Die Haftung für schädigende Einflussnahme aus §§ 311, 317 AktG als allgemeines verbandsrechtliches Prinzip
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Die Haftung für schädigende Einflussnahme aus §§ 311, 317 AktG als allgemeines verbandsrechtliches Prinzip
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 257
(2025)
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Timon Schwacha studierte Rechtswissenschaften an der Universität Passau mit dem Schwerpunkt Gesellschafts-, Kapitalmarkt- und Steuerrecht. Im Anschluss an die im Jahr 2022 abgelegte Erste Juristische Prüfung verfasste er seine Dissertation unter Betreuung von Professor Dr. Holger Altmeppen (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Handels- und Wirtschaftsrecht an der Universität Passau), an dessen Lehrstuhl er gleichzeitig als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig war. Seit April 2024 ist er Rechtsreferendar am Oberlandesgericht München.Abstract
Mit dem Aktiengesetz 1965 hat der Gesetzgeber die §§ 311 ff. AktG neu geschaffen. Der Regelungsgehalt der Normen §§ 311, 317 AktG, die ein konzernrechtliches Schädigungsverbot beinhalten, ist seit jeher umstritten. Die Arbeit zeigt, dass in den §§ 311, 317 AktG ein allgemeines Prinzip, nämlich eine culpa-Haftung, verankert ist, welches auf andere Konzernverhältnisse als den faktischen Aktienkonzern übertragbar ist. Die Arbeit befasst sich zunächst mit der dogmatischen Einordnung der Haftung für schädigende Einflussnahme bei faktischen Beherrschungssituationen. Auf dieser Grundlage wird sodann untersucht, ob das Haftungskonzept der §§ 311, 317 AktG auf andere Konzernverhältnisse, insbesondere den GmbH-Konzern und den Personengesellschaftskonzern, übertragen werden kann. Schließlich setzt sich die Arbeit kritisch mit der bisher außerhalb des Aktienrechts zur Lösung derartiger Konzernkonflikte vorgeschlagenen Treuepflichtlösung auseinander.»Liability for the Harmful Exercise of Influence Pursuant to Sections 311 and 317 of the German Stock Corporation Act (AktG) as a General Principle of the Law of Associations«: This thesis considers the question of whether a universally applicable principle can be derived from sections 311 and 317 of the German Stock Corporation Act (AktG) that can be transferred to group relationships other than the de facto stock corporation. The undertaken doctrinal categorisation of liability for the exercise of harmful influence, thereby raises the question of whether the liability concept set out in sections 311 and 317 AktG can be applied, in particular, to the GmbH group and the partnership group.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Teil I: Einführung | 19 | ||
§ 1 Einleitung | 19 | ||
§ 2 Gang der Untersuchung | 19 | ||
Teil II: Historischer Überblick über die Regelungen zum faktischen Aktienkonzern | 21 | ||
§ 1 Anfänge der Konzernierung | 21 | ||
§ 2 Erste Überlegungen zu einem Schädigungsverbot | 22 | ||
§ 3 Aktiengesetz 1937 | 23 | ||
§ 4 Aktiengesetz 1965 | 25 | ||
A. Referentenentwurf 1958 | 25 | ||
B. Regierungsentwurf 1960 | 26 | ||
C. Aktiengesetz 1965 | 27 | ||
Teil III: Grundlegungen | 29 | ||
§ 1 Konzerngefahr: Zum faktischen Einfluss auf die Geschäftsleitung | 29 | ||
§ 2 Grundstruktur der Verschuldenshaftung | 31 | ||
A. Römischrechtlicher Ursprung | 31 | ||
B. Historische Grundlagen der Haftung für sorgfaltswidrige Fremdgeschäftsführung bei angemaßter Eigengeschäftsführung | 34 | ||
