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Die Haftung von Gesellschaftern wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung

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Seele, S. (2019). Die Haftung von Gesellschaftern wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53641-2
Seele, Sébastien Philippe. Die Haftung von Gesellschaftern wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung. Duncker & Humblot, 2019. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-53641-2
Seele, S (2019): Die Haftung von Gesellschaftern wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-53641-2

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Die Haftung von Gesellschaftern wegen sittenwidriger vorsätzlicher Schädigung

Seele, Sébastien Philippe

Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 145

(2019)

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Abstract

Die höchstrichterliche Rechtsprechungsgeschichte zur Haftung von Gesellschaftern ist von einer markanten Anwendungshäufigkeit des § 826 BGB geprägt. Das Werk führt durch diese Rechtsprechungsgeschichte und untersucht aus methodischer Sicht die Gründe für den häufigen Rückgriff auf die deliktsrechtliche Generalklausel.

Im Laufe der Untersuchung macht das Werk deutlich, dass sich die Sittenwidrigkeit wie kaum ein anderer unbestimmter Rechtsbegriff des Zivilrechts als Vehikel der Rechtsfortbildung heranziehen lässt. Der Autor schlägt im Bereich der Haftung des Gesellschaftsrechts vor, sich von kaum greifbaren moralischen Kategorien zur Haftungsbegründung auf Grundlage der Sittenwidrigkeit abzuwenden und neue funktionale Begründungsmuster in der Rechtsökonomie zu suchen.
The author leads through the extensive German case history of shareholder tort liability for »immoral damages« and shows that the assumed »immorality« of a shareholder action has proven to be an excellent vehicle for the development of the law of shareholder liability. The author argues moving away from ethical arguments in this context and towards economic arguments to justify shareholder liability.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 11
Abkürzungsverzeichnis 18
§ 1 Einleitung 21
A. Grund und Gegenstand der Untersuchung 21
B. Gang der Untersuchung 23
§ 2 Anwendungsfälle der Haftung von Gesellschaftern nach § 826 BGB 25
A. Schädigung der Mitgesellschafter 30
I. Ungleichbehandlung der Gesellschafter 30
1. Anteils- und Stimmrechtsverwässerung 34
2. Verkürzung der Ausübungsmöglichkeit von Gesellschafterrechten 41
3. Einräumung von Sondervorteilen 42
4. Räuberische Anfechtungs- und Nichtigkeitsklage 46
5. Umgehung von Vinkulierungsklauseln 49
II. Gefährdung der Erreichung des Gesellschaftszwecks 50
1. Wettbewerb mit der Gesellschaft 50
2. Gefährdung des Bestands der Gesellschaft 52
3. Umgehung eines gesetzlichen Stimmverbots 53
III. Sonstige Fälle 56
1. Übervorteilung bei der Gestaltung des Gesellschaftsvertrags 56
2. Veräußerung von belasteten Geschäftsanteilen an einen Gutgläubigen 57
3. Missbräuchlicher Anteilserwerb 57
4. Beschlussfassung unter Ausnutzung des Fernbleibens übriger Gesellschafter 59
B. Schädigung der Gesellschaftsgläubiger 59
