Say on Corporate Acquisitions
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Say on Corporate Acquisitions
Abhandlungen zum Deutschen und Europäischen Gesellschafts- und Kapitalmarktrecht, Vol. 259
(2025)
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Lukas Hollerung studierte Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig mit dem Schwerpunkt Unternehmensrecht. Nach dem ersten Staatsexamen war er promotionsbegleitend als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einer internationalen Wirtschaftskanzlei tätig. Sein Rechtsreferendariat absolvierte er am Oberlandesgericht Frankfurt am Main u.a. mit Stationen beim Auswärtigen Amt in Manila und einer Wirtschaftskanzlei in Hong Kong. Seit Dezember 2024 arbeitet er als Anwalt in den Bereichen Gesellschaftsrecht und Mergers & Acquisitions.Abstract
Die Regelgeber, der II. BGH-Zivilsenat und Teile des Schrifttums lehnen ein Zustimmungserfordernis der Hauptversammlung bei Unternehmensakquisitionen gemeinhin als »organinadäquat« ab. Doch können die Argumente auch noch nach dem in den 1990er Jahren einsetzenden Wandel der Aktienrechtsverfassung Geltung beanspruchen? Symptomatisch ist der im In- und Ausland zu beobachtende Trend, die Aktionäre vermehrt in Entscheidungsprozesse einzubinden. Die Arbeit unternimmt es, die Frage nach der »besten« Kompetenzverteilung bei M&A unter Berücksichtigung der empirischen M&A-Forschung zu würdigen. Insgesamt führt deren Einbeziehung in den aktienrechtlichen Diskurs zudem Schluss, dass ein Hauptversammlungsvotum bei Akquisitionen durch Börsengesellschaften dem heutigen Wirtschaftsleben tatsächlich eher entspricht. Vor diesem Hintergrund ist der Schwellenwert der »Holzmüller/Gelatine«-Doktrin für Beteiligungserwerbe herabzusetzen und eine Reform des Aktiengesetzes zu befürworten.»Say on Corporate Acquisitions«: Requiring the approval of the General Meeting for acquisitions is generally rejected as being ›more appropriate for the board‹. In view of the recent changes in the economic world, the question arises as to whether the argument is still valid today. The trend towards greater shareholder involvement, which can be observed in Germany and abroad, is symptomatic. This work assesses the question ofthe ‘best’ allocation of responsibilities in M&A, particularly considering empirical M&A research.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
Abkürzungsverzeichnis | 16 | ||
Kapitel 1: Einleitung | 23 | ||
§ 1 Einführung in die Problematik | 25 | ||
A. Akquisition der Monsanto Inc. durch die Bayer AG | 26 | ||
I. Ablauf und Finanzierung einer kontroversen Transaktion | 26 | ||
II. Zweifelhafte Akquisitionsabsichten der Bayer-Manager | 30 | ||
III. Verweigerung einer Hauptversammlungsbeteiligung | 33 | ||
B. Eingliederung in die aktienrechtliche Diskussion | 34 | ||
I. (Miss-)Erfolgsquote von M&A-Transaktionen | 34 | ||
II. Zentrale Bedeutung von Akquisitionsmotiven | 37 | ||
III. Uneinigkeit über eine Hauptversammlungsbeteiligung | 39 | ||
§ 2 Gegenstand und Standortbestimmung | 42 | ||
A. Börsennotierte Aktiengesellschaft | 43 | ||
B. Fokus auf interne Corporate Governance | 44 | ||
