de facto and shadow directors and explains the advantages of such an approach.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 15 | ||
Kapitel 1: Einführung in den Problemkreis | 19 | ||
A. Einleitung | 19 | ||
B. Erste Begriffsbestimmung und Abgrenzung | 20 | ||
I. Faktische Geschäftsführung | 20 | ||
II. Der fehlerhaft bestellte Geschäftsleiter | 20 | ||
III. Der Geschäftsleiter kraft Rechtsscheins | 21 | ||
C. Weitere Begrenzung der Untersuchung | 22 | ||
I. Begrenzung der Untersuchung auf das Zivilrecht | 22 | ||
II. Begrenzung der Untersuchung auf die GmbH | 23 | ||
III. Begrenzung der Untersuchung auf die Probleme des Gesellschafterschutzes und Gläubigerschutzes in der Insolvenz | 24 | ||
D. Gründe für einen Neuansatz | 25 | ||
E. Rechtsvergleichendes Vorgehen | 26 | ||
F. Gang der Untersuchung | 26 | ||
Kapitel 2: Herkömmliche Lösungsansätze für das Problem der faktischen Geschäftsführung im deutschen Recht | 28 | ||
A. Die Entwicklung der zivilgerichtlichen Rechtsprechung zum faktischen Geschäftsführer | 28 | ||
I. BGH WM 1973, 1354 | 28 | ||
II. BGHZ 75, 96 | 29 | ||
III. BGHZ 104, 44 | 30 | ||
IV. BGHZ 150, 61 | 32 | ||
V. BGH NZG 2005, 816 | 32 | ||
VI. Weitere Entscheidungen des BGH | 33 | ||
VII. Obergerichtliche Urteile | 34 | ||
VIII. Zwischenfazit | 34 | ||
B. Der faktische Geschäftsführer in der Literatur | 36 | ||
I. Methodische Einordnung | 36 | ||
1. Das Normanwendungsmodell | 36 | ||
a) Begriff des Normanwendungsmodells | 37 | ||
b) Verantwortungsrechtlicher Organbegriff als abweichender Ansatz | 38 | ||
2. Verschiedene Perspektiven bei der Umsetzung des Normanwendungsmodells | 39 | ||
3. Möglichkeit zur Abstraktion trotz Einzelnormanwendung | 40 | ||
II. Auseinandersetzung mit den Kriterien der Rechtsprechung zur Konkretisierung der Einzelnormanwendung | 42 | ||
1. Die Notwendigkeit des Tätigwerdens nach außen | 42 | ||
a) Befürwortende Stimmen | 42 | ||
b) Kritik vom Blickpunkt auf den bestellten Geschäftsführer | 43 | ||
c) Kritik vom Blickpunkt auf den faktischen Geschäftsführer | 44 | ||
2. Die Notwendigkeit einer Billigung durch die Gesellschafter bzw. das Bestellungsorgan | 45 | ||
a) Befürwortende Stimmen | 45 | ||
b) Kritik vom Blickpunkt auf den bestellten Geschäftsführer | 46 | ||
c) Kritik vom Blickpunkt auf den faktischen Geschäftsführer | 46 | ||
3. Amtstauglichkeit als notwendige Voraussetzung für die faktische Geschäftsführung | 47 | ||
a) Kritik vom Blickpunkt auf den bestellten Geschäftsführer | 48 | ||
b) Kritik vom Blickpunkt auf den faktischen Geschäftsführer | 49 | ||
4. Zwischenfazit | 49 | ||
5. Der faktische Geschäftsführer als Typus | 50 | ||
III. Alternative Konkretisierungsmöglichkeiten für die Einzelnormanwendung | 51 | ||
1. Konkretisierung des Typus zur Bestimmung der Voraussetzungen einer organspezifischen Gefährdungslage | 51 | ||
2. Konkretisierungsmöglichkeiten zur Bestimmung der Voraussetzungen einer Organverdrängung | 53 | ||
IV. Die Diskussion um die Anwendung einzelner Normen auf den faktischen Geschäftsführer | 55 | ||
1. § 15a Abs. 1 InsO (i.V.m. § 823 Abs. 2 BGB) | 55 | ||
a) Insolvenzantragsrecht des faktischen Geschäftsführers | 56 | ||
b) Modifizierte Anwendung von § 15a Abs. 1 InsO | 56 | ||
c) Lösung nach der Lehre vom Fortführungsverbot | 57 | ||
d) Grundsätzliche Kritik an der Anwendung von § 15a Abs. 1 InsO | 58 | ||
2. § 43 Abs. 2 GmbHG | 59 | ||
a) Anwendung auf externe Kreditgeber | 59 | ||
b) Anwendung auf Gesellschafter | 60 | ||
3. § 64 GmbHG | 63 | ||
C. Fazit | 64 | ||
Kapitel 3: Untersuchung und Kritik des Normanwendungsmodells | 65 | ||
A. Anknüpfungspunkt für die Untersuchung und Kritik | 65 | ||
I. Analogie und teleologische Extension | 65 | ||
