Militär und Gewalt
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Militär und Gewalt
Sozialwissenschaftliche und ethische Perspektiven
Editors: Leonhard, Nina | Franke, Jürgen
Sozialwissenschaftliche Schriften, Vol. 50
(2015)
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About The Author
Dr. phil. Jürgen Franke war bis 2012 Berufssoldat und zuletzt als militärischer Dozent für Soziologie und Sozialpsychologie am Fachbereich Human- und Sozialwissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg tätig. Derzeit doziert er u.a. als Lehrbeauftragter für Soziologie im Bereich »Interdisziplinäre Studienanteile« an der Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich »Military Studies«, dabei konzentriert er sich vor allem auf die durch den Wandel der Bundeswehr zur Einsatzarmee bewirkten Veränderungen in den zivil-militärischen Beziehungen.Dr. phil. Nina Leonhard ist seit 2009 als Dozentin für Allgemeine Soziologie und Politikwissenschaft am Fachbereich Human- und Sozialwissenschaften an der Führungsakademie der Bundeswehr in Hamburg tätig und lehrt darüber hinaus Soziologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Neben militärsoziologischen Fragestellungen liegen ihre Forschungsschwerpunkte im Bereich der sozialwissenschaftlichen Forschung zu Gedächtnis, Erinnern und Vergessen sowie der politischen Soziologie.Abstract
Der Band beschäftigt sich mit bewaffneter Gewalt, wie sie durch Streitkräfte vorgehalten, organisiert und angewandt wird. Das Militär als Repräsentant des staatlichen Gewaltmonopols unterliegt gewöhnlich besonderen Zwängen, da staatliche Gewalt, um als legitim gelten zu können, kontrolliert werden muss; aus dieser Kontrolle erwächst wiederum Legitimation, die ihrerseits durch die der Gewaltausübung inhärenten Dynamiken gleichzeitig immer wieder abhanden zu gehen droht. Das so skizzierte Spannungsfeld zwischen Einhegung und Legitimation militärischer Gewalt, das nicht zuletzt die gesellschaftliche Verortung des Militärs als staatliche Organisation mit ihren Angehörigen bedingt, wird in den Beiträgen der Autorinnen und Autoren vornehmlich in Bezug auf Deutschland und die Bundeswehr in den Blick genommen. Dabei werden Formen, Funktionsbedingungen und Entwicklungstendenzen militärischer Gewalterfahrung aus unterschiedlichen (fach)disziplinären Perspektiven aufgegriffen und analysiert, um kritische Impulse für die wissenschaftliche wie öffentliche Auseinandersetzung mit den zivil-militärischen Beziehungen zu setzen.»Armed Forces and the Management of Violence: Social and Ethical Perspectives«The function of the military is to manage, organize and employ violence. With regard to the tensions arising from the necessity to control the military's use of force and to legitimate it at the same time, the authors of this volume analyze and discuss recent trends in civil-military relations with respect to Germany and the Bundeswehr.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Zu den Beiträgen | 6 | ||
Inhaltsverzeichnis | 11 | ||
I. Gewalt in historischer und religiöser Perspektive | 13 | ||
Matthias Thieme: Nimmt die Gewalt im Verlauf der Geschichte ab? Eine kritische Auseinandersetzung mit Steven Pinker | 15 | ||
I. Zwischen Obszönität und Halluzination: Das 21. Jahrhundert als friedlichstes Zeitalter? | 15 | ||
II. Kognitive Fehlleistungen: Wie wir unsere eigene Geschichte missdeuten | 16 | ||
III. Perspektivwechsel: Wie weit tragen Engelsflügel? | 23 | ||
IV. Fazit: Zwischen Glauben und Hoffnung | 29 | ||
Literatur | 32 | ||
Internetquellen | 33 | ||
Volker Stümke: Religionen als politische Gefahr – ein Überblick | 35 | ||
I. Die Rolle von Religionen in politischen Gewaltkonflikten | 36 | ||
II. Was macht Religionen riskant? | 38 | ||
III. Wie soll Politik mit Religion umgehen? | 41 | ||
IV. Wie sollen sich Religionen im politischen Raum verhalten? | 44 | ||
V. Ausblick: Säkulare Soldaten und gelebte Religionen | 48 | ||
Literatur | 53 | ||
II. Gewalt im Spannungsfeld von Militär, Staat und Gesellschaft | 57 | ||
Jürgen Franke: Zivile und demokratische Kontrolle militärischer Gewalt. Begriffliche und theoretische Annäherungen an einen komplexen Untersuchungsgegenstand | 59 | ||
I. Einleitung und Fragestellung | 59 | ||
II. Bewaffnete Gewalt und demokratische Kontrolle: Eine Einordnung der Begriffe | 62 | ||