I. Missachtung der Finanzierungsverantwortung 60
1. Materielle Unterkapitalisierung 61
2. Nominelle Unterkapitalisierung 64
3. Missachtung der Zweckbindung des Gesellschaftsvermögens – existenzvernichtender Gesellschaftereingriff 66
II. Missachtung des Kapitalaufbringungs- und -erhaltungsgrundsatzes 67
1. Überbewertung von Sacheinlagen 68
2. Sonstige Gefährdung der Kapitalerhaltung 69
III. Missbrauch des Trennungsprinzips 70
1. Strukturelle Konzentration des Geschäftsrisikos auf die Gesellschaft 71
2. Vermögensvermischung 72
IV. Sonstige Fälle 73
1. Mitwirkung an einer fehlerhaften Bilanz 73
2. Vollstreckungsvereitelung 74
3. Insolvenzverschleppung 75
4. Unmittelbare Gläubigertäuschung 75
C. Schädigung der Gesellschaftergläubiger 76
D. Sonstige Anwendungsfälle 76
E. Zusammenfassung 77
§ 3 Tatbestand der Haftung von Gesellschaftern nach § 826 BGB 78
A. Handlung 78
B. Sittenwidrigkeit 79
I. Inhalt der guten Sitten im Gesellschaftsrecht 79
1. Auslegung des Rechtsbegriffs der „guten Sitten“ 80
a) Wortlaut 80
b) Historie 81
c) Gesetzessystematik 83
d) Telos 83
aa) Verweis auf abstrakte ethische Maßstäbe 84
(1) Naturrecht und christlich-abendländische Moralphilosophie 85
(2) Materiale Wertethik auf dem Gebiet des Gesellschaftsrechts 86
(3) Sonstige Ansätze 88
(4) Eignung für die Zwecke der Feststellung der Sittenwidrigkeit von Gesellschafterhandeln 89
bb) Verweis auf soziologische Empirie 90
(1) Sozialmoral 90
(2) Kritik am Ansatz 90
(3) Beschränkung auf das „sozialethische Minimum“ 92
(4) Bereichsspezifische Sozialmoral 93
(5) Eignung für die Zwecke der Feststellung der Sittenwidrigkeit von Gesellschafterhandeln 94
cc) Mischverweis – die Anstandsformel 95
(1) Geschichte und Inhalt 96
(2) Kritik 98
(3) Eignung für die Zwecke der Feststellung der Sittenwidrigkeit von Gesellschafterhandeln 103
dd) Verweis auf rechtsinterne Maßstäbe 103
(1) Ordre-public-Modell 104
(2) Sonstiger Verweis auf innerrechtliche Maßstäbe 105
(3) Eignung für die Zwecke der Feststellung der Sittenwidrigkeit von Gesellschafterhandeln 106
2. Subjektive Dimension der Sittenwidrigkeit 108
a) Überlappung von Vorsatz und subjektiven Komponenten der Sittenwidrigkeit 108
b) Indizwirkung von Gesellschafteregoismus 109
3. Scheitern der Objektivierung und seine Konsequenzen 111
a) Scheitern der Objektivierungsbemühungen 111
b) Konsequenzen des Scheiterns 114
aa) Fallgruppenbildung – Gefahr des Rechtsprechungspositivismus? 115
bb) Bildung funktionaler Modelle 117
(1) Funktionales Modell nach Wagner 118
(2) Rechtsfortbildungsfunktion 119
II. Die Feststellung des Sittenverstoßes im Einzelfall 120
1. Praxis der Anwendung und Begründung des Sittenwidrigkeitsurteils 121
a) Vermeintliche Evidenz der Sittenwidrigkeit 121
b) Zweck-Mittel-Relation 124
c) Gesamtbetrachtung 126
d) Verweis auf teleologische Modelle ohne Inhaltsbestimmung 127
e) Zusammenfassung 127
2. Auswirkungen und Ursachen des Begründungsdefizits 127
a) Auswirkungen des Begründungsdefizits 128
b) Ursachen des Begründungsdefizits 129
III. Der sozialethische Tadel 132
IV. Zusammenfassung 133
C. Vorsatz 134
I. Historie des Vorsatzerfordernisses 134
II. Gegenstand des Vorsatzes 135