C. Abgrenzung von externer Corporate Governance | 46 | ||
§ 3 Methodische Grundlagen | 47 | ||
A. Empirierezeption als Konzept | 48 | ||
B. Aktienrecht und Ereignisstudienforschung | 49 | ||
C. Schnittstellen der Untersuchung | 52 | ||
I. Ungeschriebenes Zustimmungserfordernis (de lege lata) | 52 | ||
II. Geschriebenes Zustimmungserfordernis (de lege ferenda) | 54 | ||
§ 4 Gang der weiteren Darstellung | 56 | ||
Kapitel 2: Deutsche Aktienrechtsverfassung im Wandel | 58 | ||
§ 1 Traditionelle Ausrichtung am Stakeholder Value | 59 | ||
A. Gemeinwohlklausel und DCGK-Vorgaben | 60 | ||
B. Duale Leitungsorganisation und Mitbestimmung | 62 | ||
C. Blockaktionäre und Minderheitenschutz | 63 | ||
§ 2 Internationalisierung und Shareholder Value | 64 | ||
A. Rechtskulturelle und wirtschaftliche Einflüsse | 66 | ||
I. Rezeption rechtsökonomischer Konzepte | 66 | ||
1. Wohlfahrtstheorie | 67 | ||
2. Neue Institutionenökonomik | 69 | ||
3. Vertikale Prinzipal-Agenten-Theorie | 71 | ||
4. Verhaltensökonomik | 74 | ||
II. Internationalisierung der Kapitalmärkte | 76 | ||
1. Auflösung der „Deutschland AG“ | 76 | ||
2. Verbreitung institutioneller Investoren | 79 | ||
3. Hedgefonds-Aktivismus | 82 | ||
4. Beteiligungen von Privataktionären | 84 | ||
B. Reaktionen der Rechtspraxis und Regelgeber | 87 | ||
I. Funktionale Konvergenz der Leitungsorgane | 88 | ||
1. Vorstandsvorsitzender und CEO | 89 | ||
2. Aufsichtsrat und Board of Directors | 92 | ||
II. Formale Konvergenz des Hauptversammlungsrechts | 95 | ||
1. Erleichterung der Stimmrechtsausübung | 96 | ||
2. Reform der Aktionärsklagerechte | 103 | ||
3. Einbindung institutioneller Investoren | 107 | ||
4. Regulierung von Stimmrechtsberatern | 111 | ||
5. Ausweitung der Kompetenzen | 115 | ||
III. Starke und schwache Pfadabhängigkeiten | 116 | ||
1. Arbeitnehmer-Mitbestimmung | 117 | ||
2. Richterliche Stärkung der Verwaltung | 118 | ||
§ 3 Zwischenergebnis: Moderater Shareholder Value als ideale Referenz | 120 | ||
Kapitel 3: Organschaftliche Pflichtenstellung bei Akquisitionen | 123 | ||
§ 1 Vorbemerkungen zur Transaktionsstruktur | 124 | ||
A. Fusionen & Akquisitionen (M&A)? | 124 | ||
B. Aufgaben von Transaktionsanwälten | 125 | ||
§ 2 Zentrale Entscheidungsbefugnisse der Verwaltung | 127 | ||
A. Vorschlag und Durchführung durch den Vorstand | 127 | ||
B. Kontrollpflichten und Mitentscheidungsrechte des Aufsichtsrats | 130 | ||
§ 3 Ratifizierung durch die Hauptversammlung? | 132 | ||
A. Gesetzliches Zustimmungserfordernis | 133 | ||
I. Erwerb von Beteiligungen oder Wirtschaftsgütern | 133 | ||
II. Freiwillige Vorlagemöglichkeit | 134 | ||
III. Satzungsüberschreitung oder -unterschreitung | 135 | ||
IV. Kapitalmaßnahmen und Aktienrückerwerb | 136 | ||
V. Umwandlung durch Verschmelzung | 139 | ||
B. Ungeschriebenes Zustimmungserfordernis | 142 | ||
I. M&A-Transaktionen als Strukturänderung | 143 | ||
II. Beteiligungserwerb gegen Erwerberanteile | 146 | ||
III. Beteiligungserwerb gegen Barmittel | 147 | ||
IV. Fusion durch NewCo-Modell | 149 | ||
V. Gütererwerb und (Konzern-)Verschmelzung | 153 | ||
C. „Empfohlenes“ Zustimmungserfordernis | 155 | ||
I. Deutscher Corporate Governance Kodex | 155 | ||
