Mitwirkungs- und Kooperationspflichten von Anteilsinhabern und Gläubigern von Kapitalgesellschaften in vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren
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Mitwirkungs- und Kooperationspflichten von Anteilsinhabern und Gläubigern von Kapitalgesellschaften in vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren
Zugleich eine Analyse von Eingriffsrechten in Mitgliedschaftsrechte der Anteilsinhaber in der Krise der Gesellschaft
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 156
(2020)
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About The Author
Fabian Brocke; Studium, Rechtsreferendariat und Promotion in Marburg; LL.M. Studium an der University of Chicago; Associate bei Latham & Watkins LLP; seit 2017 Partner bei act legal in Frankfurt am Main.Abstract
Unternehmen lassen sich in vorinsolvenzlichen, außergerichtlichen Sanierungsverfahren häufig effektiver und erfolgreicher restrukturieren als im Insolvenzverfahren. Allerdings stellt sich hier das sog. Gefangenendilemma, weil sowohl Gesellschafter als auch Gläubiger darauf hoffen, dass die jeweils anderen die notwendigen Sanierungsbeiträge entrichten, während man selbst keine Beiträge leisten, d. h. keine Einbußen hinnehmen muss. An diesem rechtspolitisch wichtigen Punkt bzw. diesem Spannungsverhältnis setzt die Arbeit von Fabian Brocke an und untersucht, wie Mitwirkungs- und Kooperationspflichten von Gesellschaftern und Gläubigern begründet werden können. Die mitgliedschaftliche Treuepflicht ist, wie anhand verschiedener Sanierungskonstellationen gezeigt wird, das zentrale Instrument zur Konfliktlösung im Binnenverhältnis der Gesellschafter. Entgegen der Auffassung des BGH werden auch die Idee einer Aufopferungspflicht der Gläubiger sowie deren rechtsdogmatische Einordnung herausgearbeitet.»Duties of Participation and Cooperation of Shareholders and Creditors of Corporations in Pre-Insolvency Restructuring Proceedings. Also an Analysis of Rights of Intervention in the Membership Rights of Shareholders in a Crisis of the Corporation«Fabian Brocke analyses how duties of cooperation and collaboration of shareholders and creditors can be established in pre-insolvency restructuring proceedings. The fiduciary duty of membership is the central instrument for conflict resolution in the internal relationship between the shareholders. Contrary to the opinion of the German Federal Court of Justice, the idea of a duty of cooperation on the part of the creditors and its legal-dogmatic classification are also elaborated.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 12 | ||
A. Einleitung | 15 | ||
I. Gegenstand und Problematik | 15 | ||
II. Methodik und Gang der Darstellung | 19 | ||
B. Die Unternehmenskrise als Ausgangspunkt der Sanierung | 20 | ||
I. Notwendigkeit der Sanierung | 20 | ||
1. Merkmale einer Krise, Krisenursachen und Krisenstadien | 22 | ||
a) Begriffsbestimmung einer Krise | 22 | ||
b) Krisenursachen | 24 | ||
c) Krisenarten | 24 | ||
2. Die Sanierung des Krisenunternehmens | 26 | ||
a) Begriffsbestimmung einer Sanierung | 27 | ||
b) Begriffsbestimmung Reorganisation und Restrukturierung | 28 | ||
c) Die Sanierungsfähigkeit des Unternehmens | 29 | ||
II. Denkbare Sanierungsmaßnahmen im Rahmen außergerichtlicher Sanierungen | 31 | ||
1. Verringerung von Finanzverbindlichkeiten | 31 | ||
a) Schuldenschnitt | 32 | ||
b) Rangrücktritt | 33 | ||
c) Debt-Equity Swap | 34 | ||
d) Stillhalteabkommen | 34 | ||
e) Sanierende Verschmelzung | 35 | ||
2. Zuführung von Liquidität | 36 | ||
a) Finanzierung über Eigenkapital | 36 | ||
aa) Kapitalschnitt | 36 | ||
bb) Kreditfinanzierung durch Gesellschafter | 36 | ||
b) Fremdfinanzierung | 37 | ||
III. Vor- und Nachteile einer außergerichtlichen Sanierung | 37 | ||
1. Vorteile der außergerichtlichen Sanierung | 38 | ||
a) Kürzere Verfahrensdauer | 38 | ||