C. Das Verschuldensprinzip im geltenden Recht | 35 | ||
D. Grundstruktur einer Verschuldenshaftung am Beispiel des § 823 Abs. 1 BGB | 35 | ||
E. Grundstruktur der Verschuldenshaftung bei angemaßter Eigengeschäftsführung | 37 | ||
Teil IV: Dogmatische Einordnung der Haftung nach §§ 311, 317 AktG | 38 | ||
§ 1 Schutzzweck der §§ 311, 317 AktG | 38 | ||
A. Außenseiterschutz, keine Privilegierungsfunktion | 38 | ||
B. Keine Normierung von Leitungsmacht | 39 | ||
C. Ausfluss der Treuepflicht | 40 | ||
D. Ergebnis zum Grundgedanken der §§ 311ff. AktG | 41 | ||
§ 2 Die Haftung aus §§ 311, 317 AktG als Culpa-Haftung für pflichtwidrige Geschäftsführung | 42 | ||
A. Pflichtverletzung | 43 | ||
I. Rechtsgrund der Haftung für schädigende Einflussnahme | 43 | ||
1. Zusammenhang zwischen § 311 AktG und § 317 AktG | 43 | ||
a) Grammatikalische Überlegungen | 43 | ||
b) Systematische Überlegungen | 44 | ||
2. Pflichtwidrige Geschäftsführung als Haftungsgrund | 45 | ||
II. Zu den Vorstandspflichten im faktischen Konzern | 46 | ||
1. Verhältnis der §§ 311ff. AktG zu den §§ 76, 93 AktG | 46 | ||
a) Vorstandspflichten in der unabhängigen Gesellschaft | 46 | ||
b) Keine Überlagerung der allgemeinen Sorgfaltspflicht durch die §§ 311ff. AktG | 47 | ||
c) Insbesondere: Keine Beschränkung durch § 318 AktG | 48 | ||
2. Keine einseitige Festlegung des Nachteilsausgleichs durch das herrschende Unternehmen | 50 | ||
a) Pflichtenprogramm des Tochtervorstands | 51 | ||
b) Vereinbarung des Nachteilsausgleichs | 51 | ||
c) Vereinbarung des zeitlich gestreckten Nachteilsausgleichs | 53 | ||
d) Rechtsnatur des Nachteilsausgleichs | 54 | ||
3. Konzerninteresse als Voraussetzung? | 55 | ||
a) Meinungsstand | 55 | ||
b) Stellungnahme | 56 | ||
4. Bedeutung des Abhängigkeitsberichts | 57 | ||
a) Inhalt der Berichtspflicht | 57 | ||
b) Prüfung des Abhängigkeitsberichts | 57 | ||
c) Abhängigkeitsbericht als Schutzinstrument des faktischen Konzernrechts | 58 | ||
III. Zwischenergebnis | 59 | ||
B. Haftungsbegründende Kausalität | 59 | ||
I. Meinungsstand | 59 | ||
II. Stellungnahme | 61 | ||
1. Veranlassung als Ausprägung der haftungsbegründenden Kausalität | 61 | ||
2. Vermutung der Veranlassung | 63 | ||
3. Kein Veranlassungsbewusstsein | 64 | ||
C. Rechtswidrigkeit | 65 | ||
D. Verschulden | 67 | ||
I. Historische Begründung des Verschuldenserfordernisses | 67 | ||
II. § 317 Abs. 2 AktG als Exkulpationsregel | 68 | ||
III. Kein Negativtatbestandsmerkmal | 70 | ||
IV. Keine materielle Beweislastregel | 71 | ||
V. Verschuldensmaßstab | 72 | ||
E. Haftungsausfüllender Tatbestand | 72 | ||
I. Historisch bedingte Missverständlichkeit | 72 | ||
II. Begriff des Nachteils | 73 | ||
1. Meinungsstand | 73 | ||
2. Stellungnahme | 75 | ||
a) Maßgeblicher Zeitpunkt für die Bestimmung des Nachteils | 75 | ||
b) Kein Zusammenhang zwischen Nachteil und § 317 Abs. 2 AktG | 76 | ||
c) Notwendigkeit der Isolierbarkeit einzelner Nachteile | 77 | ||
3. Ergebnis | 78 | ||
III. Nachteilsausgleich | 78 | ||
1. Rechtsnatur des Nachteilsausgleichs | 78 | ||
a) Meinungsstand | 78 | ||
b) Stellungnahme | 79 | ||
aa) Historischer Ursprung: Compensatio lucri cum damno | 79 | ||
bb) Nachteilsausgleich als Voraussetzung für Haftungsfreiheit | 80 | ||
cc) Keine Ersetzungsbefugnis | 81 | ||
2. Zeitlich gestreckter Nachteilsausgleich | 82 | ||
a) Historisch bedingte Fehlinterpretation | 82 | ||
b) Zeitlich gestreckter Nachteilsausgleich als strenge Ausnahmeregelung | 83 | ||