1. Staatsgewalt und Gewaltmonopol | 62 | ||
2. Civilian Control und demokratische Kontrolle | 65 | ||
III. Zivile und demokratische Kontrolle von Streitkräften in Theorie und Praxis | 70 | ||
1. Zweck und Ziele der demokratischen und zivilen Kontrolle | 70 | ||
2. Kriterien für demokratische Kontrolle von Streitkräften und Sicherheitspolitik | 72 | ||
3. Instrumente demokratischer und ziviler Kontrolle | 76 | ||
III. Demokratie und Militär: Das deutsche Modell | 77 | ||
1. Historische und rechtliche Implikationen bei der Wiederbewaffnung Deutschlands | 77 | ||
2. Multiple Formen ziviler und demokratischer Kontrolle | 78 | ||
3. Instrumente der demokratischen Kontrolle deutscher Streitkräfte | 80 | ||
4. Demokratische Kontrolle durch soziale Integration des Militärs | 83 | ||
IV. Ausblick: Für ein prozessorientiertes Verständnis demokratischer Kontrolle von Streitkräften | 85 | ||
Literatur | 89 | ||
Heiko Biehl: Deutscher Sonderweg oder europäische Normalität? Gesellschaftliche Legitimation militärischer Gewalt im internationalen Vergleich | 93 | ||
I. Nun sag, wie hast Du’s mit der militärischen Gewalt? | 93 | ||
II. Militärische Gewalt und Öffentlichkeit – sozialwissenschaftliche Perspektiven | 95 | ||
1. Wissenschaftliche und politische Positionierungen zur Normalisierungsthese | 96 | ||
2. Militärische Gewalt und der Strategische-Kulturen-Ansatz | 97 | ||
3. Die Haltung der deutschen Gesellschaft zur militärischen Gewalt: Normalisierung als Versuch, die strategische Kultur zu ändern | 99 | ||
III. Empirie der strategischen Kultur: Einstellungen zur militärischen Gewalt im europäischen Vergleich | 100 | ||
1. Datenbasis: Strategische Kulturen in Europa | 101 | ||
2. Die Haltung zu militärischer Gewalt – Deutschland im europäischen Vergleich | 102 | ||
3. Wozu militärische Gewalt? Die Akzeptanz von Streitkräfteaufgaben | 105 | ||
IV. Perspektiven der bundesdeutschen strategischen Kultur | 110 | ||
Literatur | 112 | ||
Jürgen Franke: Demokratische Kontrolle von Streitkräften und Sicherheitspolitik in Deutschland. Die Bundeswehr als ‚Armee im Einsatz’ | 115 | ||
I. Einleitung und Fragestellung | 115 | ||
II. Bundeswehr als ‚Armee im Einsatz’: Möglichkeiten und Grenzen demokratischer Kontrolle | 117 | ||
1. Erste These: Politische und demokratische Kontrolle ‚von oben’ ist weiterhin gewährleistet | 118 | ||
2. Zweite These: Demokratische Kontrolle ‚von unten’ verblasst | 121 | ||
3. Dritte These: Demokratische Kontrolle ‚von innen’ schwindet | 124 | ||
4. Vierte These: Demokratische Kontrolle in multinational geführten Einsätzen fehlt oder ist oft nur unzureichend | 127 | ||
III. Fazit: Plädoyer zur Wiederbelebung einer umfassenden demokratischen Kontrolle | 129 | ||
Literatur | 133 | ||
Nina Leonhard: Militär und Krieg in der postheroischen Gesellschaft: Implikationen einer Krisendiagnose zivil-militärischer Beziehungen | 137 | ||
I. Einleitung | 137 | ||
II. Zum Begriff des Postheroischen | 139 | ||
1. Die zivile Fassung des Postheroischen | 140 | ||
2. Die kriegerische Fassung des Postheroischen | 142 | ||
III. Implikationen einer postheroischen Zeitdiagnose der zivil-militärischen Beziehungen | 145 | ||
1. Stärken eines postheroischen Blicks auf die zivil-militärischen Beziehungen | 145 | ||
2. Blindstellen eines postheroischen Blicks auf die zivil-militärischen Beziehungen | 148 | ||
3. Postheroische Streitkräfte in einer postheroischen Gesellschaft? | 151 | ||
IV. Schlussbetrachtung | 154 | ||
Literatur | 155 | ||
Dierk Spreen: Die Kriegsautomaten der Zivilgesellschaft. Semiautonome technische Systeme in bewaffneten Sicherheitsoperationen | 163 | ||
I. Thema und Fragestellung | 163 | ||
II. Die Sicherheitsordnung der Weltzivilgesellschaft | 166 | ||
III. Paradoxe Rahmenbedingungen militärischer Sicherheitsoperationen | 169 | ||
IV. Der kontrollierte Krieg der Halbautomaten | 172 | ||
V. Risiken und Rückwirkungen | 177 | ||
Literatur | 180 | ||
III. Militärische Gewalt aus soldatischer Perspektive | 185 | ||
Wolfgang Schmidt: Gewaltdispositionen bei der frühen Bundeswehr-Elite | 187 | ||
I. Einleitung und Fragestellung | 187 | ||
II. Generationelle Kriegserfahrungen des Ersten Weltkrieges | 189 | ||
III. Generationelle Erfahrungen in der Zeit von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg | 194 | ||
IV. Generationelle Gewaltdispositionen im Lichte nuklearer Kriegsszenarien | 199 | ||