II. OECD Principles of Corporate Governance | 157 | ||
§ 4 Übertragung auf die Monsanto-Akquisition | 157 | ||
A. Zustimmungserfordernis wegen Satzungsänderung? | 158 | ||
B. Zustimmungserfordernis wegen Kapitalerhöhung? | 158 | ||
C. Zustimmungserfordernis wegen Strukturänderung? | 159 | ||
D. Zustimmungserfordernis wegen barfinanziertem Anteilserwerb? | 161 | ||
§ 5 Zwischenergebnis: Machtallokation auf Verwaltungsebene | 162 | ||
Kapitel 4: Selbstkorrektur von „Holzmüller / Gelatine“? | 164 | ||
§ 1 Prüfung und Handlungsoptionen | 165 | ||
A. Aktionärsklagen gegen M&A-Transaktionen | 165 | ||
B. „Rechtsfortbildungsverweigerung“? | 169 | ||
C. Derogation durch Gesetzgeber als Alternative | 171 | ||
§ 2 Zwischenergebnis: Selbstkorrektur fraglich | 172 | ||
Kapitel 5: Von „Say on Pay“ zu „Say on Acquisitions“? | 173 | ||
§ 1 Theorie, Verbreitung und Evaluation des Vergütungsvotums | 175 | ||
A. Berücksichtigung rechtsökonomischer Theorie | 175 | ||
I. Erfolgsabhängige Vergütung | 176 | ||
II. Eindämmung von Managermacht | 177 | ||
B. Kodifikationen in führenden Jurisdiktionen | 179 | ||
I. Britisches Regelungsvorbild | 179 | ||
II. Skizze eines internationalen Rezeptionsprozesses | 181 | ||
C. Bestätigung durch empirische Erkenntnisse | 186 | ||
I. Stimmverhalten der Aktionäre | 187 | ||
II. Effizientere Vergütungssysteme | 189 | ||
D. Ausblick: „Say on Pay“ als Katalysator für Aktionärsrechte? | 192 | ||
§ 2 Aktuelle (Re-)Demokratisierungstendenzen | 193 | ||
A. Zustimmung für Geschäfte mit nahestehenden Parteien | 194 | ||
B. Nominierung von Kandidaten für den Verwaltungsrat | 196 | ||
C. Herabsetzung von Ermächtigungen für Kapitalmaßnahmen | 199 | ||
D. Billigung von Nachhaltigkeitskonzepten und „Say on Climate“ | 201 | ||
E. Beschlussanträge in Geschäftsführungsfragen | 205 | ||
F. Kompetenz für Hauptversammlungsverfahren | 207 | ||
§ 3 Rechtspolitische Leitlinien für ein „Say on Acquisitions“ | 209 | ||
A. Aktionärsseitige Forderungen anerkennen | 210 | ||
I. Engagement gegen M&A-Transaktionen | 210 | ||
II. Vorschläge anlässlich der DCGK-Reform 2018/19 | 214 | ||
B. Rechtsökonomische Theorie vermitteln | 215 | ||
I. Entscheidungs- und Agenturkosten | 216 | ||
II. Ratifizierung von M&A-Transaktionen | 217 | ||
C. Ausländische Regelungsvorbilder offenlegen | 220 | ||
I. 20 %-Regel der US-amerikanischen Börsen | 221 | ||
II. „Klassentests“ im britischen Kapitalmarktrecht | 224 | ||
III. Weitere Rechtsordnungen im Kontrast | 228 | ||
D. Empirische Erkenntnisse rezipieren | 234 | ||
I. Akzeptanz unter Investoren | 235 | ||
II. Unternehmenswertsteigerung | 236 | ||
§ 4 Zwischenergebnis: „Say on Acquisitions“ möglich | 239 | ||
Kapitel 6: Organadäquanz und „Say on Acquisitions“ | 241 | ||
§ 1 Argumentative Bestandsaufnahme | 243 | ||
A. Von der Legitimations- zur Adäquanzperspektive | 243 | ||
I. Wegmarken des Gesetzgebungsprozesses | 246 | ||
1. Aktienrechtsnovelle 1884 als Ausgangspunkt | 246 | ||
2. Perspektivwechsel mit Aktiengesetz 1937 | 248 | ||
3. Kontinuität seit Aktiengesetz 1965 | 250 | ||
II. Rechtsprechungslinien des II. Zivilsenats des BGH | 253 | ||
1. Von „Holzmann“ zu „Siemens / Nold“ | 253 | ||