II. Die Typenlehre von Larenz und Leenen | 68 | ||
B. Kritik an der Lückenfindung und -ausfüllung aus der Literatur | 72 | ||
I. Die Kritik von Stein und Dinkhoff | 73 | ||
1. Zentrale Argumente der Kritik | 73 | ||
2. Analyse der Argumente | 76 | ||
a) Die Irrelevanz allgemeiner Vorschriften für die Lückenfindung und -ausfüllung | 76 | ||
b) „Indizwirkung“ anderer Ansprüche für ein beredtes Schweigen des Gesetzgebers? | 78 | ||
c) Exkurs: Überzeugungskraft der Argumentation jenseits des Normanwendungsmodells | 78 | ||
aa) Haftung des faktischen Geschäftsführers aus allgemeinen Vorschriften | 79 | ||
bb) Haftung anderer Personen | 81 | ||
II. Zwischenfazit | 82 | ||
III. Organverdrängung und Perspektivwahl | 83 | ||
C. Lückenfindung und -ausfüllung – zugleich Kritik an der Übertragung einzelner Geschäftsführerpflichten auf faktisch tätige Personen | 83 | ||
I. Die dogmatische Begründung einer Sonderverbindung | 83 | ||
1. Ansätze zur Begründung einer Sonderverbindung und ihre Kritik | 84 | ||
a) Billigung und typisierte Vertrauenshaftung | 84 | ||
b) Sonderverbindung kraft tatsächlicher Leitung | 85 | ||
aa) Der Verweis auf das Deliktsrecht | 86 | ||
bb) Der Ansatz von Krebs | 86 | ||
cc) Korrespondenz von Leitung und Verantwortlichkeit als „Gerechtigkeitsprinzip“ | 89 | ||
2. Zwischenfazit | 89 | ||
II. Die Rückbindung einzelner Merkmale faktischer Geschäftsführung an den jeweiligen Normzweck | 90 | ||
1. Außenauftritt und Billigung als notwendige Voraussetzung faktischer Geschäftsführung | 90 | ||
2. Die Formel von der Wahrnehmung organspezifischer Funktionen in organtypischer Weise | 94 | ||
III. Die Wirkungsweise der Haftungsnormen | 98 | ||
1. Die Inkongruenz von Rechten und Pflichten | 99 | ||
a) Die unterschiedliche Ausgangslage bei faktischem und bestelltem Geschäftsführer | 99 | ||
b) Faktische Einflussmöglichkeit als inadäquater Ersatz für rechtlich abgesicherte Einflussmöglichkeiten | 103 | ||
c) Erweiterung der Rechtsstellung des faktischen Geschäftsführers | 104 | ||
2. Der falsche Anreiz der Pflichtenübertragung | 106 | ||
a) Wirkungsweise der Haftungsnormen beim bestellten Geschäftsführer | 106 | ||
b) Wirkungsweise der Haftungsnormen beim faktischen Geschäftsführer – Perpetuierung des rechtswidrigen Zustands | 106 | ||
c) Der Sonderfall des Bestellungsverbots | 108 | ||
3. Zwischenfazit | 109 | ||
IV. Weitere normspezifische Argumente gegen eine Anwendung von Geschäftsleiterpflichten auf faktisch tätige Personen | 110 | ||
1. Der faktische Geschäftsführer und die Drei-Wochen-Höchstfrist in § 15a Abs. 1 InsO | 110 | ||
2. Probleme im Zusammenhang mit § 43 GmbHG | 111 | ||
D. Fazit | 113 | ||
Kapitel 4: Der de facto director und der shadow director im englischen Gesellschaftsrecht | 118 | ||
A. Methodische Grundlegung | 118 | ||
B. Überblick über das englische Gesellschaftsrecht | 120 | ||
C. Gesetzliche Regelungen und Rechtsprechung zum de facto director | 122 | ||
I. Die gesetzliche „Definiton“ des de facto director | 122 | ||
II. Die Entwicklung der Rechtsprechung zum de facto director bis Re Paycheck Services 3 Ltd | 123 | ||
III. Re Paycheck Services 3 Ltd | 125 | ||
IV. Jüngste Entscheidungen zum de facto director | 128 | ||
D. Gesetzliche Regelungen und Rechtsprechung zum shadow director | 129 | ||
I. Die gesetzlichen Definitionen des shadow director | 130 | ||
II. Entwicklung der Rechtsprechung | 131 | ||
1. Kriterien für die Stellung als shadow director | 131 | ||
2. Fiduciary duties des shadow director | 133 | ||
3. Verhältnis zum de facto director | 134 | ||
E. Rechtsvergleich vor dem Hintergrund der Kritik am deutschen Normanwendungsmodell | 135 | ||
I. Vergleich der Voraussetzungen für die Einzelnormanwendung | 136 | ||
