Menu Expand

Selber schuld?

Cite BOOK

Style

Henn, W., Brosius-Gersdorf, F. (Eds.) (2025). Selber schuld?. Zum Verursacherprinzip in der Medizin. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59151-0
Henn, Wolfram and Brosius-Gersdorf, Frauke. Selber schuld?: Zum Verursacherprinzip in der Medizin. Duncker & Humblot, 2025. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-59151-0
Henn, W, Brosius-Gersdorf, F (eds.) (2025): Selber schuld?: Zum Verursacherprinzip in der Medizin, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-59151-0

Format

Selber schuld?

Zum Verursacherprinzip in der Medizin

Editors: Henn, Wolfram | Brosius-Gersdorf, Frauke

Schriften zum Gesundheitsrecht, Vol. 83

(2025)

Additional Information

Book Details

Pricing

About The Author

Prof. Dr. med. Wolfram Henn ist Facharzt für Humangenetik; er leitet die genetische Beratungsstelle der Universität des Saarlandes. Er habilitierte sich 1996 für Humangenetik und 2002 für Ethik in der Medizin. Seit 2007 ist er Mitglied der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer; 2016–2024 war er Mitglied des Deutschen Ethikrates, dort leitete er 2019 die Arbeitsgruppe zur Masern-Impfpflicht. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in psychosozialen und gesellschaftspolitischen Aspekten genetischer Diagnostik sowie in Fragen von Risikokommunikation und informationeller Selbstbestimmung.

Prof. Dr. iur. Frauke Brosius-Gersdorf, LL.M., ist Inhaberin eines Lehrstuhls für Öffentliches Recht, insbesondere Verfassungsrecht und Sozialrecht an der Universität Potsdam. 2013 bis 2014 Mitglied des Sonderausschusses »Verfassungsreform« des Landtags Schleswig-Holstein. 2014 bis 2017 Mitglied des Demografiebeirats »Zukunftsforum Niedersachsen« der Niedersächsischen Landesregierung. 2015 bis 2024 stellvertretendes nicht berufsrichterliches Mitglied des Verfassungsgerichtshofs des Freistaates Sachsen. 2017 bis 2022 Mitglied der Zentralen Ethikkommission der Bundesärztekammer. 2023 bis 2024 Mitglied der Kommission der Bundesregierung »Reproduktive Selbstbestimmung und Fortpflanzungsmedizin«. Forschungsschwerpunkte von Frauke Brosius-Gersdorf sind das Verfassungsrecht, das Sozialversicherungsrecht, das Bildungsrecht und das Öffentliche Ehe- und Familienrecht.

Abstract

Die Intuition, dass Menschen für die Folgen ihres Handelns und Unterlassens einzustehen haben, prägt als Verursacherprinzip ethische Konzepte in den verschiedensten Lebensbereichen, vom Strafrecht bis zur Umweltpolitik. In der Medizin allerdings steht ihm die ihrerseits wirkmächtige hippokratische Überzeugung entgegen, dass ärztliche Hilfeleistung niemals unter Vorbehalte gestellt werden darf.

