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Das Interdikt in der europäischen Vormoderne

Cite BOOK

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Daniels, T., Jaser, C., Woelki, T. (Eds.) (2021). Das Interdikt in der europäischen Vormoderne. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58221-1
Daniels, Tobias; Jaser, Christian and Woelki, Thomas. Das Interdikt in der europäischen Vormoderne. Duncker & Humblot, 2021. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-58221-1
Daniels, T, Jaser, C, Woelki, T (eds.) (2021): Das Interdikt in der europäischen Vormoderne, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-58221-1

Format

Das Interdikt in der europäischen Vormoderne

Editors: Daniels, Tobias | Jaser, Christian | Woelki, Thomas

Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, Vol. 57

(2021)

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Book Details

About The Author

Tobias Daniels studierte Geschichtswissenschaften, Italianistik und Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum. 2012 wurde er mit einer Arbeit über einen gelehrten Juristen an den Universitäten Innsbruck und Pavia promoviert, 2018 erfolgte die Habilitation in Mittelalterlicher Geschichte und Historischen Grundwissenschaften an der Ludwig-Maximilians-Universität München mit einer Arbeit über die Verschwörung der Pazzi als politischer Skandal und seine europäischen Resonanzen. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bibliotheca Hertziana, Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte, Rom, und absolvierte Lehrstuhlvertretungen in Trier und Zürich. Seine Forschungen betreffen u.a. Humanismus und Renaissance in europäischer Perspektive; Sozial- und Institutionengeschichte von Kirche und Königtum sowie Zusammenhänge von Kunst, Wirtschaft und Politik.

Christian Jaser studierte Geschichtswissenschaften und Mittellateinische Philologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin. 2011 wurde er in Mittelalterlicher Geschichte mit einer Arbeit über kirchliche Exkommunikationsrituale promoviert, 2019 habilitierte er sich mit einer Studie zu städtischen Sportkulturen des 15. und frühen 16. Jahrhunderts in transalpin vergleichender Perspektive. Seit 2020 ist er Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Grundwissenschaften an der Universität Klagenfurt. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Geschichte mittelalterlicher Kirchenstrafen, Konfliktkulturen des Mittelalters sowie transalpine Stadtgeschichte des späten Mittelalters.

Thomas Woelki studierte Rechtswissenschaft, Geschichte und Romanistik in Berlin und Caen 1996-2005, promovierte 2010 in mittelalterlicher Geschichte und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Europäische Geschichte des Mittelalters an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist Herausgeber der Acta Cusana. Seine Forschungsinteressen und Publikationen konzentrieren sich auf die spätmittelalterliche Kirchen- und Konzilsgeschichte, die Geschichte des römischen und kanonischen Rechts im Mittelalter sowie die Lebenswelt des Nikolaus von Kues.

