Die Ad-hoc-Publizität in der Krise und Insolvenz des Emittenten
BOOK
Cite BOOK
Style
Format
Die Ad-hoc-Publizität in der Krise und Insolvenz des Emittenten
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 242
(2024)
Additional Information
Book Details
Pricing
About The Author
Johannes Kührt studierte Jura und Wirtschaftsrecht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Er absolvierte ein Auslandssemester an der Southwest-University of Political Science and Law in Chongqing/China. Während der Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozess- und Insolvenzrecht an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg von Prof. Dr. Stephan Madaus, von dem die Arbeit auch betreut wurde. Er absolvierte einen LL.M. in European and International Business Law am Trinity College Dublin/Irland. Derzeit ist er Rechtsreferendar am Landgericht Wiesbaden.Abstract
Emittenten, die sich in der finanziellen Notlage befinden, werden versucht sein, Gegenmaßnahmen einzuleiten, um die Insolvenz zu verhindern. Dabei ist es einhellige Meinung, dass eine Sanierung nur dann gelingt, wenn sie möglichst früh, schnell und vor allem diskret erfolgt. Doch wie soll dies gelingen, wenn ein Unternehmen durch die kapitalmarktrechtliche Ad-hoc-Publizitätspflicht zur unverzüglichen Veröffentlichung am Markt verpflichtet ist? Die Arbeit dient an dieser Stelle als Praxisleitfaden, welche Informationen in der Krise eine hinreichende Präzision und Kursrelevanz aufweisen und unter welchen Voraussetzungen ein Aufschub der Veröffentlichung das Mittel der Wahl sein müsste. Ferner wird jedoch auch die Pflichtenstellung im Insolvenzverfahren vor dem Hintergrund sinkender Sanierungserwartung untersucht, wobei ebenfalls der Kompetenzkonflikt zwischen Vorstand und Insolvenzverwalter aufgelöst wird.»Public Disclosure of Inside Information During the Issuer’s Financial Distress and Insolvency Proceedings«: The thesis examines current developments relating to ad hoc publicity under capital market law in the pre-insolvency distress and restructuring, whereby a balance of interests is sought between the success of the restructuring on the one hand and capital market disclosure on the other. Furthermore, however, the position of duties in insolvency proceedings is also examined against the background of decreasing restructuring expectations, whereby the conflict of competence between the management board and the administrator is also resolved.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 13 | ||
A. Einleitung | 17 | ||
I. Problemlage und Zielsetzung | 18 | ||
II. Gang und Methodik der Untersuchung | 19 | ||
B. Kapitalmarktrechtliche Mitteilungspflichten | 21 | ||
I. Der Begriff des Kapitalmarktes als Teil des Finanzmarktes | 24 | ||
1. Etymologische Betrachtung | 25 | ||
2. Wirtschaftswissenschaftliche Betrachtung | 25 | ||
a) Makroökonomischer Zusammenhang des Kapitalmarkts | 26 | ||
b) Die neue Institutsökonomik | 27 | ||