Ansätze, in bestimmten Segmenten von Prävention und Gesundheitsversorgung Elemente des Verursacherprinzips einzuführen, entfachen geradezu regelhaft kontroverse und teils emotional aufgeladene Debatten - so etwa zu Softdrink-Steuern oder Abnehmspritzen. Über solche auf politisches Handeln ausgerichtete punktuelle Erörterungen hinausreichend stellen 15 Expertinnen und Experten aus naturwissenschaftlicher Medizin, Ethik, Recht und Ökonomie ihre fachbezogenen wie persönlichen Perspektiven und Handlungsvorschläge zu dieser multidimensionalen Problematik dar.
»Blame yourself? The Cost Causation Principle in Medicine«: While the cost causation principle is universally accepted in environmental and climate policy, its application in medicine collides with the Hippocratic idea of unconditioned access to medical help for everybody in need. This book addresses the multi-dimensional challenges of the cost causation principle in medicine in 15 essays from scientific perspectives as diverse as biology, philosophy, history, medical and social ethics, law, and economics.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 5
Inhaltsverzeichnis 7
1. Medizinisch-wissenschaftliche Grundlagen 9
Ursula Klingmüller: Was verursacht Krankheiten? Nature vs. Nurture? 11
A. Einleitung 11
B. Intrinsische und extrinsische Krankheitsursachen 13
I. Intrinsische Ursachen 13
1. Erbkrankheiten 14
2. Genetische Prädisposition 15
II. Extrinsische Krankheitsursachen 16
1. Verletzungen 16
2. Vergiftungen 17
3. Infektionskrankheiten 17
III. Multifaktorielle Krankheitsursachen – Volkskrankheiten 18
1. Krebserkrankungen 19
2. Herz-Kreislauf-Erkrankungen 20
3. Diabetes 20
4. Übergewicht (Adipositas) 21
5. Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) 21
6. Chronische Nierenerkrankung 22
7. Suchterkrankungen 22
C. Krankheitsursachen – Nature versus Nurture 23
D. Fazit 24
Wolfram Henn: Wer verursacht Krankheiten? Akteure in Krankheitsprozessen 27
A. Intrinsische und extrinsische Krankheitsursachen 27
B. Intraindividuelle Formen von Krankheitsbeiträgen 28
C. Eltern-Kind-Beziehung 32
D. Sonderfall Reproduktionsmedizin 35
E. Freizeitindustrie 36
F. Suchtkrankheiten: Der Staat als ambivalenter Akteur 37
G. Fazit 39
2. Was ist Eigenverantwortung? Normative Grundlagen 41
Julian Nida-Rümelin/Bettina Niederhauser: Was ist Eigenverantwortung (in der medizinischen Praxis)? Philosophische Aspekte 43
A. Intentionale Handlungen und das Wirken der Gründe 43
B. Autonomie und Verantwortung 46
C. (Eigen-)Verantwortungskriterien 48
D. Autorschaft, Risiko und Eigenverantwortung 52
E. Eigenverantwortung in medizinischer Praxis 54
Norbert W. Paul: Eigenverantwortung in der Medizin: Historische Wurzeln, aktuelle Herausforderungen 57
A. Ausgangspunkte 57
B. Annäherungen an das schwierige Konzept „Gesundheit“ 58
C. Ein Blick auf tiefe Wurzeln: Historische Entwicklung der Eigenverantwortung in der Medizin 61
D. Eigenverantwortung, sozialer Staat und Gerechtigkeit in der Gegenwart 63
E. Ein Zwischenruf zu Eigenverantwortung, begrenzten Ressourcen und demografischem Wandel 65
F. Fazit 67
Dirk Lanzerath: Verursachung und Verantwortung im Anthropozän 69
A. Belangbarkeit und Unbelangbarkeit im Kontext der Überforderung 69
B. Die Idee des Verursacherprinzips in der Umweltethik 71
C. Die individuelle und kollektive Verortung des Verursacherprinzips in der Medizinethik 73
D. Der Verursachung vorgreifen 74
E. Ausblick: Vorausschauende Verantwortung 76
3. Medizinethische Aspekte 79
Georg Marckmann: Möglichkeiten und Grenzen gesundheitlicher Eigenverantwortung 81
A. Verantwortung und Eigenverantwortung 82
B. Eigenverantwortung in der Gesundheitsversorgung 83
I. Das Problem der kausalen Verursachung 84
II. Das Problem der Entscheidungsautonomie 85
III. Das Problem der normativen Standards 86
C. Prospektive Eigenverantwortung beim Typ-2-Diabetes 87
D. Retrospektive Eigenverantwortung beim Typ-2-Diabetes 88
E. Fazit: Durch Fremdverantwortung zur Eigenverantwortung 91
Christoph Schickhardt/Eva C. Winkler: Von persönlicher Verantwortung im Gesundheitssystem zum Prinzip des abstrakten Risikos in Public Health 93
A. Einleitung 93
B. Der Begriff der Verantwortung 94
C. Überblick zu Verantwortung als Verteilungskriterium im Gesundheitssystem 97
D. Einwände gegen Verantwortung als Kriterium einer Verteilungsregelung 100
E. Von der Verursachung zum abstrakten Risiko 107
F. Das Prinzip des abstrakten Risikos im Lichte weiterer ethischer Gesichtspunkte 110
