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Blickle, P. (Ed.) (1993). Der Fluch und der Eid. Die metaphysische Begründung gesellschaftlichen Zusammenlebens und politischer Ordnung in der ständischen Gesellschaft. Red.: André Holenstein. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47859-0
Blickle, Peter. Der Fluch und der Eid: Die metaphysische Begründung gesellschaftlichen Zusammenlebens und politischer Ordnung in der ständischen Gesellschaft. Red.: André Holenstein. Duncker & Humblot, 1993. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-47859-0
Blickle, P (ed.) (1993): Der Fluch und der Eid: Die metaphysische Begründung gesellschaftlichen Zusammenlebens und politischer Ordnung in der ständischen Gesellschaft. Red.: André Holenstein, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-47859-0

Format

Der Fluch und der Eid

Die metaphysische Begründung gesellschaftlichen Zusammenlebens und politischer Ordnung in der ständischen Gesellschaft. Red.: André Holenstein

Editors: Blickle, Peter

Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 15

(1993)

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Abstract

Wie stark waren gesellschaftliche und politische Ordnungen im vorrevolutionären Europa metaphysisch verankert? Die Frage nach Stellenwert und Funktion von Fluch und Eid in der ständischen Gesellschaft erschließt zwei gegensätzliche und dennoch miteinander verschränkte Umgangsweisen der Menschen mit dem Sakralen. Fluch und Eid sind fest eingefügt in die Lebenspraxis und belegen so die Alltäglichkeit des Sakralen.

André Holenstein begründet die breite Verankerung des Eides in der Vormoderne mit dessen Eigenschaft, Defizite bei der Durchsetzung von Normen und Pflichten und bei rechtlichen Verfahren der Wahrheitsfindung durch Einführung einer göttlichen Sanktions- und Kontrollgewalt wettmachen zu können. Der Eid dient einerseits der Sicherung der Legitimität von Herrschaft und andererseits der Gewährleistung des Rechts. Heinrich Richard Schmidt zeigt am Berner Material, wie der Fluch das regulierende Eingreifen Gottes oder einer anderen Macht erzwingen soll, folglich von der christlichen Obrigkeit geächtet wird, freilich mit geringem Erfolg: Fluchen wird nach Auskunft verfügbarer serieller Quellen nicht seltener, sondern eher häufiger, schließlich auch alltäglicher. Eva Labouvie wendet sich dem im volkstümlichen Repertoire magischer Vorstellungen verwurzelten Fluchen zu, das offenbar mehrheitlich von Frauen als Wortmagie praktiziert wurde. Als Angriff auf Ehre und Existenz des Betroffenen verlangten Verfluchungen eine innerdörfliche Schlichtung oder eine gerichtliche Entscheidung, als Schadenszauber wurden sie häufig im Kontext von Hexenverfolgungen denunziert und hart bestraft.

Fluch und Eid sind weder epochen- noch konfessionsspezifisch, sie verklammern vielmehr Spätmittelalter und Frühe Neuzeit und sind offenbar dem Christentum in allen seinen Denominationen eigentlich. Erst die aufklärerische Kritik deklariert die Anrufung Gottes zum Zeugen in menschlichen Belangen als Ausdruck eines rohen Gottesbildes und als Aberglauben, erst im 18. Jahrhundert verflacht das

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Verzeichnis der Mitarbeite 8
Inhaltsverzeichnis 9
André Holenstein: Seelenheil und Untertanenpflicht Zur gesellschaftlichen Funktion und theoretischen Begründung des Eides in der ständischen Gesellschaft 11
Vorbemerkung 11
I. Recht und Herrschaft: der Eid und die Legitimation politischer Gewalt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit 14
1. Dingpflicht, Weistum und Rüge — Eid und Herrschaftssicherung im Ding der mittelalterlichen Grundherrschaft 15
2. Sündenzucht und Seelenheil — der Eid der Sendschöffe 16
3. Die coniuratio der Bürger und Landleute als Basis autonomen Willkürrechts 18
4. Untertaneneid und Untertanengehorsam im frühmodernen Territorialstaat 19
II. Iusiurandum tolle — iam omnem ordinerà solvisti — zur praktischen Begründung des Eides in der traditionellen Eideslehre der frühen Neuzeit 20
III. Popularisierungsstrategien der traditionellen Eideslehre 33
IV. Begründungen von Pflicht und Gewissen jenseits von Eid und Religion — die Überwindung der traditionellen Eideslehre 41
V. Schlußthesen: Eid und metaphysische Gewalt im Prozeß der modernen Staatsbildung 58
Heinrich R. Schmidt: Die Ächtung des Fluchens durch reformierte Sittengerichte 65
I. Die Zornestheologie 65
1. Die normativen Quelle 65
2. Theologie der Ordnungen am Beispiel der Prädikantenordnung 1587 71
3. Die Forschung 73
a) Individuelle und kollektive Vergeltung 73
b) Providenz und Konfessio 76
c) Wandel des Vergeltungsglaubens 82
II. Fluchen als Majestätsverbreche 83
1. Definitio 83
2. Berner Norme 87
3. Fälle aus der Berner Praxis 91
4. Die Forschung 99
a) Fluchen als Gotteslästerung 99
b) Menschenfluch versus Gottes Fluch 104
c) Zeitliche Veränderungen im Phänomen Fluche 106
III. Quantitative Analyse — Sozialer Wandel durch die Ächtung des Fluchens? 108
IV. Zusammenfassung 118
Eva Labouvie: Verwünschen und Verfluchen: Formen der verbalen Konfliktregelung in der ländlichen Gesellschaft der Frühen Neuzeit 121