1. Argumente für eine Ausweitung des deutschen Begriffsverständnisses | 136 | ||
2. Leitlinien der Einzelfallanwendung | 143 | ||
II. Vergleich der angewendeten Normen | 145 | ||
1. IA 1986 s. 214 (wrongful trading) | 147 | ||
2. Allgemeine directors' duties (i.V.m. IA 1986 s. 212) | 152 | ||
III. Vergleich der mit der Einzelnormanwendung verbundenen Anreizwirkung | 157 | ||
1. Die verhaltenssteuernde Wirkung von CDDA 1986 s. 15 | 159 | ||
2. Weitergehende Anreizwirkung durch das Disqualifikationsrecht | 161 | ||
F. Fazit | 162 | ||
Kapitel 5: Neukonzeption der Verantwortlichkeit für faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung | 165 | ||
A. Vorüberlegungen | 165 | ||
I. Zur Notwendigkeit einer besonderen Verantwortlichkeit für faktische Einflussnahme | 165 | ||
II. Leitlinien für eine Neukonzeption | 166 | ||
B. Die Herleitung einer Verantwortlichkeit für faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung | 167 | ||
I. Der bestellte Geschäftsführer als Wahrer fremder Vermögensinteressen | 167 | ||
1. Tätigkeit in fremdem Interesse | 167 | ||
2. Haftung bei Verletzung der einzelnen Vermögensinteressen | 171 | ||
3. Reichweite der Pflichten zur Berücksichtigung der Vermögensinteressen der Gläubiger | 178 | ||
4. Zwischenfazit | 179 | ||
II. Faktische Einflussnahme auf die GmbH-Geschäftsführung als Tätigkeit in fremdem Interesse ohne Auftrag | 180 | ||
III. Herleitung einer Verantwortlichkeit nach den Regeln der GoA | 183 | ||
1. Aufbau und Struktur der §§ 677ff. BGB | 184 | ||
a) Gemischt objektiv-subjektive und subjektive Ansätze | 184 | ||
aa) Gemischt objektiv-subjektive Ansätze | 185 | ||
bb) Subjektive Ansätze | 186 | ||
b) Berechtigte und unberechtigte GoA | 187 | ||
c) Angemaßte Eigengeschäftsführung nach § 687 Abs. 2 BGB | 189 | ||
d) Zwischenfazit | 190 | ||
2. Die Anwendung der §§ 677ff. BGB auf den faktischen Geschäftsführer | 191 | ||
a) Faktische Geschäftsführung als fremdnützige Tätigkeit | 191 | ||
b) Grundsätzliche Einwände | 193 | ||
aa) GoA und nichtiger Vertrag | 193 | ||
bb) GoA und die Überschreitung von Organbefugnissen oder vertraglichen Vereinbarungen | 195 | ||
cc) GoA und pflichtgebundener Geschäftsführer | 198 | ||
dd) Fremdnützige und eigennützige Tätigkeit | 199 | ||
c) Der „doppelte“ Geschäftsherr des faktischen Geschäftsführers | 202 | ||
d) § 678 BGB als Instrument der Steuerung unerwünschter Einflussnahme | 203 | ||
aa) Bei der Interessenwahrnehmung gegenüber der Gesellschaft | 204 | ||
bb) Bei der Interessenwahrnehmung gegenüber den Gläubigern | 206 | ||
e) Die einzelnen Schadensposten | 208 | ||
aa) Schäden infolge der Verletzung von Gesellschaftsinteressen | 208 | ||
bb) Schäden infolge der Verletzung von Gläubigerinteressen | 209 | ||
f) Beginn und Ende der Verantwortlichkeit nach § 678 BGB | 214 | ||
g) Verantwortlichkeit des faktischen Geschäftsführers nach §§ 677, 280 Abs. 1 BGB | 215 | ||
h) Weitere Pflichten | 217 | ||
i) Rechte des faktischen Geschäftsführers | 218 | ||
3. Besonderheiten bei Hintermännern | 221 | ||
a) Allgemeines | 221 | ||
b) Weisungen der Gesellschafterversammlung | 225 | ||
c) Weisungen der Konzernmutter im GmbH-Vertragskonzern | 227 | ||
C. Abschließender Überblick über die Ergebnisse anhand von Fallgruppen | 230 | ||
I. Verantwortlichkeit als faktischer Geschäftsführer | 230 | ||
1. Gesellschafter | 230 | ||
2. Im Konzern | 231 | ||
3. Angestellte | 232 | ||
4. Kreditgeber und Berater | 233 | ||
II. Verantwortlichkeit als Hintermann | 234 | ||
1. Gesellschafter | 234 | ||
2. Im Konzern | 234 | ||
3. Kreditgeber und Berater | 235 | ||
Kapitel 6: Zusammenfassung in Thesen | 236 | ||
Literaturverzeichnis | 241 | ||
Verzeichnis der zitierten englischen Entscheidungen | 254 | ||
Stichwortverzeichnis | 256 |