3. Historische Entwicklung des Kapitalmarktes im Überblick | 28 | ||
4. Produkte am Kapitalmarkt | 30 | ||
a) Wertpapiere als Finanzierungstitel | 31 | ||
b) Derivates Geschäft | 32 | ||
5. Der Emittent als Akteur am Kapitalmarkt | 33 | ||
a) Der Anleger als Gegenstück zum Emittenten | 34 | ||
b) Emittent als juristische Person | 35 | ||
c) Verschiedene Kategorien von Emittenten | 36 | ||
d) Die Emission | 38 | ||
6. Zwischenfazit: Der Kapitalmarkt – ein unpräziser und erklärungsbedürftiger Begriff | 39 | ||
II. Entwicklung des Kapitalmarktrechts | 39 | ||
1. Die Anfänge im Börsen- und Aktienrecht | 39 | ||
2. Die Einführung des WpHG als kapitalmarktrechtlicher Meilenstein | 40 | ||
3. Die fortschreitende Europäisierung zur europäischen Kapitalmarktunion durch die Einführung der MAR und der ESMA | 42 | ||
III. Einordnung des Kapitalmarktrechts | 45 | ||
1. Kapitalmarktorganisationsrecht | 46 | ||
2. Anleger- und Funktionsschutz | 46 | ||
a) Präventiver Anleger- und Funktionsschutz | 48 | ||
b) Repressiver Anleger- und Funktionsschutz | 48 | ||
c) Fazit und eigener Versuch der Systematisierung des Kapitalmarktrechts | 49 | ||
IV. Die Ad-hoc-Publizitätspflicht im Gesamtkonzept der Kapitalmarktkommunikation | 50 | ||
1. Grundlegendes | 50 | ||
a) Wesentliche Vorteile der Kapitalmarktkommunikation | 50 | ||
b) Historische Entwicklung | 52 | ||
c) Regulatorischer Hintergrund | 55 | ||
aa) Die Ad-hoc-Publizität im System der Kapitalmarktpublizität | 55 | ||
bb) Kapitalmarktpublizität und Prospektpflicht | 58 | ||
2. Der Tatbestand im Einzelnen | 60 | ||
a) Persönlicher Anwendungsbereich | 60 | ||
aa) Konkret verpflichtetes Organ des Emittenten | 60 | ||
bb) Gründe für die Vorstandsverantwortlichkeit | 61 | ||
b) Sachlicher Anwendungsbereich | 62 | ||
aa) Insiderinformation | 62 | ||
(1) Präzise Information | 63 | ||
(a) Der Begriff der Kursspezifität | 64 | ||
(b) Die Kursspezifität seit Geltl/Daimler | 65 | ||
(2) Fehlende öffentliche Bekanntheit | 66 | ||
(a) Das Prinzip der Bereichsöffentlichkeit | 67 | ||
(b) Abkehr vom Prinzip der Bereichsöffentlichkeit durch die Einführung der MAR? | 67 | ||
(c) Die Erforderlichkeit eines neuen Verständnisses der Kapitalmarktöffentlichkeit | 69 | ||
(3) Instrumentenbezug oder Emittentenbezug | 71 | ||
(4) Kursrelevanz | 71 | ||
(a) Der verständige Anleger als „Referenzfigur“ | 72 | ||
(b) Der neue Zweischritt der BaFin | 74 | ||
(c) Die Probability-Magnitude-Formel | 75 | ||
(d) Kriterien der Kursrelevanz | 76 | ||
bb) Unmittelbarkeit | 77 | ||
cc) Unverzüglichkeit | 78 | ||
dd) Der Veröffentlichungsvorgang | 80 | ||
3. Partielle Entkoppelung der Ad-hoc-Publizität vom Begriff der Insiderinformation durch den EU-Listing-Act | 82 | ||
4. Rechtsfolgen bei Verstößen gegen die Ad-hoc-Publizitätspflicht | 83 | ||
a) Das kapitalmarktrechtliche Haftungsregime, §§ 97, 98 WpHG | 83 | ||
aa) Rechtsnatur | 84 | ||
bb) Anspruchsvoraussetzungen | 85 | ||
