Transparenz von Zuwendungen bei der Kapitalanlage
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Transparenz von Zuwendungen bei der Kapitalanlage
Zum Spannungsfeld von Aufsichts- und Vertragsrecht
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 217
(2023)
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About The Author
Julia Redler studierte Rechtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. Nach ihrer Ersten Juristischen Prüfung im Jahr 2011 war sie bis 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl von Prof. Dr. iur. Dr. phil. Stefan Grundmann LL.M. (Berkeley). Im Jahr 2014 legte sie das Assessorexamen am Kammergericht ab. 2017 arbeitete sie als Anwältin in einer auf Bank- und Kapitalmarktrecht spezialisierten Kanzlei in Berlin. Von 2017 bis 2021 war sie Richterin auf Probe im Land Brandenburg. Seit November 2021 ist sie Richterin am Amtsgericht Potsdam. 2022 erfolgte unter der Betreuung von Prof. Dr. Florian Möslein LL.M. (London) die Promotion an der Philipps-Universität Marburg.Abstract
Seit fast 18 Jahre stehen die Aufklärungspflichten bezüglich Rückvergütungen, Innenprovisionen und Gewinnmargen und in diesem Zusammenhang auch das Verhältnis und die Wechselwirkungen von Aufsichts- und Vertragsrecht im Fokus der Rechtsprechung. Der Bundesgerichtshof hat mit seinem Urteil vom 3.6.2014 - XI ZR 147/12 die Differenzierung zwischen Rückvergütungen und Innenprovisionen aufgegeben und diesbezüglich ein Transparenzgebot statuiert. Die Autorin nimmt dieses Urteil zum Anlass, um zu untersuchen, wie das Transparenzgebot dogmatisch zu verorten ist, und vermisst dabei vor allem das Spannungsverhältnis von Aufsichts- und Vertragsrecht. Bezüglich der Aufklärung über Zuwendungen bei der Kapitalanlageberatung steht nicht mehr der bestehende Interessenkonflikt im Vordergrund, sondern die Transparenz als Anknüpfungspunkt für die Beratung. Es erfolgt zudem eine Untersuchung der methodischen Grenzen der richterlichen Rechtsfortbildung des seitens des BGHs statuierten Transparenzgebotes.The disclosure obligations regarding benefits in investment advice and the relationship between supervisory and contract law have been in focus of legal practice since 18 years. The author takes the ruling of the Federal Court of Justice of 3.6.2014 - XI ZR 147/12 as an occasion to examine the differentiation of benefits as well as to dogmatically locate a principle of transparency. She measures the tension between supervisory and contract law in regards of the judicial development of the law.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
1. Kapitel: Grundlagen und Grundfragen | 15 | ||
I. Einführung | 15 | ||
1. Anlass der Untersuchung | 15 | ||
2. Gegenstand der Untersuchung | 16 | ||
3. Gang der Untersuchung | 19 | ||
II. Urteil des Bundesgerichtshofes vom 3. Juni 2014 – XI ZR 147/12 | 20 | ||
1. Sachverhalt und Entscheidungsgründe | 21 | ||
a) Sachverhalt | 22 | ||
b) Entscheidungsgründe | 23 | ||
2. Forschungsfragen | 25 | ||
a) Aufklärungspflicht in Bezug auf Innenprovisionen | 25 | ||
b) Verhältnis von Aufsichtsrecht und Vertragsrecht | 28 | ||
c) Statuierung eines umfassenden Transparenzgebots | 31 | ||
d) Umfang und Reichweite der richterlichen Rechtsfortbildung | 33 | ||
e) Zuständigkeit des Bundesgerichtshofes bezüglich der Auslegung von Normen, die auf europarechtlichen Vorgaben beruhen | 35 | ||