c) Keine Privilegierungsfunktion | 84 | ||
d) Selbstverständlichkeit des § 311 Abs. 3 AktG | 84 | ||
3. Höhe des Ausgleichs | 85 | ||
a) Grundsatz | 85 | ||
b) Keine Bemessung nach der Sorgfalt eines ordentlichen und gewissenhaften Geschäftsleiters | 86 | ||
c) Festlegung des Nachteilsausgleichs | 86 | ||
d) Parallele zur verdeckten Gewinnausschüttung | 87 | ||
e) Beurteilung der Angemessenheit | 88 | ||
IV. Schaden | 88 | ||
F. Haftung des Geschäftsleiters des herrschenden Unternehmens | 89 | ||
G. Ergebnis zur dogmatischen Einordnung der §§ 311, 317 AktG | 90 | ||
§ 3 Haftung aus §§ 311, 317 AktG als Schadensersatzhaftung für angemaßte Eigengeschäftsführung? | 91 | ||
§ 4 Keine allgemeine Gefährdungshaftung, keine Garantiehaftung | 93 | ||
§ 5 Besonderheiten im mehrstufigen Konzern | 95 | ||
A. Mehrstufige faktische Konzernierung | 95 | ||
B. Beherrschungsvertrag zwischen Tochter und Enkelin | 96 | ||
C. Beherrschungsvertrag zwischen Mutter und Enkelin | 97 | ||
D. Beherrschungsvertrag zwischen Mutter und Tochter | 97 | ||
Teil V: Verhältnis der §§ 311, 317 AktG zu den allgemeinen Vorschriften | 99 | ||
§ 1 Verhältnis zu § 117 AktG | 99 | ||
A. Unterschiedliche Tatbestandsvoraussetzungen | 100 | ||
B. Systematische Erwägungen | 101 | ||
C. Historische Verbundenheit | 101 | ||
D. Schutzzweckbetrachtung | 102 | ||
E. Ergebnis zum Verhältnis von § 117 AktG und §§ 311, 317 AktG | 102 | ||
§ 2 Verhältnis zu §§ 57, 62 AktG | 103 | ||
A. Zielrichtung des Verbots der verdeckten Gewinnausschüttung | 103 | ||
B. Unterschiede zwischen §§ 57, 62 AktG und §§ 311, 317 AktG | 105 | ||
C. Zeitlich gestreckter Nachteilsausgleich und Verbot der Einlagenrückgewähr | 105 | ||
D. Ergebnis zum Verhältnis von §§ 57ff. AktG und §§ 311, 317 AktG | 106 | ||
§ 3 Verhältnis zu § 243 Abs. 2 AktG | 106 | ||
A. Meinungsstand | 107 | ||
B. Stellungnahme | 107 | ||
§ 4 Ergebnis zum Verhältnis der §§ 311, 317 AktG zu den allgemeinen Vorschriften | 108 | ||
Teil VI: Zur Übertragung der §§ 311, 317 AktG auf andere Unternehmensverbindungen | 109 | ||
§ 1 Verbot schädigender Einflussnahme als allgemeines Prinzip für die Abhängigkeit | 109 | ||
§ 2 GmbH-Konzern | 110 | ||
A. Historischer Überblick über das GmbH-Konzernrecht | 111 | ||
I. Reformbestrebungen der 70er Jahre | 111 | ||
II. Qualifiziert faktischer Konzern | 112 | ||
1. Entwicklung des Meinungsstandes | 113 | ||
2. Meinungsstand heute | 117 | ||
3. Stellungnahme | 117 | ||
a) Keine Ungeeignetheit der §§ 311ff. AktG bei erhöhter Leitungsdichte | 118 | ||
aa) Der qualifiziert faktische Konzern als bloßes Beweisproblem | 118 | ||
bb) Ungeeignetheit der §§ 302ff. AktG zur Lösung des Beweisproblems | 120 | ||
cc) Ergebnis zur Ungeeignetheit der §§ 311, 317 AktG | 121 | ||
b) Unverhältnismäßigkeit einer Garantiehaftung des herrschenden Unternehmens | 121 | ||
c) Untauglichkeit im Fall der Einmann-GmbH | 123 | ||
d) Personelle Verflechtung zwischen herrschendem Unternehmen und abhängiger Gesellschaft | 123 | ||
e) Besondere Umgehungsfälle | 125 | ||
4. Erkenntnisse aus dem qualifiziert faktischen Konzern für die vorliegende Problematik | 125 | ||
B. Unterschiede zwischen abhängiger Aktiengesellschaft und abhängiger GmbH | 126 | ||
I. Unterschiede in der Organverfassung | 126 | ||
1. Beherrschungsmöglichkeit des Mehrheitsgesellschafters | 126 | ||
2. Stimmverbot in der Gesellschafterversammlung | 127 | ||
3. Besondere Konzerngefahr in der GmbH | 128 | ||
II. Unterschiede in der Vermögensbindung | 129 | ||
