100 Jahre Weimarer und Wiener Republik – Avantgarde der Pluralismustheorie
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100 Jahre Weimarer und Wiener Republik – Avantgarde der Pluralismustheorie
Editors: Gusy, Christoph | Ooyen, Robert Chr. van | Wassermann, Hendrik
Recht und Politik. Beihefte, Vol. 3
(2018)
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Hendrik Wassermann, Studium der Rechtswissenschaft und Politikwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Freien Universität in Berlin (West). 1984 1. Juristisches Staatsexamen. Nach dem Referendariat in Berlin und Neapel 2. Juristisches Staatsexamen 1988 in Berlin. 1989–1990 Tätigkeit als Rechtsanwalt, 1990 Eintritt in den Diplomatischen Dienst. Im Auswärtigen Dienst Verwendungen in Bonn, Algier, Addis Abeba, Los Angeles, Wien OSZE und N'Djamena. Derzeit (2018) Tätigkeit im Bereich Datenschutz in der Zentrale des Auswärtigen Amts, Berlin. Verantwortlicher Redakteur von »Recht und Politik« (RuP). Interessenschwerpunkte: Freiheitsrechte, Staatstheorie, Öffentliches Recht.Christoph Gusy lehrt Öffentliches Recht, Staatslehre und Verfassungsgeschichte an der Universität Bielefeld.Abstract
In der Weimar-Diskussion hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen: Nicht mehr vom Scheitern einer Republik durch »Verfassungsmängel«, sondern vom revolutionären und großen demokratischen »Experimentierkasten« ist nun stärker die Rede. Ein vergleichender Blick auf Revolution und Staatstheorie der Wiener Republik wird dabei eher selten geworfen. Es zeigt sich, dass mit Hugo Preuß und Hans Kelsen nicht nur zwei demokratische Vordenker die staatsrechtliche Diskussion um die neuen Verfassungen in Weimar und Wien geprägt haben. Beide »Verfassungsväter« sind entgegen identitärer Konzepte von »Volk« oder auch »Klasse« vielmehr Vordenker einer offenen, pluralistischen Gesellschaft. Sie zählen daher bis heute zur deutschsprachigen Avantgarde moderner Demokratie- und Verfassungstheorie. Das Recht und Politik-Beiheft Nr. 3 spürt diesen parallelen Zusammenhängen von Revolution, Verfassung und Pluralismus in Weimar und Wien nach. Mit dem Wiener Staatsrechtler Leo Wittmayer wird dabei auch ein weiterer Parteien- und Pluralismustheoretiker wiederentdeckt.»The 100th Anniversary of the Weimar Republic and the Republic of Austria - Pioneers of Pluralism«In the discussion on the Weimar Republic a paradigm shift has occured. A comparison of the revolution and the constitutional theory of the Weimar Republic and the Republic of Austria shows that the author of the Weimar constitution Hugo Preuß, as well as his Austrian counterpart Hans Kelsen, considered democracy as a manifestation of an open pluralist society. Neither was an advocate for the identitarian concepts of $apeople$z or $aclass$z. Therefore Preuß and Kelsen are still regarded as pioneers of modern democracy and constitutional theory. With the Viennese constitutional lawyer Leo Wittmayer, another theorist of parties and pluralism is rediscovered.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort: Die Entdeckung des Pluralismus. Eine Innovation des Staatsdenkens der Weimarer und Wiener Republik | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
Christoph Gusy: Die verdrängte Revolution | 9 | ||
I. Die Republik eint, die Revolution spaltet | 9 | ||
II. Im revolutionären Zeitalter: Vom Weltkrieg zum Bürgerkrieg | 10 | ||
1. Frieden, Selbstbestimmung, Demokratie als Ziele der Revolutionen | 10 | ||
2. Evolution, Revolution, Gegenrevolution: Vom Kampf gegen die alten Mächte zum Kampf um die neue Macht | 13 | ||
III. „Es lebe die deutsche Republik” – Der Weg nach Weimar | 15 | ||
IV. Das Staatsrecht der Revolution: Aufruf des Rats der Volksbeauftragten vom 12.11.1918 | 17 | ||
1. Friedensfrage und Republik: Zwischen Friedenspolitik und „Dolchstoß” | 17 | ||
2. Selbstbestimmung des Volkes | 20 | ||
a) Wahlrecht als Kernelement der Demokratie | 20 | ||
b) Allgemeines Wahlrecht für alle „männlichen und weiblichen Personen” | 22 | ||
c) „Proportionales Wahlsystem” | 23 | ||
3. Freiheit und soziale Rechte | 24 | ||
V. Zwischen Anerkennung des Status quo und einsetzender Verdrängung: Die Revolution in der Nationalversammlung | 26 | ||
1. Errungenschaften der Revolution als Basis | 27 | ||