b) Deliktsrechtliche Haftung aus dem BGB | 87 | ||
aa) § 823 Abs. 2 BGB in Verbindung mit der Ad-hoc-Publizitätspflicht als Schutzgesetz | 87 | ||
bb) Vorsätzliche sittenwidrige Schädigung, § 826 BGB | 88 | ||
c) Der strafbare Insiderhandel, § 119 Abs. 3 WpHG | 89 | ||
d) Haftung nach dem OWiG | 90 | ||
e) Naming and shaming, § 125 WpHG | 91 | ||
5. Der Aufschub der Veröffentlichung wegen berechtigter Interessen des Emittenten, Art. 17 Abs. 4 MAR | 92 | ||
a) Beeinträchtigung der Interessen des Emittenten | 93 | ||
aa) Laufende Verhandlungen | 95 | ||
bb) Zustimmungserfordernisse | 96 | ||
(1) Zustimmungserfordernis innerhalb des Unternehmens | 97 | ||
(2) Behördliches Zustimmungserfordernis | 98 | ||
cc) Produktentwicklungen | 99 | ||
dd) Interne Untersuchungen/Gerichtsverfahren | 100 | ||
b) Keine Irreführung der Öffentlichkeit | 101 | ||
c) Sicherstellung der Geheimhaltung | 102 | ||
d) Wirkung und Verfahren des Aufschubs | 104 | ||
e) Relevanz des Aufschubs nach Inkrafttreten des EU-Listing-Acts | 105 | ||
6. Aufschub zur Wahrung der Stabilität des Finanzsystems, Art. 17 Abs. 5 MAR | 106 | ||
V. Zusammenfassung und Ausblick | 107 | ||
C. Ad-hoc-Publizität in der Krise | 109 | ||
I. Problemstellung | 109 | ||
1. Gesetzgeberisches Interesse – Schaffung einer Sanierungskultur in Deutschland | 110 | ||
a) Die ESUG-Reform | 113 | ||
b) Der neue Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen | 114 | ||
2. Gläubigerinteressen | 115 | ||
3. Geschäftsleiterinteressen | 117 | ||
II. Krisenszenarien | 119 | ||
1. Betriebswissenschaftliche Definitionsansätze | 119 | ||
2. IDW-Standard | 121 | ||
3. Die Krisenentwicklung als fortlaufender Prozess im Sinne der Geltl/Daimler-Entscheidung | 122 | ||
4. Die Krise zwischen Erkenntnis und wirkungsvollen Gegenmaßnahmen | 123 | ||
5. Krisensymptome | 124 | ||
a) Symptome einer Stakeholderkrise | 125 | ||
b) Konflikte in der Führungsebene | 127 | ||
c) Rückläufiger Absatz/Umsatz | 129 | ||
aa) Externe Ursachen | 129 | ||
bb) Interne Ursachen | 130 | ||
cc) Kursrelevanz rückläufiger Absatz- und Umsatzzahlen | 131 | ||
dd) Stellungnahme | 133 | ||
d) Erzielung schwerwiegender Verluste | 134 | ||
aa) Auflösung stiller Reserven | 135 | ||
bb) Verlust des hälftigen Grundkapitals | 137 | ||
cc) Covenant Breach/Kündigung wesentlicher Kreditlinien | 138 | ||
(1) Erscheinungsformen und Zweck von Covenants | 138 | ||
(2) Die Ad-hoc-Pflichtigkeit des Covenant Bruchs | 140 | ||
dd) Ausfall wesentlicher Schuldner | 142 | ||
e) Akuter Liquiditätsbedarf | 143 | ||
f) Insolvenzreife/Vorliegen materieller Insolvenzgründe | 146 | ||
aa) Die Insolvenzgründe der Zahlungsunfähigkeit (§ 17 InsO) und Überschuldung (§ 19 InsO) | 146 | ||
bb) Der Insolvenzgrund der drohenden Zahlungsunfähigkeit (§ 18 InsO) | 148 | ||
g) Der Insolvenzantrag | 149 | ||
aa) Gründe für die uneingeschränkte Ad-hoc-Pflichtigkeit der Stellung des Insolvenzantrags | 150 | ||
bb) Weitere zu veröffentlichende Einzelheiten | 152 | ||