III. Unterschiede im Minderheitenschutz | 130 | ||
IV. Rechtstatsächliche Unterschiede | 131 | ||
V. Rückschlüsse aus den Unterschieden zwischen GmbH und AG | 132 | ||
C. Kein hinreichender Schutz über die Konzerneingangskontrolle | 132 | ||
D. Übertragung der Haftung für schädigende Einflussnahme | 133 | ||
I. Meinungsstand | 134 | ||
II. Stellungnahme | 136 | ||
1. Regelungslücke | 136 | ||
a) Kein hinreichender Schutz über die Treuepflicht | 137 | ||
aa) Minderheitenschutz | 138 | ||
bb) Gläubigerschutz | 140 | ||
b) Kein hinreichender Schutz über die Kapitalbindungsregeln | 142 | ||
aa) Haftung des Konzerngeschäftsleiters | 142 | ||
bb) Minderheitenschutz | 145 | ||
c) Kein hinreichender Schutz über § 826 BGB | 145 | ||
d) Keine Haftung nach § 43 GmbHG analog | 146 | ||
e) Ergebnis zur Regelungslücke | 147 | ||
2. Vergleichbarkeit der Interessenlage | 148 | ||
a) Selbstverständlichkeit des Schädigungsverbots auch in der GmbH | 148 | ||
b) Keine Problematik aufgrund fehlenden Abhängigkeitsberichts | 149 | ||
c) Kein Widerspruch zwischen Nachteilsausgleich und GmbH-Konzern | 151 | ||
d) Zeitlich gestreckter Nachteilsausgleich | 152 | ||
e) Keine Wirkungslosigkeit der §§ 311, 317 AktG | 153 | ||
f) Annäherung des Treuepflichtkonzepts an die Grundsätze der §§ 311, 317 AktG | 154 | ||
III. Ergebnis zur analogen Anwendung der §§ 311, 317 AktG in der GmbH | 155 | ||
§ 3 Personengesellschaften | 157 | ||
A. Unterschiede zwischen abhängiger Aktiengesellschaft und abhängiger Personengesellschaft | 157 | ||
I. Unterschiede in der Organverfassung | 158 | ||
1. Einstimmigkeitsprinzip | 158 | ||
2. Prinzip der Selbstorganschaft | 158 | ||
II. Unterschiede im Minderheitenschutz | 159 | ||
B. Kein hinreichender Schutz über die Konzerneingangskontrolle | 159 | ||
I. Möglichkeiten zur Begründung der Abhängigkeit | 160 | ||
II. Minderheitenschutz durch das Wettbewerbsverbot | 161 | ||
III. Rechtsfolgen der Konzernierung | 163 | ||
1. Ansatz der herrschenden Meinung | 163 | ||
2. Stellungnahme | 164 | ||
IV. Ergebnis zum Minderheitenschutz durch die Konzerneingangskontrolle | 166 | ||
C. Übertragung der Haftung für schädigende Einflussnahme | 166 | ||
I. Meinungsstand | 166 | ||
II. Stellungnahme | 167 | ||
1. Regelungslücke im Gläubigerschutz | 168 | ||
a) Kommanditisten als herrschendes Unternehmen | 168 | ||
b) Kapitalgesellschaft & Co. | 169 | ||
c) Ergebnis zu den Regelungslücken im Gläubigerschutz | 169 | ||
2. Regelungslücke im Schutz der Minderheitsgesellschafter | 170 | ||
a) Kein hinreichender Schutz über Möglichkeit zur Entziehung der Geschäftsführungs- und Vertretungsbefugnis | 171 | ||
b) Kein hinreichender Schutz über die Einsichts- und Auskunftsrechte | 172 | ||
c) Kein hinreichender Schutz über Stimmverbote | 172 | ||
d) Kein hinreichender Schutz über die Treuepflicht und die actio pro socio | 173 | ||
e) Ergebnis zur Regelungslücke | 175 | ||
3. Vergleichbare Interessenlage | 175 | ||
a) Kein Problem aufgrund des fehlenden Abhängigkeitsberichts | 175 | ||
b) „Problematik“ des Nachteilsausgleichs | 176 | ||
c) Zeitlich gestreckter Nachteilsausgleich | 177 | ||
d) Annäherung des Treuepflichtkonzepts an die §§ 311, 317 AktG | 177 | ||
III. Ergebnis zur Übertragung der §§ 311, 317 AktG auf die Personengesellschaft | 180 | ||
§ 4 Genossenschaften | 181 | ||
§ 5 Vereine | 182 | ||
§ 6 Stiftungen | 183 | ||
Teil VII: Zusammenfassung | 185 | ||
Literaturverzeichnis | 189 | ||
Sachregister | 214 |