Dynastie und Herrschaftssicherung in der Frühen Neuzeit
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Dynastie und Herrschaftssicherung in der Frühen Neuzeit
Geschlechter und Geschlecht
Editors: Wunder, Heide
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 28
(2002)
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Abstract
Die Beiträge aus Geschichts-, Kunst- und Literaturwissenschaft eröffnen neue Einsichten in die Herrschaftsstrukturen des Alten Reichs. Geleitet von den Fragestellungen der Geschlechterforschung bringt die Analyse der regierenden Dynastien und ihres Strebens nach Kontinuität und Prestige ein komplexes System von Personenkonstellationen zutage, das der dynastischen Herrschaftssicherung diente.Während die Bedeutung standesgemäßer Heiratsverbindungen sowie die Vererbung der Herrschaft in männlicher Linie bekannt ist, werden in diesem Band die oft vieljährigen vormundschaftlichen Regentschaften der Mütter (oder Großmütter) unmündiger Nachfolger herausgestellt, die vielfach entscheidend für den Erhalt der Herrschaft waren. Dieser Sachverhalt, in der zeitgenössischen juristischen Literatur ausführlich behandelt, ist in der bisherigen Forschung nur für »Ausnahmen« berücksichtigt worden, tatsächlich stellt er einen charakteristischen Zug frühneuzeitlicher Herrschaft dar. Zentral für die Herrschaftssicherung erweist sich auch das »regierende Paar«, denn die Fortdauer der Herrschaft hing nicht allein von einer zahlreichen Nachkommenschaft ab, sondern auch von der angemessenen Mitwirkung der »regierenden« Fürstin an der Selbstdarstellung der Dynastie in der höfischen und politischen Welt des 17. und 18. Jahrhunderts. Fürstinnen spielten eine bedeutende Rolle als Mäzeninnen und Förderinnen von Künstlern, planten und gestalteten vielfach selbst ihre Schlösser und erwiesen sich als Spezialistinnen für die »moderne« Innenausstattung. Die »Weiberrepubliken« der Reichsklöster und Reichsstifte gehörten ebenso zum 'Reichskosmos' wie die Frauen in den Adelsgeschlechtern, die die Fürstbischöfe und Domherren stellten. In ihren Porträts, aber auch in ihren Briefen, ihren religiösen und politischen Schriften setzen sich regierende und verwitwete Gräfinnen und Fürstinnen ebenso wie Stiftsdamen Denkmale, die Auskunft über ihr ausgeprägtes dynastisches und religiöses Selbstverständnis geben.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhalt | 7 | ||
Heide Wunder: Einleitung Dynastie und Herrschaftssicherung: Geschlechter und Geschlecht | 9 | ||
Barbara Stollberg-Rilinger: Der Grafenstand in der Reichspublizistik | 29 | ||
Zur Reichspublizistik als Disziplin | 30 | ||
Zur Lage des Reichsgrafenstandes im späten 17. und 18. Jahrhundert | 31 | ||
Der Beitrag der Reichspublizistik zur reichsgräflichen Standespolitik | 35 | ||
Sitz und Stimme auf Reichstagen und die damit verknüpfte superioritas territorialis | 38 | ||
Praezedenzrecht und zeremonielles „Tractament" | 43 | ||
Ebenbürtigkeit mit den Reichsfürsten | 47 | ||
Gerhard Menk: Der deutsche Territorialstaat in Veit Ludwig von Seckendorffs Werk und Wirken | 55 | ||
I. Forschungsstand und Darstellung | 55 | ||
II. Leben und Schriften - ein Überblick | 62 | ||
III. Der „Teutsche Fürsten-Stat" - die Leitlinien Seckendorffs für den deutschen Territorialstaat nach dem Dreißigjährigen Krieg | 70 | ||
1. Der „Fürsten-Stat" als Reaktion auf den Dreißigjährigen Krieg: eine Handreichung für Fürsten und Beamte, keine „Politik" | 70 | ||
2. Die territoriale Bestandsaufnahme als Ausgangspunkt des deutschen „Fürsten-States" | 75 | ||
3. Seckendorff als Theoretiker des deutschen Territorialstaats: Die Einbindung in das Heilige Römische Reich und die innere Ordnung des machtmoderierten Territoriums | 76 | ||