Abstract

Das lokale Interdikt im Sinne eines temporären Entzugs von Seelsorge und Sakramenten in einem bestimmten Gebiet (Kirche, Stadt, Diözese, Herrschaftsterritorium), nahm neben der Exkommunikation eine zentrale Rolle im kirchlichen Sanktionsarsenal ein. Vom Hochmittelalter bis ins 17. Jahrhundert gehörte der durch das Interdikt hervorgerufene spirituelle Ausnahmezustand fest zum Erfahrungshorizont des vormodernen Europäers, insbesondere der Stadtbevölkerung. Das Interdikt ist aus der liturgischen und frömmigkeitspraktischen Lebenswelt Lateineuropas nicht wegzudenken. Zudem enthielt diese häufig angewandte Form der kirchlichen Strafpraxis stets ein besonderes Konfliktpotential. Ein Interdikt beschwor für jeden einzelnen Gläubigen einen unheilvollen Gewissens- und Loyalitätstest herauf, der erwünschte (Druck auf die Obrigkeit) und unerwünschte (Häresien, religiöser ‚Eigensinn‘) Reaktionsszenarien provozierte. Der Band erschließt erstmals europäisch vergleichend das analytische Potenzial des Interdikts als spezifisch vormodernes Querschnittsphänomen, das gleichermaßen kirchen-, rechts- und sozialgeschichtliche Perspektiven eröffnet.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Inhalt 5
Tobias Daniels / Christian Jaser / Thomas Woelki: Einleitung: Das Interdikt in der europäischen Vormoderne zwischen Kirchenrecht, sozialer Alltagspraxis und publizistischer Polemik 7
I. Das Inderdikt als Forschungsproblem 25
Peter D. Clarke : The Interdict in Past and Current Historiography: Perspectives and Preoccupations 27
I. The origins and pre-Gratian history of the ecclesiastical interdict 28
II. The development of the interdict in post-Gratian canon law 30
III. Case-studies of the interdict in later medieval practice 34
IV. Contemporary polemic surrounding medieval and early modern interdicts 41
V. New perspectives on the interdict 46
Conclusion 49
Bibliography 49
Sources 49
Secondary Literature 50
Johannes Helmrath: Das Interdikt im späteren Mittelalter 55
I. Zum Interdikt 60
1. Grundsätzliches 60
2. Das spatiale Element 62
3. Das (anti-)akustische Element 64
4. Exkommunikation und Interdikt 66
5. Dauer und Frequenz: Das temporale Element 68
II. Interdikt und Stadt: der Kontext 70
III. Ein neuer Quellentyp: Agendalisten zum Interdikt. Ein Exkurs 74
IV. Phänomenologie des Interdikts 75
1. Vorbeuge- und Abwehrmaßnahmen 76
a) Prophylaxe durch Dispens und Schutzprivileg 76
b) Öffentlichkeits-/bzw. Veröffentlichungspolitik 76
c) Rechtsmittel einlegen 77
2. Repressionen und Gewalt 78
3. Ersatzmaßnahmen und Formen der Selbsthilfe im sakralen Vakuum 79
a) Neues Personal 79
b) Begräbniserzwingung 80
c) Rituelle Mimesis und Devianz 82
4. „Göttlich legitimierter Eigensinn“: Gewissen und Kritik 84
V. Abnutzung der kirchlichen Zensuren im Spätmittelalter? 88
Bibliographie 93
Quellen 93
Ungedruckte Quellen 93
Gedruckte Quellen 93
Literatur 95
II. Das Interdikt als kanonistisches Problem 107
Kerstin Hitzbleck: Facta relaxatione interdicti, deridebant presbyteros celebrantes. Das Interdikt im Spätmittelalter als Katalysator individueller Gewissensentscheidungen. 109
Bibliographie 130
Quellen 130
Literatur 130
Romedio Schmitz-Esser: O quam horrificum? Der Diskurs um die Bestattung und das Interdikt vor Innozenz III. 133
I. Bestattung und Interdikt 133
II. Die interdizierten Römer und die schweigsamen Quellen 138
III. Lucius III. und ein scheinbares Privilegierungschaos 140
IV. Wozu Chaos gut sein kann 148
V. Ausblick 152
Bibliographie 153
Quellen 153
Literatur 154
Katharina Ulrike Mersch: Das Interdikt kritisieren und umgehen – legitime und illegitime Maßnahmen geistlicher Gemeinschaften vornehmlich im ausgehenden 12. Jahrhundert 157
I. Hildegard von Bingen kritisiert das Interdikt 158
II. Das Interdikt umgehen 164
III. Sich über ein Interdikt beschweren 173
IV. Fazit 176
Bibliographie 178
Quellen und Regesten 178
Literatur 181
Bernardo Pieri: ‘Sacrilegious Was the Thief’ or A Nonenforceable Interdict Because of an Arrest Inside a Church(Paolo da Castro in the Last of his Consilia) 185
Bibliography 192
Sources 192
Secondary Works 192
Thomas Woelki: Cusanus und das Interdikt. Norm und Praxis 195