2. Von „Holzmüller“ zu „Gelatine“ | 257 | ||
3. Von „Macrotron“ zu „Frosta“ | 261 | ||
III. Argumente des Schrifttums | 266 | ||
1. Bruch mit dualistischer Leitungsorganisation | 267 | ||
2. Schwächen der Hauptversammlungspraxis | 268 | ||
3. Fehlender Disziplinierungseffekt | 271 | ||
4. Beschränkung auf börsenferne Aktiengesellschaften | 272 | ||
B. Rechts- und verhaltensökonomische Einflüsse | 274 | ||
C. Argumentationslinien im internationalen Vergleich | 276 | ||
D. Zwischenergebnis: Zustimmungserfordernis „organinadäquat“? | 278 | ||
§ 2 Methodische Vorabklärung | 280 | ||
A. Erkenntnishierarchie empirischer Forschung | 281 | ||
B. Aussagekraft von M&A-Regressionsanalysen | 283 | ||
I. Hohe Übertragbarkeit | 284 | ||
II. Geringe Eindeutigkeit | 285 | ||
1. Fragliche Wirkungsrichtung | 285 | ||
2. Unklare Störfaktoren | 287 | ||
3. Verzerrte Datenauswahl | 289 | ||
4. Ungenaue Operationalisierung | 290 | ||
C. Erweiterung des Methodenspektrums | 293 | ||
§ 3 Empirische Erkenntnisse | 296 | ||
A. Geschäftsleiterhandeln im Aktionärsinteresse? | 297 | ||
I. Misserfolgsquote von M&A-Transaktionen | 297 | ||
II. Eigennützige Geschäftsleiterinteressen | 302 | ||
III. Urteilsverzerrungen im Entscheidungsprozess | 312 | ||
1. Selbstüberschätzung der Geschäftsleiter | 312 | ||
2. Einflüsse nach Transaktionsphasen | 315 | ||
a) Vorbereitungsphase | 316 | ||
b) Bieterprozess | 321 | ||
c) Due Diligence | 322 | ||
B. Kein Disziplinierungseffekt des Zustimmungserfordernisses? | 324 | ||
I. Endogenitätsprobleme | 325 | ||
II. Transaktionen wirtschaftlich erfolgreicher | 328 | ||
1. US-amerikanische 20 %-Regel | 329 | ||
2. Britische „Klassentests“ | 336 | ||
III. Häufiger Transaktionsabbruch | 338 | ||
C. Fehlender Sachverstand der Hauptversammlung? | 342 | ||
I. Risikoabwägung und (Markt-)Reaktionen | 342 | ||
II. Würdigung externer Informationen | 346 | ||
1. Fairness Opinions | 346 | ||
2. Abstimmungsempfehlungen | 350 | ||
III. Stimmverhalten institutioneller Investoren | 352 | ||
1. Dissentierende Stimmabgabe | 353 | ||
2. Einfluss von Überkreuzbeteiligungen | 358 | ||
IV. Opponierende Hedgefonds | 361 | ||
V. Aktivitäten von Privataktionären | 365 | ||
D. Organisatorische Defizite der Hauptversammlung? | 368 | ||
I. Keine unverhältnismäßige Verzögerung | 368 | ||
II. Rückgang der Berufskläger | 370 | ||
III. Kostenreduktion durch Digitalisierung | 374 | ||
E. Gesamtbetrachtung der empirischen Erkenntnisse | 376 | ||
§ 4 Rechtliche Schlussfolgerungen | 378 | ||
A. Synthese: Zustimmungserfordernis „organadäquat“ | 379 | ||
B. Rechtsdogmatische Konsequenzen | 381 | ||
I. Ausweitung auf Strukturentscheidungen | 382 | ||
II. Mediatisierung beim Beteiligungserwerb | 383 | ||
III. Herabsetzung des Schwellenwerts | 384 | ||
C. Rechtspolitische Konsequenzen | 385 | ||
I. Einführung als DCGK-Empfehlung | 386 | ||
II. Gesetzesregelung nach ausländischem Vorbild | 386 | ||
D. Rechtspraktische Empfehlung (§ 119 Abs. 2 AktG) | 388 | ||
E. Retrospektive Wirkungskontrolle notwendig | 389 | ||
Kapitel 7: Zusammenfassung | 391 | ||
Literatur- und Materialienverzeichnis | 400 | ||
Sachverzeichnis | 483 |