b) Größere Flexibilität | 39 | ||
c) Keine Publizitätswirkung | 40 | ||
d) Kostenvorteile | 41 | ||
e) Höhere Erfolgschancen der Sanierung bei frühzeitiger Einleitung | 42 | ||
aa) Anreize zu einer früheren Einleitung von Sanierungsmaßnahmen | 43 | ||
bb) Fazit | 46 | ||
2. Nachteile der außergerichtlichen Sanierung | 48 | ||
a) Einbindung dissentierender Gesellschafter und Gläubiger | 48 | ||
b) Rechtliche Hindernisse der vorinsolvenzlichen Sanierung | 48 | ||
aa) Keine Vollstreckungssperre | 48 | ||
bb) Fehlende Anreize zur Gewährung von Sanierungsdarlehen und Haftungsrisiken | 50 | ||
cc) Keine Wahlmöglichkeit bei Abwicklung schwebender Rechtsgeschäfte | 52 | ||
dd) Keine Kündigungssperre für Miet- oder Pachtverhältnisse | 52 | ||
ee) Arbeitsrechtliche Hindernisse | 53 | ||
ff) Weitere insolvenzrechtliche Vorteile des Insolvenzverfahrens | 54 | ||
c) Haftungsrisiken bei vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahren | 54 | ||
aa) Haftung aufgrund faktischer Organstellung | 54 | ||
(1) Haftungsrisiken der GmbH-Gesellschafter als faktische Geschäftsführer | 56 | ||
(2) Haftungsrisiken der Banken als faktische Geschäftsführer | 57 | ||
bb) Haftung der Banken auf Grund konzernrechtlicher Maßstäbe | 58 | ||
3. Fazit | 61 | ||
C. Sanierungsbeiträge der Gesellschafter | 62 | ||
I. Die Gesellschaftsrechtliche Treuepflicht als Rechtsprinzip | 62 | ||
1. Entwicklung und dogmatische Herleitung | 63 | ||
a) Entwicklung der Treuepflicht in der Rechtsprechung | 63 | ||
aa) Entwicklung der Rechtsprechung | 63 | ||
bb) Ablehnung durch Flume | 66 | ||
b) Dogmatische Herleitung der Treuepflicht | 68 | ||
aa) Gesetzliche Grundlagen | 68 | ||
bb) Begründung von Rechtsbeziehungen | 71 | ||
(1) Rechtsbeziehungen der Gesellschafter zur Gesellschaft | 71 | ||
(2) Rechtsbeziehungen der Gesellschafter untereinander | 71 | ||
cc) Fazit | 73 | ||
2. Ausprägungen der gesellschaftsrechtlichen Treuepflicht | 73 | ||
a) Treuepflicht der Gesellschafter gegenüber der Gesellschaft | 74 | ||
aa) Rücksichtnahmepflicht | 75 | ||
bb) Förderpflicht | 76 | ||
b) Treuepflicht der Gesellschafter untereinander | 76 | ||
c) Treue- bzw. Aufopferungspflicht der Gesellschafter gegenüber Gläubigern | 77 | ||
II. Inhalt und Umfang der Treuepflicht in der Sanierung | 83 | ||
1. Strukturierung des Inhalts der Treuepflicht | 83 | ||
a) Schutzrichtung | 84 | ||
b) Verhältnismäßigkeit der Sanierungsmaßnahmen | 85 | ||
2. Mitwirkungspflichten bei Gesellschafterbeschlüssen | 86 | ||
a) Schranken- und Förderfunktion bzw. Enthaltung oder Zustimmungspflicht | 86 | ||
aa) Schrankenfunktion – Beschränkungen des Stimmrechts | 88 | ||
(1) Ablehnung der Rechtsfigur der wirkungsbezogenen Treuepflicht | 88 | ||
(2) Schutzrichtung der Treuepflicht bei Stimmenthaltung | 89 | ||
bb) Förderfunktion | 90 | ||
b) Fazit | 91 | ||
III. Sanierungsmaßnahmen und Zustimmungspflichten der Gesellschafter | 93 | ||
1. Erscheinungsformen und Voraussetzungen von Sperrminoritäten | 93 | ||
a) Qualifizierte Mehrheitserfordernisse AG | 93 | ||
b) Qualifizierte Mehrheitserfordernisse GmbH | 94 | ||
c) Regelungsmöglichkeiten in der Satzung der Gesellschaft | 95 | ||
aa) Regelungsmöglichkeiten Satzung AG | 95 | ||
bb) Regelungsmöglichkeiten Satzung GmbH | 96 | ||
2. Zustimmungspflichten bei Sanierung durch Kapitalschnitt | 97 | ||
a) Zustimmungspflicht zur Kapitalherabsetzung | 98 | ||
aa) Vorteile vereinfachter gegenüber ordentlicher Kapitalherabsetzung | 98 | ||
bb) Zweck der vereinfachten Kapitalherabsetzung in der Sanierung | 100 | ||
cc) Ablauf der vereinfachten Kapitalherabsetzung | 102 | ||
dd) Kooperations- und Mitwirkungspflichten der Gesellschafter | 103 | ||
b) Zustimmungspflicht zur Kapitalerhöhung | 104 | ||
aa) Ordentliche Kapitalerhöhung | 105 | ||
(1) Vor- und Nachteile der ordentlichen Kapitalerhöhung | 105 | ||
(2) Ablauf und Mehrheitserfordernisse der ordentlichen Kapitalerhöhung | 106 | ||