I. Das Interdikt in der juristischen Handbibliothek des Cusanus 197
II. Das Interdikt in der Lebensgeschichte des Nikolaus von Kues 201
1. Basler Konzil 202
2. Legationsreise (1451/52) 204
3. Bischof von Brixen (1452–1460) 208
Schluss 222
Bibliographie 223
Quellen 223
Ungedruckte Quellen 223
Gedruckte Quellen 223
Literatur 224
Giovanni Chiodi: L’interdetto al crocevia della modernità: il commento di Diego de Covarrubias al c. ‘Alma mater’ 231
I. Introduzione 231
II. La questione della mutabilità delle leggi umane 233
III. L’interdetto come pena temporale 237
IV. I tipi di interdetto e le questioni semantiche 241
V. Gli effetti dell’interdetto e le innovazioni del c. ‘Alma mater’ 245
VI. Conclusioni: fonti e metodo 255
Bibliografia 258
Fonti 258
Letteratura 260
III. Städtische Interdikte zwischen Observanz und Widerstand 263
Frederik Keygnaert: The Urban Interdict in the Church Province of Reims (c. 1090–c. 1140): Causes and Consequences 265
Causes 265
Consequences 273
Bibliography 278
Sources 278
Literature 280
Christian Jaser: Unheiliges Köln? Interdikte über die Stadt Köln und ihre Bewältigung im Kontext erzbischöflich-städtischer Auseinandersetzungen (1250–1350) 283
I. „Köln contra Köln“: Konfliktgeschichte und Interdiktsfrequenzen 285
II. Interdikte über Köln und ihre Bewältigung: Widerstandsstrategien und Gegenmaßnahmen 291
1. Interdiktsprophylaxen 291
2. Reaktive Gegenmaßnahmen 297
Bibliographie 310
Quellen 310
Ungedruckte Quellen 310
Gedruckte Quellen 310
Literatur 312
Luca Demontis : Civitatem interdicto ecclesiastico subiacere. Raimondo della Torre e l’arma dell’interdetto (1266–1299) 319
Bibliografia 328
Fonti 328
Fonti inedite 328
Fonti edite 328
Studi 328
Vicente Pons Alós: La ciudad bajo interdicto. Conflictos entre Iglesia y poder civil en la diócesis de Valencia (ss. XIV–XVI) 331
Las situaciones de interdicto a través de los sínodos 335
Tiempos revueltos: los episcopados de Jaume d’Aragó y Hug de Llupià 338
El conflicto de las jurisdicciones 341
Cerradas las puertas: signos externos del interdicto 344
Bibliografía 346
Fuentes 346
Fuentes de archivo 346
Fuentes impresas 346
Leteratura secundaria 347
Uwe Israel: Altera Roma? Die Folgen von Exkommunikation und Interdikt im mittelalterlichen Venedig 351
Bibliographie 367
Quellen 367
Literatur 368
IV. Das Interdikt als publizistischer Streitfall 373
De Carlos de Ayala Martínez: El Interdictum ecclesiástico en los reinos de León y Castilla hasta el IV Concilio de Letrán 375
Introducción: los antecedentes 375
I. Primeras aplicaciones de la sentencia de entredicho en los reinos de León y Castilla 376
II. La definitiva canonización del entredicho en tierras de León y Castilla 383
III. El pontificado de Inocencio III y el entredicho en León y Castilla 394
Conclusión 406
Fuentes 408
Bibliografía 409
Martin Kaufhold: Der publizistische Kampf um das Interdikt gegen Ludwig den Bayern (1324–1347) 413
Bibliographie 425
Quellen 425
Literatur 425
Tobias Daniels : Florenz und das Interdikt 1478–1480 429
Einführung 429
Präliminarien 431
Florenz und die Kurie 432
Die Verschwörung 435
Die Verhängung des Interdikts als Verhandlungssache und die öffentlichen Auswirkungen 437
Lebensweltliche Auswirkungen? 442
Der Federkrieg 445
Absolution 448
Schluss und Ausblick 451
Bibliographie 452
Quellen 452
Ungedruckte Quellen 452
Gedruckte Quellen 453
Literatur 454
Massimo Rospocher: Die Medialisierung des Interdikts 459
I. Geistige Waffe, politische Waffe, mediale Waffe 459
II. Bologna unter dem Interdikt: 1506, 1511 462
III. Die Medialisierung des Interdikts: Venedig unter dem Interdikt (1509) 468
IV. Reaktion und Absolution 479
V. Die letzten Interdikte 485
VI. Fazit 488
Bibliographie 489
Quellen 489
Literatur 492
Jaska Kainulainen: Paolo Sarpi and the Interdict of Venice, 1606–1607 495
The origins of the interdict and Sarpi’s role in the conflict 497
Sarpi’s notion of interdict 505
Guerra delle scritture 509
Temporal versus spiritual authority 511
Conclusion 513
Bibliography 515
Sources 515
Literature 516
Register 519
1. Personen und Werke 519
2. Orte und Institutionen 536
3. Zitate 549
4. Handschriften 550