4. Die Funktion religiöser Bindung und des Friedens für den Territorialstaat | 79 | ||
5. Landeskirche und Bildungswesen | 80 | ||
IV. Die staatstheoretischen Elemente in den „Spätschriften" | 84 | ||
V. Die Wirkung Seckendorffs und seine Einordnung in Wissenschaft und Staatspraxis | 88 | ||
Jutta Taege-Bizer: Pietistische Herrscherkritik und dynastische Herrschaftssicherung. Die „mütterlichen Vermahnungen" der Gräfin Benigna von Solms-Laubach | 93 | ||
I. Gräfin Benigna und ihre „mütterlichen Vermahnungen" | 98 | ||
II. Herrschaft in Verantwortung vor dem Gericht Gottes - Erziehung zum ,frommen' Grafen | 104 | ||
III. Herrscherkritik und Dynastiesicherung | 110 | ||
Helga Meise: „habe ich die politica bei H. Richter angefangen". Herrschaftsalltag und Herrschaftsverständnis der Landgräfin Elisabeth Dorothea von Hessen-Darmstadt (1640-1709) | 113 | ||
I. Witwenstand und Herrschaftssicherung | 115 | ||
II. Die vormundschaftliche Regierung | 119 | ||
III. Der Anspruch der fürstlichen Witwe auf „Respect" | 127 | ||
Jill Bepler: „im dritten Gradu ungleicher Linie Seitwärts verwandt". Frauen und dynastisches Bewußtsein in den Funeralwerken der Frühen Neuzeit | 135 | ||
Die Herausbildung des Funeralwerks als Teil der höfischen Publizistik | 135 | ||
Herkommen, Lebenslauf, Genealogie im Funeralwerk | 137 | ||
Eine exemplarische Ahnenreihe: von Sachsen nach Stolberg | 138 | ||
Anna von Dänemark, Kurfürstin von Sachsen (1532-1585) | 139 | ||
Sophie Markgräfin von Brandenburg, Kurfürstin von Sachsen (1568-1622) | 141 | ||
Magdalena Sibylle Markgräfin von Brandenburg, Kurfürstin von Sachsen (1586-1659) | 143 | ||
Sophia Eleonora von Sachsen, Landgräfin von Hessen-Darmstadt (1609-1671) | 149 | ||
Luise Christine von Hessen-Darmstadt, Gräfin Stolberg (1636-1697) | 154 | ||
Sophia Eleonora Gräfin Stolberg (1669-1745) | 157 | ||
Zusammenfassung | 160 | ||
Cordula Bischoff: „... so ist ein anders das männliche, ein anders das weibliche Decorum". Fürstliche Damenappartements und ihre Ausstattungen um 1700 | 161 | ||
Damenappartements in Theorie und Praxis | 166 | ||
Ausstattung als Medium fürstlicher Repräsentation | 173 | ||
Selbstthematisierung der Fürstin durch Bildprogramme | 176 | ||
Sabine Stange: Die Bildnisse der Fürstin Christiane von Waldeck (1725-1816) - Herrschaftsverständnis und Repräsentation | 181 | ||
Politischer Aufstieg und Repräsentation in Waldeck | 183 | ||
I. „der Fürstin Portrait" | 186 | ||
II. Das „Fürstlich Familien-Stück" | 191 | ||
III. Herrschaftstätigkeiten | 195 | ||
Sicherung der Herrschaftsnachfolge durch Nachkommen | 195 | ||
Vertretung des Regenten in seiner Abwesenheit | 196 | ||
Bautätigkeit | 200 | ||
Sammlerin und Gelehrte | 201 | ||
Sylvia Schraut: Dynastische Herrschaftssicherung im dynastiefreien Raum? Katholischer Reichsadel im Umkreis der südwestdeutschen Bistümer während der Frühen Neuzeit | 205 | ||
Ute Küppers-Braun: Dynastisches Handeln von Frauen in der Frühen Neuzeit | 221 | ||
I. Definitionsprobleme | 221 | ||
II. Frauen als eigenständige Dynasten kraft ihres Amtes | 223 | ||
III. Dynastische Herrschaftssicherung des hohen Adels am Beispiel freiweltlicher Damenstifte | 230 | ||
Anke Hufschmidt: Christliche Lebenspraxis und Legitimation. Zur Bedeutung der Religiosität von niederadligen Frauen für die Konfessionalisierung des Weserraumes im 16. und 17. Jahrhundert | 239 | ||
I. Frauen und Konfessionswechsel | 243 | ||
II. Christliche Lebenspraxis in adligen Familien | 253 | ||
III. Herrschaftshandeln von Frauen | 260 | ||
Zusammenfassung | 264 | ||
Autorenverzeichnis | 265 |