(3) Kooperations- und Mitwirkungspflichten der Gesellschafter | 108 | ||
(4) Alternativvorschlag: Zustimmungspflicht auch in früheren Krisenstadien? | 110 | ||
(5) Fazit | 111 | ||
bb) Kapitalerhöhung aus genehmigtem Kapital | 111 | ||
c) Sonderkonstellation 1: Kapitalherabsetzung auf Null und Kapitalerhöhung | 112 | ||
d) Sonderkonstellation 2: Debt-Equity Swap | 116 | ||
aa) Vor- und Nachteile des Debt-Equity Swap in der Sanierungssituation | 116 | ||
bb) Rechtliche Umsetzung Debt-Equity Swap | 118 | ||
(1) Forderungen gegen Gesellschaft als Einlagegegenstand und Bewertung | 118 | ||
(2) Beschlussfassung und weiterer Ablauf | 120 | ||
cc) Zustimmungspflicht der Altgesellschafter | 123 | ||
3. Zustimmungspflicht bei der Übertragung vinkulierter Geschäftsanteile | 123 | ||
a) Vinkulierung von Namensaktien und Geschäftsanteilen | 124 | ||
b) Zustimmungspflicht | 125 | ||
4. Pflicht zur Übertragung des eigenen Anteils | 127 | ||
5. Zustimmungspflicht bei sanierender Verschmelzung | 130 | ||
a) Hintergrund und Zweck der sanierenden Verschmelzung | 130 | ||
b) Zustimmungspflicht zur sanierenden Verschmelzung | 131 | ||
aa) Zustimmungspflicht der Gesellschafter der übertragenden Gesellschaft | 132 | ||
bb) Zustimmungspflicht der Gesellschafter der übernehmenden Gesellschaft | 133 | ||
6. Weitere Mitwirkungs- und Kooperationspflichten | 133 | ||
IV. Rechtsfolgen bei Verstoß gegen Treuepflicht | 134 | ||
1. Stimmrechtsausübung | 135 | ||
a) Anfechtungs- und positive Beschlussfeststellungsklage | 136 | ||
b) Leistungsklage | 137 | ||
c) Einstweiliger Rechtsschutz | 138 | ||
aa) Einstweiliger Rechtsschutz im Vorfeld der Beschlussfassung | 139 | ||
bb) Einstweiliger Rechtsschutz nach erfolgter Beschlussfassung | 139 | ||
cc) Fazit | 140 | ||
d) Schadensersatzpflichten | 141 | ||
2. Weitere Treuepflichtverstöße | 141 | ||
V. Zusammenfassung und Bewertung | 141 | ||
D. Eingriffsrechte in Mitgliedschaftsrechte der Gesellschafter | 146 | ||
I. Ausschlussklauseln in Gesellschaftsverträgen | 146 | ||
1. Zwangseinziehung von Aktien in der AG | 147 | ||
2. Zwangseinziehung von Geschäftsanteilen in der GmbH | 148 | ||
3. Nachteile der Zwangseinziehung in der Sanierungssituation | 149 | ||
II. Ausschluss eines Gesellschafters aus wichtigem Grund | 150 | ||
E. Sanierungsbeiträge von Gläubigern | 152 | ||
I. Akkordstörer als Sanierungshindernis | 152 | ||
1. Rechtsprechung des BGH – Akkordstörer-Entscheidung | 153 | ||
2. Ansichten in der Literatur | 154 | ||
II. Vorschläge zur Lösung der Akkordstörer-Problematik | 155 | ||
1. Eingriff in Gläubigerrechte aufgrund Kooperationspflichten der Gläubiger | 155 | ||
a) Dogmatische Grundlage von Kooperationspflichten | 157 | ||
b) Kritik an dem Konzept von Eidenmüller und Stellungnahme | 159 | ||
c) Entstehung, Voraussetzungen und Inhalt von Kooperationspflichten | 163 | ||
aa) Zeitpunkt der Entstehung von Kooperationspflichten | 163 | ||
bb) Inhalt und Umfang von Kooperationspflichten | 163 | ||
(1) Verhandlungspflichten | 164 | ||
(2) Stillhaltepflichten | 165 | ||
d) Rechtliche Durchsetzbarkeit von Kooperationspflichten | 166 | ||
e) Fazit | 166 | ||
2. Vollstreckungsrechtlicher Schutz | 167 | ||
3. Kreditversorgungspflichten der Banken in der Krise | 168 | ||
a) Darlehensbelassungspflichten | 169 | ||
aa) Schranken der ordentlichen Kündigung | 169 | ||
(1) Kündigung zur Unzeit | 169 | ||
(2) Rechtsmissbräuchliche Kündigung | 170 | ||
bb) Schranken der außerordentlichen Kündigung | 171 | ||
cc) Fazit | 171 | ||
b) Darlehensgewährungspflichten | 171 | ||
4. Prepackaged Plan | 173 | ||
a) Zulässigkeit Pre-Voted Plan | 174 | ||
b) Zulässigkeit schuldrechtlicher Stimmbindungsverträge | 175 | ||
c) Möglichkeiten und Vorteile eines Post-Voted Plan | 175 | ||
d) Fazit | 176 | ||
III. Zusammenfassung und Bewertung | 177 | ||
F. Gesamtergebnis und Fazit | 181 | ||
Literaturverzeichnis | 183 | ||
Stichwortverzeichnis | 209 |