6. Maßnahmen der Krisenbewältigung | 153 | ||
a) Einstellung eines CRO/externen Restrukturierungsberaters | 154 | ||
b) Einsparungsmaßnahmen | 155 | ||
c) Kapitalerhöhungen/Debt to Equity Swap | 157 | ||
aa) Kapitalerhöhung in der Krise | 157 | ||
bb) Kapitalerhöhungen als Insiderinformation | 158 | ||
cc) Der debt to equity swap als besondere Kapitalmaßnahme | 159 | ||
d) Distressed M&A | 160 | ||
e) StaRUG-Verfahren | 162 | ||
aa) StaRUG-Verfahren vs. Insolvenzverfahren | 163 | ||
(1) Krisenfrüherkennung und Eröffnung des Verfahrens | 163 | ||
(2) Die Verfahrenshilfen in § 29 Abs. 2 StaRUG | 165 | ||
(3) Der Restrukturierungsbeauftragte | 167 | ||
bb) Zwischenschritte des StaRUG-Verfahrens als Insiderinformation | 168 | ||
f) Staatliche Rettungsmaßnahmen | 170 | ||
III. Zwischenfazit – Reformbedarf bei insolvenznahen Sachverhalten | 171 | ||
IV. Der Aufschub in der Krise | 173 | ||
1. Die Krise als berechtigtes Interesse | 173 | ||
2. Zur Gewährleistung einer langfristigen finanziellen Erholung | 175 | ||
a) Differenzierung zwischen Symptomen und Gegenmaßnahmen | 176 | ||
b) Sanierungsfreundlichkeit des Aufschubs | 177 | ||
c) Vorschlag der Umformulierung zur Harmonisierung | 177 | ||
aa) Bisherige Formulierung | 178 | ||
bb) Formulierungsvorschlag | 179 | ||
D. Ad-hoc-Publizität im Insolvenzverfahren | 180 | ||
I. Pflichtenträger in der Insolvenz | 180 | ||
1. Rechtslage de lege lata | 181 | ||
a) Rechtsprechung des BVerwG | 181 | ||
b) § 24 WpHG (§ 11 WpHG a.F.) | 182 | ||
c) Änderung durch die Einführung der MAR? | 183 | ||
aa) Wortlaut | 184 | ||
bb) Systematik | 184 | ||
cc) Telos der Norm | 184 | ||
dd) Historische Auslegung | 185 | ||
ee) Europarechtskonforme Auslegung | 185 | ||
2. Bewertung der Rechtslage von Literatur und Praxis | 186 | ||
a) Kritik von K. Schmidt | 186 | ||
b) Kritik von Hirte | 186 | ||
c) Kritik von Herchen/Herchen | 187 | ||
d) Für den Pflichtenübergang bei der Ad-hoc-Meldung | 187 | ||
3. Eigene Stellungnahme – Gründe für einen Pflichtenübergang auf den Insolvenzverwalter | 188 | ||
a) Praktikabilität im Insolvenzverfahren | 188 | ||
b) Effektivität des Kapitalmarkts | 189 | ||
c) Haftungskongruenz | 190 | ||
d) Gegenargument: Enormer Arbeits- und Kostenaufwand für den Insolvenzverwalter | 190 | ||
e) Gegenargument: Fehlende Vollständigkeit der Regelung spricht für eine grundlegende Vorstandsverantwortlichkeit | 191 | ||
4. Konkretisierung, Reformüberlegungen und eigener Reformvorschlag | 192 | ||
a) Eigener Vorschlag zum vorläufigen Insolvenzverfahren | 193 | ||
b) Eröffnetes Insolvenzverfahren | 194 | ||
II. Der Schutzzweck der Ad-hoc-Publizitätspflicht in der Insolvenz | 195 | ||
1. Emittent mit stillgelegtem Geschäftsbetrieb | 196 | ||
2. Emittent mit grundlegender Sanierungserwartung | 198 | ||
III. Zusammenfassung | 199 | ||
E. Zusammenfassung der Ergebnisse und Thesen der Untersuchung | 201 | ||
Literaturverzeichnis | 204 | ||
Stichwortverzeichnis | 224 |