III. Funktion des Vorsatzes und Anwendung im Bereich der Gesellschafterhaftung 137
D. Kausal verursachte Schädigung 141
E. Schutzzweckzusammenhang 141
I. Gesellschaft als Gläubiger 143
II. Mitgesellschafter als Gläubiger 145
III. Gesellschaftsgläubiger als Gläubiger 146
F. Zusammenfassung und Bewertung 148
§ 4 Haftung von Gesellschaftern nach § 826 BGB im System des Gesellschaftsrechts 150
A. Schutz der Mitgesellschafter 150
I. Sittenbindung und Treuepflicht 150
1. Treuepflicht 151
2. Verhältnis der Sittenbindung zur Treuebindung 153
a) Ablösung der Bindung an die guten Sitten durch die Treuepflicht 153
b) Sprachlicher Gehalt 154
c) Inhaltliches und funktionales Verhältnis 155
aa) Ausgangslage 156
bb) Hintergrund: Der Widerspruch von Kollektiv- und Partikularinteresse 158
cc) Anknüpfungspunkte materieller Kriterien 160
II. Haftung nach § 826 BGB und nach § 117 Abs. 1 S. 2 AktG 165
III. Sonstige deliktische Haftung 166
B. Unmittelbarer Schutz der Gesellschaftsgläubiger – der Haftungsdurchgriff 167
I. Der Haftungsdurchgriff 168
1. Begründungsmodelle 169
a) Normzweckansätze 170
b) Missbrauchsansätze 170
c) Rechtsprechungspraxis und Kritik 171
2. Anwendungsfälle 172
a) Vermögensvermischung 172
b) Sphärenvermischung 173
c) Materielle Unterkapitalisierung und strukturelle Konzentration des Geschäftsrisikos auf die Gesellschaft 173
d) Existenzvernichtungshaftung i.S.d. „Bremer Vulkan“-Rechtsprechung 173
II. Verhältnis von Haftungsdurchgriff und Haftung nach § 826 BGB 174
C. Schutz der Gesellschaft 178
I. Zweckbindung des Gesellschaftsvermögens – sittliche Pflicht der Gesellschafter gegenüber der Gesellschaft? 179
1. Hintergrund und Fallgruppen 180
a) Hintergrund der Haftung 180
b) Anwendungsfälle 181
aa) Vermögensabzug zugunsten der Gesellschafter 182
bb) Vermögensabzug zugunsten Dritter 182
cc) Bilanzneutrale Eingriffe 182
2. Lösungsansätze der Rechtsprechung bis „Trihotel“ 183
a) Die konzernrechtliche Analogie 183
b) Der Missbrauch des Haftungsprivilegs – die Durchgriffshaftung 185
3. Die Lösung der Existenzvernichtungshaftungsproblematik als Binnenanspruch nach § 826 BGB 186
a) Die „Trihotel“-Entscheidung 186
b) Änderungen der Existenzvernichtungshaftung 187
aa) Endgültige Entscheidung für die Verschuldenshaftung 187
bb) Innenhaftung 188
c) Kongruenz mit dem Tatbestand des § 826 BGB und Kritik seiner Anwendung 188
d) Der Rechtsfolgenwandel 193
e) Europa- und kollisionsrechtlicher Kontext 194
II. Paradigmenwechsel im Schutzobjekt? 195
D. Zusammenfassung 195
§ 5 Rechtsfortbildendes Wirken der Anwendung des § 826 BGB im Kontext der Gesellschafterhaftung 197
A. Rechtsfortbildung durch § 826 BGB und das Tatbestandsmerkmal der Sittenwidrigkeit 198
I. § 826 BGB als Normbildungsauftrag – Der Richter als Interimsgesetzgeber? 198
1. Richterliche Rechtssetzung 199
2. Gesetzgebungsdelegation durch § 826 BGB 200
II. Die Auseinandersetzung in der Kommunikationsgemeinschaft und die Kodifizierung durch den Gesetzgeber 203
B. Das Wirken des funktionalistisch-delegativen Modells der Sittenwidrigkeit außerhalb des Gesellschaftsrechts 203
I. Kartellrecht 203
II. Lauterkeitsrecht 204