III. Zusammenfassung und Thesen | 37 | ||
2. Kapitel: Das vertragsrechtliche Pflichtengefüge im Bereich der Kapitalanlageberatung | 39 | ||
I. Interessenwahrungsverträge im Allgemeinen | 39 | ||
1. Allgemeine Klassifikation der Vertragstypen | 40 | ||
a) Austauschverträge geprägt von einem Interessengegensatz | 41 | ||
b) Kooperationsverträge geprägt von einer Interessengleichrichtung | 42 | ||
c) Interessenwahrungsverträge geprägt von einer Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 42 | ||
d) Zwischenergebnis | 45 | ||
2. Auftrag §§ 662ff. BGB | 45 | ||
a) Abgrenzung Gefälligkeit und Gefälligkeitsvertrag | 46 | ||
b) Vertragsgegenstand: Geschäftsbesorgung | 47 | ||
aa) Trennungstheorie bzw. Diskrepanztheorie | 47 | ||
bb) Einheitstheorie bzw. Kongruenztheorie | 49 | ||
cc) Funktionale Theorie | 51 | ||
dd) Stellungnahme | 52 | ||
c) Vertragspflichten | 54 | ||
aa) Pflichten des Beauftragten unter besonderer Berücksichtigung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 54 | ||
bb) Pflichten des Auftraggebers | 56 | ||
d) Zwischenergebnis | 56 | ||
3. Geschäftsbesorgungsvertrag § 675 BGB | 56 | ||
a) Vertragsgegenstand nach § 675 Abs. 1 BGB | 58 | ||
b) allgemeine Vertragspflichten | 60 | ||
c) Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 61 | ||
d) Zwischenergebnis | 63 | ||
II. Besondere Interessenwahrungsverträge | 63 | ||
1. Anlageberatungsvertrag | 63 | ||
a) Begriff und Vertragsschluss | 66 | ||
aa) Haftung für Rat oder Empfehlung nach § 675 Abs. 2 BGB | 66 | ||
bb) Allgemeiner Bankvertrag | 69 | ||
cc) (Konkludenter) Beratungsvertrag | 71 | ||
dd) Zwischenfazit | 74 | ||
b) Zivilrechtliches Pflichtengefüge | 75 | ||
aa) Anlegergerechte Beratung („Know your customer“-Grundsatz) | 77 | ||
(1) Beratungspflicht | 78 | ||
(2) Informations- und Auskunftspflicht | 79 | ||
(3) Aufklärungspflicht | 79 | ||
(4) Hinweis- und Warnpflicht | 80 | ||
bb) Anlagegerechte Beratung („Know your product“-Grundsatz) | 81 | ||
cc) Bedeutung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 82 | ||
dd) Zwischenfazit | 83 | ||
c) Haftung und Rechtsfolgen bei einem Verstoß gegen Beratungspflichten | 83 | ||
d) Zwischenergebnis | 85 | ||
2. Effektengeschäft | 85 | ||
a) Finanzkommissionsgeschäft | 87 | ||
b) Festpreisgeschäft | 88 | ||
c) Zivilrechtliches Pflichtengefüge | 89 | ||
aa) Kommissionsgeschäft §§ 383ff. HGB | 90 | ||
(1) Pflichten des Kommissionärs unter besonderer Berücksichtigung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 90 | ||
(2) Pflichten des Kommittenten | 93 | ||
bb) Kaufvertrag §§ 433ff. BGB | 93 | ||
cc) Bedeutung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 94 | ||
d) Zwischenergebnis | 95 | ||
3. Treuhandvertrag | 95 | ||
a) Grundlagen | 96 | ||
b) Vertragsgegenstand | 97 | ||
c) Vertragspflichten des Treuhänders unter besonderer Berücksichtigung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu | 101 | ||
aa) Interessenwahrungspflicht stricto sensu im Rahmen von Treuhandverhältnissen | 102 | ||
bb) Bedeutung und Auswirkung der treuhänderischen Interessenwahrungspflicht stricto sensu im Rahmen der Anlageberatung und Finanzkommission | 106 | ||
d) Zwischenergebnis | 107 | ||
III. Schnittstellen und gemeinsame Grundprinzipien dieser Vertragstypen | 107 | ||
IV. Zusammenfassung | 110 | ||