2. Die einsetzende Marginalisierung | 28 | ||
3. Die Revolution als Legitimationsdefekt der Weimarer Verfassung | 29 | ||
VI. Die Revolution als verfassungshistorischer Schritt zur Republik und Demokratie | 31 | ||
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Hugo Preuß – das deutsche Volk und die Politik | 33 | ||
I. Neue Sehnsucht nach konservativem Staatsverständnis | 33 | ||
II. Das Staatsverständnis des Obrigkeitsstaates | 34 | ||
III. Preuß erkannte das Verhängnis des Obrigkeitsstaates | 34 | ||
IV. Die gezielte Entpolitisierung des Volkes | 36 | ||
V. Preuß' bleibender Erfolg: Die Staatsgewalt liegt beim Volke | 37 | ||
Andreas Voßkuhle: Hugo Preuß als Vordenker einer Verfassungstheorie des Pluralismus | 39 | ||
I. Hugo Preuß – der „Vater” der Weimarer Reichsverfassung | 40 | ||
1. Historisch-biographische Perspektive | 40 | ||
2. Republikanisierung der politischen Kultur | 41 | ||
II. Das Staats- und Politikverständnis bei Hugo Preuß | 44 | ||
1. Staatstheoretischer Hintergrund: Umbildung des „Obrigkeitsstaates” in einen „Volksstaat” | 44 | ||
2. Die Habilitationsschrift als Zugang zum Werk von Hugo Preuß | 46 | ||
3. Vom kommunalen self-government zur supranationalen Integration | 48 | ||
4. Bürgerschaftliche Partizipation am Beispiel der Rolle politischer Parteien | 49 | ||
III. Die Pluralismustheorie nach dem Zweiten Weltkrieg | 51 | ||
1. Das Menschenbild des Pluralismus | 52 | ||
2. Die Verbindung von Pluralismus- und Demokratietheorie | 53 | ||
3. Toleranzgrenzen | 54 | ||
IV. Neokorporatismus, regulierte Selbstregulierung, Netzwerktheorie, Internet-Society usw.: Hat die Pluralismustheorie ausgedient? | 55 | ||
Christoph Gusy: Die Weimarer Verfassung zwischen Überforderung und Herausforderung | 57 | ||
I. Überforderungsthesen in der Weimarer Republik | 57 | ||
II. Überforderungsthesen nach dem Ende der Weimarer Republik | 64 | ||
III. Wirkungsbedingungen und -grenzen der Verfassung in der Weimarer Republik | 67 | ||
1. Weimar als Verfassungslaboratorium | 67 | ||
2. Die WRV im Verfassungslaboratorium | 71 | ||
3. Verfassungswandel im Verfassungslaboratorium | 77 | ||
IV. Verfassungsvoraussetzungen damals und heute | 80 | ||
Robert Chr. van Ooyen: „Weimar” – ein Paradigmenwechsel | 84 | ||
Christoph Schmetterer: Die Entstehung der Ersten Republik Österreich 1918–1920 aus rechtshistorischer Sicht | 95 | ||
I. Einleitung | 95 | ||
II. Der Staatsgründungsbeschluss | 97 | ||
III. Das Ende von Krieg und Monarchie | 100 | ||
IV. Die Ausrufung der Republik | 102 | ||
V. Die Entwicklung in den Ländern | 104 | ||
VI. Die Konstituierende Nationalversammlung | 106 | ||
VII. Der Vertrag von St. Germain | 107 | ||
VIII. Die Entstehung des Bundes-Verfassungsgesetzes | 109 | ||
IX. Die Bundesverfassung 1920 | 112 | ||
X. Ausblick | 114 | ||
Robert Chr. van Ooyen: Staatslehre ohne „Staat” – Demokratietheorie ohne „Volk” | 115 | ||
I. Einführung: Kelsen, Wien und die offene Gesellschaft der Moderne | 115 | ||
1. Biografische Kurznotiz | 115 | ||
II. Die Identität von Staat, Recht und Verfassung | 117 | ||
1. Kritik an Naturrecht, Eigentumsbegriff und Geschichtstheologie des Marxismus | 117 | ||
2. Kritik an der hegelianisch geprägten „Staatstheologie” der Souveräniät | 119 | ||
3. Staat ist Recht ist Verfassung | 120 | ||
4. Staatslehre ohne „Staat” – Demokratietheorie ohne „Volk” | 121 | ||
5. Demokratische Rechtsgenossenschaft in der europäischen Integration und modernen Zuwanderungsgesellschaft | 123 | ||
III. Renaissance: Neuere Forschung zu einer persona non grata der (bundes)deutschen Staatsrechtslehre | 124 | ||
1. Texteditionen | 125 | ||
2. Rechtshistorische Aufarbeitungen | 126 | ||
3. Generelle (politik)wissenschaftliche Theorie-Erschließung | 127 | ||
4. Religionspolitologische Forschung | 128 | ||
5. Verfassungs- und Demokratietheorie des Grundgesetzes | 129 | ||
Detlef Lehnert: Leo Wittmayer: Ein Wiener Parteien- und Pluralismustheoretiker in den „Weimarer” politischen Verfassungsdebatten | 131 | ||
I. Einleitung | 131 | ||
II. Vom späten Habsburgerreich zur frühen Weimarer Republik | 133 | ||
III. Beginnende Weimar-Skepsis, Österreich-Vergleich und Parlamentarismus-Studie | 138 | ||
IV. Fazit: Wittmayer neben Kelsen, zwischen Preuß und Fraenkel | 141 | ||
Autoren dieses Heftes | 144 |