C. Das Wirken des funktionalistisch-delegativen Modells des § 826 BGB im Gesellschaftsrecht 205
I. Rechtsfortbildung im Gesellschaftsrecht 206
II. Die Fortbildung des Gesellschaftsrechts mittels § 826 BGB 208
1. Die Zweckeignung der Norm und die Notwendigkeit ihrer Verwendung 208
a) Grundsätzliche Eignung 209
b) Mangel an Alternativen 210
c) Vergleich zu anderen Modi der Rechtsfortbildung 211
d) Begründungsdefizit als Vorteil 212
e) Bewusstsein hinsichtlich der Rechtsfortbildungsfunktion 213
2. Relativierung der Tatbestandsmerkmale 214
3. Konkurrenzverhältnis 216
4. Besondere methodische Legitimität? 216
III. Kritischer Diskurs und Kodifikation 218
D. Grenzen der Rechtsfortbildungsfunktion des § 826 BGB im Gesellschaftsrecht 219
I. Die transitorische Anwendung und das legislative Unterlassen 219
II. Deflexibilisierung und Entwicklungsstagnation durch Kodifikation 220
III. Das Spannungsverhältnis zwischen Rechtssicherheit und Anwendungsflexibilität 221
IV. Verdeckung der Rechtsfortbildung 222
E. Funktionalistisch-delegatives Modell der Sittenwidrigkeit und der neue Methodenstreit 222
F. Zusammenfassung 224
§ 6 Inhalt der Rechtsfortbildung zur Gesellschafterhaftung auf Grundlage des § 826 BGB 225
A. Rechtsfortbildende funktionale Anwendung des § 826 BGB 226
I. Wesen der rechtsfortbildenden funktionalen Anwendung des § 826 BGB 226
II. Rechtsgebietsfunktionsspezifische Rechtsfortbildung als Wertungsjurisprudenz 231
III. Rechtsgebietsfunktionsspezifität als utilitaristische Ethik 234
IV. Abgrenzung zum Verweis auf rechtsinterne Maßstäbe 235
V. Besondere Eignung des Wirtschaftsprivatrechts 236
B. Funktionale Rechtsfortbildung durch die Sittenwidrigkeit im Lauterkeitsrecht 237
I. Sittenwidrigkeit im Lauterkeitsrecht 238
1. Versuche der Konkretisierung der guten Sitten 238
2. Übergang zur funktionalen Auslegung 240
II. Eignung für eine Übertragung auf das Gesellschaftsrecht und die Haftung von Gesellschaftern 242
1. Argumente für eine entsprechende Anwendung 243
2. Argumente gegen eine entsprechende Anwendung 244
C. Maßstäbe der funktionalen rechtsfortbildenden Anwendung des § 826 BGB bei der Haftung von Gesellschaftern 245
I. Ungeeignete Funktionalisierungsmaßstäbe 246
II. Gesetzliche Wertungen als Maßstab 247
1. Gesellschafterschutz 248
2. Gläubigerschutz 248
3. Bewertung 249
III. Ökonomie und Allokationseffizienz als Maßstab 250
1. Ökonomische Analyse des Rechts 250
2. Kritik und Grenzen der ökonomischen Analyse des Rechts 252
3. Spezifische ökonomische Erwägungen 254
a) Gesellschaftsrecht und ökonomische Theorie 254
b) Einzelfragen 255
aa) Schutz der Gesellschafter 255
(1) Ungleichbehandlung der Gesellschafter 256
(2) Gefährdung des Gesellschaftszwecks 258
bb) Schutz der Gesellschaftsgläubiger 258
4. Unbewusste Anwendung des Maßstabs? 261
D. Funktionale Anwendung des § 826 BGB jenseits der Sittenwidrigkeit 262
E. Bedenken gegen eine Funktionalisierung 263
I. Aufweichung des ethischen Gehalts des Begriffs der „guten Sitten“ und der Einheit der guten Sitten 263
II. Scheitern der praktischen Vereinfachung 264
III. Unzulässiger Inhalt und Überdehnung der Rechtsfortbildung 265
F. Fazit 268
Literaturverzeichnis 269
Stichwortverzeichnis 294