V. Schlussbetrachtungen | 205 | ||
Literatur | 208 | ||
Maren Tomforde: „Good shot“: Gewalterfahrungen von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz | 213 | ||
I. Einleitung | 213 | ||
II. Gewalt und Kultur | 215 | ||
III. ‚Stimmen der Soldaten’: Die Datenbasis | 218 | ||
IV. Das Gefecht: Die multiplen Dimensionen | 220 | ||
1. Die Angst, die ‚Feuertaufe’ und die besondere Kameradschaft | 222 | ||
2. IEDs und Professionalität | 224 | ||
3. Gefechtsgeräusche und die (in)direkte Konfrontation mit dem Gefecht | 226 | ||
4. Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen und emotionale Disparitäten | 229 | ||
5. Gefecht und Emotionen: Spaß am Töten oder Gefechtsgier? | 231 | ||
V. Das Töten: Ungewissheit, Freude über das eigene Überleben und ‚die Sinnsuche danach’ | 234 | ||
VI. „Wir sind doch keine Freaks“ – Heimkehr in die Gesellschaft | 237 | ||
VII. Fazit | 241 | ||
Literatur | 244 | ||
IV. Militärische Gewalt aus ethischer Perspektive | 249 | ||
Volker Stümke: Ethische Normen für Soldaten im Umgang mit Gewalt | 251 | ||
I. Die Pflicht der Rechtsbefolgung | 253 | ||
II. Die Tugend der Affektkontrolle | 256 | ||
III. Das wohlunterrichtete Gewissen | 258 | ||
Literatur | 262 | ||
Hartwig von Schubert: Frieden durch Recht. Die Ethik rechtserhaltender Gewalt und das Völkerrecht | 265 | ||
I. Einleitung | 265 | ||
1. Mehr deutsche Verantwortung in der Welt? | 265 | ||
2. Verantwortung für den Frieden auf dem Weg des Rechts | 267 | ||
3. Grundlagen für Strategien internationaler Völkerrechtspolitik | 268 | ||
II. Frieden als regulatives Ideal der Völkerrechtsentwicklung | 269 | ||
1. Harmonie und Frieden | 269 | ||
2. Mythos, Moral, Ethik, Politik und Recht | 270 | ||
3. Frieden als Ziel des Völkerrechts | 271 | ||
III. Der Konflikt zwischen konkurrierenden Legitimitätsansprüchen | 274 | ||
1. Aufstieg und Fall von Herrschaftsordnungen | 274 | ||
2. Anerkennung konkurrierender Legitimitätsansprüche | 275 | ||
IV. Grundlinien moderner Rechtsphilosophie | 276 | ||
1. Das kantische Modell | 276 | ||
2. Die Ambivalenzen der Gewaltmonopolisierung | 278 | ||
V. Die Ethik rechtserhaltender Gewalt und die Theorie teleologischer Urteile | 281 | ||
1. Rechtsgarantie nach Gewaltverzicht durch die Rechtsbindung des Gewaltmonopols | 281 | ||
2. Zur Theorie teleologischer Urteile | 282 | ||
VI. Die Theorie teleologischer Urteile und das Völkerrecht | 285 | ||
1. Besonderheiten des Völkerrechts | 286 | ||
2. Autorisierung: Legitima Potestas | 287 | ||
3. Rechtfertigungsgrund: Causa Iusta | 290 | ||
4. Richtige Absicht: Recta Intentio | 294 | ||
5. Verhältnismäßigkeit: Proportionalitas | 295 | ||
VII. Rechtsethisches Fazit und Folgerungen für die Völkerrechtspolitik | 298 | ||
1. Abwägungen in rechtstheoretischer Hinsicht | 298 | ||
2. Folgerungen für das Recht im bewaffneten Konflikt | 299 | ||
3. Forderungen an das Konzept des nicht-internationalen bewaffneten Konflikts | 301 | ||
4. Folgerungen für Rüstungsexporte | 304 | ||
5. Ausblick | 305 | ||
Literatur | 307 | ||
Autorenverzeichnis | 315 |
Chapters
Nimmt die Gewalt im Verlauf der Geschichte ab?
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 15–33
Religionen als politische Gefahr – ein Überblick
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 35–55
Zivile und demokratische Kontrolle militärischer Gewalt
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 59–91
Deutscher Sonderweg oder europäische Normalität?
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 93–114
Demokratische Kontrolle von Streitkräften und Sicherheitspolitik in Deutschland
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 115–135
Militär und Krieg in der postheroischen Gesellschaft: Implikationen einer Krisendiagnose zivil-militärischer Beziehungen
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 137–161
Die Kriegsautomaten der Zivilgesellschaft
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 163–184
Gewaltdispositionen bei der frühen Bundeswehr-Elite
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 187–211
„Good shot“: Gewalterfahrungen von Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 213–248
Ethische Normen für Soldaten im Umgang mit Gewalt
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 251–263
Frieden durch Recht
In: Militär und Gewalt (2015), pp. 265–313