Freundschaft oder »amitié«?
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Freundschaft oder »amitié«?
Ein politisch-soziales Konzept der Vormoderne im zwischensprachlichen Vergleich (15.-17. Jahrhundert)
Editors: Oschema, Klaus
Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 40
(2007)
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Abstract
Die Freundschaft gilt der internationalen Mediävistik wie der Neuzeitforschung als zentrales Medium der gesellschaftlichen Organisation in innen- wie in außenpolitischer Perspektive. Trotz des gemeinsamen Interesses an diesem Gegenstand unterscheiden sich aber die Zugänge der historischen Disziplinen wie der verschiedenen nationalen Wissenschaftskulturen. Die Beiträge des vorliegenden Bandes wollen zu einer Diskussion über die Epochengrenze, aber auch über die Sprachgrenze zwischen der deutschen und französischen Forschung hinweg anregen.Im Zentrum steht dabei die politische Dimension der Freundschaft, in der personale und herrschaftliche Mechanismen verschmelzen. Je nach Fokussierung kann die Freundschaft damit als Bezeichnung für klientelartige Beziehungen erscheinen, aber auch als Ausdruck eines Ideals politisch-sozialer Bindung, das stark mit Wertvorstellungen aufgeladen ist.Die Kontrastierung französischer und deutscher Beispiele verdeutlicht, wie die Freundschaftsterminologie über die Sprachgrenzen hinweg für politische Einungen und rechtliche Ausgleichsprozesse genutzt werden konnte. Zugleich zeigt der Blick auf die Eidgenossenschaft, wie die Bezugnahme auf dieses Ideal politischen und sozialen Ausgleichs im zeitlichen Verlauf variierte.Im weiteren räumlichen Rahmen lässt sich dabei keine eindeutige Zäsur an der etablierten Epochengrenze feststellen: Gerade in den französischen Religionskriegen des 16. Jahrhunderts erlebt die Freundschaft als Medium der Friedensstiftung zwischen den Konfessionen eine Phase der Konjunktur. Ab dem späten Mittelalter tritt ihr jedoch die Neutralität als neue Kategorie befriedeter Beziehungen an die Seite.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Inhalt | 5 | ||
Klaus Oschema: Einführung | 7 | ||
Klaus van Eickels: Freundschaft im (spät)mittelalterlichen Europa: Traditionen, Befunde und Perspektiven | 23 | ||
I. Die Semantik personaler Bindungen im Mittelalter | 24 | ||
II. Die soziale und politische Funktion des Freundschaftsdiskurses | 25 | ||
1. L'amour du roi und die aequalitas amicorum: Freundschaft als sozialer Raum rangfreier Kommunikation in der agonalen Ranggesellschaft des mittelalterlichen Adels | 25 | ||
2. Freund oder Gefährte? Freundschaft als Friedenssicherung vs. Freundschaft als Aktionsgemeinschaft (negative und positive Konzeptualisierungen der Treue unter Freunden) | 28 | ||
3. Christliche Tugend oder systemfremdes Element in Kirche und Kloster: Freundschaft (auch) eine Lebensform für Kleriker und Mönche? | 30 | ||
III. Was uns vom Mittelalter trennt: Wandlungen des Freundschaftsdiskurses in der Neuzeit | 31 | ||
Résumé français | 34 | ||
Claudia Garnier: Politik und Freundschaft im spätmittelalterlichen Reich | 35 | ||
I. Freundschaft als politische und soziale Praxis | 35 | ||
II. Freundschaft als Bündnispartnerschaft | 37 | ||
III. Freundschaft und Verwandtschaft | 49 | ||
IV. Feindschaft als Auslöser und Bedrohung der amicitia | 55 | ||
V. Ergebnisse | 63 | ||
Résumé français | 65 | ||
Nicolas Offenstadt: Freundschaft, Liebe und Friede im Krieg (Frankreich, 14.-15. Jahrhundert) | 67 | ||
I. Eine originelle Rechtfertigung | 68 | ||
II. Ein institutioneller Zustand | 69 | ||
1. Eine Übereinkunft | 69 | ||
2. Ein dauerhafter Zustand | 71 | ||
III. Freundschaft im öffentlichen Raum | 76 | ||
Résumé français | 80 | ||
Klaus Oschema: Auf dem Weg zur Neutralität: Eine neue Kategorie politischen Handelns im spätmittelalterlichen Frankreich | 81 | ||
I. Der juristische Blick auf die Neutralität | 83 | ||
II. Begriff und ethische Dimension | 86 | ||
III. Auf dem Weg zur neutralité | 94 | ||
IV. Neutralität als „bürgerliches" Konzept? | 100 | ||
V. Freundschaft und Neutralität - Schlussgedanken | 104 | ||
Résumé français | 108 | ||
Jérémie Foa: Gebrauchsformen der Freundschaft. Freundschaftsverträge und Gehorsamseide zu Beginn der Religionskriege | 109 | ||
I. Die Zeit der Verträge | 112 | ||
II. „Oh meine Freunde, es gibt keinen Freund!" | 117 | ||
III. Verteidigung gegen den Feind | 118 | ||
IV. Die Pflichten der Freundschaft | 121 | ||
V. „Die Verbindung wurde nicht geknüpft..." | 123 | ||
VI. Die Freundschaft als „Parade" | 128 | ||
VII. Der Ursprung des Diskurses | 129 | ||
Résumé français | 135 | ||
Andrea Iseli: Freundschaft als konstitutives Element in der Theorie des frühneuzeitlichen Staates - eine Spurensuche | 137 | ||
I. Jean Bodins Konzept der Freundschaft | 138 | ||
II. Was hält eine staatliche Gemeinschaft im Innern zusammen? | 141 | ||
1. Althusius | 141 | ||
2. Pufendorf | 144 | ||
3. Rousseau | 147 | ||
III. Die Bedeutung der Freundschaft für die Außenbeziehungen | 150 | ||
IV. Die Bedeutung der Freundschaft für die häusliche Gemeinschaft | 154 | ||
Résumé français | 157 | ||
Michael Jucker: Und willst du nicht mein Bruder sein, so ... Freundschaft als politisches Medium in Bündnissen und Korrespondenzen der Eidgenossenschaft (1291-1501) | 159 | ||
I. Freunde und Bündnisse | 166 | ||
II. Begriffe und Zukunftsversprechen | 172 | ||
III. Freundschaft-Feindschaft und Asymmetrie | 175 | ||
IV. Freundschaft in Briefen | 180 | ||
V. Freunde und Brüder: Einblicke und Ausblicke | 184 | ||
Résumé français | 189 | ||
Andreas Würgler: Freunde, amis, amici. Freundschaft in Politik und Diplomatie der frühneuzeitlichen Eidgenossenschaft | 191 | ||
I. „Freundschaft" und Friede: die Außenbeziehungen | 192 | ||
II. Diplomaten und ihre „Freunde in den Kantonen" | 198 | ||
III. „Freund - eidgenössisch" | 203 | ||
IV. Fazit | 207 | ||
Résumé français | 210 | ||
Autorinnen und Autoren | 211 | ||
Thomas Schwitter: Personen- und Ortsregister | 214 |