3. Kapitel: Die Bedeutung des Aufsichtsrechts für das vertragsrechtliche Pflichtengefüge im Bereich der Kapitalanlageberatung | 111 | ||
I. Gegenstand und Regelungsziele des kapitalmarktrechtlichen Aufsichtsrechts | 111 | ||
II. Wohlverhaltenspflichten der §§ 63ff. WpHG | 117 | ||
1. Entstehungsgeschichte | 118 | ||
2. Gegenstand und Normzweck | 121 | ||
3. Rechtsnatur | 125 | ||
a) Einordnung nach den klassischen Abgrenzungstheorien | 128 | ||
aa) Interessentheorie | 129 | ||
bb) Subordinationstheorie bzw. Subjektionstheorie | 131 | ||
cc) (Modifizierte) Subjektstheorie | 133 | ||
dd) Weitere methodische Ansätze | 134 | ||
ee) Zwischenfazit | 135 | ||
b) Klassifikation als reines Aufsichtsrecht | 136 | ||
c) Klassifikation als Doppelnormen | 141 | ||
d) Klassifikation als Privatrecht | 144 | ||
e) Zwischenergebnis | 153 | ||
III. Einfluss der Wohlverhaltenspflichten auf die Vertragsbeziehung zwischen Wertpapierdienstleistungsunternehmen und Kunden | 154 | ||
1. Spannungsverhältnis zwischen öffentlichem Recht und Privatrecht | 155 | ||
2. Einbeziehung der Wohlverhaltenspflichten aufgrund der Notwendigkeit der „Einheit der Rechtsordnung“ | 158 | ||
3. „Ausstrahlungswirkung“ der Wohlverhaltenspflichten auf die Vertragsbeziehungen | 162 | ||
4. Einfluss im Wege einer europäischen Auslegung | 170 | ||
a) WpDRL | 171 | ||
b) MiFID I und MiFID-DRL | 174 | ||
c) MiFID II und MiFID II-DRL und -DVO | 184 | ||
d) Zwischenfazit | 188 | ||
5. Zusammenfassung | 189 | ||
IV. Zwischenergebnis | 191 | ||
4. Kapitel: Das Zusammenspiel von Vertragsrecht und Aufsichtsrecht am Beispiel der Offenlegung, Vermeidung und Lösung von Interessenkonflikten bei der Aufklärung über Zuwendungen | 193 | ||
I. Offenlegung, Vermeidung und Lösung von Interessenkonflikten im Kapitalanlagerecht | 193 | ||
1. Begriff des Interessenkonflikts | 194 | ||
2. Regelungskonzept im Vertragsrecht | 196 | ||
a) Interessenwahrungs- und Treuepflicht als Grundlage für den Umgang mit Interessenkonflikten | 196 | ||
b) Offenlegung, Vermeidung und Lösung von Interessenkonflikten | 198 | ||
c) Zwischenergebnis | 199 | ||
3. Regelungskonzept im Aufsichtsrecht | 200 | ||
a) Interessenwahrungspflicht gemäß § 63 Abs. 1 WpHG | 202 | ||
b) Offenlegung, Vermeidung und Lösung von Interessenkonflikten gemäß § 63 Abs. 2 WpHG | 206 | ||
c) Zuwendungsverbot gemäß § 70 WpHG | 210 | ||
d) Zwischenergebnis | 211 | ||
4. Das Verhältnis des Umgangs mit Interessenkonflikten zum Grundsatz der Fremdinteressenwahrung | 212 | ||
5. Zusammenfassung | 213 | ||
II. Interessenkonflikte im Kapitalanlagerecht – am Beispiel des Interessenkonflikts bei der Gewährung und Annahme von Zuwendungen | 213 | ||
1. Zuwendungen als Auslöser von Interessenkonflikten | 215 | ||
a) Einführung in die Thematik des Zuwendungskonflikts und Hintergründe | 217 | ||
b) Rückvergütungen | 219 | ||
aa) Begriff | 220 | ||
bb) Vertragsrechtliche Offenlegungspflicht | 221 | ||
cc) Aufsichtsrechtliche Offenlegungspflicht gemäß § 70 WpHG | 229 | ||
dd) Zwischenfazit | 231 | ||
c) Innenprovisionen | 231 | ||
aa) Begriff | 231 | ||
bb) Vertragsrechtliche Offenlegungspflicht | 232 | ||
cc) Aufsichtsrechtliche Offenlegungspflicht gemäß § 70 WpHG | 234 | ||
dd) Zwischenfazit | 234 | ||
d) Gewinnmargen | 235 | ||
aa) Begriff | 235 | ||
bb) Vertragsrechtliche Offenlegungspflicht | 235 | ||