G. Conclusio 112
Sabine Salloch: Das Gesundheitssystem als Verursacher in der Klimakrise 115
A. Einleitung 115
B. Klimawandel und menschliche Gesundheit: ein bidirektionales Verhältnis 116
C. Global Public Health und das „polluter pays“-Prinzip 118
D. Klimabezogene Beratung und Entscheidungsfindung im Gesundheitswesen 120
E. Fazit 123
4. Sozialethische Fragestellungen 125
Franz-Josef Bormann: Zur Relevanz eines komplexen Kausalitätsverständnisses für medizinische Entscheidungen am Lebensende 127
A. Zur kausalen Differenz von ‚Töten‘ und ‚Sterbenlassen‘ 128
I. Problematische Varianten der kausalen Unterscheidung von ‚Töten‘ und ‚Sterbenlassen‘ 129
II. Ein alternativer Vorschlag zur Bestimmung der kausalen Differenz 132
B. Das Problem der Übertherapie am Lebensende 135
C. Suizidassistenz und Suizidprävention 138
Andreas Lob-Hüdepohl: Gibt es eine (moralische) Pflicht zur Gesunderhaltung? Anmerkungen aus ethischer Sicht 141
A. Vorfrage: Gesunderhaltung – nicht eine evidente Pflicht? 141
B. Moralische Pflichten und ihre ethische Begründung 143
C. Erhaltung der Gesundheit – eine Aufgabe planetarischen Ausmaßes 147
D. Gesunderhaltung als solidarische Pflicht aus persönlicher Freiheit 150
E. Ausblick: Gesundheitskompetenz – eine ermöglichte Freiheitspflicht 153
5. Rechtliche Problemlagen 155
Von Stefan Huster: Eigenverantwortung – Fremdkörper in einem solidarischen Gesundheitssystem? 157
A. Warum Eigenverantwortung? 157
B. Ist Eigenverantwortung unsolidarisch? 158
C. Warum Eigenverantwortung nicht wirklich weiterhilft 161
I. Vorbehalte gegen ein Austauschverhältnis 161
II. Kausalität? 162
III. Überwachung 162
IV. Einsparungen? 163
V. Autonomie? 163
VI. Konsistenz 165
VII. Verhältnismäßigkeit 166
D. Fazit 167
Frauke Brosius-Gersdorf: Eigenverantwortung und Solidarität in der gesetzlichen Krankenversicherung und Unfallversicherung – ein Systemvergleich 169
A. Verfassungsrechtliche Vorgaben für die Sozialversicherungssysteme 169
B. Eigenverantwortung und Solidarität: Versicherungsprinzip und Solidarprinzip sind prägende Strukturmerkmale der Sozialversicherung 170
C. Verwirklichung des Versicherungs- und Solidarprinzips in den Sozialversicherungssystemen 172
I. Gesetzliche Krankenversicherung 172
II. Gesetzliche Unfallversicherung 173
1. Versicherungsprinzip 173
2. Solidarprinzip 175
D. Taugt das Modell der Unfallversicherung als Vorbild für die Krankenversicherung? 177
6. Gesundheitssystematische und ökonomische Aspekte 181
Theresa Hüer/Anke Walendzik/Jürgen Wasem: Verursacherprinzip in der Finanzierung der medizinischen Rehabilitation 183
A. Einleitung 183
B. Finanzierung der medizinischen Rehabilitation – Status quo und Anreize 184
C. Reformdiskussionen 187
I. Änderung der Finanzierungsverantwortung 188
II. Transferzahlungen 189
III. Integration von Sozialversicherungszweigen 190
D. Exkurs zur verursachergerechten Finanzierung einer neuen Versorgungsform an der Schnittstelle GKV und SPV 191
E. Diskussion und Schlussfolgerungen 194
Lothar H. Wieler/Esther-Maria Antão: Balance zwischen Public-Health-Maßnahmen und individueller Freiheit: Herausforderungen bei der Bewältigung der COVID-19-Pandemie 197
A. Einführung 197
B. Die Ausgangssituation Anfang 2020 197
C. Rechtliche Rahmenbedingungen und Rollen im Zusammenhang mit Gesundheitskrisen in Deutschland im Kontext von COVID-19 198
D. Das ethische Dilemma 200
I. Nicht-pharmakologische Präventionsmaßnahmen während der COVID-19-Pandemie: Empfehlungen oder gesetzliche bindende Regelungen? 201
II. Impfung als präventive pharmakologische Maßnahme: individuelle Entscheidung, moralische Verantwortung oder rechtliche Verpflichtung? 205
III. Auf der Suche nach dem Gleichgewicht in der Krise: Das Zusammenspiel von individueller Freiheit, Rechten, Verantwortung und Solidarität 210
E. Fazit 214
Sandra Tappendorf/Amelie Wuppermann: Zucker- und andere Sündensteuern: Empirische Evidenz, Sinnhaftigkeit und Einsparpotential 217
A. Einleitung 217
B. Ökonomische Begründung der Sündensteuern 218
C. Praktische Umsetzung der Sündensteuern und empirische Evidenz 220
I. Zuckersteuer 220
II. Alkoholsteuern 224
III. Tabaksteuern 225
D. Einsparpotential 228
E. Schlussüberlegungen 230
Verzeichnis der Autorinnen und Autoren 233

Chapters

Book Chapter

Vorwort

In: Selber schuld? (2025), pp. 5–6

Book Chapter

Inhaltsverzeichnis

In: Selber schuld? (2025), pp. 7–8

Book Chapter

Verzeichnis der Autorinnen und Autoren

In: Selber schuld? (2025), pp. 233–234