cc) Aufsichtsrechtliche Offenlegungspflicht gemäß § 70 WpHG | 240 | ||
dd) Zwischenfazit | 241 | ||
e) Besonderheiten der Honoraranlageberatung | 241 | ||
2. Der Grundsatz der Transparenz als verbindendes Element von vertragsrechtlicher und aufsichtsrechtlicher Offenlegungspflicht | 248 | ||
3. Zusammenfassung | 249 | ||
III. Rechtsfolgen eines Verstoßes gegen die zivilrechtlichen und aufsichtsrechtlichen Offenlegungspflichten | 251 | ||
1. Allgemeines | 251 | ||
2. Aufsichtsrechtliche Sanktionen | 252 | ||
3. Vertragsrechtliche Sanktionen | 252 | ||
4. Deliktsrechtliche Sanktionen | 254 | ||
5. Herausgabepflicht von erhaltenen Zuwendungen | 258 | ||
IV. Zusammenfassung | 262 | ||
5. Kapitel: Das Transparenzgebot als allgemeiner Rechtsgrundsatz zur Auflösung von Interessenkonflikten bei der Gewährung und Annahme von Zuwendungen im Kapitalanlagerecht | 264 | ||
I. Das Transparenzgebot als allgemeiner zivilrechtlicher Rechtsgrundsatz bei der Offenlegung von Zuwendungen | 265 | ||
1. Das Transparenzgebot als allgemeiner Rechtsgrundsatz des Vertragsrechts | 266 | ||
2. Allgemeines Transparenzgebot als Ausfluss der Interessenwahrungspflicht aus §§ 241 Abs. 2, 311 Abs. 1, 662, 675 BGB, §§ 383ff. HGB | 271 | ||
3. Bedeutung des aufsichtsrechtlichen Transparenzgebotes für das vertragsrechtliche Transparenzgebot | 272 | ||
a) Wechselwirkungen zwischen dem vertragsrechtlichen und aufsichtsrechtlichen Transparenzgebot | 272 | ||
b) Konsequenzen für das Verhältnis von Aufsichtsrecht und Vertragsrecht | 273 | ||
c) Zwischenfazit | 281 | ||
4. Zwischenergebnis | 281 | ||
II. Der Anleger und die allgemeine Anlegererwartung im Kapitalanlagerecht | 281 | ||
1. Einführung | 282 | ||
2. Der „verständige Anleger“ als Auslegungsmaßstab | 283 | ||
a) Grundlagen des kapitalmarktrechtlichen Informationsmodells und die Einflüsse der Verhaltensökonomik | 284 | ||
b) Der Anleger im Zivilrecht | 293 | ||
c) Der Anleger im Aufsichtsrecht | 295 | ||
d) Bedeutung des Anlegerbegriffs vor dem Hintergrund des Anlegerschutzes | 297 | ||
aa) Institutioneller Anlegerschutz | 298 | ||
bb) Individueller Anlegerschutz | 299 | ||
cc) Zwischenfazit | 301 | ||
e) Anlegerschutz als Verbraucherschutz | 301 | ||
3. Zusammenfassung | 307 | ||
III. Mitbestimmung der Anlegererwartung und des Vertragsinhalts eines Anlageberatungsvertrages durch das allgemeine Transparenzgebot in Bezug auf die Offenlegung von Zuwendungen | 308 | ||
1. Einführung | 309 | ||
2. Das Pflichtenprogramm des Anlageberatungsvertrages bezüglich der Offenlegung von Zuwendungen unter Berücksichtigung des umfassenden Transparenzgebotes | 311 | ||
a) Die Anlegererwartung gem. §§ 133, 157 BGB unter Berücksichtigung der Interessenwahrungspflicht stricto sensu als Hauptpflicht | 311 | ||
b) Die Bedeutung von Treu und Glauben gem. § 242 BGB als Nebenpflicht | 313 | ||
c) Geltungsbereich des umfassenden Transparenzgebotes im Hinblick auf Zuwendungen in Form von Rückvergütungen, Innenprovisionen und Gewinnmargen | 314 | ||
d) Zwischenergebnis | 315 | ||
3. Notwendigkeit der Kodifikation eines Anlageberatungsvertrages und insbesondere des Transparenzgebotes im BGB aus Aspekten der Rechtssicherheit und Rechtsklarheit | 315 | ||
IV. Zusammenfassung | 317 | ||
6. Kapitel: Abschließende Bewertung | 318 | ||
Literaturverzeichnis | 320 | ||
Sachverzeichnis | 349 |